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sind, und der Schreibende muß, um überhaupt nur Gehör zu fin den, der Menge schmeicheln, ihr das entgegenbringen, was sie gern hat und wünschte ein Grundsaß, der doch wohl der Einschränfung bedarf.

Die zweite Epistel lenkt dann auch ein wenig ein, aber daß kein Buch zu den Töchtern ins Haus kommen soll, kann unmöglich des Dichters Meinung sein, und der Rath, daß eine der Töchter die Sorge für den Keller übernehmen möge, hat insofern ein Bedenken, als bekanntlich der Küfer ebenso sorgsam wie der Jäger das Frauenzimmer aus seinem Bereich ausschließt. Das Didaktische giebt hier eben nur den Faden, auf den sich mancherlei Bilder friedlicher Geschäftigkeiten aufreihen; diese leßteren machen den eigentlichen Juhalt aus. Der Mangel eines bestimmten Plans ist wohl der Grund, daß die Fortseßung unterblieb.

Für den Musenalmanach fühlte Goethe die Nothwendigkeit, auch seinerseits Gewichtvolles zu geben. Er gab bald eines der schönsten Werke: „Alexis und Dora." Auch eine Elegie, auch mit Anklang an die Kunst der Alten, ist der Ton hier doch reiner als in den Römischen Elegien, das Ganze vollendeter. Schiller schreibt davon am 18. Juni 1796: „Die Jdylle hat mich beim zweiten Lesen so innig, ja noch inniger als beim ersten bewegt. Gewiß gehört sie unter das Schönste was Sie gemacht haben, so voll Einfalt ist sie bei einer unergründlicher Tiefe der Empfindung. Durch die Eilfertigkeit, welche das wartende Schiffsvolk in die Handlung bringt, wird der Schauplaß für die zwei Liebenden so enge, so drangvoll und so bedeutend der Zustand, daß dieser Moment wirklich den Gehalt eines ganzen Lebens bekommt. Es würde schwer sein, einen zweiten Fall zu erdenken, wo die Blume des Dichterischen von einem Gegenstande so rein und so glücklich abgebrochen wird. Daß Sie die Eifersucht so dicht daneben stellen, und das Glück so schnell durch die Furcht wieder verschlingen lassen, weiß ich vor meinem Gefühl noch nicht ganz zu rechtfertigen, obgleich ich nichts befriedigendes dagegen einwenden kann. Dieses fühle ich nur, daß ich die glückliche Trunkenheit, mit der Alexis

das Mädchen verläßt und sich einschifft, gerne immer festhalten möchte." Ein Urtheil, neben dem jedes eigene sich überflüssig macht; ich sehe nur hinzu, daß ich das Gedicht nach Anschauung und Ton für die edelste und reifeste Frucht des Nachklanges von Goethes Aufenthalt in Italien auffasse. Ohne diesen hätte er schwerlich ein solches Gedicht schaffen, empfinden können — und war wohl jemals ein ähnlicher Ton in deutscher Sprache erklungen? Zunächst schließt sich an der neue Pausias und sein Blumenmädchen", vom Jahr 1797. Man kann das Gedicht das Gegenstück des vorigen nennen; wenn es auch schwächer ist, wie das bei Pendants zu sein pflegt, so bleibt es doch immer voll Schönheit und Anmut. Die Quelle hat Goethe uns selbst angege= ben, in einer Stelle von des Plinius Naturgeschichte, Buch 35, Cap. 40. Der griechische Blumenmaler Pausias von Sicyon malte seine Geliebte, einen Kranz flechtend inmitten ausgeschütteter Blumen; ein Bild, das im Alterthum hochberühmt war und in neuerer Zeit wiedergebracht worden *). Goethe gab dem Gedicht Dialog und ließ die Liebenden symmetrisch wechselnd je ein Distichon sprechen, selbst da, wo Geschichtserzählung ist. Leßteres nimmt sich trefflich aus, auf die Länge aber hat die Form doch etwas Beengendes, und das Werk, bei, all seiner Zierlichkeit, entbehrt doch der Wärme und des freien Wurfs, der in Aleris und Dora so wohl thut.

Die Elegie Amyntas entstand während der Schweizerreise. Ein Apfelbaum von Epheu umzogen, der ihm auf dem Wege von Schaffhausen nach Stäfa ins Auge fiel, gab dem Dichter die Ver: anlassung; es war am 19. Sept. 1797, gedruckt wurde die Elegie zuerst im Musenalmanach für 1799. Die Allegorie berührt sitt liche Fragen der höchsten Art; Inhalt und Form durchdringen sich auf das trefflichste.

Derselben Zeit und derselben Reise gehört auch die Elegie

*) Von dem Blumenmaler Völker und dem Historienmaler August von Klöber.

Euphrosyne an. Goethe durchforscht die Gebirge der kleinen Cantone; hier in den wildesten Bergen traf ihn die Nachricht von dem Tode der Schauspielerin Christiane Neumann, deren Talent er durch eingehende Unterweisung gefördert hatte; er seßte ihr mit diesem Gedicht ein Denkmal, in dem wir die Scenerie seines da= maligen Aufenthalts wiederfinden. Die Elegie erschien gleichfalls im Musenalmanach von 1799. Was Conception und Formgebung anlangt, so fühlen wir einen gewissen Anklang an die Schlußelegie des Properz, wo die verstorbene Gattin ihrem Gemal Aemilius Paulus erscheint; die Abgeschiedene erscheint so dem einsam in den Gebirgen weilenden Dichter und spricht unter anderm zu ihm:

Aber ich hoffte mein Bild noch fest in des Freundes Erinnrung Eingeschrieben und noch schön durch die Liebe verklärt.

