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suchte überall in der Form das Edle, Einfache, das Klassische; man handhabte, so weit es möglich war, die neuere Sprache nach dem Muster der alten. Wir haben die Zeit des regsten klassischen Studiums, die Zeit der Humanisten.

In Italien hatten die klassischen Einflüsse nie ganz aufhören können; schon vor dieser Zeit war Virgil das Vorbild für Dante, Petrarca wandte schon auf die Griechen seinen Blick und ahnte ihren höheren Gehalt, Ariost steht bereits unter den neuen Einflüssen, ganz besonders aber stellte Tasso das Muster des Modern= Klassischen auf, in der Einfachheit und Eleganz seines Stils und in der höchsten Geschmacksbildung. Spanien behielt noch längere Zeit mehr von Mittelalterlichem an sich, so namentlich auch in seinem Drama, von Italien dagegen ging der neue Geschmack hauptsächlich nach Frankreich über, von da nach England und zulezt nach Deutschland denn durch ihre Verwandtschaft mit dem Römischen standen die Sprachen romanischer Abkunft dieser vom Alterthum hergeleiteten Klassicität um vieles näher.

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Bei uns beherrscht dieser Einfluß die Periode von Opit, welche nur durch den Marinischen Geschmack eine kurze Unterbrechung erleidet, im Wesentlichen aber aushält von Opit bis auf Wieland. Die altklassische Literatur in der gezeigten Vermittlung ist hier das Entscheidende, die lehte Spur des Mittelalters ist vertilgt. Alles was das Christenthum von ursprünglichen poetischen Anschauungen etwa noch verschont hatte, mußte diesem zweiten gewaltsamen Einfluß von außen her jezt völlig weichen, mit ihm aber auch ebenso das Christliche.

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In Deutschland kam nun die Reformation der Kirche hinzu, welche die Geister in so hohem Grade beschäftigte darauf der unglückselige Krieg der Confessionen, nicht ohne Einmischung von Eroberungssucht. Das Volk wurde der Poesie immer mehr entfremdet, sie flüchtete sich in die Studirzimmer der Gelehrten und nahm nun, worauf die ganze Richtung der Wiedererweckung schon hinführte, einen völlig gelehrten Charakter an. Außerdem schied sich aber auch geistliche und weltliche Dichtung. Jene, welche einen

Hauptbesiz der Periode ausmacht, wurde mit aller Zunigkeit des neuerweckten und gereinigten Glaubens angebaut, doch war der Kreis des Angebeteten sehr ins Enge gezogen, denn die Heiligen genossen hier nicht mehr der Verehrung und auch die Jungfrau trat zurück gegen die Gestalt des Gekrenzigten. In der weltlichen Dichtung dagegen verschwand alles Christliche und hier herrschte die antike Mythologie, eine kalte und steife Maschinerie, deren man bald satt werden mußte.

So entstand denn ein höchst fühlbarer Mangel an poetischem Stoff. Die Poesie hatte die Wurzel im heimischen Boden und im Volk, ja überhaupt in der Geschichte, gänzlich verloren. Die reiche volksthümliche Balladenpoesie, in Luther noch lebendig, war nun völlig ausgestorben, für Epos und Drama kein Znhalt zu finden, der auf irgend eine vorhandene Sympathie rechnen konnte. Sonach ist denn die Periode von Opiß in dem was ihr abgeht, mild zu beurtheilen; und es stand anderswo um nichts besser: es sind das Dinge, die in der allgemeinen Constellation, in den großen geschichtlichen Wendungen tief begründet lagen. Die Aufgabe der Zeit war eine andere, und sie hat sie treulich erfüllt: es kam darauf an, die verwilderte Sprache wieder zu regeln und an die Forderungen des Klassischen zu gewöhnen. Hier liegt Opizens Leistung und seine Nachfolger haben, wenn auch nicht in den großen Gattungen, doch genug von deutschem Gemüt und selbst im Einzelnen von poetischem Aufschwung gezeigt.

Die nächstfolgende Zeit fiel tief in die Abhängigkeit der franzöfischen Literatur, auch das durch die politische Geschichte hinlänglich erklärt; langsam machte man sich darauf von derselben los, indem man lieber dem Englischen sich zuwandte und dann zugleich wieder am Griechischen einen Halt suchte; sich selbst zu finden war dem nächsten Geschlecht vorbehalten.

Vieles kam zusammen, um gegen die Mitte der siebziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts auf Deutschland einen befruchtenden Einfluß auszuüben, darunter auch Politisches. Nicht zufällig mag es sein, daß wir das Jahr 1775 zum Abschluß der vorigen und

zum Beginn einer neuen Periode nehmen, denn hier tritt eine große politische Erscheinung ein, die später eine noch größere nach sich zieht. Die Losreißung Nord-Amerikas vom englischen Mutterlande, der dort mit so großem Aufschwung begonnene Freiheitskampf wirkte über den Ocean hinweg allerdings auch auf Deutschland, wie das die um diese Zeit auftauchenden Freiheitslieder außer Zweifel seßen, die Einwirkung wird aber um so erklärlicher, als England zu jenem Kriege in Deutschland, im Einverständniß mit deutschen Fürsten, Truppen warb: wurden doch dadurch die Sympathien für die Freiheit nur erhöht, jedenfalls die Leidenschaften herausgefordert. Darauf die französische Revolution. Wenn diese schon auf die älteren Dichter ihre berauschende Wirkung nicht verfehlte, so war der Eindruck auf die jüngeren nur noch tiefer; bei der Entfernung aber, aus welcher er erfolgte, blieb er um so geistiger. Die Periode, welche jezt darzustellen ist, fällt nun auch in eine Zeit des tiefen Friedens, ja in eine Zeit, der es eben so sehr an eigenen politischen wie auch religiösen Interessen fehlte, das Volk war ganz zurückgedrängt von allem Antheil an dem Wohl und Wehe der Staaten, auf dem Gebiet der Kirche aber herrschte großer Indifferentismus; so blieb denn der rege gemachten Kraft einzig und allein das literarische Gebiet übrig, dem ausschließlich, wie kaum zu irgend einer anderen Zeit, eben so wohl die ganze Production wie auch Receptivität sich zuwandte.

Auf so günstigem Boden nun blühte, seit fünf Jahrhunderten zum ersten Mal wieder, eine Poesie von voller Selbstständigkeit und wirklich nationalem Charakter empor, und zwar eine solche, welche nicht mehr die ausschließliche eines Standes war, sondern das Volk aller Schichten ergreifen konnte. Hatten die beiden leßten Jahrhunderte nur Eine Gattung der Poesie gehabt, welche weiter ins Volk hinunter drang, das protestantische Kirchenlied, so näherten sich jezt alle Gattungen je mehr und mehr dem popularen Charakter. Das gesellige sangbare Lied war voran gegangen, nun aber suchte man auch die Fäden alten Volksgesanges auf und begann in dessen Ton zu dichten. Aeußere Einflüsse kamen zu Hülfe, wie die

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schon berührte Aufmerksamkeit, welche man in England den alten Volksliedern schenkte, nicht minder auch Ossian. Man entdeckte einen reichfließenden Quell von Naturpoesie, der der gelehrten gegen überstand, ihr nicht nur die Waage hielt, sondern wesentliche Vorzüge zu haben schien. Ein englisches Buch über das Genie des Homer that dabei auch das Seinige.

Nun begann aber auch damals das Mittelalter in minder finsterer Gestalt zu erscheinen, und man wurde sich jetzt seit langer Zeit wieder bewußt, daß es auch jenseits Opiß eine deutsche Literatur und eine Blütenzeit der Poesie gebe. Es ist schon erwähnt worden, daß Lessing auf das Lied der Nibelungen aufmerksam wurde; nähere Kunde von der Dichtung des glorreichen Hohenstaufischen Zeitalters erhielt man, als im Jahr 1773 Johann Müller in Berlin die Gedichte der Minnesänger herausgab, und Bodmer in der Schweiz ihn bald in diesem Studium unterstüßte. Schon fanden sich verschiedene Uebersezer von Minneliedern, so in der Jacobischen Iris und den Musenalmanachen, und man dichtete Balladen, in denen statt der Schäfer jezt Ritter mit ihren Damen erschienen; ge= harnischte Helden zierten die Modeliteratur; nach und nach gewann man den mittelalterlichen Gestalten das Poetische und Romantische ab und der französische Beigeschmack, der noch bei Wieland fühlbar bleibt, verschwand je mehr und mehr.

Aber so wie die schäferliche Fabelwelt, welche mit Tasso's Aminta und Guarinis pastor fido über Europa gekommen war, ihren Rückzug antreten mußte, so kam nun auch das Leben und die Gegenwart wieder zu ihrem Recht, man lernte dem Wirklichen, dem Erlebten Adel zu verleihen, es zum Gegenstand der Poesie zu er= heben. Für die deutsche Lyrik war hier ein entscheidender Wendepunkt. Chloe, Phyllis und Dorilis, Damon und Thyrsis sind verschwunden, wir begegnen nur deutschen Namen und deutschen Gefühlen; nicht mehr Amor, sondern Liebe.

Für Deutschland kam diese Anregung zunächst aus dem äußersten Norden, durch Herder; sie wurde aber besonders erfolgreich für den Süden unseres Vaterlandes. Die Opißische Kunst, hervorgehend

aus norddeutscher Sprachweise und ihrer sorgsameren Articulation sich zunächst anschließend, fand sehr natürlich zunächst im Norden Aufnahme und gab diesem ein Uebergewicht und die Führung, die Süddeutschen fanden sich nur schwer in die neue Sprache und Versbehandlung, sie fühlten sich hier nicht völlig zu Hause; ganz anders aber war es, als auf einmal Natur- und Volkspoesie zu Ehren kam, denn hier hatten sie den Vorsprung. Bei ihnen hatte sich noch mehr von Volksgesang erhalten, er war für sie nicht so ganz verklungen, wie für den kälteren Norden, in dem gelehrte Bildung und fremde Sitte vorherrschend blieb. Zwar hatte Süddeutschland bereits einen bedeutenden Autor gestellt, Wieland, aber gerade dieser hatte sich am meisten von allem Volksmäßigen abgewandt und durchgängig den fremden und gelehrten Charakter seiner Poesie behauptet, er gehörte gerade der zurückgebliebenen Richtung an, während der Vertreter der vorschreitenden, Klopstock, in seiner Nähe die Ueberreste volksthümlicher Poesie vermißte, so daß er sich im Streben nach Altgermanischem in die ganz abgestorbene nordische Mythologie verlor. So wird es denn also begreiflich sein, daß nunmehr zwei Dichter aus Süddeutschland kommen, um deutsche Poesie auf ihren Gipfel zu erheben. Sie treten mit frischer Naturkraft ein, ziehen mit weitverbreiteten Wurzeln Nahrung aus einem noch unerschöpften Boden. Daß in Goethe die süddeutsche Natur einen kräftigen Ausdruck findet, wird man um so weniger verkennen, wenn man seine früheren Werke in ihrer ursprünglichen Form liest, nicht in der späteren Umgestaltung.

Aber der große Friedrich und Lessing und Herder hatten für sie gearbeitet: jener hatte auch ihre Geister aufgerüttelt, Lessing aber Raum gemacht durch Verwerfung des falschen Regelzwanges und Herder hatte hingewiesen, wo die ewig jungfließende Quelle wahrer Poesie zu finden sei. So wie Leffing am Schluß der vorigen. Periode steht, so verdient Herder am Anfang der gegenwärtigen zu stehen.

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