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lebendig in der Erde zu verscharren. Viele Andere dagegen, hierin dem Theodosianer Iwan Alexejew folgend, hielten den Eintritt in die Ehe für besser, schon deshalb, weil sie die Abscheulichkeit des Lebens, das die angeblich der Jungfräulichkeit Ergebenen führten, lebhaft empfanden. Einige wandten sich behufs der Trauung an Priester der rechtgläubigen Kirche und legten sich dafür — bei der Rückkehr zu den Ihrigen — Kirchenbusse auf. Andere, den Hass fürchtend, den die Theodosianer gegen Alles hegten, was an die Rechtgläubigkeit erinnerte, waren der Meinung, dass, wenn zu der gegenseitigen Einwilligung in die eheliche Verbindung noch der Segen der Eltern komme, Gott wie sie sagten nach seinem Wohlgefallen das Uebrige vollbringen werde und lebten ohne Trauung in wilder Ehe. Noch Andere kamen später auf den Ausweg, über die zum Zusammenleben Entschlossenen Gebete zu lesen. Da nun ein solcher Bund, nach dem eigenen Geständnisse der Verbundenen, nur das Werk der Willkühr war und weder die Heiligung noch die Bestätigung durch den göttlichen Segen hatte, so war man eben so leicht bereit, denselben zu lösen, als man ihn zu schliessen willig gewesen war, und nahm nach der ersten Frau eine zweite, dritte, ja siebente. Aus dieser Ursache gewann die Sittenverderbniss einen bedeutenden Umfang. Die von den Männern verlassenen Frauen fielen dem Elende und dem Laster als Opfer anheim; ganze Schaaren vaterloser Kinder waren von klein auf verdammt, sich durch Diebstahl zu nähren und in allen Lastern zu üben, und so ward die Gesellschaft immer mehr mit Individuen angefüllt, die alles Glaubens und jedes moralischen Werthes bar ihre verderblichsten Elemente bildeten.

3. Ein entlaufener Strelitze, Philipp, der sich in ein Mönchsgewand gesteckt hatte, hoffte nach dem Tode des Vorstehers des Danilowschen Einsiedlerklosters der unumschränkte Gebieter in demselben zu werden. Es kam aber nicht so. Man erwählte zum Vorsteher den Semen Denissow. Philipp fühlte sich im höchsten Grade gekränkt und erhob Klage gegen Semen, als ob er nicht rechtmässig das Regiment führe. In einer allgemeinen berathenden Versammlung wurde aber Semen gerechtfertigt. Dadurch wurde der Ehrgeiz und Dünkel des Strelitzen

noch mehr verletzt. Er schmähete die Pomorianer laut und wartete nur auf eine Gelegenheit zur Trennung von ihnen. Diese bot sich bald dar. Unter der Kaiserin Anna stellte die Commission, da sie in Erfahrung gebracht, dass die Pomorianer keine Gebete für das regierende Haupt halten, die Forderung an sie, diese Fürbitten bei sich einzuführen. Die Danilowzen gingen auf diese Forderung ein, während die Theodosianer solches für eine Ketzerei erklärten. Philipp, dieser Gelegenheit froh, erklärte die Danilowzen für Ketzer und trennte sich von ihnen. Nachdem er 50 Anhänger um sich gesammelt, entfernte er sich mit ihnen 15 Werste vom Kloster und stiftete die Philippsbrüderschaft. Der unterscheidende Grundsatz dieser Philippowzen war, für das regierende Haupt nicht zu beten. Sodann waren sie auch in Bezug auf die Heiligenbilder strenger als alle übrigen Pomorianer; fremden Bildern durfte keine Ehrfurcht erwiesen werden, weil man sich dadurch verunreinige. Endlich verwarfen sie auch die Ehe ohne Nachsicht. Besonders stark entwickelte sich bei ihnen die Neigung zum Selbstmorde. Jeden, der zu ihnen kam, überredeten sie, dem Leben durch anhaltendes Fasten ein Ziel zu setzen, oder aber sich dem Feuertode zu übergeben. Philipp selbst endigte damit, dass er sich zusammt mit den Einfältigen, die sich um ihn gesammelt, verbrannte.

4. Es giebt kaum etwas Abscheulicheres als den Selbstmord. Das war auch dem Viehhüter des Denissow klar geworden. Aber auch den Viehhüter wandelte die Lust an, Lehrer zu sein und so stiftete er seine Hüterbrüderschaft. Die Philippowzen wegen ihrer Neigung zum Selbstmorde, die Pomorianer wegen der Abneigung tadelnd, die sie hatten, mit irgend einem Fremden gemeinschaftlich zu essen und zu trinken, lehrte er: man dürfe nicht über Steinpflaster gehen, weil es die Erfindung des Antichrist sei, und weder Gold noch einen Pass bei sich führen, weil sie das Siegel des Antichrist an sich trügen.

5. Von den Sekten, die innerhalb des priesterlosen Schisma nach einander emporwucherten, war eine immer wunderlicher als die andere. So stiftete der Bauer Onesim die Brüderschaft der Mundaufsperrer, die, wenn sie sich am Gründonnerstage zum Gebete versammelten, mit geöffnetem Munde dastanden, in

der Erwartung, dass die Engel ihnen das Abendmahl reichen würden.

6. Die Podräschetniks ziehen, nach der Lehre eines anderen Bauers, bei der Eucharistie Rosinen in Gebrauch, die eine Jungfrau aus dem Raume unter dem Fussboden in einem Siebe (Reschäto) herbeiträgt und sie den Schwachsinnigen austheilt.

