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sich die Sekte der Duchoborzen in einem so hohen Grade aus, dass sie, bei der Unachtsamkeit der niederen Civilautoritäten in Erfüllung der gegen die Sekte erlassenen Befehle, einem Ansteckungsstoffe glich, an verschiedenen Orten schnell Fuss fassen konnte und selbst Veranlassung zum Aufruhre gab.

Die Annahme von der inneren Vollkommenheit des Geistes bildet den Grundgedanken der Sekte der Duchohorzen, als Abart des Quakerthums. Hiemit verwirft die Sekte zugleich alle Sacramente, selbst die Taufe, Eucharistie und Ehe. Ihre besonderen Meinungen sind: 1. Die heilige Schrift, als äusseres Wort, sei nicht das Wort des Lebens, sondern führe nur den Verstand zu Christo, dem inneren Lehrer. 2. Gott ist einig und wirke als Gedächtniss, Verstand und Wille. 3. Im alten Testamente sei Christus die Allweisheit gewesen, die in der Natur wirkt, im neuen der Geist der Gottesliebe im Fleische. Als historische

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Person sei Christus der beste Mensch gewesen, dem nur Einige gleich kommen können. 4. Unsere Seele habe existirt und sei gefallen vor Schöpfung der Welt, aber die Sünde Adams sei nur persönliche Sünde gewesen. Nach Scheidung vom Leibe wanderten die Seelen der Besseren in andere Menschen, die Seelen der Sünder in Thiere über, Die Erlösung durch den historischen Christus sei undenkbar, die Leiden Jesu Christi seien nur das Beispiel der Leiden eines Unschuldigen. 5. Alle Menschen seien gleich und darum alle Autoritäten wider Gott, der Eid und der Krieg Verbrechen. 6. Der Zar wie der Erzbischof seien eben solche Menschen wie Kolesnikow und nach ihm Kapustin; das Priesterthum sei unnütz. 7. Die Kirche sei die Versammlung der von Gott Erwählten, verbunden durch das innere Wort; Juden, Mohamedaner und Heiden seien ebenfalls Glieder derselben, die sich durch dasselbe Wort zu retten vermögen.

So ist denn die Lehre der Duchoborzen ein mystischer Naturalismus, der nichts Wesentliches aus dem Christenthume entlehnt hat, ja er ist ein reines Antichristenthum, das sich nur aus Berechnung - unter dem Scheine des Christenthums birgt. Der Duchoborze ist somit schlimmer als ein Heide, weil die besseren aus den Heiden doch wenigstens die Verderbtheit der menschlichen Natur anerkennen und das Bedürfniss eines ErGesch. d. Kirche Russlands. II.

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lösers, der die Welt erleuchte und heilige, fühlen, aber der Seelenzustand des Duchoborzen ist vollkommen hoffnungslos.

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Als die Sekte Aufruhr zu stiften begann, beschloss die Regierung (1804), auf den Vorschlag Lopuchin's hin, die überführten Sektirer in dem Melitopolschen Kreise einer Steppengegend anzusiedeln. Dadurch hoffte man die übrige Bevölkerung vor der Ansteckung durch die verderblichen Lehren der Sekte zu bewahren. Das Enthalten von strengen Massregeln sollte die Hartnäckigkeit der Sektirer durch Milde besänftigen. Aber die Aufregung der an Zahl immer wachsenden Sektirer hörte nicht auf, und die Folgen ihrer verderblichen Meinungen in Hinsicht auf die obrigkeitlichen Autoritäten fuhren fort sich geltend zu machen. Darum steckte man von nun an die unruhigen Köpfe unter die Soldaten, aber die zum Militärdienst Untauglichen unter ihnen wurden zur Verwendung bei öffentlichen Arbeiten abgegeben. Dem Kaiser Alexander lag der Zustand der Sekte sehr am Herzen und jeder Bericht über Duchoborzen, die sich zum orthodoxen Glauben bekehrt, musste ihm zur Einsicht vorgestellt werden. Die geistliche Obrigkeit erhielt den Befehl, begabte Priester in die Dörfer zu entsenden, in denen sich Duchoborzen aufhielten, um diese auf den Weg des Heiles zurückzuführen. Der Synod erklärte seinerseits öffentlich, dass er die Duchoborzen nicht als der heiligen Kirche Angehörige betrachten könne, und schlug es ab, irgend ein Gutachten über die Eheverbindungen zwischen Duchoborzen und Lutheranern abzugeben.

