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des Apostels gegeben wird, um so weniger können wir umhin, einen wirklich geschehenen Vorfall als zum Grunde liegend anzunehmen. Wahrscheinlich jedoch ist dieser Vorfall in eine spåtere Zeit zu sehen, als in die er, wenn die Anordnung unsers Evangelisten sich richtig verhielte, fallen würde; denn bei der Ungeneigtheit Jesu, den Samaritern ausdrücklich das Evangelium zu predigen *), ist schwerlich vorauszusehen, daß er eher, als bei seiner lehten Reise, ihr Land betreten hat. Die. zwei prägnantesten Aussprüche in den Reden Jesu zu der Samariterin, die Bezeichnung seiner Lehre als eines lebendigen, den Durst auf ewig stillenden Wassers **), und die Verkündigung einer Zeit, wo die Verehrung Gottes nicht mehr auf einen volksthümlichen Cultus beschränkt, sondern eine Verehrung im Geist und in der Wahrheit sein wird, tragen, wenn irgend, etwas, den Stempel der Uechtheit, wiewohl es sehr möglich ist, daß sie in anderm Zusammenhange, als hier, gesagt waren. Auch daß Jesus auf ungewöhnliche Art den Charakter und die Verhältnisse des Weibes durchschaut, und dadurch ihre Aufmerksamkeit erregt habe, kann seine Richtigkeit haben; wenn gleich freilich dies wenig Wahrscheinlichkeit hat, daß er gegen eine Solche so unumwunden mit einer Selbstoffenbarung sollte herausgetreten sein, mit der er selbst seinen nächsten Jüngern gegenüber zurückzuhalten pflegte.

An dieses Gespräch reiht der Evangelist noch einige Aussprüche an, die Jesus gegen die von der Stadt zurückkehrenden Jünger gethan haben soll. Da jedoch dieselben uns nur als willkührlich aneinandergereiht erscheinen, so ziehen wir vor, sie von einander und von jenem Gespräch abgesondert aufzuführen (Nr. 7-9).

7. Die Jünger bringen ihm zu essen und bitten ihn, es zu, thun. Er antwortet:,,Ich habe eine Speise, von der ihr nichts wißt." Die Jünger fragen unter sich, ob ihm jemand. mittlerweile zu essen gebracht. Da spricht er zu ihnen:,,Meine Speise ist, den Willen dessen, der mich sandte, zu thun, und

*) Matth. 10, 5.

**) Vergl. Cap. 7, V. 37 f. Es ist dieses Bild alttestamentlichen Vorgängen nachgebildet: Ps. 36, 10. Jef. 12, 3. Jerem. 2, 13. 17, 13.

sein Werk zu vollbringen.“*) — Ich würde es vorziehen, diese lehten Worte in einem andern Zusammenhang, als dem hier erzählten, gesagt zu denken, da sie, bei Gelegenheit der Ableh= nung einer wirklichen Speise gesagt, einen Beischmack von Prahlerischem zu enthalten scheinen. Freilich kann von diesem Scheine der johanneische Christus überhaupt nicht freigesprochen werden.

8.,,Sagt ihr nicht: vier Monate noch, dann ist die Ernte? Wohlan, ich sage euch: schlagt die Augen auf und seht die Felder an: sie sind weiß zur Ernte schon!"**) Diese Worte sind wahrscheinlich als Antwort auf eine Frage nach der Zeit des zu erwartenden Messiasreiches zu denken. Eine besondere Beziehung auf die Samariter, als Gegenstand einer Ernte für Christus und die Apostel in dem Sinne, wie allerdings auch bei den Synoptikern das Bild der Ernte vorkommt ***), scheint allerdings der Evangelist hineinlegen gewollt zu haben; aber schwerlich ist dies der Sinn, in welchem Christus selbst diese Worte gesprochen hat. An die Parabel übrigens von Saat und Ernte (vergl. Buch V, S. 84 ff.) gehalten, beweist dieser Ausspruch, daß, wenn auch dort die Erntezeit in die Ferne hinausgeschoben zu werden scheint, doch die Meinung Jesu nicht sein kann, als ob im diesseitigen Leben nur gefået, und nicht auch schon geerntet werde.

