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einen fruchtbaren Boden gepflanzt, er konnte seine Wurzeln weit umher ausbreiten und er fand freien Raum sich mit seinen Zweigen und Kronen zu entfalten, ganz auszuwachsen bis zum naturgemäßen Absterben. Die Verhältnisse, in denen die Erscheinung, welche den Namen Goethe trägt, zu Weimar gedieh, sind eben so einzig als sie selbst.

Goethes körperliche Erscheinung wird von allen Zeitgenossen und selbst in den verschiedenen Perioden seines Alters als eine höchst bedeutende, sehr einnehmende geschildert, zumal wenn der freie Erguß seines Geistes dazu kam*). In der Jugend zeichnete ihn eine außerordentliche Lebhaftigkeit, Frische, Freimütigkeit aus. In einem Briefe von Herders Braut an diesen haben wir Nachricht von dem ersten Eindruck, den Goethe, 1771, auf Merk gemacht: „Er war vor einigen Tagen in Frankfurt und hat Bekanntschaft mit einem ihrer Freunde, Goethe, gemacht, der ihm wegen seinem Enthusiasmus und Genie sehr gefallen.“ (Br. 38. Darmstadt 30. Dec. 1771). Auch Jacobi und Heinse, so wie später Gleim, sprechen. in größter Bewegtheit und in eben so großer Ueberraschung von Goethe, nicht minder war der Eindruck auf Wieland, der im Voraus nicht eben sehr vortheilhaft eingenommen sein konnte. Bei aller „Naturwildheit“, die ihm in jungen Jahren zugeeignet wird, müß sich doch in seinem Wesen viel Gemüt, viel Freundlichkeit, selbst Zartheit ausgesprochen haben. Etwas später wird manchmal über Zurückhaltung und Abstoßung geklagt, doch lag dies wol einerseits in den Verhältnissen, andererseits in falschen Ansprüchen. Im Alter werden Würde und Wohlwollen immer herrschender, eine gewisse Steifheit findet sich dann wol auch ein, doch konnte sie unter Um

Als Orest in seiner Iphigenie fand man Goethes Gestalt hinreißend schön; in Rom eignete man seinem Antlitz etwas „Appollinisches“ zu, ja man hat in reiseren Jahren wol etwas von Jupiter darin finden wollen.

ständen, namentlich ausgezeichneten Fremden gegenüber, jeden Augenblick abgelegt werden.

Wir haben von Goethe treffliche Bildnisse aus allen Zeiten seines Lebens. Künstler der verschiedensten Art haben gewetteifert, sein Bild der Nachwelt zu erhalten, malerisch und plastisch, unter den Gemälden sogar einige in ganzer Figur. Die Krone der Bildnisse ist das schöne jugendliche Brustbild von Mai, vom Jahr 1779, im Besiße des Freiherrn von Cotta, ein lebensgroßes Celbild, die Schönheit und Frische der jugendlichen Gestalt, die edle Form, der lebendige, geistreiche Ausdruck spricht aus diesem Gemälde, wie aus keinem andern. Der Kopf ist im Profil genommen, weißes Halstuch und Jabot, kornblauer Frack mit Sammetkragen. Unter den spätern Bildnissen erscheint das von Stieler, 1828, mit einem Brief in der Hand als das leben- und geistvollste, und eben darum auch ähnlichste. Zu nennen sind noch lebensgroße Abbilder von Kolb in Düsseldorf, im 73. Jahr, und ein anderes von demselben 1820, dann von Kügelchen, 1810, en face, von Angelica Kaufmann 1788, endlich in liegender Stellung, lebensgroß, von Tischbein in Nom gemalt. Kolossale Büsten haben wir von Steinhäuser, von August Fischer in Berlin, lettere mit besonderer Benuzung der vom Leben genommenen Maske und sehr vorzüglich, unter den lebensgroßen die schöne jugendliche Büste von Trippel, Rom 1787, ein wenig apollonisirt, dann von Friedrich Tieck 1801, und wiederholt 1806, darauf von Nauch zu Jena 1820 nach dem Leben modellirt, die Ausführung in Marmor im Besiß von Herrn v. Quandt in Dresden. Die Statuette von Nauch giebt ein getreues Bild von Goethes Erscheinung im Alter; lebendig und bequem in der ihm eigensten Haltung. Das werthvollste Abbild aber, das wir besigen, ist die im Alter von etwa 55 Jahren durch Gottfried Schadow vom Leben genommene plastische Form des Antliges, im Besit des Bildhauers Professor Kiß in Berlin. Sie giebt nicht nur die treuesten Züge, sondern auch den bewundernswürdigen Ausdruck des Lebens. Die überlebensgroßen Statuen von öffentlicher Aufstellung zu Frankfurt am Main, Weimar und hoffentlich zu Berlin, haben ihren

Rang als Kunstwerke, können aber nicht zählen unter den unmittel= bar nach dem Leben entworfenen Abbildern. Einen unvergleichlichen Verein von Goethebildern bot die im Mai 1861 zu Berlin im Saal des Königl. Schauspielhauses veranstaltete Goetheausstellung dar, ebenso reich an Autographen aus allen Zeiten des Dichters und mit mancherlei Ungedrucktem.

Um von Goethes Persönlichkeit doch auch in Worten ein Bild, und zwar ein recht prosaisches, zu geben, benußen wir einen Brief von Dr. Veit aus Gotha, geschrieben am 20. März 1793.*) Von Berlin kommend, durch ein Schreiben von Morig eingeführt, nahte der Schreibende mit seinem Dheim um die übliche Vormittagsstunde dem Goetheschen Hause. Der Bediente sagte, es sei ein Graf zugegen, der schwerlich vor Ein Uhr den Herrn verlassen würde, allein auf die Erwähnung ihres Empfehlungsschreibens wurden sie dennoch gemeldet und erhielten Eintritt. An der ersten Treppe erblickten sie die bekannten Figuren des Apollo und des Antinous, traten dann in ein Vorzimmer, das mit Gemälden, meistens Köpfen, decorirt war, darauf in ein kleineres, das, mit grünen Tapeten be= kleidet, sechs weiße Stühle mit seidenen weiß und grün gestreiften Polstern zeigte, außerdem zwei Mahagonitische und einen Spiegel. Man ließ sie nicht lange verziehen, der Erwartete schritt alsbald hörbar von der anderen Seite durch mehrere Gemächer. Das Erste, was den Fremden an ihm auffiel, war seine Figur. Goethe erschien dem Schreibenden von weit mehr als gewöhnlicher Größe und diese Größe proportionirt, stark breitschulterig. Die Stirn sei außerordentlich schön, die Augen mehr voll Geist als Feuer, unter den Augen schon Falten und ziemlich beträchtliche Säcke". Die Nase von sanfter Krümmung, der Mund sehr schön, klein und „außerordentlicher Biegungen fähig", das Gesicht voll, mit schon ein wenig hangenden Backen, die Gesichtsfarbe sehr braun, die Haare etwas heller; bei seinen 44 Jahren doch etwas gealtert, wie es heißt, be=

*) Abgedruckt im Schweizerischen Museum. Aarau 1816. S. 214.

sonders seit der italienischen Reise. Das Vorderhaar trug er kahl, abgeschnitten, an den Seiten ausgekämmt und völlig anliegend, dazu einen langen Zopf, weiß gepudert. Seine Wäsche war fein mit wenig vorstehender Krause, die Halsbinde schmal, glatt, der Hemdefragen darüber geschlagen. Er trug einen blauen Ueberrock mit gesponnenen Knöpfen, doppelten Krägen, den einen über den Schultern, der stehende nicht recht hoch, eine schmalgestreifte Weste von Manchester und Stiefel. Seine Miene war meistens ernsthaft; wenn er sich nicht an einen wandte, war sein Blick zur Erde gesenkt, mit den Händen auf dem Rücken sprach er dies auch seine Lieblingshaltung im Alter, festgehalten in der Statuette von Rauch. Seine Rede war natürlich, auf die Sache gerichtet, ihr Inhalt möglichst allgemein; das Benehmen fern von Stolz, die Entlassung äußerst höflich. Im Volk war er beliebt, als gutmütig bekannt; allein man bemerkte auch, daß der Zutritt zu ihm schwer sei und wußte damals niemanden zu nennen, mit dem er genau umginge.

IV.

Werke der ersten Periode.

Lyrisches.

Goethes Lebenslauf war so reich gemessen und die Eigenheiten. jeder Altersstufe prägen sich darin so bestimmt aus, und wiederum umfaßt seine Schöpfung so viele Gattungen der Poesie, beinahe alle ohne Ausnahme, daß wer das Ganze darzustellen hat, sogleich in Verlegenheit geräth über die Anordnung. Soll er der Zeitfolge den Vorzug geben oder der Gattung? Es giebt Dichter, deren Thätigkeit sich deutlich in Perioden sondert, in anderen wieder ist die Individualität so vorwaltend, daß die Einflüsse der Zeit da= gegen verschwinden und vor allem der organische Zusammenhang der stetigen Entwickelung festzuhalten ist: es würde schwer sein, Goethe bestimmt in die eine oder andere Klasse zu verweisen.

Daß die Umstände nicht ohne Eindruck auf Goethe blieben, wird man zugestehen, in der That haben seine verschiedenen Lebensperioden ihren besonderen Charakter. Das Leben am Hof zu Weiwar ist natürlich ein anderes und muß der Thätigkeit des Dichters eine andere Nichtung geben, als das Leben in Frankfurt und Straßburg. Allein von hier brachte derselbe Anschauungen und Einflüsse dorthin mit, überdies eine reiche Zahl von Entwürfen, so daß fürs erste die neuen Anziehungen noch wenig Spur zurücklassen; als ein fremdes Meteor wirkte Goethe zunächst mehr auf Weimar als dies auf ihn; seinen Einwirkungen aber entging er nicht. Später ist

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