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eines Abtes Johannes Gersen über allen Zweifel zu erheben, für ein Autorrecht desselben auf die Nachfolge Christi könnte ihr Zeugniß allein nicht Ausschlag gebend sein. Da teinem jener Mscr. ein Alter zukommt, das die Möglichkeit einer Abfassung der Nachf. durch Thomas unbedingt vernichtete, so stehen hier zunächst nur Mscr. gegen Mscr., - denen für Gersen stehen die für Thomas gegenüber, und die Zahl der leztern ist keineswegs so inferior, daß unbedingt die erstern Recht behielten. Somit kann es auch den Gersenisten nicht erspart bleiben, den speciell historischen Beweisgang für ihren Autor anzutreten.

2) Zeitgenössische historische Zeugnisse für die Existenz und Autorschaft Gersens bestehen nicht. Es ist eine schwerwiegende und bedenkliche Thatsache, daß dieses Abtes, der im 13. Jahrhundert gelebt haben und aus dessen Feder das weltberühmte Buch geflossen sein soll, erst die Historiker des 17. Jahrh. Erwähnung thun, daß er erst nach Ausbruch unsres Streites beginnt, eine historische Persönlichkeit zu werden.

a) Um den schlimmen Eindruck dieser Thatsache zu verwischen, sagt man allerdings, der erste, der Gersen in einem historischen Werk aufführe, der Bischof von Saluzzo, Agostino della Chiesa (ab Ecclesia) 1648, habe als Quelle seiner Nachricht einen Abtkatalog von Vercelli gehabt, und auf Grund dieses alten Documents gebe er beim Jahr 1230 die Notiz: Johannes Gerzen, qui eruditissimum tractatum de Imitatione Christi composuit 1). Sowie man aber den historischen Grund

1) Dupin l. c. p. 187; Delf au bei Wolfsgruber p. XCVIII sequ. Malou récherches p. 261 ff.

des Katalogs und der Note des Chiesa untersucht, stößt man auf die größten Schwierigkeiten und Widersprüche, zu deren Lösung uns wenigstens alles historische Material fehlt. Wohin ist dieser Katalog gekommen? bis wann ist seine Existenz zu verfolgen? hat jemand nach Chiesa Einsicht von ihm genommen? Auf diese Fragen antworten die einen der Gersenisten, der Katalog habe sich erhalten bis 1802 1); Delfau dagegen weiß, wie aus seinem ganzen Referat über denselben hervorgeht, nichts davon, daß er zu seiner Zeit noch existirt habe 2). Ferner soll von diesem oder einem andern Katalog derselben Abtreihe auch der Abt Frova von St. Andreas in Vercelli Zeugniß abgelegt und beurkundet haben, er habe mit eigenen Augen ihn und den Namen Gersen in ihm gesehen 3), und doch veröffentlicht Amort ein Zeugniß dieses selben Abtes Frova von 1762, des Inhalts, daß ein Abtkatalog von St. Stefan nicht existire und daß nach seinen eigenen Nachforschungen in den Archiven in der für Gersen angesezten Abbatialzeit ein ganz anderer Abt Namens Petrus das Kloster geleitet, daß endlich kein Abt Johannes genannt sei bis 1491 ). Sieht man vollends den Katalog Chiesa's nicht als ein erhaltenes, durch ihn erhobenes Aktenstück, sondern als Chiesa's eigne auf Grund vorhandener Urkunden zusammengestellte Arbeit an, was von anderer Seite geschieht 5), beachtet man, daß Gersen doch nicht wohl in der Form, die

1) Civiltà cattol. vol. VI. p. 314.

2) Bei Wolfsgruber p. XCIX.

3) Gregory, hist. t. II. p. 105; Civ. catt. 1. c.

4) A mort, Deductio critica p. 260 ff. Malou 1. c. p. 262. 5) Innsbrucker 3tscht. f. kath. Theol. 1877 p. 483.

Chiesa gibt, im ursprünglichen Document als Autor der Nachfolge charakterisirt sein konnte, nimmt man dazu, daß Chiesa 1614 in seiner Vercelleser Geschichte Gersen noch keine Aufnahme gewährt und in seinem späteren Werk, der Gelehrtengeschichte von Savoyen 1657 sie ihm verweigert hat '), so wird man die Vermutung nicht unterdrücken können, daß Chiesa im vorliegenden Fall, ohne Lügner oder Fälscher zu sein, einfach eine Lücke in seinen Dokumenten und in den Ergebnissen seiner Forschung ausfüllte mit gläubiger Aufnahme der Behauptungen, die Cajetan in jener Zeit durch ganz Italien streute.

b) Dieses erste Glied der Zeugenreihe für Gersen ist eigentlich bereits auch das Schlußglied. Es wird zwar noch angeführt, das Zeugniß des Historikers Joh. Bapt. Modena (geb. 1522), das in geschnörkelter Weise lautet: man finde in den alten Handschr. auch noch andere Namen von Aebten des Stefansklosters, unter ihnen auch einen andern Johannes, die nicht unter den übrigen geschrieben seien; er glaube wohl, daß, wenn besagter Johannes, Abt von Vercelli, Autor des Buchs der Nachfolge sei, er nur vom Kloster zu St. Stefanus habe Abt sein können 2). Man sieht auf den ersten Blick, daß, wenn man selbst Modena noch als eigentlichen Zeugen annehmen wollte, seine Aussage in ihrer Hypothetischen Haltung nicht als Beweis für Gersens Existenz oder Autorschaft dienen könnte. Bucelinus ferner, der in seinem Menologium Benedictinum 1656 auf den 27. Septbr. ein hochtönendes Elogium auf Gersen ange

1) Dupin 1. c. p. 187.

2) Delfau, bei Wolfsgruber p. C.

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sezt hat, kann wahrlich nicht mehr als unverdächtiger Zeuge gelten und noch weniger als Interpret einer reinen. und alten Ordenstradition, sondern ist bereits beeinflußt und berührt von dem Feuereifer, mit welchem seine Ordens- und Zeitgenossen Gersens Fahne schwangen.

Hiemit sind wir am Ende des Zeugenverhörs; die Gersenisten fühlen wohl, daß dieser historische Beweis ihre schwache Seite bildet; sie suchen sie zu decken mit den imposanten Namen eines Kardinals Bellarmin, Mabillon, eines Possevin, Majoli, Rossignoli u. s. w., welche für Gersen eingetreten seien. Da aber die genannten Männer sich in unsrer literarischen Fehde auch in Kampfesreihe gestellt haben und dazu keineswegs alle auf entschieden gersenistische Seite 1), so müssen eben auch sie wie alle im Streit Betheiligten, eine Untersuchung ihrer Waffen, eine Befehdung ihrer Ansichten sich gefallen lassen. Man pflegt ja doch in wissenschaftlichen Untersuchungen nicht mit Namen, sondern mit Gründen zu fechten und zu rechnen, und das Urteil, das ein noch so gelehrter Mann über eine wissenschaftliche Frage äußert, zu einer Zeit, wo diese Frage noch gar nicht allseitig in Angriff genommen, wo das Material zu ihrer Lösung noch gar nicht gesammelt und gesichtet ist, kann man doch nicht als eine Entscheidung dieser Fràge annehmen müssen.

Man wird zugeben, daß dieser historische Beweis für Gersen kaum für sich zu stehen, geschweige denn dem eines Haltes noch wohl bedürftigen Manuscriptenbeweis stüßend beizustehen vermag.

c) Empfindlichere Wunden hat der Glaubwürdig

1) Betreffs Bellarmins haben wir dies oben nachgewiesen. Theol. Quartalschrift. 1880. Heft. I.

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feit der gersenistischen Sache nichts geschlagen, als der merkwürdige Traditionsbeweis, welchen ihre Träger besonders in Italien erkünstelt haben. Cavaglià wird als Heimat Gersens genannt, den Ein Mscr. bezeugt als Verf. einen Johannes de Canabaco; Nachforschungen in Cavaglià haben Familien mit Namen Ghersen oder Gharsen entdecken lassen; Cajetan aber findet Gersens Familie in einer prachtvollen Villa bei Mailand; sie schreibt sich zu seiner Zeit Gessen oder de Gessate; eigenthümlicherweise streicht er sie aber selbst wieder in seiner zweiten Ausgabe der Nachfolge. In der Gegend von Vercelli, sagt man weiter, blühe eine reiche Tradition zu Gunsten Gersens, ja er genieße dort einen religiösen Kult. Es mag vielleicht thatsächlich eine solche Ueberlieferung für Gersen bestehen; wer sieht aber nicht ein, daß hier alles auf den Nachweis ankommt, daß diese Ueberlieferung über das 17. Jahrh. hinaufreicht ?

Olivier Légipont hatte irrthümlicherweise einen frater Johannes, decretorum doctor et abbas Vercellensis, auf dessen Namen er in einer Bibliothek stieß, mit dem Abt Johs. Gersen von Vercelli identificiren wollen, irrthüm licherweise, denn er las Vercellensis anstatt Vincellensis 1); so kam Gersen zu dem unverdienten Titel eines Doctors und Professors des Dekretalenrechts; Mella sezt ihm diesen Doctorhut wieder auf, den besonnenere Gersenisten auf die Entdeckung obigen Mißverständnisses hin ihm abgenommen haben, und umkleidet ihn wieder feierlich mit dem Professorenmantel 2); mit ganz derselben

1) Vincelles, Kloster in Burgund; Malon, récherches p. 11. 2) Civ. catt. VI. p. 677.

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