9.,,Der Schnitter erhält seinen Lohn und sammelt Frucht zu ewigem Leben, zur Freude sowohl des Såenden als des Erntenden. Hier nämlich gilt das wahre Wort: ein anderer ist es, der sået, ein anderer, der erntet. Ich, ich sandte euch, zu ernten, was nicht ihr gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten!"†)— Es scheint allerdings, als habe der Apostel auch in diese Worte, die er noch in unmittelbarem Zusammenhange mit jener samaritischen Begebenheit gesprochen werden läßt, eine Andeutung auf die Ernte hineinlegen wollen, die erst die Apostel, nicht Christus

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selbst, in jenem Lande sammeln sollten. Hat sie Jesus wirklich selbst, oder ihnen ähnliche, an die Jünger gerichtet: so mag der Sinn, in welchem er sie gesprochen hat, wohl ein allgemeinerer gewesen sein.

10. Jesus, nach Galilåa zurückgekehrt, kommt wieder nach Kana. Ein königlicher Diener zu 'Kapernaum, dessen Sohn krank lag, hört von seiner Rückkehr aus Judȧa; er kommt zu ihm und bittet ihn, mit ihm zu kommen und seinen Sohn zu heilen; er lag nämlich auf dem Tode. Jesus sprach zu ihm:,,Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so wollt ihr nicht glauben!" Der Diener bittet ihn, hinzugehen, bevor sein Kind sterbe; darauf Jesus:,,Geh, dein Sohn lebt!" Der Mann glaubte dem Worte, das Jesus ihm gesagt hatte, und' ging. Als er schon im Gehen war, kamen seine Sclaven ihm entgegen, und brachten ihm die Botschaft, daß sein Sohn lebe. Er fragte sie nach der Stunde, in welcher die Besserung be=' gonnen hatte; fie antworteten, gestern um die siebente Stunde habe ihn das Fieber verlassen. Da erkannte der Vater, daß es dieselbe Stunde war, in welcher ihm Jesus gesagt hatte: ,,Dein Sohn lebt"; er ward gläubig an ihn mit seinem ganzen Hause*).

Wir haben, unbeschadet unserer Ueberzeugung, welche auf die schon von einigen der Alten**) vorausgeseßte Identität diefer Erzählung mit der synoptischen vom Hauptmanne zu Kapernaum geht, ihr dennoch einen ausdrücklichen Platz in der Reihe der dem johanneischen Evangelium eigenthümlichen eingeräumt, theils weil sie in der Meinung der Meisten für eine selbststån=" dige gilt, theils weil die Gestalt, in welcher wir sie hier vor uns haben, jedenfalls für den erzählenden Theil des vierten Evangeliums charakteristisch ist. Der Evangelist führt sie***) als das,,zweite Wunder" an, welches Jesus in Galilåa verrichtet habe; eine merkwürdige Aeußerung, die zum Beweis

*) V. 46 ff.

**) Bei Iren. II, 22 indessen wohl nur durch einen Gedächtnißfehler in flüchtiger Erwähnung der Begebenheit, nicht durch ausdrückliche kritische Erwägung.

