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Zauber macht Mephistopheles, dem sich Faust anheimgeben will, falls er ihn zu einer Sünde verführen könne (!). Und seine Tugend siegt wirklich, wobei ihm freilich auch eine Mathilde, die ihn in Männerkleidung geleitet, als sein Schußgeist beigestanden. Aber endlich gelingt Mephistopheles die Verführung doch eine Herzogin von Montalto ist für Faust in ihrer ungemessenen Schönheit unwiderstehlich; im entscheidenden Moment aber schlägt sich der vom Himmel gesandte Engel Ithuriel ins Mittel, und — Faust heirathet die verkleidete Mathilde. Was würde Schiller wohl zu einem sol: chen Stück gesagt haben! Es ist noch von Klingemanns Theater, stück Faust zu reden. Hier muß Faust gewisse Todsünden begehen, seine schwangere Gattin vergiften, seinen blinden Vater ermorden. In Wuth und Verzweiflung ergiebt er sich zuleßt dem Teufel.

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Auch zum Operntext, mit Musik von Spohr, und zu einer Zauberposse von Bäuerle hat Faust dienen müssen; wir erwähnen hier nur noch den Faust von Lenau, erschienen 1836. Er würde den Namen des Dichters nicht gemacht haben, denn hier hat sich mehr dessen ungarisches als deutsches Element betheiligt; troß der deutschen Worte könnte man ihn eine Uebertragung des Goetheschen ins Magyarische, oder vielleicht richtiger ins Barbarische nen

Alles ist übertrieben, wild und wüst. Faust ist mit anatomischen Studien beschäftigt; Mephistopheles kommt als fahrender Schüler zu ihm, um ihn zu belehren und der Forscher ist nur allzu gelehrig, als jener ihm sagt, man könne vom menschlichen Cadaver bessere Genüsse haben, als ihn zu seciren. Faust leuchtet das ein, er ergiebt sich ihm und verbrennt die heilige Schrift. Er practicirt nunmehr, als Don Juan, nach der neuen Lehre, bleibt aber unersättlich und verlangt, um sie zu verführen, nach Unschuld und Reinheit, in der Gestalt mehrerer Nonnen und einer Prinzessin. Leştere kann er nicht gewinnen und begnügt sich damit ihren Bräutigam zu erstechen. Dann verzweifelt Faust, wird Einsiedler und Philosoph. Aber er ist stolz bis zum Unsinn; in seiner umfangreichen Rede vor dem Tode sagt er:

So lang' ich nicht allwaltend bin,
Wär' ich viel lieber ganz dahin.

Er verschmäht, seinen Geist, „all die Entwickelungstreppen zur Ewigkeit emporzuschleppen", derselbe soll lieber mit dem Körper verfallen und, falls er je aus seiner Gruft dringt: „Als fauler Dunst verfahren in die Luft“ (pfui!). Bald darauf: Alles ist nichtig, alles Traum, er selbst will den Tod, und dies drückt er mit den seltsamen Worten aus:

Ich bin ein Traum, mit Lust und Schuld und Schmerz,
Und träume mir das Messer in das Herz-

Bei diesem Wort ersticht er sich; Mephistopheles erscheint und declamirt:

Nicht du und ich und unsere Verkettung,

Nur deine Flucht ist Traum und deine Rettung u. s. w.

Goethe, der so viel Gunst erfahren, ward auch die zu Theil, das nicht mehr erleben zu müssen. *)

Alle diese Bemühungen fassen Faust sehr gröblich an, und irren bald in den heiligen Antonius, bald in den Don Juan ab; nach Vertiefung zeigt sich nicht einmal ein Streben. Scheint es doch, als ob diejenigen sich vorzugsweise an die Aufgabe gemacht, die ihre Schwierigkeit am wenigsten begriffen, oder die nur einen Träger für Abenteuerliches und Ueppiges suchten.

Sehr vortheilhaft dagegen unterscheiden sich G. Pfizers Faustische Scenen, im Morgenblatt 1831, und wäre es nur durch

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*) Ueber noch mehrere andere Fauste sehe man Peters „die Literatur der Faustsage“, auch W. Menzels „deutsche Dichtung“, III, S. 218 - und ihre Zahl, wenn es soust verlohnte, wäre noch nicht unerheblich zu vermehren. Ueber die Fauste von Carl von Holtei und von Schöne sehe man auch Zelters Briefwechsel mit Goethe, V, 164; III, 275. Außerdem eine Oper Fauft von Spohr, Compositionen von Berlioz, dann neuerdings ein Pariser Ballet nach einem Text von H. Heine. Endlich Gounods Oper.

den einen Gedanken, eine Thräne Gretchens lösche das Blut aus, mit dem Fauft sich der Hölle verschrieben. Die Lösung im Sinn einer divina commedia auf dem Standpunkt unseres Jahrhunderts ist es freilich nicht. Der Verfasser fühlte das wohl, stellte die Sache unentschieden dar und ließ die teuflische Verlockung noch ferner auf Faust einwirken.

