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Achtzehntes Buch.

Johann Gottfried Herder.

I.

Einleitende Betrachtung.

Wir treten nunmehr in einen Abschnitt der deutschen Literatur ein, welcher dem früheren sehr unnähnlich ist und zwar ihn weit überragt, ja der als die klassische Zeit der deutschen Literatur pflegt bezeichnet zu werden. Es ist nicht nur die größere Höhe der Leistung, sondern diese beginnt sich in einer ganz anderen Bahn zu bewegen: die deutsche Geistesentwickelung macht sich frei von fremden Einflüssen und vertraut sich selbst. Die Originalität und wahre Ursprünglichkeit, welche wir den Dichtern der abgelaufenen Periode entweder gar nicht, oder nur bedingt zueignen konnten, diese wird jezt der sichere Besiz der deutschen Bestrebungen, es entwickelt sich nunmehr eine Poesie eigener Art, welche keinen Vergleich zu scheuen hat, ja welche die Vortheile davon trägt, daß sie später auf dem Schauplag erscheint als die der romanischen Sprachen.

Hier bieten sich wiederum Betrachtungen an, denen wir schon am Eingang nicht ausweichen dürfen, weil sie zur Erklärung und zum Verständniß der nunmehr anhebenden Periode und zugleich zur gerechten Beurtheilung der nächstvergangenen dienen; der erhöhte Standpunkt aber, den wir nunmehr erreicht, gestattet und empfiehlt eine nur noch weitere Umschau.

Das Eigenthümliche der mit Opig beginnenden Poesie liegt in dem Zurückwerfen alles dessen, was aus dem Mittelalter stammt, das Wesen der neuen Entwickelung liegt in dem Wiederanknüpfen

der zerrissenen Fäden der Tradition. Jene Periode steht nämlich unter dem starken und unmittelbaren Einfluß der sogenannten Nestauration der Wissenschaften und demnächst der Reformation, Einflüsse, welche ihr unvermeidlich eine Einseitigkeit gaben, so daß, was auf der einen Seite erworben wurde, auf der andern um große Güter und Vortheile erkauft werden mußte.

Hier ist zurückzugehen auf die Schicksale in der inneren Gesammtentwickelung Deutschlands. Das Germanien, das uns Tacitus schildert, war keineswegs ohne Cultur, wenn die dünnere Bevölke= rung, in vereinzelten Ansiedelungen lebend, auch keinen Vergleich zuließ mit der Civilisation dichtgedrängter Völker, zumal in großstädtischer Gemeinschaft. Die heidnische Religion der Germanen war ehrwürdig, ihre Sitte streng, es fehlte ihnen nicht an eigenthümlicher Rechtspflege, an ausgebildeter Kriegsverfassung, ja an Staatsverfassung. Auch wird von Liedern gemeldet und unter ihnen von solchen, welche Geschichtliches aufbewahrten. Da kam das Römerthum und die christliche Religion. Dem ersteren widerstanden sie tapfer, zum Theil auch der letteren, dann aber nahmen sie dieselbe in sich auf, inniger und tiefer als die romanischen Völker. Die Franken und die anderen germanischen Stämme wurden bald die Hauptstüße des Christenthums, die innerliche Religion sagte ihrem innerlichen Wesen zu. Hiemit aber ging eine große Veränderung vor sich. Der Romanismus griff besonders tief in die Rechtsverhältnisse ein und erzeugte im Zusammenstoß mit germanischem Recht hier eine Begriffsverwirrung, die manches von den Gewaltthätigkeiten des Mittelalters erklärt. Dieser über das ganze Abendland herrschende Romanismus, zumal als Latein die Sprache der Kirche und der politischen Verhandlung wurde, glich die Völker gegen einander aus und wurde den Nationalitäten gefährlich. Noch mehr geschah dasselbe durch das Christenthum. Alle Menschen, besonders aber alle Christen, erschienen als Brüder und andererseits war der Gegensatz von Christ und Heide so groß, daß jeder andere Unterschied und zunächst der der Völkerschaft dagegen verschwand.

Das Christenthum suchte nun auch alle die poetischen Anschau

ungen, welche sich an das Heidenthum anlehnten, sorgfältig zu zerstören, was aber nicht bis auf die lezte Wurzel gelingen konnte. Jedenfalls enstand hier ein gewaltsamer Bruch und alles fehlte an einer organischen Entwickelung und Fortbildung des ursprünglich Germanischen; nur verstolen brach von den alten Fabelkreisen noch später manches durch das Christliche hindurch, wie sich dies in den Nibelungen und dem Heldenbuch zeigt.

Endlich füllte sich die Leere wieder mit Gestalten einer neuen christlichen Anschauung aus, und was vom Alten nicht auszutilgen. war, sezte sich einigermassen damit in friedliches Gleichgewicht, wobei denn die entthronten Götter je mehr und mehr zu untergeord: neten Rollen herabsanken. Aber es war wieder eine Fülle poetischer Anschauungen da, die reichen Dichtwerke des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts konnten sich entwickeln; eine wahre Blütenzeit der Poesie, unabhängig von der des Alterthums, sollte beginnen. Neben einer tiefen und echten Volkspoesie ging eine höfische, die an Ernst und Gehalt, an Feinheit, Zierlichkeit, Munterkeit und Schalkheit, so wie an einem unendlichen Reichthum des sinnvoll Unterhaltenden, dem Besten aller Zeiten sich gegenüberstellen darf. Der ritterlichen Poesie schloß sich aber dann mit dem Aufkommen des städtischen Bürgerthums eine bürgerliche an, ehrsam und fleißig, wenn auch nicht eben schwungvoll und poetisch.

Darauf nun trat ein neuer bedeutsamer Umschwung ein, nicht weniger tiefgreifend, als jener erste. Die Eroberung Constantinopels durch die Türken um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts führte griechische Gelehrte nach Italien; die im Abendlande verloren ge= gangene Kenntniß der griechischen Sprache und Literatur breitete sich wiederum aus; die Umstände waren überaus günstig, reformatorische Bestrebungen hatten in Italien die Geister bereits in Bewegung geseßt, gebildete Fürsten herrschten hier. Zugleich mit den Griechen begann auch ein erneutes Studium der lateinischen Autoren in ganz anderem Sinne. Man kehrte sich ab von der scholastischen Philosophie, Inhalt und Form derselben stießen jezt gleich sehr zurück, man wandte sich griechischer Philosophie zu, man

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