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volle Wirkung äuserten. Man erinnere sich nur an das, was Ion der Rhapsode dem Sokrates sagt: "Ich sche die Zuhörer bald weinen, bald auffahren; und gleichsam wie betäubt." Konnten noch in diesem Zeitalter die Rhapsoden, wo das wahre Göttliche ihrer Kunst schon verflogen war, seitdem sie nur für Geld sangen, solche Wirkungen hervorbringen, wie gros müssen diese nicht in ihren bessern Zeiten gewesen sein.

Seit den Homerischen Zeiten, und grosentheils durch ihn, mussten in dem Verhältnisse dieser Sängerklasse wohl unausbleiblich Veränderungen vorgehn; und die Spuren davon haben sich erhalten. Wenn sie ursprünglich nur ihre eignen Dichtungen sangen, so ward es jetzt Sitte fremde, die sie im Gedächtnisse aufbewahrten, zu singen. In dem griechischen Asien, auf Chios besonders, wo Homer gewohnt haben soll, bildete sich eine eigne Sängerschule, die unter dem Namen der Homeriden schon dem frühern Alterthum bekannt ist. Ob diese zuerst aus Verwandten des Dichters bestanden haben, ist eine sehr gleichgültige Frage; es ward nachher der Name für diejenigen Rhapsoden, welche die Homerischen, oder dem Homer beigelegten, Gedichte absangen. Sie unterscheiden sich also von den frühern Rhapsoden dadurch, dass sie nicht ihre eignen, sondern die Werke eines Andern sangen; und dies scheint die erste Veränderung, welche durch Homer, wenn gleich absichtlos, herbeigeführt ward, gewesen Aber auch in dem, immer mehr sich entwickelnden städtischen Leben, lag, scheint es, ein Hauptgrund zu einer Veränderung der Rhapsoden, welche für sie nicht sehr vortheilhaft sein konnte.

zu sein.

In

diesen Städten waren wohl Häuser der Reichen, waren wohl öffentliche Hallen, in denen sie singen konnten; aber nicht mehr die Wohnungen der Helden und der Könige. Wie wenig Glauben man auch den Erzählungen beilegen mag, die in dem, dem Herodot beigelegten Leben Homers und einigen andern Schriften vorkommen; so ist es doch auffallend, dass alle das Loos des Dichters bei seinen Lebzeiten keineswegs glänzend schildern. Aber seine Gesänge lebten nicht nur fort, und breiteten sich, wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert nach dem Dichter, durch Lykurg im Peloponnes aus; sondern auch andre Epische Sänger gingen nun aus jener Schule hervor, deren Werke sämmtlich der Strom der Zeiten verschlungen hat. Nur von wenigen hat uns ein glückliches Ungefähr ihren Inhalt, und nur im Allgemeinen, erhalten; woraus wir allein schon im Stande sind zu schliesen, dass sie auch im Alterthum mit Recht mehr den Literatoren bekannt blieben, als wahre Nationaldichter wurden. Aber die Werke von diesen, und so vielen andern, von denen wir blos die Namen kennen, geben doch einen Beweis, wie Epische Poesie sich allgemein unter der Nation verbreitete ! Seitdem durch Homer die Epische Sprache einmal ausgebildet war, blieb diese auch für immer dieser Gattung der Poesie eigen; und wenn man selbst die so viel spätern Dichter, einen Quintus, einen Nonnus lieset, würde man sich leicht, wären nicht andre Zeugnisse da, um Jahrhunderte zurück versetzt glauben. Diese Herschaft der Homerischen Sprache für diese Gattung der Poesie hat wichtige Folgen gehabt! Bei aller Fortbildung, bei

aller Veränderung der Sprache, ward dadurch verhindert, dass das Alte nicht veralten konnte; dass es sich neben den neuern Formen erhielt. Welch ein Gewinn für die Sprache und für die Nation! Mit der Sprache Homer's lebte aber auch in einem gewissen Grade unter den Epikern Homers Geist fort. Die Sprache macht freilich noch nicht den Dichter; aber wie viel hängt doch nicht an der Sprache ? Wenn wir auch in jenen spätesten Dichtern noch immer Nachklänge Homer's vernehmen, ist es nicht zugleich auch sein Geist der uns anspricht?

