ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Papiergeld, das Laboratorium, die klassische Walpurgisnacht, die Helena, lauter für sich bestehende kleine Weltenkreise, die, in sich abgeschlossen, wvhl auf einander wirken, aber doch einander wenig angehen; der Held bilde auch hier nur die Schnur, an welcher der Dichter ausreihe, was er Lust hat. Und Goethe stimmt ihm bei: „Sie haben vollkommen Recht; auch kommt es bei einer solchen Composition bloß darauf an, daß die einzelnen Massen bedeutend und klar seien, während es als ein Ganzes immer incommensurabel bleibt, aber eben deswegen, gleich einem unaufgelösten Problem, die Menschen zu wiederholter Betrachtung immer wieder anlockt" wir müssen hinzuseßen: besonders diejenigen, die etwas anders suchen als Poesie.

Bei der Wichtigkeit der Sache schien größere Ausführlichkeit über dieses Gedicht geboten; ein abweichendes, zumal ein nicht zustimmendes Urtheil bedurfte besonderer Abgrenzung, besonderer Begründung. Möge man um so weniger unserem Urtheil, und es giebt härtere, irgend eine Mißgunst unterlegen. Es wünscht gar sehr sich von denen zu unterscheiden, die nur nach äußeren und fremdartigen Maaßstäben messen *), von Vorurtheilen eingegeben sind oder von solchen ausgehen, die Goethe überhaupt bekämpfen. Nach unserer Absicht soll der wahre Goethe darunter nicht leiden, nur dem Gößendienst wollen und müssen wir entgegentreten. Oder soll man lieber den Philistern auch ihren Goethe, ihren Faust lassen?

*) Daß Goethes Faust vor dem Nichtstuhl aus religiösem Gesichtspunkt nicht werde bestehen können, ist leicht abzunehmen, aber man darf auch hier dem Einzelnen nicht zu sehr anrechnen, was in der Zeit liegt, die Maaßstäbe einer anderen Zeit und Richtung nicht unmittelbar anlegen. In Heinrich Gelzers sonst ganz achtbarem Buch „die deutsche poetische Literatur seit Klopstock und Lessing, nach ihren ethischen und religiösen Gesichtspunkten (1841)“ lesen wir das Urtheil: „So hoch man die menschliche Streb- und Thatkraft anschlagen, wie groß ihr morali. scher Werth sein mag das betrübende Flache und Materialistische dieser Goetheschen Ansicht fällt doch in die Augen; der daraus hervorblickende Gedanke einer mechanischen Industrie- Religion läßt sich nicht wegdeuteln“ u. s w. S. 308.

[ocr errors]

Wenn wir so bei dem lezten Abschluß und dem ganzen in zwei Theilen vorliegenden Faust das Wollen höher schäßen müssen als das Vollbringen, während doch nur leßteres in der Kunst zählt, so ist nun hier schließlich nach dem näheren Verhältniß des Werkes zur Persönlichkeit des Dichters zu fragen, eine Frage, welche durch die Natur der übrigen Werke sehr nahe gelegt wird. In der That hat man in Faust Goethe erkannt. Auch der Name seiner ersten Geliebten könnte in Gretchen zu leben scheinen. Darauf nun ist schwerlich viel zu geben, so wie auch auf alles speciellere Erlebniß; daß aber hier Anschauungen hineinspielen, dürfte ebenso wenig in Abrede zu stellen sein. Gewisse Beziehungen zu Sturm und Drang haben wir schon angedeutet, und gleichfalls liegt es nahe an die wilde Zeit in Weimar zu denken, die auch in kühnster Weise Sinnliches und Geistiges verband und Extreme nicht scheute. In solcher Beziehung mag denn das Wort des Prologes im Himmel, das dort der Herr spricht, noch von näherer Bedeutung, nämlich auf den ge= reinigt daraus hervorgehenden Dichter sein:

Ein guter Mensch in seinem dunkeln Drange
Ist sich des Rechten wohl bewußt.

XII.

Aelteste Gestalt des Fauft.

Es wäre sehr wünschenswerth, bei der Kritik dieses wichtigen Werkes sogar noch einen Schritt weiter vordringen zu können. Wir haben bisher, um zu vereinfachen, in den Stadien der Entwickelung das Fragment als eine Einheit genommen; allein diese ist es nicht: wie uns darüber Andeutungen geboten werden, ist es selbst das Wert einer längeren Zeit und verschiedentlich genommener Anläufe. Hier noch mit Sicherheit scheiden zu dürfen, würde nicht bloß für die Beurtheilung und das Verständniß des Faust, sondern überhaupt für die Entwickelung des Dichters von großem Interesse sein; es ist dies aber nicht wenig erschwert, troß mehrerer Anhaltspunkte.

Die Chronologie der Goetheschen Werke (im 60. Band, dem zwanzigsten der nachgelassenen Werke) giebt dem Jahr 1774 die älteste Scene des Faust; ein Jahr früher hatte Goethe zu Frankfurt das Puppenspiel gesehen. Welches nun sind diese ältesten Scenen? Darauf leider fehlt die bestimmte Antwort, nur mit einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich vermuten, es möchten diejenigen sein, welche dem Volksbuch und Puppenspiel am nächsten stehen. Dann aber erfahren wir im folgenden Jahr sogar von einem ganzen Faustmanuscript. Bei Eckermann II, 62: „Der Faust entstand mit meinem Werther (auf dem Papier wohl etwas später); ich brachte ihn im Jahr 1775 mit nach Weimar. Ich hatte ihn auf Postpapier geschrieben und nichts daran gestrichen, denn ich hütete mich eine

Zeile niederzuschreiben, die nicht gut war und nicht bestehen konnte." Dies äußert Goethe im Februar 1829; dagegen schreibt er an Schiller, am 5. Mai 1798, es sei das alte noch vorräthige, höchst confuse Manuscript" des Faust nun abgeschrieben wenn dies dasselbe sein muß, so war es aber in Folge späterer Ueberarbeitung und mannichfacher Einschiebungen so geworden. Anderswo spricht Goethe von dem „Bündel der noch vorräthigen Faustmanuscripte“, welche vom Fragmente übrig geblieben, es sind das augenscheinlich all die Anläufe, welche er vor der italienischen Reise genommen, dann aber auch die Bemühungen, um ein neues Element mit dem in anderem Sinn früher Entworfenen in Einklang zu bringen, denn sonst würde sich gar nicht begreifen, wie das ursprünglich so reine, so ungestörte Manuscript plößlich so complicirt und „höchst confus“ werden sollte.

Wiederum haben wir die bestimmte Meldung, es sei zu Rom, im Jahr 1788, im Palast Borghese die Herenküche entstanden fie war also früher nicht darin, nicht in den mitgenommenen Manuscripten. Diese Scene aber ist keineswegs eine einzeln stehende Episode, sondern sie greift wesentlich in die ganze Composition ein, es folgt also, daß damals das Werk eine stärkere Umschmelzung muß erfahren haben. Die Herenküche bereitet Faust vor auf den Eindruck, den Gretchen auf ihn machen soll; er ist durch den Trank ein anderer. Und so ist nun auch anzunehmen, daß ein Werk, welches des Dichters innersten Antheil besaß, nicht während ganzer zwölf Jahre völlig werde geruht haben, andererseits aber muß ein beson deres Hinderniß obgewaltet haben, welches eben dies Werk, um das sich schon im Jahr 1775 der Buchhandel bewarb *) von seinem Erscheinen, ja von seiner Förderung und seinem Abschluß zurückhielt. Besonders ist noch zu beachten, daß Goethe im Jahr 1787 in der Ankündigung seiner Schriften sagt: „und ich darf jezt

*) Der Berliner Buchhändler Mylius, in einem Brief an Morel. Er bietet für Stella baare 20 Thaler und setzt hinzu, Faust wäre ihm „für einen proportionirlichen Preis" lieber gewesen.

hoffen, daß ich wenigstens keine ungeendigten Stücke, keine Fragmente dem Publico werde mittheilen dürfen." Gleichwohl erschien 1790 im siebenten Bande eben dieser Schriften: „Faust, ein Fragment". Goethe hatte das Manuscript nach Italien mitgenommen und hoffte es hier endigen und abschließen zu können; aber die dortigen Einflüsse gaben anderen Arbeiten den Vorzug, und der Dichter fühlte wohl auch schon die innere Schwierigkeit.

"

Wir besißen hier einen schwachen Anhalt, der aber doch auch wieder Fragliches enthält. Der siebzehnte Band von Goethes nachgelassenen Werken bringt, aus Goetheschen Manuscripten geschöpft, leider ohne alle nähere Angabe: Paralipomena zum Faust". Augenscheinlich gehören diese Fragmente verschiedener Zeit an, einiges find Vorarbeiten zum zweiten Theil des Faust und kleine Echnißel und Abfälle von demselben, so Stücke zur klassischen Walpurgisnacht, zu den Kaiserscenen, ferner anderes, das durch seinen Inhalt die Zeit der französischen Revolution verräth (S. 280); dann aber kommen auch Stücke vor, welche nicht nur alt sind, sondern auch vor dem Jahr 1790 und vor der Bearbeitung im Jahr 1788 liegen müssen, d. h. vor dem ersten gedruckten Fragment. Es wären dies also entweder bei der Bearbeitung abgefallene Spähne, oder gar Theil des vergilbten Manuscripts, etwas von dem, was das Fragment übrig ließ. Der Inhalt ist nicht dagegen. Wir finden zunächst mit der Angabe: Fausts Studirzimmer" ein paar Stellen, welche Mephistopheles spricht, noch nicht ganz in dem Charakter, wie Goethe ihn im Fragment feiner gezeichnet hat also wahrscheinlich dort ausgeschieden; dann ein Schema für die Disputation, welche im Fragment ausfiel, später aber wieder her: angezogen werden sollte, darauf auch einiges von der Ausführung; man darf wohl annehmen, daß sie in ihrem Verlauf zusammenhängend und abgeschlossen war, daß aber der Dichter, oder wer hier leitete, nur die gelungeneren Stellen hat erhalten wollen. Darauf Worte des Mephistopheles auf der Straße gesprochen:

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »