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die nämlich, daß die Nachfolge Christi eine im Mittelalter in den verschiedenen Klöstern verbreitete Sammlung frommer Aussprüche und Betrachtungen gewesen, der, wie's zu geschehen pflege, bald hier bald dort ein Spruch oder eine Betrachtung angefügt worden; nachdem die Sammlung zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen Klöstern vielfach redigirt worden, habe endlich die Redaktion des frommen Thomas von Kempis nach Erfindung der Buchdruckerkunst allgemeine Anerkennung gefunden. Da diese Hypothese bis jetzt noch in der Luft steht und in keiner Weise fundamentirt ist, so könnte sie eine Berücksichtigung hier nicht erwarten. Wir werden aber später ebenfalls auf sie zu sprechen kommen.

Signalisirt und theilweise unter der Presse sind folgende Werke: eine Arbeit von Luigi Santini und eine aus dem Stifte St. Florian bei Linz für Thomas; eine Monographie über Gersen aus dem Schottenkloster in Wien.

Literatur der Geschichte des Streites: Dupin, nouvelle Bibliothèque des auteurs ecclesiastiques Bd. XII. p. 157-161; Malou, récherches sur le véritable auteur, p. 1-61; Kirchenlex. v. Weßer und Welte Bd. X. p. 932 ff. (v. Reusch); Aug. Backer, Essai bibliographique sur le livre de l'Imit. Lièges 1864; Charles Brunet in fm. dictionnaire bibliographique 1821; Gregory, histoire du livre de l'Imitation, 1842, deutsch von Weigl.

Wir gehen nunmehr über zur Sichtung und Prüfung der in der ganzen bisherigen Untersuchung gewonnenen und vorgebrachten Beweismomente; wir werden mit möglichster Objectivität das, was von jeder Partei zu Gunsten

ihrer Sache geltend gemacht wurde, auf seine Beweisstärke und Richtigkeit prüfen, indem wir freilich nicht alle Einzeln= heiten aufführen, sondern es auf die Punkte hauptsächlich absehen, in denen die Angeln der Argumentation sich bewegen. Als Kardinalpunkt erscheint uns zunächst die Frage nach dem Alter der Imitatio, genauer die Frage, ob die Imitatio erweislich in einer Zeit geschrieben sei, in der Thomas noch nicht gelebt oder zu ihrer Abfaffung noch nicht fähig gewesen. Müßte diese Frage bejaht werden, so wäre die weitere Untersuchung insofern vereinfacht, weil ihrem Kreise die Autorschaft Kempens, als unmöglich, entfallen würde. Eines besonderen Beweises würde aber selbst in diesem Fall die Autorschaft Gersens immerhin noch bedürfen.

I. Das Alter der Imitatio.

Zum Beweise, daß die Im. älter sei, als daß Thomas ihr Verfasser sein könnte, führt man an Citationen derselben lange vor der Zeit Kempens, historische Zeugnisse, Manuscripte und Ueberseßungen derselben.

1) In den von einigen Editoren unter die Werke Bonaventura's aufgenommenen »Collationes ad fratres Tolosates< findet sich (in der 7.) eine Stelle aus der Nachfolge angeführt mit der Citationsbemerkung: ut patet in devoto libello de Im. Christi.« Konnte Bonaventura die Nachfolge citiren, so kann Thomas v. K. nicht ihr Verfasser sein. Nun ist aber nachweislich B. nicht der Verfasser obiger Collationen, die in den ältesten Mscr. und Ausgaben seiner Werke fehlen. Die erste Collation enthält überdies ein längeres Citat aus dem Buche vom gekreuzigten Leben, das Ubertin von Casal

nach eigener Angabe 1305 verfaßte. Der Annahme, daß Ubertin von Casal vielmehr jene Stelle aus Bonaventura entnommen, nicht umgekehrt, steht einmal die ausdrückliche Nennung Ubertin's in der Collation entgegen, sodann der Umstand, daß die Collation sich als eine Mosaik aus noch 4-5 andern Schriftstellern erweist. Ubertins Lebenszeit aber der Zeit Bonaventura's nahezurücken oder ihr voranzustellen, ist ein historischer Gewaltakt und eine Tergiversation. Vergeblich sucht Mella 1) mit dem Ansehen Bellarmins die obige Citation durch Bonaventura und die aus ihr sich ergebende Folgerung zu halten. Einmal ist falsch, daß Bellarmin zum erstenmal auf diese Citation aufmerksam gemacht habe; Mella schreibt hier Bellarmin zu, was Don Manriquez gebührt (siehe ob. S. 48). Falsch ist auch die Darstellung, als ob Bellarmin die fragliche Citation besonders gegen Thomas betont habe; das beweist schon die ausdrückliche Anerkennung, die er der Argumentation Sommals für Kempen angedeihen läßt. Es ist überhaupt unberechtigt, diesen Kardinal als vaticanischen Bibliothekar hier wie eine entscheidende Instanz anzurufen; eben den vatikanischen Handschriften der Werke Bonaventura's sind die collationes nicht einverleibt 2), und Bellarmin hat weder über diesen Punkt, noch über unsere Frage überhaupt tiefere Studien angestellt, will vielmehr die ganze Frage in suspenso gelassen wissen 3).