§. 19.

c. Die Molokanen.

Die Molokanen, die sich geistliche Christen nennen, verabscheuen die Duchoborzen, obschon sie von diesen ausgegangen sind und Vieles aus ihrer Lehre beibehalten haben. Sie sind ursprünglich im Tambowschen Gouvernement, im Dorfe Gorälo aufgetaucht. Ihr Stifter Semen Ukleïn, ein Dorfschneider aus dem Borissoglebschen Kreise, hörte im Dorfe Gorälo die Predigten des Duchoborzen Pobirochin an, dessen Tochter

er zu sich nahm, obschon er bereits eine Frau hatte. Längere Zeit hindurch war er, der sich viel mit Lesen von Büchern beschäftigte, der zweite Prediger nach Pobirochin in der Gesellschaft. Aber nicht in Allem stimmte er diesem bei, ja bezich– tigte einst mit scharfen Worten seine Faseleien. Der erzürnte Pobirochin entsandte zwei Würger (er hatte ihrer 12 bei sich), um den Ukleïn zu erwürgen. Nachdem aber Ukleïn dem Tode glücklich entgangen war, verstiess er seine neue Frau, trennte sich gänzlich von der Sekte und stiftete durch seine Predigt eine neue. Da die Lehre der Duchoborzen in so offenem Widerspruche mit dem Christenthume steht, so fiel es dem Ukleïn nicht schwer, unter den Zuhörern Pobirochin's Anhänger zu erwerben. Ja, irgendwo mit dem Lutherthume bekannt geworden, begann er auch unter den Orthodoxen Zuhörer zu gewinnen. Hingerissen von dem Erfolge seiner Predigt, sonderte er sich aus seinen Zuhörern 70 Schüler aus und hielt mit ihnen unter Gesang von Psalmen einen feierlichen Einzug in Tambow, mit der Absicht, hier seine neue Lehre offen zu verkündigen. Aber die Polizei setzte ihn wie seine Schüler in's Gefängniss. Die letzteren kehrten bald in den Schoss der rechtgläubigen Kirche zurück. Ueber Ukleïn berichtete man an die Kaiserin Catharina und diese befahl, ihn durch geistliche Ermahnungen zum Widerrufe seiner falschen Meinungen zu überreden, aber im Weigerungsfalle ihn dem Gerichte zu übergeben. Da das Gefängniss und die Aussicht auf Verbannung Ukleïn keinesweges behagten, so erklärte er zum orthodoxen Glauben zurückkehren zu wollen, besuchte 6 Wochen hindurch fleissig die Kirche und wurde auf freien Fuss gesetzt. Seine Bekehrung war aber nur ein frecher Betrug. Er begann von neuem seine Lehre im Dorfe Roskasow zu verbreiten und begab sich, da er wahrnahm, dass man ihn beobachte, nach dem Dorfe Pesky (Gouv. Woronesch, Kreis Nowocnopersk), wo er nicht nur unter den Duchoborzen, sondern auch unter den Orthodoxen Anhänger gewann. Nachdem er sich in das Dorf Durnykin (Gouv. Saratow) begeben hatte, fand seine Predigt einen solchen Anklang, dass das halbe Dorf seiner Lehre zufiel. Nachdem er hier zuverlässige Prediger seiner Lehre zurückgelassen, machte er sich selbst auf den Weg, um seine Predigt auch

in die Gouvernements von Astrachan, Woronesch und Jekatherinoslaw zu tragen.

