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Obendichter Klopstock und Ramler, Uz und Lange, ferner Creuz, Withof und andere, allein meist aphoristisch. Besonders bemerkenswerth ist, daß hier französischer Dichter kaum noch Erwähnung ge= schieht, daß dagegen der englischen Poesie, und zwar ebenso der älteren wie der neueren, mit der entschiedensten Vorliebe gedacht wird; Griechen und Engländer, das sind hier die allein gültigen Muster, gegen die alles Andere in den Hintergrund tritt. Von letteren werden zum öftern genannt und angeführt Milton und Shakspeare, dann Young in seinen Nachtgedanken.

Einen bedeutenden Fortschritt finden wir in den zwei Jahre später erschienenen „kritischen Wäldern", Riga 1769 mit der Büste des Sokrates als Vignette.*) In dem ersten Wäldchen hat Herder es hauptsächlich mit Lessings Laokoon zu thun, dem er, bei aller begeisterter Anerkennung, einige heilsame und in der That nothwendige Beschränkungen hinzufügt. Lessing hatte allerdings zu einseitig die Poesie bloß auf das Successive verwiesen, womit denn freilich alle Schilderung, namentlich die landschaftliche, aufhören müßte. Ebenso wenig werde das Wesen der Malerei mit Schilderung des Körperlichen erschöpft, auch ihr sei fortschreitende Handlung, Darstellung des Bewegten nicht durchaus versagt; gewiß sehr richtig

wiewohl doch die Ausnahme die Regel nicht umstößt. Man kam durch solche Erörterungen auf feinere Grenzen, und, was die Hauptsache, das Interesse an der theoretischen Frage wurde gesteigert. Die Abhandlung schließt mit der schönen und würdigen Aeußerung: „Uebrigens sei jedes Wort und jede Wendung verbannt, die wider Herrn L. geschrieben schiene. Ich habe über seine Materien gedacht, und wo ich, insonderheit nach Leitung der Alten, davon abgehen mußte, sprach ich offenherzig —."

*) Der Name Wälder beruht auf einer Stelle des Quintilian X, 3, woselbst gesammelte Materialien silva genannt werden. Auch bei Cicero Orat. III, 26, silva rerum sententiarumque comparanda est weshalb denn die deutsche

Uebersetzung nicht richtig war. Wir haben bei Herder „kritische“ Wälder, wie bei Opit poetische".

Das zweite Wäldchen sezt auf den Titel: Ueber einige Klogische Schriften", und nimmt hier einen ganz andern Ton als den hoch= achtungsvollen, der Lessing und Winkelmann gegenüber herrscht. Die Tendenz ist zunächst eine polemische gegen den aufgeblasenen und sich weit überhebenden Professor der Halleschen Universität; allein der Inhalt geht auch über die Polemik hinaus und enthält Positives von allgemeinstem Interesse und von großer Wichtigkeit in der damaligen Zeit. Es handelt sich darum, Homer zu heben, ihn gegen unverständigen Tadel zu vertheidigen, dagegen die dem Virgil beigemessenen Vorzüge herabzustimmen. Es ist bekannt, daß Joseph Scaliger die Aeneis weit über die Ilias seßte; das ist aber nicht etwa für ein einzeln stehendes Urtheil des Mannes zu halten, dieser sprach vielmehr nur aus, was seine Zeit dachte, denken mußte, und so pflanzte sich dies Urtheil weithin fort und wurde stillschweigend in den weitesten Kreisen getheilt. Tasso nicht anders als Voltaire sahen in Virgil ihr Muster, von Homer etwas nachzuahmen kam ihnen nicht in den Sinn, weil sie jenen für einen kunstvollen, diesen für einen kunstlosen Dichter hielten, der mitunter schlummere und wenn er wach sei, Unwürdiges, wohl gar Lächerliches seinen Helden andichte. In diesem Ton hatte sich nun auch Kloß vernehmen lassen, und wenn solche Angriffe auf Homer nicht eben neu waren, er führte sie nur im Einzelnen aus, so hatte er von seinen Zeitgenossen auch nicht eben zurechtweisungen darüber zu besorgen. Allein Herder nun gehörte einer neuen Zeit an, er bewies sich in der Art, wie er Kloß mit ungeheuerer Ueberlegenheit entgegentrat, diesmal Lessing vollkommen ebenbürtig. Hier zeigte sich sein unverdorbenes Naturgefühl in ganzer Stärke, er war der Mann, die Naivetät, die Unschuld, die natürliche Würde, die nichts von Convention und erlerntem Anstand weiß, jene einfache Erhabenheit zur Geltung zu bringen und seiner Zeit anschaulich zu machen. Eine wesentliche Ergänzung erhalten diese stets mit Nachdruck und Schwung geschriebenen Darlegungen durch den zweiten Aufsaß: „Ueber die Schamhaftigkeit des Virgil", wo der Unterschied von Prüderie und Unschuld in beredten Worten und in solcher Ausführlichkeit, wie es

in jenem Jahrzehend noth war, trefflich entwickelt wird. Es sind dies Dinge, deren Bedeutung für die nachfolgende Periode man ja nicht zu gering anschlage! — Auch heutigestags wieder sehr lesenswerth.

Die Gerechtigkeit erfordert, hier auch etwas von Kloz, und sogar zu seinen Gunsten zu sagen. Der Hallesche Philolog hatte sehr auffallend den Ausspruch gethan, man habe sich in neuerer Poesie durchaus der antiken Mythologie zu enthalten, deren Bedeutung für uns gänzlich verloren sei, man solle dafür sich an die Naturkräfte wenden, welche die neuere Physik kennen gelehrt und überdies statt der Götter lieber sich auf allegorische Figuren wenden, als da sind Fides, Felicitas, Fortuna u. s. w. Herder wird hier der Vertheidiger der Mythologie in deutscher Poesie, es habe namentlich der liebe warme Wieland" glücklich aus dieser Quelle geschöpft. Sicherlich giebt Klozens Vorschlag Blößen, allein sein Interdict muß uns doch jezt in ganz anderem Licht erscheinen, und, wie kaum ein Zweifel ist, hat hier auch Herder in späteren Jahren anders geurtheilt. Er behandelt übrigens denselben Gegenstand auch schon in den Fragmenten, wo er gleichfalls eine Lanze für Beibehaltung der griechischen Mythologie einlegt und nur ihre Anwendung da verbietet, wo sie als wirkliche Götter und Gegenstand des Glaubens erscheinen, man solle darum das Gebet zu ihnen und Hindeutungen auf ihre Allmacht vermeiden, sie hätten nur noch eine poetische Bedeutung. Wenn hier der französische Mißbrauch und das Aufkeimen einer nach Wahrheit und Innerlichkeit strebenden Poesie für das Abwerfen der gesammten mythologischen Maschinerie sprach, die überdies auch schon ganz verbraucht war, so wurde Herder wohl durch seine Liebe zur Antike und zum Griechenthum nach der entgegengeseßten Seite hingezogen. Daß aber diese Frage schon in den sechziger Jahren discutirt wurde, verdient in einer Geschichte deutscher Poesie wohl angemerkt zu werden. Gleichzeitig sahen andere sich nach einem Ersaß der antiken Mythologie um und suchten Altgermanisches.

Die kleine Schrift „Plastik“, welche auch aus der Rigaer Zeit datirt, giebt besonders Kenntniß, in wie naher Beziehung

Herder zu Winkelmann steht, wie sehr er von dessen Kunstbegeisterung durchdrungen war, eine Stimmung, welche ihn nie verließ und sich später nur eigenthümlicher ausbildete. Es kommen darin dithyrambische Stellen vor, auch schon Einzelnes, was auf die Geschichte der Menschheit hindeutet, z. B. in der Schilderung des menschlichen Körpers, im dritten Abschnitt. Im Uebrigen ist demselben Herder, welcher nur soeben Leffing zu einer Einschränkung mahnte, doch selbst eine starke Grenzüberschreitung begegnet in der Stellung der Plastik zur Malerei, indem er die lettere ausschließlich als eine Kunst des Gesichts, jene aber als eine Kunst des Tastsinnes be= handelt, was sie nun einmal nicht ist, trog ihrer Körperlichkeit. Unser Auge ist von Jugend auf bereits völlig daran gewöhnt, Körperliches aufzufassen, wobei die Augenparallage wesentlich zu Hülfe kommt, die uns in der That Körperliches wirklich sehen läßt. *)

