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sen.

Geduld, er packte den Venetianer mit starker Hand, und warf ihn unsanft zu Boden. Das ganze Haus kanı in Bewegung. Auf das Geräusch stürzte ich herein, unwillkürlich rief ich ihn bei seinem Namen. "Nehmen Sie Sich in Acht, Prinz, setzte ich mit Unbesonnenheit hinzu, wir sind in Venedig." Der Name des Prinzen gebot eine allgemeine Stille, woraus bald ein Gemurnel wurde, das mir gefährlich schien. Alle anwesenden Italiäner rotteten sich zu Haufen, und traten bei Seite. Einer um den andern verlies den Saal, bis wir uns beide mit dem Spanier und einigen Franzosen allein farden. "Sie sind verloren, gnädigster Herr, sagten diese, wenn Sie nicht sogleich die Stadt verlasDer Venetianer, den Sie übel behandelt haben, ist reich und von Ansehen-es kostet ihm nur funfzig Zechinen, Sie aus der Welt zu schaffen." Der Spanier bot sich an, zur Sicherheit des Prinzen Wache zu ⚫holen, und uns selbst nach Hause zu begleiten. Dasselbe wollten auch die Franzosen. Wir standen noch, und überlegten, was zu thun wäre, als die Thüre sich öffnete und einige Bedienten der Staatsinquisition hereintraten. Sie zeigten uns eine Ordre der Regierung, worin uns beiden befohlen ward, ihnen schleunig zu folgen. Unter einer starken Bedeckung führte man uns bis zum Kanal. Hier erwartete uns eine Gondel, in die wir uns setzen musten. Ehe wir austiegen, wurden uns die Augen verbunden. Man führte uns eine grose steinerne Treppe hinauf, und dann durch einen langen gewundenen Gang über Gewölbe, wie ich aus dem vielfachen Echo schloss, das unter unsern Füsen hallte. Endlich gelangten wir vor eine andere

Treppe, welche uns sechs und zwanzig Stufen in die Tiefe hinunter führte. Hier öffnete sich ein Saal, wo man uns die Binde wieder von den Augen nahm. Wir befanden uns in einem Kreise ehrwürdiger alter Männer, alle schwarz gekleidet, der ganze Saal mit schwarzen Tüchern behangen und sparsam erleuchtet, eine Todenstille in der ganzen Versammlung, welches einen schreckhaften Eindruck machte. Einer von diesen Greisen, vermuthlich der oberste Staatsinquisitor, näherte sich dem Prinzen, und fragte ihn mit einer feierlichen Miene während man ihm den Venetianer vorführte :

"Erkennen Sie diesen Menschen für den nehmlichen, der Sie auf dem Kaffehause beleidigt hat?" "Ja," antwortete der Prinz.

Darauf wandte jener sich zu dem Gefangenen: "Ist das dieselbe Person, die Sie heute Abend wollten ermorden lassen ?"

Der Gefangene antwortete mit Ja.

nen.

Sogleich öffnete sich der Kreis, und mit Entsetzen sahen wir den Kopf des Venetianers vom Rumpfe tren"Sind Sie mit dieser Genugthuung zufrieden?" fragte der Staatsinquisitor.-Der Prinz lag ohnmächtig in den Armen seiner Begleiter." Gehen Sie nun," fuhr jener mit einer schrecklichen Stimme fort, indem er sich gegen mich wandte, "und urtheilen Sie künftig weniger vorschnell von der Gerechtigkeit in Venedig.'

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Wer der verborgene Freund gewesen, der uns durch den schnellen Arm der Justiz von einem gewissen Tode errettet hatte, konnten wir nicht errathen. Starr von Schrecken erreichten wir unsere Wohnung.

Es war

nach Mitternacht. Der Kammerjunker von Z** erwartete uns mit Ungeduld an der Treppe.

"Wie gut war es, dass Sie geschickt haben!" sagte er zum Prinzen, indem er uns leuchtete." Eine Nachricht, die der Baron von F** gleich nachher vom Markusplatze nach Hause brachte, hatte uns wegen ihrer in die tödtlichste Angst gesetzt."

"Geschickt hätte ich? Wann? Ich weis nichts

davon."

"Diesen Abend nach acht Uhr.

Sie liesen uns

sagen, dass wir ganz auser Sorgen sein dürften, wenn

Sie heute später nach Hause kämen."

Hier sah der Prinz mich an.

"Haben Sie vielleicht ohne mein Wissen diese Sorgfalt gebraucht?" Ich wusste von gar nichts.