Das Stück hat viel Zartes, allein das Streben, ein Reichliches von Persönlichem und Besonderem anzubringen, hat leider dasselbe ein wenig belastet. Goethe ist nach verschiedenen Seiten hier zu tief und zu unmittelbar in die Wirklichkeit gegangen, als daß ein wahrhaft Künstlerisches, zumal in antifer Form, daraus hätte erwachsen können.

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Die schöne Elegie Hermann und Dorothea" wird von der Chronologie der Entstehung Goetheschen Schriften (im zwanzigsten Bande der nachgelassenen Werke (Band 60 der Werke) in das Jahr 1796, also noch vor Vollendung des Ganzen geseßt, was aber nicht wohl zum Jnhalt stimmt, denn allerdings scheinen die Worte: „Jezt vernehmt das neuste Gedicht" erst nach der Vollendung geschrieben zu sein, die, nach dem Briefwechsel mit Schiller, im Mai 1797 noch nicht erfolgt war. Die Hinweisung auf den homerisch-epischen Charakter des Stücks konnte nicht schöner gegeben werden, als hier geschieht, und die Einführung Vossens und Wolfs ist höchst wirksam, geistreich, dichterisch; wie bescheiden-stolz aber die Wendung: „Doch Homeride zu sein, wenn auch als letter, ist schön!“ Dagegen vermisse ich Einheit des Tones und hätte gern einen andern Eingang zu solchem Schluß.

Vielleicht hat das Werk

durch spätere ueberarbeitung diese Zwiespältigkeit erhalten und es erklärte sich daraus zugleich die verschiedene Zeitangabe.

Wir schließen die Reihe dieser Elegien mit derjenigen, welche sich nennt die Metamorphose der Pflanzen. Goethe hatte schon im Jahr 1790 seine treffliche Schrift dieses Inhalts bekannt gemacht, welche jezt die volle Schäßung der Männer der Wissenschaft besigt, damals aber mit Achselzucken aufgenommen wurde; man verdachte es sogar Goethe, daß er seine Zeit verschwende und hielt solche Grübeleien mit der Poesie für unvereinbar. Leßteres zu widerlegen, war, wie er uns selbst sagt, seine Absicht mit dieser Elegie. Sie ist zugleich erotisch und didaktisch und das nicht zufällig. Die Dame, an welche das Gedicht sich richtet, ist, wie Riemer uns vertraut, Goethes spätere Gemalin, die ihm schon damals bei seinen Forschungen Gesellschaft leistete; ihr naht er sich nun hier belehrend. Man bewundert die Sprachgewandtheit, mit welcher der Dichter den schwierigen Stoff bewältigt, muß sich aber dennoch gestehen, daß immer noch eine Schwierigkeit fühlbar bleibt und Wissenschaft und Poesie sich nicht völlig durchdringen wollen. Große Schuld daran trägt wohl das elegische Metrum. Die Alten haben immer nur den Herameter zum Lehrgedicht angewendet, das Distichon verlangt erotischen oder leichter betrachtenden, mehr wechselnden Inhalt. Wie Goethe hier zum Erotischen kam, erfahren wir, allein das ändert tiefliegende Kunstgeseße und eingeborene Charaktere der Form nicht. Auch dies Gedicht erschien im Musenalmanach für 1799; später machte der Dichter in sorgsamster Weise noch glückliche Aenderungen im Ausdruck, so daß es für eines der feinsten und ausgearbeitetsten Stücke gelten darf. Doch wir eilen dem Zeitverlauf voran.

II.

Die Xenien.

Schillers Verbindung mit Goethe galt zunächst den Horen, diese sahen sich aber den bestehenden Coterien und literarischen Cliquen gegenüber mancherlei Angriffen ausgeseßt. Der steigende Nuhm sowohl Goethes als Schillers war schon längst manchem unbequem geworden, man erkannte in ihren Werken nicht sowohl die Kraft des Genius und den Beginn einer neuen Aera, als vielmehr den übermütigen Angriff auf alles, was bisher als Regel gegolten und noch ferner gelten zu müssen schien, wenn nicht alle gefeierten Namen der deutschen Literatur darunter leiden sollten. Als nun die bis dahin einzeln stehenden Größen, die sich sogar gegenseitig zu neutralisiren schienen, auf einmal sich verbanden und gemeinsam eine Autorität zu bilden drohten, da schaarten sich nun auch die Gegner, und zu denen gehörten so ziemlich alle Freunde des Alten, die Verkleinerung der neuen Bestrebungen trat aber dreister als bisher ans Licht, als Schiller und Goethe nun auch einen Musenalmanach gründeten. Es war nunmehr klar, daß Weimar ein neuer Mittelpunkt der Literatur werden sollte, das durften alle die nicht dulden, welche in irgend einer Art einem solchen anzugehören geglaubt hatten.

Aber jene fühlten sich in ihrer Kraft. Zwei Größen dieser Art, in ihrer Vereinigung gedeckt und doppelt stark, durften schon einer Welt den Krieg erklären. Sie kamen, wie Friedrich der Große, ihren Gegnern zuvor, sie machten selbst den schnellen über

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