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Derbheit verschwistert sich wunderbar mit griechischer Grazie: alles wird leicht und lebhaft, munter und anziehend. Das Werk ist eine schöne Blume in Goethes reichem poetischen Kranz, als solche namentlich auch von Schiller anerkannt, welcher am 25. Januar 1796, an W. von Humboldt schreibt: „Reineke Fuchs - das beste poetische Product, das seit so vielen vielen Jahren in Umlauf gekommen ist". Das Werk wird in unvergänglicher Frische bestehen; das Studium des Originals und die gelungenste treue Ueberseßung kann ihm niemals Eintrag thun.

Nun wurde Reineke Fuchs auch für den Dichter von Bedeutung als Uebungsstück und Uebergang, es ist von Wichtigkeit für Goethes Herameter und seinen epischen Stil. Entscheidend war, daß er das Metrum zuerst hier auwandte; Reineke Fuchs ist seine Herameterschule, so ging von dem Charakter des Werks auch viel über auf die Behandlung des Metrums. Was er aber hier lernte und zur Gewohnheit bekam, der Ton, den er unter dem Einfluß des Gegenstandes harmonisch durchbildete, blieb dann auch noch weiter namentlich für Hermann und Dorothea. Das Maaß entfernte sich vom heroischen Charakter, es wurde ein leicht plauderndes, das nur leider durch Verbindungslosigkeit und Abgerissenheit der Säße sich oft von epischer Behaglichkeit entfernt und etwas Unruhiges annimmt. Später sah Goethe selbst die Nothwendigkeit ein für andere Gegenstände das Maaß zu heben und ebener zu gestalten, allein Stücke, wie seine Achilleis, blieben vereinzelt; die einmal eingeschlagene Bahn konnte nicht mehr ganz verlassen werden. Wie sehr sind darum die im Unrecht, welche selbst für Ueberseßung des Homer allzuviel von der Leichtigkeit des Goethischen Herameters fordern.

XIX.

Die Geheimnisse.

Es ist hier noch eines episch-didactischen Gedichtes zu gedenken, das, obwohl es nur Fragment geblieben ist, doch in der Reihe der Goetheschen Bestrebungen seine Stelle einnimmt und für die Abrundung seines Wesens, so wie für den Verfolg seines Fortschreitens hier nicht fehlen darf. Ueber den Sinn des symbolischen und in seinem unvollständigen Zustande räthselhaften Gedichtes be= fragt, hat der Dichter im Jahre 1816 selbst uns einigen Aufschlußz geboten, im 45. Bande, S. 327. Schon das Gedicht selbst giebt, so weit es vorliegt, deutlich zu erkennen, daß es sich um Religionen und Culturepochen handele, und um deren Verhältniß zu einander, um ihren Werth. Unverkennbar steht es im Zusammenhang mit dem Grundgedanken in Lessings Nathan, noch mehr aber mit dessen Erziehung des Menschengeschlechts, so wie dem, was sich daraus entwickelt. Man bemerkt Anklänge an Herder, auch wohl Vorklänge gewisser der nächsten Zeit eigenen Philosopheme. Es soll auch hier der Ausschließlichkeit einer positiven Religion entgegengetreten und vielmehr gelehrt werden, daß alle Religionen und Culturen Theil hätten an derselben Geistesquelle und als Stufen zu betrachten seien. Goethe giebt an, das schnell hingeschriebene Bruchstück gehöre in die Mitte der achtziger Jahre, und in der That weist auch der Zuhalt auf diese Zeit hin, denn später tritt wieder mit dem veränderten Zeistgeist mehr Zugeständniß an

positive Religion hervor, was denn zugleich das Hinderniß mag gewesen sein, das Fragment wieder aufzunehmen.

Das Ganze steht auf dem Standpunkt eines hohen Humanismus, wie denn auch der obere Vermittler der verschiedenen Stralen hier unter dem Namen Humanus auftritt. Die verschiedenen Religionen sollten in einzelnen Vertretern, zwölf an der Zahl, erscheinen, vereinigt in einem „ideellen Montserrat“, so daß hier das zeitlich Geschiedene neben einander stände. Der Zuhörer sollte, unter Führung des Bruder „Marcus, in die einzelnen Zellen der Rittermönche“ eintreten, und hier in die Empfindungsweisen verschiedener Völler und Zeiten, je nach ihrer klimatischen Färbung, eingeführt werden, um eben den Eindruck zu empfangen, daß jede Religion Theil habe an dem Einen Licht, aber nicht das Ganze, fondern nur ein Stral, ein farbiger Stral desselben sei: eine Tendenz, welche Goethe in seiner späteren Erklärung nur noch schwach anzudeuten wagt.

Die Schwierigkeit des Gegenstandes und die nothwendige Discretion der Behandlung, selbst damals als die Auffassung auf allgemeinere Sympathieen zu rechnen hatte, leuchtet ein. Das Symbolische des Ganzen machte mit dem Fortschritt die poetische Belebung immer schwieriger, ja führte zu Schwerfälligkeit und Ermüdung. Die Verkleidung der Gedanken, oft nahebei mystisch und räthselhaft, verbindet sich nun aber auch mit einer gewissen Unklarheit der Darstellung und Unsicherheit des Ganges. Hieran ist großentheils die gewählte Form, die regelmäßig behandelten Ottaverime der Italiener Schuld.

Obwohl man die Wahl dieser Form einerseits sehr passend und glücklich nennen muß, denn sie hat Ernst und Feierlichkeit und trägt den Gedanken schwebend fort, so war sie damals doch zu neu, als daß der Dichter sie schon mit Meisterschaft hätte behandeln können. Es läßt sich nicht rühmen, daß er hier schon diese schwierige Form mit Sicherheit beherrscht, er wird vielmehr häufig vom Reim geleitet, in Wahl der Worte, in Wendungen und Schritten, und dies eben giebt den Eindruck des Schwankenden und

Nebelhaften, verschleiert den Gedanken noch mehr und in einer Weise, welche die Wirkung nicht durchaus steigert. Wenn aber die schönen Octaven, welche später in der Ausgabe von 1806 als Zueignung des ersten Bandes erschienen, dem Gedicht angehört haben, so erhielten sie hier eine sorgfältigere Ueberarbeitung.

So ist es denn, nach Inhalt und Form, nicht zufällig, daß das Stück Fragment geblieben: aber wenn es in seiner Vollendung schwerlich den Ruhm der Goetheschen Poesie erhöhen konnte, so zeigt es uns doch eine neue Seite seiner Bestrebung, ja seiner Natur, denn eben dies Symbolisiren und Allegorisiren werden wir später im zweiten Theil seines Faust wiederfinden. Es ist also nicht bloß ein Symptom des Alters und der weichenden Kraft, so wie es schon in seiner Jugend sich meldete. Auch wenn sichs handelt um Goethes Stellung zum Christenthum, dürfte der Blick auf dies Fragment zu lenken sein.

XX.

Tyrisches.

Wenn Goethes Lyrik in dieser Periode auch nicht im Vordergrunde steht, so ist hier doch Bedeutendes erwachsen. Das Erotische freilich tritt zurück und mancherlei Geselliges macht sich geltend. Nicht als ob es dem Dichter hier ganz an Herzensangelegenheiten gefehlt hätte, allein sie konnten ihrer Natur nach sich nicht unmittelbar lyrisch ausprägen, ihr Ertrag kam mehr mittelbar dem Roman und dem Drama zu gut. Der Dichter ist ernster, Rückfichten der Schicklichkeit und des amtlichen Anstandes legen eine Fessel auf; und doch werden wir gerade gegen das Ende der Periode das Erotische in sehr eigenthümlicher Gestalt finden; aber die Kühnheit wählt eine gewisse Verkleidung.

Es kann nicht die Absicht sein, die lange Reihe Goethescher Gedichte zu durchmustern, wir wenden uns nur dem Hervorragenden zu und vorzugsweise dem was neue Tonarten bringt. Da tritt uns gleich an der Schwelle des Weimarischen Aufenthaltes ein sehr anziehendes Gedicht entgegen: Hans Sachsens poetische Sendung, nach Riemer beendet am 27. April 1776, (gedruckt im Aprilheft des T. Merkur von 1776). Wie der Dichter sich durch die markigen Gestalten des leßten Ritterthums angezogen fühlte, so hatte für ihn auch die kernhafte, ehrenfeste, wenn auch immerhin etwas spießbürgerliche Poeterei des guten Hans Sachs ihren Reiz, was in der damaligen Zeit allerdings etwas sagen will. Goethe hatte nicht nur den Mut, sondern auch das Geschick, selbst

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