ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ihrer Freude zu erfreuen! Nein, ein so unnatürliches Missgeschöpf kann nicht zum Vorschein kom.men, wo Unschuld und Liebe sich vereinigen, den Geist der Wonne über alles was athmet aus zu giesen. Freuet euch, meine Kinder, eures Daseins, eurer Menschheit; genieset, so viel möglich, jeden Augenblick eures Lebens: aber vergesset nie, dass ohne Mäsigung auch die natürlichsten Begierden zu Quellen des Schmerzens, durch Übermas die reinste Wohllust zu einem Gifte wird, das den Keim eures künftigen Vergnügens zernaget. Masigung und freiwillige Enthaltung ist das sicherste Verwahrungsmittel gegen Überdruss und Erschlaffung. Mäsigung ist Weisheit, und nur dem Weisen ist es gegönnt, den Becher der reinen Wohllust, den die Natur jedem Sterblichen voll einschenkt, bis auf den letzten Tropfen aus zu schlürfen. Der Weise versagt sich zuweilen ein gegenwärtiges Vergnügen, nicht weil er ein Feind der Freude ist, oder aus einer albernen Furcht vor irgend einem gehässigen Dämon, der darüber zürnte, wenn sich die Menschen freuen; sondern, um durch seine Enthaltung sich auf die Zukunft zu einem desto vollkommnern Genusse des Vergnügens auf zu sparen.

Höret mich, ihr Kinder der Natur! Höret ihr unveränderliches Gesetz! Ohne Arbeit ist keine Gesundheit der Seele und des Leibes, ohne diese keine Glü kseeligkeit möglich. Die Natur will, dass ihr die Mittel zur Erhaltung und Versüsung eures Daseins als Früchte einer mäsigen Arbeit aus ihrem Schoose ziehen sollet. Nichts als eine nach dem Grade eurer Kräfte angenommene Arbeit wird euch die nothwendige Bedingung alles Vergnügens, die Gesundheit, erhalten.

Von dem Augenblick an,-und o! möchte dann, wann er kommt, die Sonne auf ewig für euch verlöschen!-von dem Augenblick an, da Unmäsigkeit oder erkünstelte Wohllüste die Saamen schleichender und schmerzvoller Krankheiten in euern Adern verbreitet haben werden, verlieren die Gesetze des Psammis ihre Kraft euch glücklich zu machen. Dann werfet sie in die Flammen, ihr Unglücksecligen! Denn die Göttinnen der Freude werden sich in Furien für euch verwandeln. Dann kehret in eine Welt zurück, wo ihr ungestraft euer Dasein verwünschen könnet, und wenigstens den armseeligen Trost geniest, überall Mitgenossen eures Elends zu sehen.

HERDER.

JOHANN GOTTFRIED HERDER, geb. 1741 zu Morungen in Preussen; gest. 1803 Seine "Paramythien " erschienen 1785 in den "Zerstreuten Blättern," Sammlung I (Sämmtliche Werke Th. IV). Seine "Früchte aus den s. g. goldenen Zeiten des achtzehnten Jahrhunderts" gab er heraus 1801-3.

PARAMYTHIEN. DICHTUNGEN AUS DER GRIECHISCHEN FABEL.

AURORA.

AURORA beklagte sich unter den Göttern, dass sie, die von Menschen so viel gelobt, von ihnen so wenig geliebt und besucht werde; am wenigsten aber von denen, die sie am meisten besängen und priesen. "Gräme dich nicht über dein Schicksal," sprach die Göttin der Weisheit, "geht es mir anders?"

Und dann, fuhr sie fort, siehe die an, die dich versäumen, und mit welcher Nebenbuhlerin sie dich vertauschen. Blick auf sie, wenn du vorbeifahrst, wie sie in den Armen der Schlaftrunkenheit liegen und modern an Leib und Seele.