Aus den Geständnissen der Molokanen ist ersichtlich, dass sie das Christenthum hauptsächlich aus protestantischen Büchern erlernen. Ihre Lehre ist folgende. a. Sie glauben an Gott in drei Personen; aber das Fleisch Jesu Christi sei vom Himmel gekommen und kein menschliches; er sei auch nicht, wie andere Menschen, gestorben. b. Die von Jesu Christo gestiftete Kirche habe nur bis zum 4. Jahrhunderte bestanden und sei dann durch Erfindungen entartet; die wahren Christen kennten nur die Bibel. c. Die Auferstehung werde eine geistige, keine leibliche sein. d. Die Gaben des heiligen Geistes würden nicht durch sichtbare Zeichen, sondern geistig mitgetheilt; darum sei die Taufe wie die übrigen Sacramente nicht nöthig. e. Das Fasten, die Verbeugungen und bestimmte Gebräuche seien nicht nöthig. f. Um so mehr sei die Verehrung der Bilder zu verwerfen, denn sie sei ein Götzendienst. Die Molokanen, (von Moloko, Milch) so benannt, weil sie das Fasten verwerfen, verabscheuen die Heiligenbilder in dem Grade, dass sie an den Bildern die sie ihrer Sicherheit wegen in ihren Häusern aufstellen mit einer Nadel die Augen ausstechen. g. Da Ukleïn alles, was die Bibel sagt, buchstäblich zu nehmen lehrte, so halten die Molokanen das Verbot Mosis heilig, kein Schweinefleisch zu essen.

Unter dem Kaiser Alexander war die Regierung sehr nachsichtig gegen die Molokanen. Sie befahl, dieselben in das neurussische Gebiet überzusiedeln, um so mehr, als die Molokanen zu Tambow, die unter dem Volke wenig Liebe und Sympathieen gefunden, selbst darum baten, ihnen Land im Süden anzuweisen. Als jedoch die Molokanen an den Wässern der Molotschna und des gleichnamigen Sees Duchoborzen vorfanden, wollten sie unter diesen nicht wohnen, so dass man ihnen Wohnstätten unter den Colonieen der Mennoniten und Nogaier anwies. Eine grosse Anzahl Molokanen siedelten auch, mit und ohne Erlaubniss der Regierung, nach dem Saratowschen Gouvernement über, wo im J. 1799 ihre Prediger Popow und Frolow gelebt hatten. In diesem abgelegenen und reichen Gebiete, wo sie fern von aller obrigkeitlichen Aufsicht lebten, übten sie nicht nur frei ihre Ketzerei

aus, sondern verbreiteten sie auch unter den Rechtgläubigen. Ueber die Nachsicht, die ihnen die Regierung zu Theil werden liess, äusserten sie sich folgendermassen: »Seht, man gestattet den Popen nicht uns anzutasten, das beweist, dass

man

unseren Glauben für den rechten hält.« Damit lockten sie die Treuherzigen in ihre Gemeinschaft hinüber.

§. 20. Kampf mit dem Naturalismus der Encyklopädisten.

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Die Reformation, die dem menschlichen Verstande ein weites Feld eröffnet hatte und auf extremen Bahnen fortschritt, hatte bei den französischen Encyklopädisten in Bezug auf den Glauben: zum Dienste der Göttin Vernunft, in Anwendung auf die Politik zur Beseitigung aller Autorität geführt, die den wilden Leidenschaften Schranken entgegensetzt. Ueberall erschienen Agenten der Pariser Philosophie als Lehrer des ästhetischen Geschmackes, als Erzieher des menschlichen Geschlechtes. In dieser selben Eigenschaft erschienen sie auch in Russland. Die Umnebelung der Geister war so gross, dass alle Berühmtheiten Europas sich vor den Encyklopädisten als vor grossen Geistern in Ehrfurcht beugten und die Kaiserin Catharina II. stand selbst mit dem gallsüchtigen Voltaire in Briefwechsel. Die russischen Grossen nahmen zu Erziehern ihrer Kinder Leute bei sich auf, die nichts hatten als ein verdorbenes Herz und einen französischen Namen. Diese Pädagogen empfahlen statt des Evangeliums die Schriften eines Voltaire, Raynald und anderer Feinde des Christenthums, und waren durch ihre Unterhaltungen so wie ihr Beispiel im Leben bemüht, Herz und Verstand ihrer Zuhörer vollends zu verderben. Man gefiel sich darin, alles Heilige zu bespötteln, und Einige gaben sogar Voltairische Schriften in russischer Uebersetzung heraus, damit der Krebsschaden ja auch im Volke um sich fresse. Aber durch die Gnade Gottes beschränkte sich in Russland das Uebel nur auf die höchsten Schichten der Gesellschaft und fand selbst hier bei Einigen, wie z. B. Suworow, einen entschiedenen Widerspruch und tiefe Abneigung. Erst die Greuelscenen der Revolution machten die Leute stutzen und forderten sowohl die sorglosen Verehrer des

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