***) V. 54.

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dient, wie ihm die Anschauung von jener Continuität der natürlichen Wunderthätigkeit abging, welche in der synoptischen Darstellung ein so wesentliches Moment des Gesammtbildes vom Leben und von der Laufbahn des Herrn ausmacht *). Die Lücke, welche dadurch in seiner Auffassung entstanden war, sucht er durch die Erzählung einzelner Mirakel zu ergänzen, auf welche wir ihn allenthalben im Einzelnen jeden Erfolg, den Jesus fand, zurückzuführen auf das ängstlichste beflissen sehen.. 3n einem solchen Mirakel nun ist unter seiner Hand, eben so wie schon unter den Hånden der beiden Synoptiker, welche die Kenntniß von ihr aus dem achten Matthäus geschöpft hatten, die Parabel vom Hauptmanne zu Kapernaum geworden, die wir bei ihm freilich (er kannte sie unstreitig nur aus mündlicher Ueberlieferung) bis zur Unkenntlichkeit entstellt und verdunkelt erblicken. Troß dieser Entstellung indeß lassen sich sogar durch die ganz fremdartigen, willkürlich hineingetragenen Züge die ursprünglichen jener Parabel noch hindurch erkennen. Der ,,Hauptmann“ ist in einen,,königlichen Diener verwandelt, indem dem Evangelisten nur die unbestimmte Erinnerung einer der gewöhnlichen jüdischen Umgebung des Herrn fremden, durch außern Rang ausgezeichneten Persönlichkeit geblieben war. Daß in der ursprünglichen Erzählung die örtliche Ferne Jesu von dem durch ihn Geheilten ein Hauptmoment bildete, war ihm gleichfalls im Gedächtniß geblieben; er unterließ nicht, dieses Moment durch die namentliche Angabe einer andern Stadt, in welcher sich Jesus befand, als er von dem Fremden angegangen. ward, nachdrücklicher hervorzuheben. Endlich war das Ge= dächtniß auch jenes Umstandes nicht ganz entschwunden, daß Jesus mit seiner That eine Aeußerung des Unwillens gegen die wundersüchtigen und ungläubigen Juden verbunden hatte; diese Aeußerung ward hier zu dem in dem Zusammenhange der vorliegenden Erzählung so fremdartig und unmotivirt dastehenden Worte, für welches man bisher eine befriedigende Erklärung vergebens gesucht hat. In die Wendung, welche die Erzählung zuleht nimmt, mag vielleicht, ähnlich wie beim Lukas, eine verdunkelte Erinnerung an den Hergang des Vorfalls mit der

**) Vergl. Buch III, S. 340 f.

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Tochter des Jairus eingegangen, sein. Solchergestalt glauben wir alle Abweichungen von der reiner erhaltenen synoptischen Erzählung aus Misverständnissen und Gedächtnißfehlern erklären zu können, welche freilich so groß sind, daß die eigentliche Pointe der Anekdote gänzlich darüber verloren gegangen ist. Von einer die Begebenheit ausdrücklich zur größern Verherrlichung Christi umgestaltenden Thätigkeit der Sage können wir dagegen keine Spur in ihr entdecken.

11. Die Erzählung von der Heilung eines Kranken zu Jerusalem an einem Sabbath, welche wir bereits oben angeführt haben*) und hier nicht wiederholen wollen, wird mit den Worten Jesu geschlossen:,,Mein Vater wirket bis jeßt, und auch ich wirke."**) — Sollen wir diese Worte wirklich in einem åhnlichen Zusammenhange und bei einer entsprechenden Veranlassung gesagt glauben: so müssen wir doch annehmen, daß in ihrer ursprünglichen Gestalt die Opposition gegen falsche Begriffe von der Sabbathruhe Gottes deutlicher und prågnanter noch ausgedrückt war, als hier. Vielleicht aber gehört jene Zusammenstellung, so wie jedenfalls die Ausführung des im Vorhergehenden erzählten Vorfalls nur dem Herausgeber des Evangeliums an, und ist nicht als authentisch zu betrachten.

An diesen Ausspruch hat der Herausgeber des Evange= liums, angeblich als Verantwortungsrede Jesu gegen die Vorwürfe, welche die Juden aufs neue ihm darüber machten, daß er Gott seinen Vater nannte, eine Reihe verschiedenartiger Aussprüche geknüpft, die wir wiederum von einander gesondert aufführen (Nr. 12-15).

12.,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch der Sohn kann nichts von sich selber thun, wenn er es nicht den Vater thun fieht! Was nämlich dieser thut, das thut auch der Sohn, denn der Vater liebt den Sohn und zeigt ihm alles, was er thut. Größere Werke noch, als diese, wird er ihm zeigen, daß ihr euch darüber verwundern sollt. Wie nämlich der Vater die Todten erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn, welche er will, lebendig. So auch richtet der Vater Keinen,

*) Bb. I, S. 128 ff. **) Cap. 5, V. 17.

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