X.

Helena.

Wenn nun so viele, eben durch das immer noch das Fragmentarische der Tragödie Faust angeregt, sich mit der Fabel beschäftigten, so mußte der Dichter um so mehr zu seinem Werk zurückgerufen, an einen Abschluß gemahnt werden, und sicherlich konnten alle die voreilenden Bestrebungen in keiner Weise ihn überholen. Außerdem aber hatte er selbst schon die Handhabe für den zweiten Theil in der Hand; es ist Helena, von der Schiller schon mehreres kannte. Von dieser ist hier zunächst zu reden.

Wie wir aus dem Briefwechsel mit Schiller ersehen haben, beschäftigte das Stück Goethe um die Scheide des Jahrhunderts, allein es erschien nicht, es ward nicht fertig. Aus dem Briefwechsel mit Zelter erfahren wir, daß der Dichter um das Jahr 1807 und wiederum um 1811 mit eben diesem Werk beschäftigt war; aber erst im Jannar 1827 (Eckermann I, 316) ging Helena zum Druck an Cotta ab. Das Werk war mittlerweile etwas ganz anders ge= worden, als Goethe bei Schillers Leben gewollt hatte. Er selbst äußerst zu Eckermann: „Ich hatte den Schluß früher ganz anders im Sinne, ich hatte ihn mir auf verschiedene Weise ausgebildet und einmal auch recht gut, aber ich will es euch nicht verrathen.“ Es zu errafhen würde nun auch schwer sein, zumal da Goethe von mehreren Varianten spricht, so viel aber erhellt und ist beglaubigt, daß die Aenderung hauptsächlich durch Euphorion hineinkam. Goethe wollte Lord Byron, von dem er geschäßt wurde und den er in

dieser Zeit am liebsten neben sich gelten ließ, hier nach dessen Tode ein Denkmal der Anerkennung seßen. Da hier selbst ein Klaggesang auf Byrons Tod vorkommt und die ganze Art der Einführung unmöglich einem Lebenden gelten kann, so geht daraus allein schon hervor, es könne dieser Gedanke erst nach Byrons Ableben im Jahr 1824 aufgestiegen sein. Da aber Byron in Griechenland starb, so machte sich die Verbindung mit der Helena eher möglich. Es genügt dies um zu vermuten, die unvollendet zurückgelegte Helena sei eben bei dieser Gelegenheit hervorgesucht worden; sie fam freilich durch den neuen Gedanken erheblich aus ihrer Bahn, dennoch wurde sie der Uebergang zum zweiten Theil des Faust. Wie wunderbar, daß bei leßterem nun zwei berühmte Dichter Pathenstelle übernommen haben, von deren Sinnesart doch sehr wenig auf das Werk übergegangen ist.

Helena kommt schon in der Volkssage vor und ist derselben wesentlich. In dem ältesten Druck, wo auf den Zauberer Faust das Hauptgewicht gelegt wird, zaubert Faust selbst den Studenten die griechische Helena vor und erst nachdem er mit allen Sinnengenüssen zu Rande gekommen, verlangt er von Mephistopheles auch die Griechin zu eigen. Der lettere Zug behält weiterhin das Uebergewicht, Helena ist aber hier, wie auch anderswo, der Inbegriff und Höhenpunkt weiblicher Schönheit und sinnlichen Reizes, wobei das Heidnische halb auf der Grenze des Teuflischen gedacht wird nach der allgemeinen mittelalterlichen Vorstellung, welche die gesammte griechische Götterwelt zur Bevölkerung der Hölle verwendet. Eine solche Vorstellung konnte nicht wohl im achtzehnten Jahrhundert aufgenommen werden, und Goethe der vor allen nach einem Roman mit Fleisch und Blut verlangte, ließ zunächst sein Gretchen an ihre Stelle treten. Diese nun breitete sich in seiner Phantasie dergestalt aus, daß für jene kein Raum mehr blieb. Das Fragment läßt kaum annehmen, daß Goethe weiterhin noch an Einführung dieser Helena gedacht habe. Er meldet uns freilich, im Briefwechsel mit Zelter, daß er sich bereits fünfzig Jahr lang mit ihr herumgetra= gen; indeß steht dies unserer Auffassung nicht entgegen, denn es

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