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Nichtswürdigkeit und Weinerlichkeit doch selbst in Weimar großes Aufsehen gemacht hatte.

Unter den Philosophen kam besonders Plattner schlecht davon, aber auch die Kantianer hatten zu leiden, und Fichte ging nicht leer aus. Friedrich Schlegel wurde gegeißelt wegen seines Ausspruches, daß Shakesspeare durchgängig manierirt sei. Nur Einer erhielt Ehre: Lessing, in dem schönen Epigramm mit Anspielung auf Odyssee XI, 479:

Wegen Tiresias mußt' ich hinab, den Scher zu fragen,

Wo ich den guten Geschmack fände, der nicht mehr zu sehn.

Die Verfasser fragten einander, ob wohl in der Sammlung die Liebe noch dem Haß gleichkomme jedenfalls ist hier viel Kraft, viel Geist, und auch im Ganzen viel Recht, dasjenige nämlich, welches der neue Lebenstrieb hat über das Welkende und Abgelebte.

III.

Die Weissagungen des Bakis; die Jahreszeiten.

Noch fernere Epigramme folgen den soeben betrachteten, die Weissagungen des Bakis und die Jahreszeiten. In den ersteren spricht sich jenes in allen Lebensaltern hie und da auftauchende und zuleht im zweiten Theil des Faust sogar herrschend werdende Element der Goetheschen Natur, die Lust an einer gewissen Mystification, wieder einmal recht deutlich aus. Der Dichter weiß dabei seinen Vortheil zu finden, denn gerade diejenigen, denen mit reiner Poesie nicht beizukommen ist, beißen um so lieber auf hingeworfene Räthsel an, seien sie auch in sich selbst unlösbar. In der That sind es mehr Räthsel als Weissagungen, und diese Ueberschrift darf selbst als Mystification gelten. Nicht wenige von ihnen bleiben in der Nähe gewöhnlicher Räthsel und ihr Sinn läßt sich wohl finden, manche Stücke bedürfen aber auch gar nicht der Lösung, da sie durch sich selbst deutlich genug sprechen. 3. B. 25:

Wie viel Aepfel verlangst Du für diese Blüthen? „Ein tausend; Denn der Blüthen sind wohl zwanzig der Tausende hier,

Und von zwanzig nur Einen, das find' ich billig." — Du bist schon Glücklich, wenn Du dereinst Einen von tausend behältst.

Und 23:

Sprich, wie werd' ich die Sperlinge los? So sagte der Gärtner: Und die Raupen dazu, ferner das Käfergeschlecht,

Maulwurf, Erdfloh, Wespe, die Würmer, das Teufelsgezüchte? Laß sie nur Alle, so frißt einer den Andern auf.

So mag es denn auch nicht zufällig sein, daß gegen den Schluß die Stücke verständlicher und sinnvoller werden, während zu Anfang das Gegentheil wahrzunehmen ist, und die Absicht der Dunkelheit sich nur schwer verkennen läßt. Hier scheint aus manchem Stück, das sibyllinisch und apokalyptisch erscheinen will, der Schalk hinter der Maske hervorzuleuchten, welcher über diejenigen lacht, welche suchen, wo nichts zu finden ist. Es hat an Bemühungen der Auslegung nicht gefehlt und unter diesen Rathenden kann man bekannte Namen antreffen. Riemer will einen Anhalt für die Enträthselung in der Zeit ihrer Entstehung, der französischen Nevolution, finden das könnte mehr auf die Stimmung gewirkt haben, die sich zum öftern als eine trübe, ja verzweifelte, ausspricht, das Einzelne aber ist zu unbestimmt und nebelhaft, als daß sich nähere Beziehungen erwarten ließen leicht in dem angeführten Stück von dem gegenseitigen SichVerschlingen. Es ist übrigens zu bemerken, daß Bakis, dem hier die in antifer Form gefaßten Aussprüche in den Mund gelegt werden, ein griechischer Weissager war, aus Boeotien, vor Herodot, der seiner erwähnt; die Entstehung dieser Goetheschen Stücke aber fällt in das Jahr 1798, wo sie zuerst in Goethes Tagebuch erwähnt werden. Er verfaßte sie zunächst zu seiner eigenen Unterhaltung und wollte, daß man sich ihrer Drakelsprüche als einer Art von Stechbüchlein bediene; er äußert gegen W. Schlegel, daß dazu freilich ihrer hätten mehr sein müssen. Sie erschienen zuerst in der Ausgabe von 1800.

