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Gebiet hatte sich, wegen eines Goetheschen Epigramms im Göttinger Musenalmanach von 1774, worauf Klopstock antwortete (s. w. u.), der Beginn einer Fehde herausgestellt. Durch den Brief wurde der Bruch vollkommen. Da leßterer nicht bloß für die beiden Persönlichkeiten von großer Wichtigkeit ist, sondern tief in die nachfolgende deutsche Literatur eingreift, so scheint angemessen, auch diese beiden Documente, Klopstocks Schreiben und Goethes Antwort, unverkürzt mitzutheilen. Wenige Zeit vor Goethes definitiver Anstellung schrieb Klopstock:

Hamburg, 8. Mai 1776.

Hier ein Beweis von Freundschaft, lieber Goethe! Er wird zwar ein wenig schwer, aber er muß gegeben werden. Lassen Sie mich nicht damit anfangen, daß ich es glaubwürdig weiß; denn ohne Glaubwürdigkeit würde ich ja schweigen. Denken Sie auch nicht, daß ich Ihnen, wenn es auf Ihr Thun und Lassen ankömmt, einreden werde; auch das denken Sie nicht, daß ich Sie deßwegen, weil Sie in diesem oder jenem andere Grundsäge haben als ich, strenge beurtheile. Aber Grundsäße, Ihre und meine, beiseite, was wird denn der unfehlbare Erfolg sein, wenn es fortwährt? Der Herzog wird, wenn er sich ferner bis zum Krankwerden betrinkt, anstatt, wie er sagt, seinen Körper dadurch zu stärken, erliegen und nicht lange leben. Es haben sich wohl starkgeborne Jünglinge, und das ist denn der Herzog gewiß nicht, auf diese Art frühe hingeopfert. Die Deutschen haben sich bisher mit Recht über ihre Fürsten beschwert, daß diese mit ihren Gelehrten nichts zu schaffen haben wollten. Sie nehmen jezt den Herzog von Weimar mit Vergnügen aus. Aber was werden andere Fürsten, wenn Sie in dem alten Tone fortfahren, nicht zu ihrer Rechtfertigung anzuführen haben? Wenn es nun wird geschehen, was ich fühle, daß es geschehen wird! Die Herzogin wird vielleicht ihren Schmerz jezo noch niederhalten können; denn sie denkt sehr männlich. Aber dieser Schmerz wird Gram werden, und läßt sich der dann etwa auch niederhalten? Louisens Gram, Goethe! Nein, rühmen Sie sich nur nicht, daß Sie lieber wie ich!

Ich muß noch ein

Wort von meinem Stolberg sagen. Er kommt aus Freundschaft zum Herzog. Er soll also doch wohl mit ihm leben? Wie aber das? Auf seine Weise? Nein, er geht, wenn es sich nicht ändert, wieder weg. Und was ist dann sein Schicksal? Nicht in Kopen= hagen, nicht in Weimar. Ich muß Stolberg schreiben; was soll ich ihm schreiben? Es kommt auf Sie an, ob Sie dem Herzog diesen Brief zeigen wollen, oder nicht. Ich für mich habe nichts dawider. Im Gegentheil; denn da ist er gewiß noch nicht, wo man die Wahrheit, die ein treuer Freund sagt, nicht hören will. Klopstock."

Goethe antwortete am 21. Mai:

„Verschonen Sie uns künftig mit solchen Briefen, keber Klopstock! Sie helfen uns nichts und machen uns nur ein paar böse Stunden. Sie fühlen selbst, daß ich darauf nichts zu antworten habe. Entweder müßt' ich als ein Schulknabe ein pater peccavi anstimmen, oder sophistisch entschuldigen, oder als ein ehrlicher Kerl vertheidigen, und käme vielleicht in der Wahrheit ein Gemisch von allen dreien heraus, und wozu? Also kein Wort mehr zwischen uns und über die Sache. Glauben Sie mir, daß mir kein Augenblick meiner Existenz überbliebe, wenn ich auf alle solche Anmahnungen antworten sollte. Dem Herzog that's einen Augenblick weh, daß es ein Klopstock wäre. Er liebt und ehrt Sie; von mir wissen und fühlen Sie aber das. Leben Sie wohl. Stolberg soll immer kommen. Wir sind nicht schlimmer, und will's Gott, besser als er uns gesehen hat."

Klopstock nahm, wie sich erwarten ließ, diese Antwort sehr übel; Stolberg kam nicht. Das Zerwürfniß mit Goethe blieb unheilbar und es ließe sich demselben ein weitgreifender Einfluß auf die nächste Entwickelung der Literatur beimessen, wenn man nicht annehmen müßte, daß ohnehin die Leerheit und Unlebendigkeit des Klopstock'schen Dichtens, seiner Mythologie und seiner Formen bereits zu Tage gekommen sei. Ueberdies hatte nun Klopstock das Wesen des jungen Herzogs sehr verkannt. Dieser, auch von Weimar her bei der Anstellung Goethes angefochten, hatte sich stark und selbst=

