Volkslieder

der Deutschen.

Eine

vollständige Sammlung der vorzüglichen deutschen Volks-
lieder von der Mitte des fünfzehnten bis in die erste Hälfte
des neunzehnten Jahrhunderts.

Herausgegeben

und

mit den nöthigen Bemerkungen und Hinweisungen versehn, wo die
verschiedenen Lieder aufgefunden werden können,

durch

Friedrich Karl Freiherrn von Erlach.

Dritter Band.

Mannheim,

bei Heinrich Hoff.

1 8 3 5.

23. Aus Docens Miscellaneen.

1. Bes Soldans Töchterlein und Jesus von Nazareth. Fliegendes Blatt. Rotenburg 1685.

(Siehe, B. J. Docen Miscellaneen zur Geschichte der teutschen Literatur. 2 Bde. München 1807 u. 1809.)

(Vergl. damit ein ähnliches, doch um 17 Strophen kürzeres Lied, im 2. Bd. dieser Sammlung No. 1. S. 524. Auch holländisch, in 62 Strophen bei Wolff Proben alt-holländischer Volkslieder. Greiz 1832. No. 22. S. 82.)

Ein Soldan hátt ein Töchterlein,
Die war früh aufgestanden,
3u pflücken schöne Blümelein
In ihres Vaters Garten.

Sie stand und sah die Blümelein,
Sie gedacht in ihren Sinnen,
Wer muß der Blümlein Meister seyn,
Wie gern wollt ich ihn kennen.

Es muß ein edler Künstler seyn,
Ein Herr von großen Würden,
Der diese schöne Blümelein
Ließ sprießen aus der Erden.

Ich hab' ihn in dem Herzen lieb,
Möcht' ich ihn einmal schauen,

Ich wollt verlassen meins Vaters Reich
Und ihm mich ganz vertrauen.