am meisten viel

Einen wirksamen Contrast bilden die Distichen, welche unter dem Titel „die Jahreszeiten" gegeben werden, denn sie sind klar und heiter, wie der Himmel Griechenlands. Und doch fehlt auch hier das Räthsel nicht ganz. Unter den Frühlingsblumen sind mehrere deutlich auf Personen gemünzt, denen ein Compliment da= mit gemacht wird, und schon der Musenalmanach für 1797, in dem sie zuerst in den Xenien erschienen, fügt Buchstaben hinzu, die aber so gewählt worden, daß sie eben so oft die Mutmaßung auf Schönheiten der Weimarischen Gesellschaft hinführen als irreleiten.

Die Abschnitte Sommer und Herbst bieten viele Stücke edelsten Gehaltes, unter ihnen aber finden sich solche, welche nach innern und äußern Gründen Schiller gehören; die Erklärung liegt theils wohl in dem damaligen gemeinsamen Schaffen der Dichterfreunde, theils aber auch in einem späteren Gedächtnißfehler, der unter diesen Umständen verzeihlich ist. Der Winter ist wieder ganz von Goethe, er erschien in dem genannten Musenalmanach unter dem Titel „Eisbahn“, die andern, meistens unter tabulae votivae, wurden erst später gesondert und von Goethe unter die Jahreszeiten vertheilt. Aber auch schon in den Frühlingsblumen sind Stücke von Schiller, der für den Musenalalmanach die Redaction machte und außer den einleitenden, 1 und 2, auch mehrere der späteren, 7, 8, 9 und 14, hinzuthat. Da diese, wie verstanden wird, sich nicht wohl trennen ließen, kam das Ganze in Goethes Gedichte.

IV.

Balladen und Gedichte.

War das Jahr 1796 das der Xenien und Epigramme, so kann man das folgende Jahr, 1797, wie auch von Schiller ge= schieht, als das Balladenjahr bezeichnen. Goethe schrieb nun, im rühmlichsten Wetteifer mit Schiller, auch eine Reihe von Balladen für den Musenalmanach; die werthvollsten Stücke, welche die Literatur jener Zeit in dieser Gattung besigt, entsprangen damals während Eines einzigen Jahres. Goethe suchte Stoffe hervor, die ihm seit längerer Zeit vorschwebten und sah sich nach neuen um. zu jenen gehört nun zunächst die Braut von Corinth; sie hat ihre Bewunderer, denen wir aber, nach unserm kritischen und poetischen Gewissen, uns nicht unbedingt anschließen mögen. Nach des Dichters eigener Aussage hat der Stoff ihm seit früher Jugend im Sinne gelegen, wahrscheinlich wurde er durch Zeillers Theatrum tragicum auf denselben aufmerksam, doch ist Grund anzunehmen, daß er bei der Ausarbeitung zur griechischen Quelle, nämlich des Phlegon Trallianus Buch über das Wunderbare, aufgestiegen sei, denn nicht wenige Züge erinnern an die hier gegebene ausführliche Erzählung, nach welcher ein verstorbenes Mädchen, Philinnion mit Namen, im Hause ihrer Eltern nächtlich einen Fremdling besucht und mit diesem der Lust pflegt. Als die Eltern sie überraschen, ist sie plöglich todt, man geht in das Grabgewölbe, wo sie beigesezt worden, und findet dort ihre Stelle leer, dagegen einen eisernen Ning und eine Trinkschale, welches beides sie in der ersten

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