ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

[ocr errors]

Encyklopädismus, wie auch diejenigen, welche die Gefahren desselben nicht gehörig zu würdigen gewusst hatten, zu grösserer Behutsamkeit auf. Anerkennungswerth in christlicher Beziehung ist das Geständniss der Kaiserin Catharina: »Ich habe mich geirrt sagte sie in Bezug auf die Ereignisse in Paris das ist kein einfacher Aufstand, das ist Gott weiss-was! Schlagen wir nur alle Bücher hoher Weisheit zu und greifen wir wieder zum ABC-Buche. « Sie erliess einen Ukas, weder Bücher noch Personen aus Frankreich die Grenzen Russlands passiren zu lassen, und wandte alle Aufmerksamkeit auf geheime Gesellschaften und auf die Lehranstalten. Dem Metropoliten Platon ward der Auftrag zu Theil, alle in's Russische übersetzten Schriften philosophischen und politischen Inhaltes einer strengen Durchsicht zu unterwerfen. »> In der That schrieb er an den Grafen Ostermann die neu aufgetauchten philosophischen Grundsätze, die nicht nur die Religion, sondern auch die Grundfesten des politischen Gebäudes bedrohen, erheischen die umsichtigste Wachsamkeit. Post mortem sero medicina paratur. « Die Hirten der Kirche waren bemüht, in den Häusern wie auf den Kanzeln, in ihren Gesprächen wie auf dem Papiere die Niederträchtigkeit und das Verderbliche der Pariser Weisheit aufzudecken. Anastasius Bratanowsky liess es sich angelegen sein, seinen Zuhörern zu beweisen, dass der Ungläubige kein Mensch sei. >> Die Hauptwürde des Menschen, sein Ruhm und seine Ehre besteht in der Anerkennung und Erkenntniss Gottes. Darin liegt Vernunft, darin Weisheit, darin Ruhm und Ehre, darin der ganze Mensch. Das leibliche Leben nähert uns nur der stummen Creatur. Es ist der denkende Geist, der uns vor dem Viehe auszeichnet. Aber selbst mit diesem denkenden Geiste bleibt der Mensch ohne fromme Erhebung zu Gott thierischer Natur, wenn das Thier sich nicht sogar noch eines Vorzuges vor dem gottlosen Menschen rühmen kann. Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt mich nicht und mein Volk vernimmt mich nicht klagt Gott selbst. « Vortrefflich sind seine Reden über die Nothwendigkeit der göttlichen Offenbarung für den Menschen, über die Vorsehung Gottes, die über den Menschen

wacht, über die Unsterblichkeit, über die Quellen des Unglaubens. Denselben Eifer bewiesen Ambrosius Sertis-Komensky, Irenaeus, Theoctist. Viele nützliche Bücher sind von den Laien übersetzt worden, die den Druck des französischen Geistes schmerzlich empfanden. Ihre grösste Hoffnung setzten die Hirten der Kirche auf den unsichtbaren Vertheidiger und Regierer derselben, gegen den sich der Pariser Geist so frech erhoben hatte. Und die Gnade Gottes trug den Sieg über die Feinde davon, und bediente sich dazu oft der schwächsten Werkzeuge. Der vom Schlagflusse schwer getroffene von Wiesen forderte die Zöglinge der Universität feierlich auf, an ihm, der für seine Freigeisterei bestraft sei, ein warnendes Beispiel zu nehmen und Gott weder durch Worte noch durch Gedanken zu beleidigen. In einer kurz vor seinem Tode verfassten Schrift heisst es: andächtiger Ergebung tragè ich das mir aufgelegte Kreuz und werde bis zum Ende meines Lebens nicht aufhören zu rufen: Herr, wohl mir, dass du mich gedemüthigt hast! «

>> Mit

§. 21. Blutige Leiden der Rechtgläubigen unter polnischer Herrschaft.