Allein um vieles wichtiger noch, als sein Einfluss auf die Sprache, war sein Einfluss auf den Geist seiner Nation. Mit nie erlöschenden Zügen hatte er die Heldenwelt dargestellt. Durch ihn blieb sie auch der Nachwelt gegenwärtig; und eben deshalb war hier den bildenden Künstlern wie den tragischen Dichtern die Welt für ihre Darstellungen gegeben. Hätten sie sie aus ihr hernehmen können, wären ihre Zeitgenossen in derselben Fremdlinge gewesen? Wir berühren diese Gegenstände nur, um noch etwas über den Punct zu sagen, der zunächst innerhalb unsers Gesichtskreises liegt; über den Einfluss, den Homer und die Epiker auf die politische Bildung ihres Volks gehabt haben.

Es ist, wenn man die ärmlichen Bruchstücke, welche über die Verbreitung und Erhaltung der Homerischen Gesänge uns aufbehalten sind, vergleicht, eine auffallende Erscheinung, dass es in Hellas selber gerade die Gesetzgeber und Herscher waren, welche sich um die eine und um die andere am verdientesten machten.

Lykurg war es, wie man uns berichtet, der die Homerischen Gesänge zuerst im Peloponnes durch Rhapsoden bekannt machte; Solon hielt den Gegenstand für so wichtig, dass er in seiner Gesetzgebung eine bestimmte Einrichtung darüber traf; der zur Folge wahrscheinlich die Rhapsodien nicht wie bisher einzeln ohne Ordnung, sondern nach ihrer natürlichen Folge, von mehreren sich ablösenden Rhapsoden vorgetragen werden sollten. So ward dadurch dem Unternehmen des Pisistratus vorgearbeitet; der die Homerischen Gesänge, wie das Alterthum berichtet, nicht blos ordnete, sondern sich auch das unsterbliche Verdienst um die Nachwelt erwarb, sie ihr durch Hülfe der Schrift zu erhalten.

Dass diese Sorgfalt jener Männer nicht etwa in einer blosen Liebhaberei ihren Grund hatte; dass sie vielmehr mit ihrer Politik in Verbindung stand, würde, wenn es sonst noch eines Beweises bedürfte, schon daraus hervorgehn, dass Solon in seinen Gesetzen darauf Rücksicht nahm. Wollten wir gleichwohl nach der engen Ansicht unsrer Zeiten die Sache beurtheilen, so könnte es befremdend scheinen, wie die Gründer oder die Befestiger der Mehr- und selbst der Volksherschaft die Verbreitung der Gesänge eines Barden befördern konnten, der, ihren Grundsätzen gerade entgegen, sein politisches Glaubensbekenntniss gänzlich unverhohlen ablegte:

Nichts erspriesliches ist Vielherschaft; Einer sei Herscher
Einer König!

und in dessen Werken, wie wir bereits oben bemerkten, der Republicanismus überhaupt keine Stütze findet. Aber ihre Blicke waren nicht so beschränkt! Nicht

das wollten sie durch den Dichter erreichen, dass gerade ihre Einrichtungen und Gesetze unmittelbar durch ihn bestätigt werden sollten. Aber sie wollten ihr Volk für das Edle und Grose begeistern. Poesie und Gesang, in unzertrennlicher Verbindung, waren dazu in ihren Augen die ersten Mittel. Durch sie ward vorzugsweise auf die geistige Bildung des Volkes gewirkt. So bald diese innerhalb ihres Gesichtskreises lag, (wie sie, wenn gleich nicht immer auf gleiche Weise, innerhalb des Gesichtskreises der griechischen Gesetzgeber zu liegen pflegte!) von welcher Wichtigkeit musste dann in ihren Augen der Barde sein, dessen Gesänge vor allen von der Klasse der Rhapsoden gesungen, durch welche die meisten Nationalfeste und Zusammenkünfte verherlicht wurden? Dem Blicke eines Solon, (er selber einer der ersten moralischen Dichter!) konnte es wohl nicht entgehn, welche Summe von Lebensweisheit und Erfahrung in jenen Gesängen lag, mit denen die Jugend beginnt und zu denen das Alter zurückkehrt. Auch die Besorgniss stieg ihnen nicht auf, dass die Göttergeschichten die Moralität verderben möchten; die nachmals Platon bewog, die Dichter aus seiner Republik zu verbannen ; ihn, der doch ohne Homer nicht Platon geworden wäre! Denn, wie wir schon einmal bemerkten, nicht als Ideale zur Nachahmung wurden die Götter aufgestellt. Aber indem sich ihr Volk mit jenem unendlichen Schatze der Lebensweisheit bereicherte, sollte es zugleich, fortdauernd in jener Heldenwelt lebend, seinen Sinn für das Grose und Edle lebendig erhalten. Die Folgen, welche daraus hervorgingen, der Gewinn,

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