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viel und alles erlaubt, wir müssen nehmen, was er bietet und wie er es bietet. Es ist wahr, daß die Lässigkeit und das Sichgehenlassen auch seine Grazie und Liebenswürdigkeit haben kann, allein der Mangel an Kunstfleiß zeigt sich doch lediglich als solcher und macht, daß gute Intentionen das nicht werden, was sie in der Hand des Meisters werden konnten. Wenden wir schließlich noch einmal den Blick in das Ganze des Werkes, so läßt sich auf heutigem Standpunkt doch nicht verkennen, daß die Anregung höher zu schäßen ist als die Leistung, zumal da die von neueren Dichtern in der Handhabung orientalischer Formen entwickelte Virtuosität, die hier ganz besonders an ihrem Ort ist, unsere Ansprüche sehr ge= steigert hat.

II.

Pandora.

Der Dichter, der von der unmittelbarsten Darstellung des frischen Lebens ausgegangen war, lernte im Fortschritt seiner Entwickelung und seiner Jahre immer mehr die Vortheile einer ge= messenen Form schäßen, so daß sich im spätern Verlauf seines Lebens in erster Reihe sein Auge darauf richtet. Hatte man in seiner Iphigenie und in Hermann und Dorothea viel von griechischem Geist erkannt, hatte er in der Eugenie sich dem Charakter der alten Tragödie noch näher gehalten, so trat nun die Forderung immer engeren Anschlusses um so stärker an ihn heran. Der Umgang mit Philologen von Rang zog ihn offenbar je mehr und mehr auf diese Bahn, er konnte mit Friedrich August Wolf, mit Schüß und Voß nicht verkehren, ohne daß diese seine Poesie noch weiter auf griechische Formen hindrängten, namentlich auf diejenige, welche noch übrig war, den tragischen Trimeter. Schon überseßte man Sophokles und Aeschylus in den ihnen eigenen Maaßen und Heinrich Voß der Sohn war in Goethes nächster Nähe gewesen. Wie sonst den freien Versuchen in den alten Maaßen erst die Ueberseßungen in gleicher Form gefolgt waren, so nun auch hier, es galt aber nichts minderes als zu zeigen, daß der Trimeter sich im Deutschen mit mehr Gewandtheit und mit minderer Schwierigkeit handhaben lasse, als das den Ueberseßern gelungen war, na mentlich Solger bei seiner Uebertragung des Sophokles. Nun war aber auch gerade um diese Zeit Goethe die Handhabung einer Form

höchst wünschenswerth, namentlich wenn sich in ihr sowohl die vornehmste Eleganz als auch das Gepräge der Klassicität erreichen ließ. Durch wunderbaren Kreislauf der Dinge war er eben jezt auf einen Punkt gelangt, ähnlich dem, auf welchem sich die Dichter Ludwigs XIV. befanden; in der That, in solchem Sinne ergriff Goethe um das Jahr 1807 die Formen der griechischen Tragödie, insbesondere den Trimeter. Als Stoff trat ihm wieder entgegen, was ihn in der Jugend beschäftigt hatte, die Fabel des Prometheus, allein er stand derselben nicht mehr unbefangen gegenüber, wie ehmals, mancherlei und zum Theil sich kreuzende Auschauungen, Absichten und Liebhabereien zogen Alles ins Undeutliche. Das Ganze, das sich nur als ein Fragment giebt, denn es nennt sich ersten Aufzug, bleibt räthselhaft und will nach keiner Seite hin befriedigen. Als Festspiel, obwohl es manches opernartige und decorative Element enthält, muß es in seinen langen Reden und seinem weitausgebildeten und verzierten Wortwerk, so wie in den langausgesponnenen Allegorien steif und förmlich erschienen sein, als allegorische Dichtung aber bleibt es durchaus dunkel und abgerissen, man glaubt zum öftern etwas zu fassen und zu verfolgen, fieht sich aber bald getäuscht und kann von Allem das Ende nicht absehen. Von dieser Art noch Ferneres, ein Stück in mehreren Aufzügen, würde vollends unerträglich sein, denn in der That ist schon was vorliegt großentheils nur mit Mühe zu überwinden. Der Dichter dichtet nur für sich und nimmt kaum noch irgend eine Rücksicht auf den Zuschauer oder Leser, nur daß eine gewisse äußere Festlichkeit durchgeht, und daß einzelne Figuren, Elpore und Eos, oder die Chöre der Schmiede und der Krieger einen munteren Ton anschlagen.

Was nun die Nachbildung des Antiken betrifft, welche Goethe auch hier ein Großes eingetragen, so liegt sie mehr in der Form als im Geist, mehr im Einzelnen als im Ganzen. Schon der durchaus allegorische Charakter, zumal in so weiter Durchführung, ist ungriechisch, aber wir begegnen auch einem gewissen Mißverständniß des Plastischen, das hier mit Zurückseßung der Hand

lung und der ganzen Erfindung und Gestaltung fast nur noch auf der Oberfläche, im Wort und Ausdruck erscheint, den Charakter der Manier annimmt und eine Kälte verbreitet, welche nimmermehr zum Wesen der Antike gehört.

Goethe verbindet hier, ich meine zum ersten Mal, das Princip rhythmischer Formgebung mit dem Reim; es beruht dies auf der richtigen Erkenntniß, daß die lyrischen Maaße der Alten für uns zu künstlich und doch für unser Ohr zu klanglos sind; durch daktylische Rhythmen mit Reimen hat er die Anapästen der Tragiker zu erseßen gesucht; Platen brachte später jene mit Reimen. Da= neben hat er, gegen den Schluß hin, doch auch künstlichere Rhythmen in den Chören gegeben, einmal Choriamben, ein andermal Joniker, oder wenn man will dorische Epitrite, leider nur in zu langer Folge und — mit zu prosaischen Worten, auch wohl mancher Härte. Neben den Trimetern erscheinen, als sollte hier Calderon mit Aeschylus gepaart werden, spanische Trochäen, im Munde der Elpore und der Eos. Besondere Aufmerksamkeit ist noch auf den Trimeter zu wenden. War er flüssiger, erschien hier die Rede deutscher als bei Solger, so befriedigt er dennoch die strengeren Ansprüche keineswegs, ja erfüllt nicht einmal die unerläßlichsten Bedingungen. Es fehlt nicht an Versen, welche in zwei gleiche Vershälften zerfallen und so ist auch das wesentliche Gefeß von der Reinhaltung der geraden Stellen keineswegs beobachtet, Spondeen und Jamben stehen ohne Unterschied an jeder Stelle, so daß wir eigentlich auch im Grunde gar keine Trimeter, sondern eben nur sechsfüßige Jamben haben, anderer Unregelmäßigkeiten nicht zu gedenken. Nichtsdestoweniger hat das Werk unter philologischen Lesern zu seiner Zeit die größte Bewunderung gefunden und offenbar machte Goethe mit demselben für seinen Ruhm eine neue Eroberung. Allein was er nicht selbst leistete, hat er wenigstens angeregt, denn hier, so wie in dem Divan, ist Platen gegeben.

Mehr Interesse besißt das Werk auf einer andern Seite. Je mehr man es studirt, um so mehr wird man finden, daß hier der zweite Theil des Faust vorbereitet sei, daß sich hier schon die Kunst

art und die Manier entschieden hat, welche dort begegnet, ja manches kann dort am besten von hier aus erklärt und verstanden werden. Wir finden dort eben jenen Cultus der Außenseite des Griechenthums, und wiederum tritt hier schon das sich Vertiefen und Verirren in Allegorisches, in diesem wie in der Form eine Neigung zu Spielerei hervor, welche nicht immer die Würde bewahrt.

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