Die rechtgläubige Kirche hat, Dank sei es Rom, unter der polnischen Herrschaft bis 1764 - solche grausame Verfolgungen erdulden müssen, wie selbst nicht unter dem harten Sigismund III. Die römische Geistlichkeit, nachdem sie in Polen die höchse politische Gewalt errungen, hat die bürgerliche Obrigkeit zu den härtesten Gesetzen gegen die Rechtgläubigen vermocht. Im J. 1717 wurde es nicht nur verboten, neue orthodoxe Kirchen zu bauen, sondern selbst die schadhaft gewordenen auszubessern. Darauf wurde den Rechtgläubigen das Recht genommen, an den Landtagen zur Wahl von Deputirten für den Reichstag -Theil zu nehmen. Noch strenger war die Verfügung von 1733, wo der Reichstag beschloss, die Dissidenten von allen Landesämtern auszuschliessen. Alles das geschah auf Anstiften des Papstes und seiner Bischöfe. Als aber die bürgerliche Obrigkeit der rechtgläubigen Kirche einen so offenen Krieg erklärte, da wurde der Fanatismus auch für jeden Einzelnen zum Gesetze,

[ocr errors]

und so entbrannte der blutigste Krieg gegen die Orthodoxen. Es ist schwer, alle die Grausamkeiten zu beschreiben, die man sich gegen die Rechtgläubigen erlaubte. Es gab keinen verächt– lichen Namen, mit dem man dieselben nicht gebrandmarkt hätte. Damit begnügte man sich schon nicht mehr, die Orthodoxie » den Glauben der Knechte zu nennen, man schalt sie einen >>arianischen «<, einen » Hundeglauben«. Die Ukraine und Weissrussland wurden als partes infidelium (Gebiete der Ungläubigen) bezeichnet; dorthin sandte man als Missionäre ganze Schaaren von Basilianern und Dominicanern und als Unterstützungsmittel ihrer Thätigkeit das Schwert und die Inquisition. Die rechtgläubigen Priester band man an Pfähle, stäupte sie mit Peitschen, warf sie in die Gefängnisse, marterte sie durch Hunger, hetzte sie mit Hunden, hieb ihnen mit Säbeln die Finger ab, brach die Hände und Füsse. Wer darnach noch am Leben blieb aber der Union nicht beitreten wollte, den jagte man von Haus und Hof, und die mitleidigen Herzen durften es nicht wagen, den Vertriebenen und ihren Familien eine Zufluchtsstätte zu bieten! Im J. 1736 erbaten die päpstlichen Bischöfe vom Könige ein Universal (Circularbefehl), dass orthodoxe Priester nur mit Genehmigung des Königs selbst eingesetzt werden dürften, die Gutsbesitzer gaben ihre Zustimmung (prezenta) aber nur solchen, die sich zur Union bereit erklärten. Die Klöster überfiel man am hellen Tage, plünderte sie aus und zündete sie an, die Mönche quälte man auf jede mögliche Art und peitschte sie oft bis zu Tode, zu geschweigen, dass man die Kirchen- und Klostergüter mit Gewalt weggenommen hatte. Die Dorfbewohner und Bürger unterwarf man unmenschlichen Martern, um aus ihnen Unirte oder Römlinge zu machen. >> Geistliche und weltliche Machthaber trieben das rechtgläubige Volk wie Schafe in die unirten Kirchen. Selbst während des Verlesens des Evangeliums kamen Gerichtsbeamte in die (orthodoxen) Kirchen, schlugen das Volk mit Peitschen und trieben es wie das Vieh aus dem Stalle. Viele mussten die Zerstörung ihrer Häuser, qualvolle Schläge, ja Andere den Tod erleiden Die Kinder peitschte man mit Ruthen vor den Augen ihrer Mütter, wie diese vor den Augen ihrer Kinder. Hier hörte man solches Wehklagen und Schluch

:

