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mehr als volle Freiheit für sich, sie verlangten alle Gewalt in ihre Hände zu bekommen, um Rache nehmen zu können, sowohl für die Belagerung von Solovetzk, als auch für das Loos des Habakuk und Lazarus, die nach Urtheilsspruch dem Feuertode übergeben worden waren. Zum Führer gab ihnen Chowansky den Nicetas Pustoswät, der mehr wie einmal schon des Schismas wegen vor Gericht gestanden hatte. Der aus dem Solovetzkischen Kloster entsprungene Sabbat und andere sich dem Nicetas. würdig anreihende Aufwiegler wurden eigends nach Moscau berufen. Sie bestanden darauf, sogleich mit den Veränderungen zu beginnen. Mit Mühe nur gelang es Chowansky, sie von überstürzender Eile abzuhalten, indem er ihnen die Versicherung gab, dass die bevorstehende Krönung der Zaren (23. Juni) nach den alten Büchern vollzogen werden solle. Nicetas und andere Landstreicher gingen unter dem Volke umher und riefen es zur Vertheidigung der alten Frömmigkeit auf. »Stehet, stehet fest, ihr Rechtgläubigen, für den alten Glauben und nehmt die Neuerungen Nicon's nicht an, so rief Pustoswät Allen zu. In derselben Absicht und mit denselben Insinuationen gingen Wahlmänner aus dem Titowschen Regimente unter den anderen Strelitzen umher. Die Aufregung wurde allgemein. Wohlmeinende Priester suchten die Treuherzigen eines Bessern zu belehren; sie wurden aber von den Raskolniks ergriffen und geschlagen. Der Mehrzahl der Strelitzen (mit Ausnahme des Titowschen Regimentes) gelang es jedoch, der Gedanken, dass die Strelitzen in Glaubenssachen keine competenten Richter seien, mehr und mehr Geltung zu verschaffen; sie unterzeichneten die Bittschrift nicht, die ein Landstreicher, der Mönch Sergius, im Titowschen Regimente aufgesetzt hatte.

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Am 3. Juli meldete sich der Fürst Chowansky mit den Wahlmännern des Titowschen Regiments bei dem Patriarchen und versicherte ihn, dass die Strelitzen aller Regimenter Discussionen über den Glauben auf öffentlichem Platze verlangten, wobei er hinzufügte, dass auch die Zaren damit einverstanden seien. Die mit ihm gekommenen Stitzen schimpften frech auf die geistliche Obrigkeit. Der Pat spräche üb Glauben zu

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seine Pflicht, nicht die der Strelitzen; doch, fügte er hinzu, dürften solche Discussionen nicht auf öffentlichem Platze gepflogen werden. Es ward ein Tag zum Anhören der Bittschrift anberaumt. Am 5. Juli drang ein Haufe von Raskolniks, unter ihnen viele Betrunkene, mit vielem Lärme in den Kreml ein. Vor sich her ein Lesepult, Heiligenbilder, angezündete Kerzen tragend, aber in ihren Busentaschen Steine bergend, schritten sie bis zur Erzengelkathedrale vor und liessen sich auf dem öffentlichen Platze nieder. Sergius stieg auf eine Bank und las laut die Solovetzkische Bittschrift vor, Andere stiessen gerade zu Verwünschungen gegen die Rechtgläubigkeit aus. Das von Fana— tikern aufgewiegelte Volk liess eine drohende Gährung wahrnehmen. Der erste Prälat verrichtete mit der versammelten Geistlichkeit eine Fürbitte um Beruhigung des Aufruhrs. Er schickte aus der Kirche einen Erzpriester unter das Volk hinaus, mit einer gedruckten Ermahnung und Bezichtigung des eidbrüchigen Nicetas. Aber die Raskolniks waren nahe dran, den Abgesandten zu erschlagen. Nach beendeter Fürbitte kehrte der Patriarch in den Kreuzessaal zurück. Der Fürst Chowansky liess ihn zu wiederholten Malen auffordern, auf den öffentlichen Platz herauszukommen; er erschien mit dieser Forderung persönlich im Palaste, wohin auch der Patriarch von der Regentin Sophie eingeladen worden war. Sophie und der Patriarch erkannten sehr wohl die Absicht der Verschworenen, um so mehr, als die Erfahrung unlängst Aehnliches gelehrt hatte. Auch verrieth sich Chowansky selbst in seinen Reden. Wenn sagte er zu den Zaren Patriarch die Forderung der Strelitzen und des Volkes nicht erfüllt, so werden sie in den Palast einbrechen, den Patriarchen mit allen Geistlichen erschlagen und auch den Bojaren wird es nicht gut ergehen. Sophie, die Zarin Natalie und zwei Zarewnen erklärten, dass sie die Kirche und deren Hirten nicht ohne Vertheidigung lassen würden. Chowansky wurde bedeutet, dass die Versammlung in der Granowitaja Palata statt haben werde, und dass dort in Gegenwart der zarischen Familie die Bittschrift verlesen werden solle.

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Lange zauderten die Verschworenen den öffentlichen Platz zu verlassen. Die Versammlung ward im Saale eröffnet. Neben

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der Verschworenen aber sagten: »Es wäre für Euch, Herrin, längst Zeit gewesen, in's Kloster zu gehen, Ihr verwirret nur das Reich. Die Strafe für solche Frechheit hob man einer gelegene

ren Zeit auf.

Man fuhr fort die Bittschrift zu verlesen. Einige Bemerkungen machte Sophie; gründliche Widerlegungen brachte der Erzbischof von Cholmogorsk vor. Aber gleich im Beginne der Verhandlung hatte man den Beschluss gefasst, sich so wenig wie möglich mit dem aufgeregten Haufen zu schaffen zu machen. Die Einzelnheiten der Bittschrift zu analysiren hatte man einer | ruhigeren Zeit und Gemüthsverfassung der Menschen aufgehoben. Der Patriarch nahm in die eine Hand das Evangelium des Präla – ten Alexis, in die andere das öcumenische Document über Errichtung des Patriarchates. Das erstere hielt er der Hartnäckigkeit, die in dem Alterthümlichen keinen Buchstaben verändert haben wollte, als schlagenden Beweis entgegen, aus dem letzteren las er das Glaubenssymbol vor, das in dem Artikel über den heiligen Geist ohne Hinzufügung des Wortes » der Wahrhaftige niedergeschrieben worden, während das unter den Patriarchen Philaret und Joseph abgedruckte mit diesem nicht übereinstimmend war. In Bezug auf die Kreuzesbezeichnung wies er auf die Kirchengefässe des heiligen Antonius des Römers hin. Auch noch einige andere Nachweise aus den alten Büchern wurden - in Bezug auf die Hauptpunkte des Streites - gemacht.

In dem Gefühle, dass sie nichts zu Gunsten ihrer Sache zu thun vermocht, erhoben die Unwissenden ein heftiges Geschrei; seht da, seht so«, riefen sie und hoben zwei Finger zur Kreuzesbezeichnung empor. Den Aufrührerischen wurde bedeutet, dass ihnen die Entscheidung angekündigt werden würde. Die zarische Familie entfernte sich, nach ihr ging auch der Patriarch und die Uebrigen davon.

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Die Dunkelmänner kehrten mit dem Geschreie: >> wir haben gesiegt aus dem Kreml zurück. Auf der Schädelstätte stellten sie nochmals ein Lesepult auf und schrieen: »glaubt so, wie wir, wir haben im Zwiegespräche alle Erzbischöfe besiegt. « Jenseit der Jause läutete man die Glocken.

Gesch. d. Kirche Russlands. II.

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Am anderen Morgen begann die Abrechnung. Der Expriester (Nicetas Pustoswät) ward von den Wahlmännern nach der Schädelstätte gebracht und daselbst hingerichtet. Die Gefährten des Pustoswät setzte man unter Wache. Bei der Untersuchung der Sache fand man bei ihnen ein Buch, welches den schlagendsten Beweis lieferte, mit welchen niedrigen Kunstgriffen sie die einfachen Leute täuschten und zum Irrthume fortrissen. In diesem alten Buche waren alle Worte, die das Schisma zu bezichtigen vermochten, sorgfältig ausradirt und durch andere, dem Sinne der Schismatiker entsprechende Worte ersetzt worden. Die Gefährten des Pustoswät wurden zum Theile in Klöster gesteckt, zum Theile gelang es auch mehreren zu entweichen. Der Fürst Chowansky sann bald auf neuen Aufruhr, aber man kam ihm zuvor und liess ihn hinrichten.

§. 36. Gottesdienstliche Einrichtungen und Massnahmen gegen das Schisma unter dem Patriarchen Joachim.

Schon vor Ausbruch des von Nicetas erregten Aufruhres war der Patriarch Joachim um eine bessere Einrichtung des Gottesdienstes eifrigst bemüht. Aber die Empörung Pustoswät's forderte ihn zu ganz besonderen Massnahmen gegen das Schisma auf.

Im J. 1675 wurde auf der Kirchenversammlung die Agende des erzbischöflichen Gottesdienstes durchgesehen, die Vorrechte der Patriarchen, Metropoliten und Anderer festgesetzt und den Presbytern Instructionen in Betreff ihrer Aufführung und Kleidung ertheilt.

Im J. 1678 wurde bei Gelegenheit der Durchsicht der gottesdienstlichen Ordnung des Palmsonntages von der Kirchenversammlung die feierliche Procession mit Palmzweigen allen Städten mit Ausnahme Moscau's untersagt.

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Im J. 1682 wurde das neu aus dem Griechischen übersetzte und mit der alten gottesdienstlichen Ordnung verglichene Statut gedruckt.

Im November 1681 ward ein Concil zusammenberufen, das Vieles für den Gottesdienst that, namentlich im Sinne einer Gegenwirkung gegen das Schisma. Der aufgeklärte und fromme

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