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Siebentes Buch.

Die Auferstehung und die Himmelfahrt.

II. Rd.

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In unserer historischen, durch sondernde und vergleichende Kritik der evangelischen Nachrichten gewonnenen Ansicht der Lebensgeschichte Jesu bleibt nach allem Bisherigen noch ein Problem zu lösen, welches, wenn es ungelöst bleiben sollte, jene Ansicht in einem ihrer wichtigsten Momente, wo nicht als nothwendig falsch und irrig, doch als ungerechtfertigt und lückenhaft erscheinen lassen würde. Wir glaubten als ein Hauptergebniß unserer Untersuchung dieses feststellen zu dürfen, daß Jesus das Schicksal, welches ihn am Schlusse seiner Laufbahn persönlich traf, durch eigenen selbstbewußten Willensentschluß auf sich nahm, in der klaren Einsicht und Ueberzeugung, daß er nur auf diesem Wege, und auf keinem andern, seiner Bestimmung genůgen und das Werk, welches ihm von seinem himmlischen Vater übertragen war, vollbringen könne *). Es mußte dieser Entschluß uns um so bedeutender und gewichtiger, es mußte die Einsicht, aus der er hervorging, um so reiner und tiefer begründet erscheinen, als wir zugleich erkannten, wie der eine sowohl als die andere dem gottbeseelten Manne ganz eigenthümlich angehörte und keineswegs von ihm dem Messiasglauben des israelitischen Volkes, an welchen er in andern Beziehungen sein Werk und Unternehmen anschloß, entlehnt, oder auch nur durch ihn angeregt war. Dennoch können wir nicht umhin, zu sagen, daß, so lange wir, wie wir es in unserer bisherigen Darstel

*) Vergl. insbesondere Bd. I, S. 421 ff. Außerdem S. 296 ff. S. 328. 459 ff. 529 ff. 544 ff.

lung gethan haben, unsere Betrachtung nur bis an den Augenblick des Todes fortführen, den Jesus am Kreuze erlitt, jener Entschluß für uns etwas Räthselhaftes behält, und ein Problem darin zurückbleibt, dessen Erklärung wir innerhalb dieses Umkreises vergeblich suchen. Mit gleicher Gewißheit, wie jener Lodesentschluß selbst, war uns auch dies entgegen getreten, daß dieser Entschluß in Jesus kein müssiger kann gewesen sein, nicht etwa eine Schwärmerei der Art, dergleichen manche spåtere Jünger ihrem Meister unterzulegen scheinen, welche in Leiden und Tod nur als solchen, und abgesehen von ihrem, welthistorisch durch sie bedingten Erfolge, ein geheimnißvolles Verdienst, eine mysteriöse Kraft der Versöhnung Gottes und der Beseligung der Menschen gesucht und gefunden håtte. Es kann derselbe vielmehr unmöglich anders, als aus der klaren, vollständig begründeten Einsicht hervorgegangen sein, wie nur auf diesem Wege und auf keinem andern das Werk, dessen Schdpfung die Aufgabe seines Lebens gewesen war, vollendet und besiegelt werden könne. Nur solche Einsicht entspricht der Geistesgröße und dem erhabenen Selbstbewußtsein, welches wir den Göttlichen allenthalben in seinem Leben bethåtigen sehen; nur sie, aber keineswegs die Vorstellung eines Opfer- und Versöhnungstodes, finden wir auch in seinen eigenen weissagenden Reden über die Nothwendigkeit seines Todes ausgesprochen. Über dieses selbst, wie Jesus diese Einsicht, diese Ueberzeugung, die sich nachher freilich durch den Erfolg bewährt hat, fassen konnte, scheint um so schwieriger zu erklären, je schärfer wir die äußere Lage seiner Sache, so wie sie im Augenblicke seines Todes wirklich war, ins Auge fassen. Er hatte, auch dies ergab sich uns als das Resultat einer aufmerksamen Erwägung der Art und Weise seiner Lehrthätigkeit *), er hatte während seines Lebens nicht in der Weise anderer Religionsstifter und Weisheitslehrer einen ausgebreiteten Schülerkreis sich herangebildet, von dem er erwarten konnte, daß er durch sich selbst, durch die Macht des in ihm zerstreuten, aber stets wieder sich zur Einheit zusammenfindenden Geistes sich selbst und das in ihm bereits verwirklichte Werk erhalten und fortpflanzen werde,

*) Bd. I, S. 386 ff.

sondern er hatte die Fülle seines Wortes, jene Fülle, aus welcher heraus sich erst im Laufe der Jahrhunderte der weltumfassende Zweck seines Daseins verwirklichen sollte, allein jenem engen Kreise seiner eigentlichen Jünger anvertraut, durch den erst nach seinem Tode eine christliche Gemeinde, eine Kirche gestiftet werden sollte. Eben diese Jünger aber, wie wenig finden wir sie noch in dem verhängnißvollen Augenblicke zu jener intellectuellen und sittlichen Selbstständigkeit herangereift, welche menschlicher Weise allein das Gedeihen des hohen, ihnen übertragenen Werkes verbürgen konnte! Nicht umsonst hatte in der Nacht selbst, in welcher er von einem aus ihrer Mitte verrathen ward, der Meister die Weissagung ausgesprochen, daß sie in kurzem alle an ihm würden irre werden. Was er gesagt, traf nur zu bald und nur zu vollständig ein; er ward noch in jener Nacht von allen verlassen, und von dem, der bisher für den ersten, für den kühnsten und eifrigsten dieser Jünger gegolten hatte, dreimal verläugnet *). Gewiß, wenn troß aller dieser, geschicht

*) Wir haben schon oben (Bd. I, S. 430) auf die Bedeutung aufmerksam gemacht, welche man in diesem Bezug der Anekdote von der Verläugnung des Petrus zuzugestehen nicht umhin kann, die nicht umsonst von sämmtlichen Evangelisten mit so gewichtigem Nachdruck erzählt wird. Eben so haben wir (S. 448 f.) darauf hingewiesen, wie wir alle Ursache haben, bei der Gefangennehmung Jesu die einfache Darstellung des Marcus für die einzig richtige zu halten, nach welcher an der Flucht der Jünger ein ausdrücklicher Wille des Meisters keinen Theil hatte, außer etwa, insofern er den Widerftand für unnüß erkannte. Das Gegentheil, wie es, jeder auf seine Weise, aber unter sich keineswegs übereinstimmend, die drei andern Evangelisten berichten, hat, man fage, was man wolle, etwas Unnatürliches. Warum hätte Jesus dann, statt den Verrath des Judas abzuwarten, fich nicht lieber gleich dem Synedrium selbst ausgeliefert? Wahrlich, hätte Jesus so gehandelt, so könnten wir den von Celsus ihm gemachten Vorwurf, die Jünger gefliffentlich zu feigen Verräthern gemacht zu haben (Orig. c. Cels. II, 20), nicht ganz ungerecht finden! Endlich ist von uns auch (S. 463 f.), was das Benehmen der Jünger während der Kreuzigung betrifft, zu bemerken nicht unterlassen worden, wie nach der unstreitig richtigen Erzählung der zwei erften Evangelisten keiner derselben als dabei gegenwärtig vorauszuseßen ist, und, was der vierte Evangelist von der Nähe des JoHannes am Kreuze zu erzählen weiß, eben so erdichtet ist, wie (was

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