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kömmt man zum Spieltisch, wollte er sagen; aber weil eben Friedrich mit Licht herein trat, so besann er sich, und verschluckte das Wort.

An wen schreibst du denn da? fing er nach einiger Zeit wieder an.

An Eberhard Born in S......

Den Sohn?

Der Vater beist August, nicht Eberhard.

Gut! meine Empfehlung an ihn-ich denke noch oft an die Reise im vorigen Sommer, wo ich ihn kennen lernte. Er ist doch ein vortrefflicher junger Mann!

O ja! murmelte der Sohn in sich hinein. Wer nur auch so wäre !

Ein ordentlicher, arbeitsamer, gesitteter Mann, wie geboren zum Kaufmann. Voll Muths, etwas zu unternehen, aber nie ohne Bedacht; in seinem Auseren so anständig, so einfach, von Sammt und Stickereien kein Freund, und, was ich an ihm ganz vorzüglich schätze-kein Spieler. Ich denke, er soll in seinem Leben noch sein erstes Solo verlieren.-Wenn er ja einmal spielt, so ist es nicht in der Karte, sondern mit seinen Kindern.-Ach und der Alte, sein Vater! der kann so ganz aus vollem Herzen gegen ihn Vater sein. Das ist ein glücklicher Mann !—Ich kenne Väter, fuhr er ein wenig leiser fort, die sich an ihm versündigen, die ihn beneiden könnten.

Schreib, oder-sagte der Sobn, indem er eine Feder nach der andern auf den Tisch stampfte und hinwarf. Der Alte sah das eine Weile mit an. Du bist ja ganz ärgerlich, wie es scheint?

Wer's nicht wäre! murmelte der Sohn wieder in sich.

Bin ich etwa Ursach? Hab' ich deinen Geschmack nicht getroffen?-Er stand auf und ging zum Tische des Sohns. Ich weis, du bist von Winken und Anspielungen eben kein Freund, und ich kann auch deutlicher reden.

O es braucht dessen nicht, sagte der Sohn, und schrieb fort.

Der Alte nahm ihm ruhig die Feder aus der Hand, spritzte sie aus und legte sie hin.-Sieh! fing er dann an: es wird mir von Tage zu Tage immer ärgerlicher, dass ich einen Menschen von so weitläufigem Kopfe und von so engem Herzen zum Sohn haben muss. Einen Menschen, der für seinen Putz, sein Vergnügen, der im l'Hombre und Whist ein Ducätchen nach dem andern, oft auch wohl dutzendweise, vertändelt; der nur noch gestern wieder bis in die sinkende Nacht gespielt hat, und der, wenn er eine grosmüthige Handlung thun sollte, vielleicht keines Thalers Herr wäre ;— einen Menschen, der ewig ledig bleibt, weil keine Partie ihm reich genug ist, und der doch immer übrig genug hat zu fahren, zu reiten, den Kavalier zu machen, Sammt und Stickereien zu tragen.-Ich muss wohl nicht Unrecht haben, fuhr er nach einigem Stillschweigen fort denn du kannst mir nicht antworten.

O, ich könnte, sagte der Sohn, indem er mit Hitze aufstand; aber

So sprich was verhinderte dich?

Bei Gott! ich bin es müde, so fort zu leben-
Dass ich das hoffen dürfte !

Ich bin nun, denk' ich, ein Mann, und kein Kind mehr. Warum wird mir noch immer begegnet wie einem Kinde?

Sohn! Sohn! es giebt alte Kinder. ·

Ich bin aufmerksam; ich versäume nichts, was zu thun ist; ich setze nie die Achtung und Ehrerbietung gegen Sie aus den Augen

Nur den Gehorsam ein wenig.

Ich verwalte das Ihrige mit Redlichkeit und Treue; und doch-doch kann ich keine Stunde in Ruhe leben; doch wird mir durch Vorwürfe ohne Ende jeder Augenblick meines Daseins verbittert; doch wird mir jede Zerstreuung, jedes elende Vergnügen gemissgönnt. Du sprichst sehr hart, aber sehr wahr jedes elende Vergnügen!

Elend-weil es mir nichts, oder eine Kleinigkeit kostet. Was hab' ich denn noch verloren, wenn ich verlor ?

Das Kostbarste was wir haben die Zeit.

Und soll ich denn gar keinen Genuss meiner Jugend haben? Soll ich immer so fortarbeiten, wie Sie; mich eben so tragen, eben so einschränken, wie Sie? eben

SO

Nun, was stockst du? sprich aus!

Eben so bei Thalern zusammen sparen, um bei hunderten weg zu werfen?

Weg zu werfen? sagte der Alte, dem nichts in der Welt so unerträglich schien, als dass Kinder über den freien Gebrauch eines selbsterworbenen Vermögens richten sollten.-Dacht' ichs doch, dass der junge Mensch noch würde mein Vormund werden! Weg zu werfen! Was verstehst du darunter ? Was heist bei dir wegwerfen? Sprich !-Er ging ihm nah, und hielt ihn etwas unsanft am Arme.-Seinen Beutel jedem ehr

lichen Manne offen halten, der Beistand braucht; etwa das?

Ehrlich, sagte der Sohn mit ziemlich gesunkener Stimme; wenn sie es alle wären !

O, ich bin noch wenig betrogen. Ich fasse meinen Mann erst ins Gesicht, ehe ich gebe. Und was nennst du denn wegwerfen? sprich!

Sie borgen Allen-ohne das Geringste davon zu haben.

Thor! ohne das Geringste davon zu haben?—Er zog die Hand von seinem Arme, und gab ihm einen Blick voll Verachtung. Ich habe das davon, zu sehen, dass es meinen Mitmenschen wohl geht. Rechnest du das für nichts ? Und wenn sie mich einst die lange Strase hinabtragen, und ich hier alles dahintenlasse, so hoff' ich, es soll da mancher mit Thränen in seinen Augen sprechen: Schade um den rechtschaffnen Mann ! Ich hab' ihm mit Weib und Kindern meinen ganzen Wohlstand zu danken. Ich war in Noth, und kam zu ihm; da half er mir auf, und ich konnte bei Ehren bleiben. Bei dir hingegen-Doch was stehe ich da und predige in den Wind? Dein Kopf hat einmal seine eigene Philosophie, und wollte Gott, dass es eine gescheutere wäre !-Nur immer wieder an deine Arbeit! Schreib ! Schreib ! 5

GÖTHE.

JOHANN WOLFGANG GÜTHE, geb. 1749 zu Frankfurt am Main, lebt noch. Er gab" Fragmente eines Journals in Italien" heraus 1789.

STUNDENMAS DER ITALIANER.

EINE von den Fremden meist aus einem falschen Gesichtspunkt betrachtete Einrichtung ist die Art der Italiäner die Uhr zu zählen. Sie verwirrt jeden Ankömmling, und weil der gröste Theil der Reisenden überall seine Art zu sein fortsetzen, in seiner Ordnung und in seinem Gleise bleiben will, so ist es natürlich, dass er sich bitter beschwert, wenn ihm auf einmal ein wichtiges Mas seiner Handlungen gänzlich verrückt wird..

Deutsche Regenten haben in ihren italiänischen Staaten schon die uns gewöhnliche Art die Stunden zu zählen eingeführt. Dieser sogenannte französische Zeiger, der zum Trost der Fremden schon lange auf Trinità di Monte zu sehn ist, wird nun bald auch in und auserhalb St. Peter den Reisenden ihre gewohnten Stunden zeigen. Unsere Art zu zählen wird also wohl nach und nach gemeiner werden, ob sich gleich das Volk schwerlich sobald damit befassen wird; und gewiss verlöre es auch eine eigenthümliche Landessitte, eine ererbte Vorstellungsart, und eine höchst schickliche Gewohnheit.

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