Ja hast du nicht Freunde, hast du nicht Anbeter genug ? Die ganze Schöpfung feiert dir; alle Blumen erwachen und kleiden sich mit deinem Purpurglanze in neue bräutliche Schönheit. Das Chor der Vögel bewillkommet dich; jedes sinnet auf neue Weisen, deine flüchtige Gegenwart zu vergnügen. Der fleisige Landmann, der arbeitsame Weise versäumen dich nie sie trinken aus dem Kelche, den du ihnen darbeutst, Gesundheit und Stärke, Ruhe und Leben;

doppelt vergnügt, dass sie dich ungestört geniesen, ununterbrochen von jener geschwätzigen Schaar schlafender Thoren. Hältst du es für kein Glück, unentweiht genossen und geliebt zu werden? Es ist das höchste Glück der Liebe bei Göttern und Menschen.

Aurora erröthete über ihre unbedachte Klage; und jede Schöne wünsche sich ihr Glück, die ihr gleich ist an Reinigkeit und Unschuld.

DIE ECHO.

GLAUBET es nicht, gutherzige Kinder, glaubt nicht der Fabel des Dichters, dass die bescheidene Echo je eine ansprechende Buhlerin des eitlen Narcissus oder eine schwatzhafte Verrätherin ihrer Göttin gewesen; denn nie zeigte sie sich ja einem Sterblichen, nie kam ein Laut zuerst aus ihrem Munde. Aber höret zu, dass ich euch die wahre Geschichte der Echo erzähle.

Harmonia, die Tochter der Liebe, war eine thätige Mitgehülfin Jupiters bei seiner Schöpfung. Mütterlich gab sie aus ihrem Herzen jedem werdenden Wesen einen Ton, einen Klang, der sein Inneres durchdringet, sein ganzes Dasein zusammenhält, und es mit allen vergeschwisterten Wesen vereinet. Endlich hatte sie sich erschöpft, die gute Mutter, und weil sie ihrer Geburt nach nur halb eine Unsterbliche war, sollte sie sich jetzt mit dem Leben von ihren Kindern scheiden. Wie ging ihr der Abschied so nahe! Bittend fiel sie vor dem Throne Jupiters nieder und sprach: "Gewaltiger Gott, lass meine Gestalt verschwinden unter den Gttern; aber mein Herz, meine Empfindung tilge nicht aus, und trenne mich nicht von denen, welchen ich aus meinem

Herzen das Dasein gegeben habe. Wenigstens unsichtbar will ich um sie sein, damit ich jeden Hall des Schmerzens und der Freude, mit dem ich sie glücklich oder unglücklich begabte, mit ihnen fühle, mit ihnen theile."

"Und was würde es dir helfen, sprach der Gott, wenn du ihr Elend unsichtbar mit ihnen fühltest, und ihnen nicht bei zu stehen, ihnen auf keine Art sichtbar zu werden vermöchtest? denn das letzte versaget dir doch der unwiderrufliche Spruch des Schicksals."

"So lass mich ihnen nur antworten dürfen; unsichtbar nur die Laute ihres Herzens wiederholen können, und mein Mutterherz ist getröstet."

Jupiter berührte sie sanft, und sie verschwand, sie ward zur gestaltlosen, allverbreiteten Echo. Wo eine Stimme ihres Kindes tönet, tönet das Herz der Mutter nach; sie spricht aus jedem Geschöpfe, jedem brüderlichen Wesen, den Laut des Schmerzens und der Freude mit dem Gleichlaute einer harmonischen Saite. Auch der harte Fels wird von ihr durchdrungen, auch der einsame Wald wird von ihr belebet; und o wie oft hast du mich, zärtliche Mutter, du scheue Bewohnerin der Einsamkeit und der stummen Haine, mehr in ihnen erquickt, als in dem öden Kreise tonloser Menschenherzen. Mit sanftem Mitleide giebst du mir meine Seufzer zurück; so verlassen und unverstanden ich sein mag, fühle ich doch aus jedem deiner gebrochenen Tone, dass eine alles durchdringende, alles verbindende. Mutter mich erkennt, mich höret.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »