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ler Mlodsinowitsch, Bischof von Posen, erhob im Namen des Senates am 48. Febr. 1774 eine Klage darüber, dass den Unirten 1200 Kirchen ungerechter Weise zu Gunsten der Orthodoxen genommen worden seien. Catharina verlangte, dass zur Schlichtung des Streites zwischen Unirten und Nichtunirten eine besondere Commission niedergesetzt werde, ja willigte sogar in die Beschränkung einiger den Dissidenten zugestandener Rechte. Aber die Commission war Dank der Propaganda selbst im J. 1785 noch nicht zusammengetreten. Im Gegentheile, diese selbe Propaganda entwarf und verbreitete im J. 1786 ein Project, welches die Massregeln darlegte, wie alle Unirten der römischen Kirche einverleibt werden könnten, während doch die Unirten selbst die Union so wenig liebten, dass 800 Kirchsprengel im Laufe von vier Jahren (1779-1783) zur orthodoxen Kirche zurückgekehrt waren. Die Conföderirten bildeten einen Landtag, dessen Glieder in unausgesetzter Verbindung mit den französischen Revolutionsmännern standen und in Polen Jacobinerclubs einrichteten. Am 3. Mai 1791 ward die Constitution veröffentlicht, aber noch vor dem hatten die blutigen Bedrückungen der Rechtgläubigen begonnen. Victor, der vom Könige bestätigte Bischof von Perejaslaw, wurde unerwarteter Weise (18. April 1789) ergriffen, in Fusseisen geschmiedet und unter Wache nach Warschau abgeführt. Viele orthodoxe Priester der Ukraine sahen sich genöthigt, nach der Kiewschen und Jekatherinoslawschen Eparchie zu entfliehen. In Warschau beschloss man, für die Orthodoxen in Polen eine eigene Kirchenverwaltung einzuführen, die von dem allerheil. Synod unabhängig wäre. Die Constitution brachte Zwietracht selbst unter Blutsverwandten. Der eine Bruder Potozky vertheidigte dieselbe, die er zu entwerfen mit geholfen hatte, während der andere Bruder ein unversöhnlicher Feind derselben blieb. Zum blutigen Kampfe gegen die Constitution bildete sich die Conföderation von Targowitz. Die Kaiserin Catharina schickte Truppen nach Polen, Preussen that von der anderen Seite dasselbe und Alles endigte mit der zweiten Theilung Polens. Auf dem Reichstage zu Grodno (3. Juli 1793) erhielt Russland seine alten Besitzungen wieder, Podolien, halb Volhynien und Minsk, mit drei Millionen Einwohnern.

Sogleich wurde auch eine besondere Eparchie von Minsk gebildet, dagegen den römischen Confessionsverwandten und Unirten Gewissensfreiheit und die Beobachtung ihrer Rechte zugesichert. Kaum war aber ein halbes Jahr verflossen, als die Jacobiner in Gemeinschaft mit der Propaganda einen Aufstand erregten, wie er noch nicht stattgefunden hatte. Die Verschworenen überfielen unversehens die russischen Detachements in Polen. In Warschau allein fielen am Gründonnerstage über 2000 russische Krieger unter dem Messer der Meuchelmörder. Aber Suworow hielt schnelle Abrechnung mit den Aufständischen, und so erfolgte die dritte Theilung. Laut Tractates der Verbündeten (14. Nobr. 1795) wurden die Gebiete von Wilna, Grodno und Kurland mit Russland vereinigt.

In dem Masse, als sich die Unirten von dem eisernen Joche der polnischen Propaganda befreit sahen, verliessen sie die Union und kehrten zum Glauben ihrer Väter zurück. Und konnte es auch anders sein, da diese Union so viel Blut gekostet hatte, da sie nur durch unmenschliche Grausamkeiten aufgedrungen war? Im J. 1794 stellte der Synod dem Erzbischofe von Minsk begabte Priester zur Verfügung und sandte ihm 2500 Antimense (seidene Decken, auf welchen das Opfer der Eucharistie vollzogen wird) zu. Ukase vom Jahre 1795 verkündeten es laut, dass schon mehr als eine Million Unirter zum Glauben der Väter zurückgekehrt, so wie 2300 Kirchen Eigenthum der Rechtgläubigkeit geworden seien. Wir werden der Wahrheit nahe kommen, wenn wir behaupten, dass die orthodoxe Kirche unter der Regierung der Kaiserin Catharina nahe an 2 Millionen aus der Union und der römischen Kirche in ihren Schoss zurückgeführt habe. Die blutigen Leiden der Rechtgläubigen hatten ihr Ende erreicht, wobei man jedoch in Russland keine Klage vernahm, dass etwa die Unirten zur Rückkehr in die orthodoxe Kirche gezwungen worden seien, wie auch die römischen Christen sich der Ruhe

erfreuten.

Nur der fanatische Eifer der römischen Geistlichkeit, stets Proselyten aus anderen Confessionen zu werben, störte den Frieden der Kirche. Der Kaiser Paul sah sich genöthigt, einen Ukas (18. März 1797) zu erlassen, um die Gewissensfreiheit der

Gesch. d. Kirche Russlands. II.

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Bauern sicher zu stellen, deren Erbherrn auf Anstiften ihrer Pater sie zwingen wollten, von der orthodoxen Kirche zur Union und von dieser zum römischen Bekenntnisse überzugehen. Dagegen stellte der Synod es den Convertiten aus der Union auf ihren Wunsch hin frei, locale Gebräuche, die durch die Zeit eingewurzelt und dem orthodoxen Glauben nicht zuwider waren, beizubehalten. Die Klagen der Unirten und zum Theile auch der Orthodoxen über die Propaganda hörten jedoch nicht auf. Der Kaiser Alexander erliess einen Ukas nach dem anderen, mit dem strengsten Verbote, die Unirten zu beeinträchtigen oder zum Uebertritte in die römische Kirche zu zwingen, wobei er erklärte, dass die nahe Verwandtschaft der Union mit der Rechtgläubigkeit jener das Recht auf den besonderen Schutz der Regierung gebe. Nichts desto weniger hatte gegen Ende seiner Regierung die Propaganda die Unirten zum Aeussersten gebracht. Die Gutsbesitzer bedrückten auf ihr Anstiften Bauern und gaben deren Kirchen dem allmähligen Verfalle, den Winden und dem Regen preis. Die Propaganda selbst nahm ihrerseits keinen Anstand, entweder aus den Unirten Römlinge zu machen, oder aus dem unirten Gottesdienste alles das zu verwischen, was an die griechische Kirche erinnern konnte.

ihre

Aber nicht minder gefährlich als diese Gewaltthätigkeiten waren den russischen Herzen die Jesuiten, die in Weissrussland von der Kaiserin Catharina mit Gunst behandelt, von dort im J. 1801 auch in Russland eingedrungen waren. Der Jesuitengeneral Gruber schlug dem Kaiser Paul die Vereinigung der Kirchen vor, wobei er eine Schrift über die vorgeblichen Rechte des römischen Stuhles vorstellte. Diese Schrift beantwortete im Auftrage des Synod Eugenius, der in der Folge Metropolit von Kiew war. Damit aber war die Sache noch nicht abgeschlossen. Die Jesuiten griffen bald zu ihrer beliebten Massregel, sie bo

ten ihre Dienste bei Erziehung der Jugend an, wussten sich in die besten Häuser einzudrängen und waren mit einem Male Erzieher des Adels geworden! Das mit gewandter Hand gesäete Unkraut blieb auch leider nicht ohne Früchte. Philaret, später Metropolit von Moscau, schrieb ein >> Gespräch eines Zweiflers mit einem Gläubigen. « Gleich darauf (1816) wurden

die Jesuiten aus Petersburg und im J. 1820 aus ganz Russland verwiesen.

§. 24. Das russische Schisma.

Der russische Raskol offenbarte je weiter um so mehr seine innere Schwäche, und das besonders durch seinen Zerfall in Sekten.

Das ist eben die Eigenthümlichkeit des pharisäischen Stolzes, der die Seele des russischen Schisma ist, dass er den Frieden nicht halten kann, weder gegenüber den Fremden noch in seinem eigenen Schosse, unter den Gefährten seines Irrthumes. Der russische Raskol zerfiel täglich mehr in separatistische Richtungen, führte Neuerungen über Neuerungen ein, hielt aber nur mit früherer Beharrlichkeit an der Abneigung fest, die er gegen den orthodoxen Glauben hegte.

Zwar achten die Popowzer (diejenige Abtheilung des Schisma, die sich noch verlaufener Priester bedient) ihre Popen wenig und schicken sie unbedenklich fort, sobald sie ihnen die Wahrheit sagen oder nicht nach ihrem Geschmacke reden. Nichts desto weniger haben diese verlaufenen Priester doch noch einigen Einfluss auf sie und beschränken einigermassen den wilden Eigensinn ihrer Heerde. In dem priesterlosen Schisma (Bespopowtschina) findet auch das nicht statt, dort masst sich Jeder, der mehr Gewandtheit und Frechheit als Andere besitzt, die Leitung der Uebrigen an und erhebt seine Ansichten, welcher Art sie auch seien, zum Gesetze für Andere. Aus diesem Grunde äusserte sich in dieser Periode eine merkliche Verschiedenheit zwischen der priesterlosen und jener Abtheilung des Schisma, die sich noch der Priester wenn auch verlaufener bedient. In der ersteren wucherten Neuerungen über Neuerungen, Sekten über Sekten empor, während die letztere in dieser Beziehung viel massvoller blieb. Es kam so weit, dass obschon alle Raskolniks sich Altgläubige zu nennen lieben - die priesterlosen Schismatiker doch keinen einzigen Gebrauch nach dem alten Rituale mehr vollzogen, sondern die alten Gebräuche meist durch neue ersetzten.

4. Vierzig Jahre waren seit Gründung der Danilowschen Sekte verflossen und noch hatte man in Pomorien nicht gewagt, das Sacrament der Taufe durch Wiederholung desselben zu entweihen. Aber allmählig befestigte der pharisäische Dünkel sich so sehr in Hochmuth und Frechheit, dass er diejenigen von neuem zu taufen beschloss, die der Gesellschaft der Danilowzer beizutreten wünschen sollten. Dabei blieb man jedoch in der pomorianischen Sekte nicht einmal stehen. Man fing an zu behaupten, dass auch die Reinheit der Wiedergetauften noch eine Unreinheit sei. Man beschloss daher, sich selbst zu taufen, sei es im Flusse oder in einer Quelle; daraus entstanden die Selbsttäufer. Ihr erster Lehrer war der Bauer Roman. Ein Greis Paul war aber auch hiermit noch nicht zufrieden. Er verfertigte ein korbartiges Flechtwerk aus Gerten, bestrich es mit Lehm und Pech und fing in demselben das Regenwasser auf, in dem er sich badete was er die vollkommenste Taufe nannte. Er wollte auch Andere von der Vorzüglichkeit seiner Taufe überzeugen, — er sprach, lärmte, bat ihm zu folgen, erbot sich endlich seine Predigt durch ein Wunder zu beglaubigen, er wollte nämlich Gift trinken. Statt eines solchen reichte man ihm einfachen Branntwein, von dem er als strenger Beobachter des Fastens bald umsank. Der Arme hatte sich lächerlich gemacht und mit Schande bedeckt. Dennoch folgten ihm einige Einfältige.

2. Die Ehe war bei den priesterlosen Schismatikern ein Gegenstand vielen Streites, welchem bald Spaltungen folgten. Auf die Ermahnungen der Danilowzer hin ward als Regel aufgestellt, der Jungfräulichkeit den Vorzug vor der Ehe einzuräumen; wer jedoch in den Ehestand treten wolle, dürfe es nicht anders thun als nach der kirchlichen Tradition, mit dem Segen dessen, der die Sacramente vollzieht, er müsse daher einen Priester der alten Zeiten aufsuchen. Die Theodosianer verwarfen das eheliche Leben unbedingt es giebt keine Sacramente sagten sie folglich auch keine Ehe. Deshalb verboten sie sogar die Kinder zu taufen und wollten mit Verehelichten weder essen noch trinken. Dieser Abscheu vor der Ehe hatte zur Folge, dass sich eine Sekte der » Kindesmörder « bildete, die sich zur Aufgabe gemacht hatten, die Früchte ihres unreinen Lebens

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