Von besonderer Wirkung war Herders in Verbindung mit Goethe herausgegebenes Werkchen „Von deutscher Art und Kunst", eine bereits selten gewordene Schrift, in kleinem Format, mit stumpfen Lettern auf dem unansehnlichsten Papier gedruckt, aber voll einschlagender Gedanken und von einer überströmenden Empfindung. Der vollständige Titel lautet: Von deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg 1773. Bey Bode. Es sind fünf Abschnitte, deren besondere Titel folgende: I. Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker. II. Shakespeare (mit einer Nachschrift). III. Von deutscher Baukunst; der Abschnitt ist von Goethe. IV. Versuch über die gothische Baukunst. Aus dem Italienischen des Frisi. V. Deutsche Geschichte. Alle diese Abschnitte sezen die früheren Bestrebungen Herders fort, d. h. sie bewegen sich in den von Lessing eröffneten Bahnen, ergreifen das was diesem sein kritischer Geist, sein gesundes Urtheil lehrte, mit nur noch

*) Man vergleiche meinen Aufsatz „über die malerische Illusion“ im Berliner Kunstblatt, Jahrg. 1829, März und Aprilheft worin, beiläufig, die theoretischen Principien des später aufgekommenen Stereojcops enthalten.

mehr Wärme, ja mit Enthusiasmus und jugendlichem Feuer. Nach allen Seiten hin liegen hier Anregungen und Keime für eine neue Zeit, die Schrift gehört wenn nicht zu dem Bedeutendsten, so doch Einflußreichsten, das Herder überhaupt geschrieben. Da sie so viel beigetragen, ein anderes Jahrhundert heraufzuführen, der deutschen Literatur ein neues Fahrwasser zu geben, so werden wir ein wenig bei den einzelnen Abschnitten zu verweilen haben.

Vor allem sind Herders Verdienste um Aufschließung der poetischen Gangadern im tiefen Schooße der Völker nicht hoch genug anzuschlagen. Wie Ossian hier überhaupt die Bahn eröffnet, so insbesondere auch für Herder, der ohnedies vielleicht bei seinem Aufenthalt in Liefland Töne des Volksgesanges vernommen haben mochte, die dort die schriftmäßige Cultur noch nicht zerstört hatte. Sehr bedeutungsvoll sind die Umstände, unter denen die ossianischen Lieder dem empfänglichen Gemüt des jungen Herder entgegentraten; er las sie zuerst auf seiner Seereise, mitten im Sturm, in den ersten ruhigen Momenten seiner Rettung aus dem Schiffbruch, wie er dies so beweglich (S. 18) beschreibt: „Wissen Sie, warum ich ein solch Gefühl theils für die Lieder der Wilden, theils für Ossian insonderheit habe? Ossian zuerst habe ich in Situationen gelesen, wo ihn die meisten immer in bürgerlichen Geschäften und Sitten und Vergnügungen zerstreute Leser, als bloße amüsante, ab: gebrochene Lectüre kaum lesen können. Sie wissen das Abenteuer meiner Schifffahrt" ,,Auf einem Brette, auf offenem allweiten Meere mitten im Schauspiel einer ganz anderen lebenden und webenden Natur, zwischen Abgrund und Himmel schwebend, täglich mit denselben endlosen Elementen umgeben, und dann und wann nur auf eine neue und ferne Küste, auf eine Wolke, auf eine ideale Weltgegend merkend nun die Lieder und Thaten des alten Stalden in der Hand, ganz die Seele damit erfüllet, an den Orten, wo sie geschahen, hier die Klippen Olavs vorbei, von denen so viele Wundergeschichten lauten, dort dem Eilande gegenüber" u. s. w. Er schließt: „Und das Gefühl der Nacht ist noch in mir, da ich auf scheiterndem Schiffe, das kein Sturm und keine Flut mehr bewegte,

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