ständig gezeigt. Das Murren des Hofes nahm die Form eines förmlichen Protestes an. Der Herzog antwortete in wahrhaft fürstlicher Würde, unter anderm: „Einsichtsvolle wünschen mir Glück, diesen Mann zu besißen. Sein Kopf, sein Genie ist bekannt.“ Ferner: „Das Urtheil der Welt, welches vielleicht mißbilligt, daß ich den Dr. Goethe in mein wichtigstes Collegium sehe, ohne daß er zuvor Amtmann, Professor, Kammerrath, Regierungsrath war, ändert gar nichts. Die Welt urtheilt nach Vorurtheilen; ich aber sorge und arbeite, wie jeder Andere, der seine Pflicht thun will, nicht um des Ruhmes, nicht um des Beifalls der Welt willen, sondern um mich vor Gott und meinem eigenen Gewissen rechtfertigen zu können.“

III.

In Weimarischen Diensten.

Goethe begann nun seine amtliche Thätigkeit, und in dem Maaß, wie sie an Umfang und Einfluß wuchs, zeigte sich auch, wie richtig der Herzog gewählt hatte. Wenn irgend Jemand, außer dem Fürsten, dazu beigetragen hat, in zum Theil schweren Zeiten das Ländchen blühend zu machen und ihm einen weitleuchtenden Glanz zu verschaffen, so ist es Goethe. Alle Zweige der Verwaltung umfaßte er nach und nach mit gleicher Sorge, das Kleinste wie das Größte, Bauten und Beförderung von Cultur, Gewerbe, Industrie, Handel, die Universität Jena so gut, wie die Feuerlöschordnung. Und muß denn auch ein Dichter an und für sich un praktisch sein? In Goethes Natur lag von Hause aus das Gegentheil, und gerade eben die Eigenschaften, die ihn zu einem großen Dichter stempelten, konnten aus ihm auch an seiner Stelle einen vorzüglichen Geschäfts- und Staatsmann machen, namentlich, wo es sich um Anlage und Organisirung handelte. Der Dichter, der mehr sein will als Lyriker, als Erotiker, bedarf in der That eines hellen Blickes über menschliche Ordnung, eines weisen Rathes in allen Sachen des Lebens. Eine andere Frage ist, ob das Geschäftsoder Hofleben dem Dichter geschadet habe; sie läßt sich weniger bestimmt verneinen, wie das sein englischer Biograph versucht hat. Daß sie dem Dichter Zeit entzog, wird sich um so weniger in Abrede stellen lassen, als Goethe sich wirklich mit Eifer und voller Neigung den Geschäften hingab, bejahen aber läßt sich, daß unter

dem obwaltenden Verhältniß eigentlich gar keine Wahl war, denn jeder andere Künstler hat bekanntlich vor dem Poeten das voraus, daß die Kunst allein schon ihm Beruf, Stellung, Unterhalt giebt: demnächst mußte diese Stellung ihm nach vielen Seiten hin eine Quelle reichster Erfahrung werden, wie sie ihn denn auch in den höchsten Kreisen erhielt. Auf die zartere Frage, ob Goethes ursprünglicher Genius in der Weimarischen Atmosphäre gediehen sei, oder ob die Geheimraths- und Ministerstellung seinen freieren Flug nicht gehemmt habe, wird sich erst am Schluß zurückkommen lassen.

Wenn nun die Geschäfte hinlänglich seinen Geist einnahmen, so konnten sie doch nicht sein Herz ausfüllen. Anfangs wurde er noch zuweilen von Erinnerungen an Lili bewegt, aber diese schwanden allmälig oder vielmehr sie wurden durch ein neues Interesse verdrängt. Wir müßten Goethe nicht schon kennen, wenn wir glauben sollten, er hätte lange ohne Neigung bestehen können. Hier in Weimar mochte es dazu an reicher Gelegenheit nicht fehlen, doch gab es kein Schwanken und keine Wahl: Eine Persönlichkeit überwog mit ihren leiblichen, sittlichen und geistigen Reizen jede andere. Dies ist die Frau von Stein, Hofdame und Gemahlin des Oberstallmeisters, älteste Tochter des Hofmarschalls von Schardt, ab= stammend aus einer schottischen Familie Irwing. Als Goethe nach Weimar kam, hatte er schon von ihr gehört, sie ebenso von Goethe. Der berühmte Arzt Zimmermann, dessen wir schon gedacht haben, war der Vermittler gewesen. Er hatte ihre Bekanntschaft im Bade Pyrmont gemacht, hielt ihre Silhouette in besonderen Ehren und machte Goethe auf sie aufmerksam als auf ein Ideal ihres Geschlechtes; gleich vortheilhaft hatte er sich wiederum gegen die Dame über Goethe geäußert, so daß auch diese ihm nicht wie einem gleich giltigen entgegenkam. Es muß aber sogleich gesagt werden, daß sie damals nicht bloß dreiunddreißig Jahre zählte, sondern auch bereits Mutter von sechs Kindern war; das Verhältniß, das sich hier bildete, war also in jeder Art ganz von denen verschieden, welche den Dichter bisher gefesselt. Das Ewigweibliche", das für ihn stets so mächtig gewesen, trat ihm hier von einer neuen Seite

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