1) Civ. catt. 1875 vol. V. p. 148. 299. VI. p. 317.
2) Dupin 1. c. p. 174.

3) cfr. Bellarm. de script. eccl., Venet. 1728 p. 515 und 533 oder die frühere Ausgabe Lugduni 1613 p. 224. 235. Es ist fast unglaublich wie kritiklos man Bellarmin als ersten Kämpen für Gersen preist (Civ. catt. V. 299). Man lese nur einmal die Urtheile Bellarmins über unsere Frage und man wird ihn

Die angebliche Benüßung der Imitatio seitens des hl. Thomas von Aquin bei der Antiphon zum Magn. im Offic. de Ssmo Sacrto ist eine Behauptung ohne jeglichen Werth, da ebensoleicht und leichter angenommen werden kann, Thomas v. K. habe jenes Officium benügt. Das Breviloquium des Johs. In

nicht mehr so nennen. Es ist wahr, in der ersten Edition seines Werkes redet Bellarmin im Artikel Johannes Gerson von der Möglichkeit, daß die Nachfolge weder Gerson noch Kempen sondern einem Johs. Gersen angehöre, und commemorirt den Codex Aronensis. Er begründet aber keineswegs sein Urtheil näher, sondern mit der. Wendung: sed cujuscunque sit opusculum, est utilissimum etc. (Ed. Lugduni 1613 p. 224) betont er seinen indifferenten Standpunkt in der ganzen Frage. Nicht genug: Schon in der ersten Edition seines Werks findet sich ein Nachtrag zu obigem Artikel des Inhalts, daß er nach Niederschreibung vorstehender Zeilen Kenntniß von Sommals Vorrede zu den Werken von Thomas bekommen habe: et quoniam magni facio testimonium Sommalii qui et mei ordinis est et notae probitatis et doctrinae, nec tamen audeo superiorem conjecturam (scil. de Gersenio) prorsus rejicere, rem in medio ponam et lectori judicium relinquam« (1. c. p. 224). Schon nach dem Wortlaut dieser unumwundenen Erklärung muß es als Ungehörigkeit bezeichnet werden, den Kardinal als Verfechter der Sache Gersens auszugeben. Welche Stirne gehört aber dazu, dies zu behaupten angesichts der Stelle in der zu Lebzeiten Bellarmins erschienenen Edition Köln 1621. Artkl. Thom. v. R.: »scriptos et compositos esse ab eodem Thoma quatuor libros de Imit. contrariis conjecturis eversis demonstrat evidenter in Vindiciis Kompensibus P. H. Rosweydus cujus mihi et rationes plenissime satisfecerunt et sententiam penitus amplector. Die Achtung vor dem großen Kardinal hätte ihn vor solcher Vergewaltigung schüßen sollen! Delfau zeiht zwar die Kölner Editoren der Fälschung, aber ohne Beweise dafür beizubringen. Jedenfalls könnte die Fälschung auf die erste citirte Stelle sich nicht beziehen. Dupin weiß von einer Kölner Falsification nichts. Nouvelle bibl. Bd. XVII p. 18.

stitor im Kloster Buchsheim bei Memmingen † 1440, das einige Partien der Imit. enthält, beweist nicht gegen Thomas, da seine Abfaffungszeit unbekannt ist und jedenfalls nicht nothwendig weit vor das Jahr 1440 verlegt zu werden braucht. Noch weniger von Belang für die Altersbestimmung der Imit. sind die Briefe der Dominikanerin Osanna Andreassi in Mantua, die ungefähr aus dem Jahr 1500 stammen und Citate aus einer italienischen Uebersehung der Nachfolge enthalten.

2) In Betracht kommt ferner das Urtheil des Trithemius (1462-1516), das entschieden auf höheres Alter der Imit. hinzuweisen scheint. T. hatte in seinem catal. scriptor. eccl. 1495 zunächst Thomas v. K. als Verfaffer der Imit. genannt. In seinem 2 Jahre nachher edirten Katalog der berühmten Männer Deutschlands 1) redet er in ziemlich confuser Weise von zwei Thomas von Kempen, einem ältern, der Schüler von Gerardus Magnus gewesen und ums Jahr 1410 geblüht habe und einem jüngern, der noch zu seiner Zeit gelebt. »Libellus autem de Im. Christi,« fährt er fort, »primi fertur auctoris, quem ante multos annos seniores nostri suos ferunt legisse seniores, quamvis sciam nonnullos in hac re sentire contrarium.< Bei Beurtheilung der Tragweite dieses Zeugnisses ist zunächst zu beachten die irrthümliche Verwechslung des Bruders von Thomas, Johannes von Kempis mit einem ältern Th. v. K., sodann der rein private Charakter, den Trithemius selbst seiner Ansicht zuschreibt. Daß sodann Trith. mit seiner Bemerkung die Ahnen seiner Ahnen haben dieses Buch schon

1) nicht: des Benedictinerordens, wie Dupin und Malou fälschlich angeben.

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