zen, wie man es vielleicht nur unter Herodes gehört hatte. «< Derselbe Kirchenhirte, der diese Beschreibung gemacht, sagt weiter >> Unter meinen Augen hat man eine Jungfrau erst mit Ruthen, sodann mit Dornhecken gepeitscht, damit sie sich von ihrem Glauben lossage, sie hat sich aber nicht losgesagt. Ein Weib mit einem Säuglinge hat man ein halbes Jahr im Gefäng– nisse gehalten; dort verlor sie den Säugling, der Mann war anderwärts gepeitscht und zu Tode gequält worden, ihr selbst brannte man die Finger, damit sie sich von unserem Glauben lossage, -sie hat sich aber nicht losgesagt. Eine andere, in dem Flecken Newla, ward in ein enges, eisernes Halsband geschmiedet und erwürgt. « Oft trug es sich zu, dass Unglückliche, die man zur Union zwingen wollte, da sie nirgends Schutz fanden, mit Wehklagen und Schluchzen zu den Gottesäckern flüchteten und die kalten Grabmäler ihrer Anverwandten umklammernd ausriefen: »>Selig sind die in Frömmigkeit Verstorbenen.« Die jüdischen Arrendatoren quälten straflos das Volk, plünderten das Kirchengeräthe, übergaben die Priester dem Gerichte und der Strafe. Was mussten selbst die Erzbischöfe von Mohilew nicht alles erleiden! Der Bischof Sylvester, Fürst Tschetwertinsky, war mehr wie einmal schon zum Tode verurtheilt und entging demselben nur durch die göttliche Vorsehung. Seine Nachfolger Arsenius und Joseph mussten freche Beleidigungen erdulden. Hieronymus ward unweit Mohilew durch den Diener des Pan Sankewitsch beinahe erschlagen. Der Papst hörte dabei nicht auf, den Fanatismus der Geistlichkeit und der Magnaten immer wieder von neuem anzufachen. Nach dem Tode des Bischofes Hieronymus drang er darauf, Niemanden zu dessen Nachfolger einzusetzen. Sein Wunsch ging zwar nicht in Erfüllung, dafür musste aber George Konissky noch mehr von den Fanatikern leiden als seine Vorgänger. Ein wilder, mit Pistolen und Säbeln bewaffneter Haufe hätte ihn in Orscha, im Juni 1759, fast in der Kirche erschlagen; um sich vor der Wuth der Heterodoxen zu retten, musste er sich in einem Fuhrwerke unter Mist verborgen zur Stadt hinausfahren lassen. Im J. 1764 bewaffnete der jesuitische Missionär Senowitsch einen Haufen jesuitischer Studenten mit Flinten, Säbeln, Knitteln und überfiel das erz

bischöfliche Haus und Seminarium. Der Haufe sprengte das Thor, schlug und zerbrach Alles, verstümmelte die Mönche, Schüler und Diener; der ehrwürdige Oberhirte musste sich in den feuchten Kellergewölben des eigenen Hauses verstecken. Klagen über Klagen gelangten an den allerheil. Synod und den russischen Hof. Unsere Gesandten überreichten energische Noten an den König und die Reichstage von Polen. In Polen schob man die Beprü– fung der Klagen bis zum Reichstage auf, aber die Reichstage ihrerseits thaten nichts zur Erledigung der Angelegenheit. Der König August III. befahl durch einen an den Bischof Senowitsch gerichteten Erlass : » den nicht Unirten, in Gemässheit der

ihnen zuerkannten Rechte, keinerlei Hindernisse bei der Ausübung ihrer Religion in den Weg zu legen. « Aber Senowitsch handelte anders in Befolgung »der geheimen Befehle des Papstes.<< Der Kanzler schrieb an ihn in scharfen Ausdrücken, dass » der König durchaus verlange, alle Verfolgungen der Orthodoxen eingestellt zu sehen. « Der Bischof antwortete: »die Ausführung dieses Befehles müsse anstehen, bis die Pospolitenschaar die Angelegenheit auf dem Reichstage beprüft haben werde. « So verfloss mehr als ein halbes Jahrhundert.

§. 22. Veränderung der Dinge unter Catharina II; erste
Theilung Polens.

Lange hat der Herr Geduld mit unseren Sünden, aber wenn die Gnade erschöpft ist, so tritt seine strenge Gerechtigkeit ein, Polen war weit gegangen, der Kaiserin Catharina II. hatte es die Vorsehung vorbehalten, Polen zur Besinnung zu bringen. Nicht nur als Beschützerin der Rechtgläubigkeit hielt sie mit Polen Abrechnung, sondern auch als Vertheidigerin der allgemeinen Menschenrechte, so wie der Sonderrechte Russlands.

Als die Kaiserin nach Moscau zur Krönung (29. September 1762) kam, schilderte George Konissky in einer ergreifenden Rede vor dem Throne der Monarchin die furchtbare Lage, in der sich die Rechtgläubigen des Südens befanden. » Durch unsere Thränen hindurch schimmert uns Trost sprach George mit Rührung — und mit trauernder Seele frohlocken wir doch,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »