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VATER, SOHN UND FÜRSPRECHER

IN DER

BABYLONISCHEN GOTTESVORSTELLUNG.

EIN PROBLEM

FÜR DIE

VERGLEICHENDE RELIGIONSWISSENSCHAFT.

VON

DR. HEINRICH ZIMMERN,

A. O. PROFESSOR DER ASSYRIOLOGIE IN LEIPZIG.

CALIFORNIA

LEIPZIG

J. C. HINRICHS'SCHE BUCHHANDLUNG

1896

Вретск

BL1620 25

UNIV. OF

Wie in andern polytheistischen Religionen, so werden auch in der babylonischen die einzelnen Götter vielfach in verwandtschaftliche Beziehung zu einander gesetzt, so dass wir Verhältnissen, wie denen von Mann und Weib, Eltern und Kindern, Vater und Sohn in der babylonischen Götterwelt auf Schritt und Tritt begegnen. Ganz besonders stark findet sich bei zwei Gestalten des babylonischen Pantheons, Ea und Marduk,1) wo immer von diesen beiden Göttern die Rede ist, die enge Beziehung betont, in der dieselben als Vater und Sohn zu einander stehen. Einen charakteristischen Ausdruck findet dieses Vater- und Sohnes -Verhältnis in dem Zwiegespräche, das Ea und Marduk zum Zwecke der Heilung eines Kranken oder Besessenen miteinander führen und das sich in verschiedenen Beschwörungstexten ganz gleichlautend wiederfindet, 2) demnach bereits zu einer stehenden liturgischen Formel geworden war. Dasselbe lautet:

Marduk erblickte ihn,3)

zu seinem Vater Ea trat er ins Haus) und sprach:

1) Ea ist, nach dem späteren auf Ausgleichung der Lokalkulte beruhenden offiziellen Systeme, der dritte Gott der obersten Göttertrias, der Gott des Meeres und alles dessen, ,, das im Wasser unter der Erde ist," neben Anu, dem Gott des Himmels, und Bel, dem Gott der Erde. Er ist der Gott der Weisheit, der in allen Fällen zu raten und zu helfen vermag. Über Marduk (Merodach), sein Wesen und seinen Kultus, orientiert vortrefflich der ausführliche Artikel,,Marduk“ von ALFRED JEREMIAS in ROSCHERS Lexikon der griech, u. röm. Mythologie II Sp. 2340-2372.

2) Z. B. Šurpu V/VI 17 ff. S. meine Beiträge zur Kenntnis der babylonischen Religion. 1. Lief.: Die Beschwörungstafeln Šurpu. Leipzig 1896, S. 27.

3) Nämlich den Kranken, dessen Leidenszustand vorher geschildert ist.
4) d. i. die Wohnung Eas in der Meerestiefe.

M50881,

„Mein Vater! Das und das ist geschehen.1)
Nicht weiss ich, wodurch jener Mensch genesen kann.“
Ea antwortete seinem Sohne Marduk:

,,Mein Sohn! Was wüsstest du nicht,

was könnte ich dir noch mehr sagen;

Marduk! Was wüsstest du nicht, was könnte ich dir noch weiter sagen?

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Geh aber hin, mein Sohn Marduk!"

Es folgen hier nun jedesmal specielle Anweisungen Eas an Marduk darüber, wie er die Heilung des Kranken bewerkstelligen soll. Diese in den babylonischen Beschwörungstexten öfter wiederkehrende Schilderung des Wechselverkehrs zwischen Ea und seinem Sohne Marduk belehrt uns einmal des Näheren darüber, welchen Punkt man bei dem Vater- und Sohnesverhältnis dieser beiden Götter besonders ins Auge gefasst hat: die gleiche Allweisheit. Ea, der sonst mit Vorliebe als der allweise Gott gepriesen wird, spricht zu seinem Sohne Marduk: „Was ich weiss, weisst auch du!" Er erklärt somit seinen Sohn für ihm ebenbürtig an Weisheit. Sodann aber sehen wir, dass Ea, der Vater-Gott, der Helfer in aller Not, nicht unmittelbar in die Geschicke der Menschheit eingreift, sondern sich seines Sohnes Marduk als Vermittlers bedient, um seine Hülfe den Menschen angedeihen zu lassen. Dieser Anschauung liegt die Voraussetzung zu Grunde, dass Ea selbst, der Vater-Gott, zu hochstehend, zu unnahbar ist, um sich unmittelbar an ihn zu wenden; Marduk, sein erstgeborener Sohn, ist es, durch den man zu ihm, dem Vater, gelangt.

Das Mittel, durch welches Marduk seine heilende Thätigkeit im Auftrage Eas ausübt, ist das heilige Wasser, mit dem er den Kranken besprengt und ihn dadurch von Übel und Sünde befreit.

Doch auch der Sohn-Gott Marduk greift nicht in allen Fällen unmittelbar ein. Vielmehr erscheint häufig noch ein

1) Marduk schildert Ea den Zustand des Kranken.

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drittes göttliches Wesen, der Feuergott,') der im Auftrage Eas und Marduks durch sein heiliges Feuer die Heilthätigkeit an der leidenden Menschheit ausübt.

Besonders deutlich tritt uns das Zusammenwirken dieser drei göttlichen Wesen, Ea, Marduk und Feuergott, aus einem babylonischen Beschwörungstexte (IV R 15) entgegen, der für die Heilung eines von den „sieben bösen Geistern" 2) besessenen Menschen berechnet ist. Nachdem hier zunächst ausführlich das unheilvolle Treiben dieser bösen Sieben geschildert ist, tritt der Feuergott auf, um in seiner Eigenschaft als Richter alles Bösen dem Ursprungsorte der Sieben nachzuforschen. Dabei wird er, wie es scheint, von der ihm zur Seite tretenden „Weisheit“ folgendermassen belehrt:

,,O Gibil, die Sieben, wo wurden sie geboren, wo wurden sie gross?

Die Sieben wurden im Berg des Westens geboren,

die Sieben wurden im Berg des Ostens gross.

In der Höhlung der Erde hausen sie,

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aus der Wüstenei der Erde kommen sie hervor Die Sieben tummeln sich auf dem Berg des Westens, die Sieben treiben auf dem Berg des Ostens ihr

Spiel....

Nirgends sind sie bekannt, in Himmel und Erden unergründet.

1) Die gebräuchlichsten Namen desselben sind Gibil und Girru, auch Nusku, wiewohl letztere Gottheit anderwärts auch von dem eigentlichen Feuergotte differenziert erscheint. Eine treffliche Monographie über den babylonischen Feuergott, aus der ich manche Einzelheiten im Folgenden verwertet habe, bietet KNUT TALLQVIST in der Einleitung zu seiner Publikation Die assyrische Beschwörungsserie Maqlû, Leipzig 1895, S. 25-30. Bei den engen Beziehungen,

die Nebo zu Gibil-Nusku hat (vgl. TIELE, Bab.-ass. Gesch. 533, JENSEN, Kosmologie 137), hätte im Folgenden auch die Gestalt Nebos, des Sohnes Marduks, herangezogen werden können. Doch schien es mir geratener, davon zunächst abzusehen.

2) Eine Gemeinschaft von Dämonen, die in der babylonischen Mythologie eine grosse Rolle spielt und von da aus wohl auch in den jüdischen Volksglauben übergegangen ist (vgl. Matth. 12, 45; Marc. 16,9; Luc. 8, 2).

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