"Es muss doch wohl so sein, Ihro Durchlaucht," sagte der Kammerjunker-" denn hier ist ja Ihre Repetieruhr, die Sie zur Sicherheit mitschickten." Der Prinz griff nach der Uhrtasche. Die Uhr war wirklich fort, und er erkannte jene für die seinige. "Wer brachte sie ?" fragte er mit Bestürzung.

"Eine unbekannte Maske, in armenischer Kleidung,

die sich sogleich wieder entfernte."

--

Wir standen und saben uns an.- "Was halten Sie davon!" sagte endlich der Prinz nach einem langen Stillschweigen. Ich habe hier einen verborgenen Aufseher in Venedig."

Der schreckliche Auftritt dieser Nacht hatte dem Prinzen ein Fieber zugezogen, das ihn acht Tage nöthigte, das Zimmer zu hüten. In dieser Zeit wimmelte unser Hotel von Einheimischen und Fremden, die der entdeckte Stand des Prinzen herbei gelockt hatte. Man wetteiferte unter einander, ihm Dienste

an zu bieten, jeder suchte nach seiner Art sich geltend zu machen. Des ganzen Vorgangs in der Staatsinquisition wurde nicht mehr erwähnt. Weil der Hof zu ** die Abreise des Prinzen noch aufgeschoben wünschte, so erhielten einige Wechsler in Venedig Anweisung, ihm beträchtliche Summen aus zu zahlen. So ward er wider Willen in den Stand gesetzt, seinen Aufenthalt in Italien zu verlängern, und auf sein Bitten entschloss ich mich auch, meine Abreise noch zu verschieben.

So bald er so weit genesen war, um das Zimmer wieder verlassen zu können, beredete ihn der Arzt, eine Spazierfahrt auf der Brenta zu machen, um die Luft zu verändern. Das Wetter war helle, und die Parthie ward angenommen. Als wir eben im Begriff waren in die Gondel zu steigen, vermisste der Prinz den Schlüssel zu einer kleinen Schatulle, die sehr wichtige Papiere enthielt. Sogleich kehrten wir um, ihn zu suchen. Er besann sich aufs genaueste, die Schatulle noch den vorigen Tag verschlossen zu haben, und seit dieser Zeit war er nicht aus dem Zimmer

gekommen. Aber alles Suchen war umsonst, wir mussten davon abstehen, um die Zeit nicht zu verlieren. Der Prinz, dessen Seele über jeden Argwohn erhaben war, erklärte ihn für verloren, und bat uns, nicht weiter davon zu sprechen.

Die Fahrt war die angenehmste. Eine mahlerische Landschaft, die mit jeder Krümmung des Flusses sich an Reichthum und Schönheit zu übertreffen schien, der heiterste Himmel, der mitten im Hornung einen Maientag bildete, reizende Gärten und geschmackvolle Landhäuser ohne Zahl, welche beide Ufer der Brenta

Ein

schmücken, hinter uns das majestätische Venedig, mit hundert aus dem Wasser springenden Thürmen und Masten, alles dies gab uns das herlichste Schauspiel von der Welt. Wir überliesen uns ganz dem Zauber dieser schönen Natur, unsre Laune war die heiterste, der Prinz selbst verlor seinen Ernst, und wetteiferte mit uns in fröhlichen Scherzen. Eine lustige Musik schallte uns entgegen, als wir einige italiänische Meilen von der Stadt ans Land stiegen. Sie kam aus einem kleinen Dorfe, wo eben Jahrmarkt gehalten wurde; hier wimmelte es von Gesellschaft aller Art. Trupp junger Mädchen und Knaben, alle theatralisch gekleidet, bewillkommte uns mit einem pantomimischen Tanz. Die Erfindung war neu, Leichtigkeit und Grazie beseelten jede Bewegung. Eh der Tanz noch völlig zu Ende war, schien die Anführerin desselben, welche eine Königin vorstellte, plötzlich wie von einem unsichtbaren Arme gehalten. Leblos stand sie und Alles. Die Musik schwieg. Kein Odem war zu hören in der ganzen Versammlung, und sie stand da, den Blick auf die Erde geheftet, in einer tiefen Erstarrung. Auf einmal fuhr sie mit der Wuth der Begeisterung in die Höhe, blickte wild um sich her-" Ein König ist unter uns," rief sie, riss ihre Krone vom Haupt, und legte sie-zu den Füsen des Prinzen. Alles, was da war, richtete hier die Augen auf ihn, lange Zeit ungewiss, ob Bedeutung in diesem Gaukelspiel wäre, so sehr hatte der affektvolle Ernst dieser Spielerin getäuscht-Ein allgemeines Händeklatschen des Beifalls unterbrach endlich diese Stille. Meine Augen suchten den Prinzen. Ich bemerkte, dass er

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