7. Ein dritter Bauer gründete die Potemschtschina (etwa Brüderschaft der Dunkelmänner), eine Gesellschaft, die da behauptet, die Taufe müsse im Dunkeln, zur Nachtzeit, wie Christus getauft worden sei, oder bei Annäherung des Todes vollzogen werden.

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8. Auch ein Weib, Akulina Frau eines Strelitzen erhob sich in dem priesterlosen Schisma zu einer Predigerin und gründete die Akulinabrüderschaft, eine aus Brüdern und Schwestern bestehende Gesellschaft. Die in diese Brüderschaft Eintretenden wechseln ihre Kreuze mit einander, küssen die Heiligenbilder; Priester und Mönche werden ihres Standes entbunden. Sie leben sehr unreinlich.

9. Der Mönch Joseph lehrte die von ihm gestiftete Josephsbrüderschaft, die Beerdigung ihrer Verstorbenen priesterlich zu vollziehen, die Beichte vor einem Greise abzulegen und die Weiber von Nonnen einkleiden zu lassen.

10. Alle diese verschiedenen Brüderschaften in dem priesterlosen Schisma hassten sich einander aufrichtig, besonders waren die Theodosianer gegen die Danilowschen Pomorianer feindlich gesinnt. Um das J. 1780 entschlossen sich die Pomorianer und Theodosianer ihre Beweisgründe einer allgemeinen Versammlung vorzulegen, diejenige Meinung, auf deren Seite sich die grössere Stimmenzahl finden würde, ohne Widerrede anzunehmen und so der Zwietracht ein Ende zu setzen. Auf dieser Versammlung stellte sich eine grössere Zahl von Zeugnissen (welcher Art? darauf wurde nicht gesehen) für die Pomorianer heraus, worauf die Theodosianer auf ihren Kreuzen den Gegenstand des Streites, die Inschrift I. N. R. I. ausmerzten, obschon sie dabei ihrem Hasse gegen den Zaren nicht entsagten. Diese Veränderung vollzog sich in Moscau. Als aber die Theodosianer zu Nowgorod

davon hörten, erklärten sie die Moscowischen für Abtrünnige. Die letzteren nannten sich Titlowzen, als den Titel Christi nicht Annehmende.

§. 25. Sekten in der Popowtschina.

4. Die bemerkenswertheste Erscheinung in dieser Abtheilung des Schisma sind die Peremasanzen (Umsalber). Der unheilvolle pharisäische Dünkel liess unter den, den Rogosschen Friedhof bei Moscau innehabenden Schismatikern den Gedanken aufkommen, diejenigen Popen der rechtgläubigen Kirche, die dem Schisma beitraten, zu erneuern und zu dem Ende abermals mit dem Chrisam zu salben. Zu ihrer Rechtfertigung wiesen sie auf die Regel der alten Kirche hin, die in den Schoss dieser zurückkehrenden Schismatiker und Häretiker durch Salbung mit dem Chrisam zu weihen. Aber wo den Chrisam hernehmen? Man dachte hin und her und entschied, dass in der Noth auch die eigenen Priester den heil. Chrisam bereiten könnten. Der Anstifter war ein entlaufener Pope Basilius. Nach seiner Angabe bereitete man wohlriechende Balsame und Kräuter, verschaffte sich Reliquien, mischte Alles mit Oel in einem grossen Kessel durch einander und begann zu kochen. Man kochte vom Sonnabend Lazari bis zum Gründonnerstage; der Pope Basilius las die erzbischöflichen Gebete, während der Bürger Michailow im Chorgewande nebenbei stand und das Gebräue mit einem Stäbchen umrührte. Endlich füllte man das Gemisch auf Bouteillen. Es kamen im Ganzen 2 Pud und 30 Pfund heraus, eine Bouteille jedoch zerbrach und der Inhalt floss aus.

Kaum hatte sich die Nachricht von dem neuen Chrisam verbreitet, als auch die Schismatiker vom Kerschenin (Gouv. Nischny-Nowgorod), vom Don und andere die auf dem Rogosschen Friedhofe gemachte -- willkührliche Erfindung für heilig erklärten und die vorzunehmende Umsalbung billigten. Aber in den Sloboden (Dörfern) von Starodub erhoben der Mönch Nicodemus und der Pope Michael Kalmyk Murren gegen diese Erfindung. Sie richteten an die Schismatiker vom Rogosschen Friedhofe ein Sendschreiben, in welchem sie diese Neuerung

strenge tadelten. Basilius und die anderen Popen vom Rogosschen Friedhofe antworteten: wenn die Staroduber nicht eine Trennung hervorrufen wollten, so möchten sie kommen und sich Chrisam holen, widrigenfalls jede Verbindung mit ihnen aufhören würde. Zuletzt beschloss man, die Sache in einer gemeinsamen Berathung von Wahlmännern zu beprüfen. Im J. 1779 erschienen Michael Kalmyk, Nicodemus und einige Andere in Moscau; sie wurden freundlich aufgenommen und die Berathungen begannen.' In der ersten Sitzung wurde die Frage zur Beurtheilung vorgelegt: ob es den alten Regeln entsprechend gewesen sei, dass Stephan und Cosmus in Wätka (Gouv. Mohilew) die nach den neuern Büchern Getauften abermals getauft, die Getrauten wiederum getraut, den Priestern ohne nochmalige Salbung, den Laien aber durch die Salbung und den Umgang um das Taufbecken die bessere Weihe ertheilt hätten. Der Bevollmächtigte des Rogosschen Friedhofes antwortete, dass diese Handlungen ungesetzlich gewesen seien. Die Worte wurden zu Protokoll genommen und verfügt : >> in Zukunft die Dinge nicht darnach zu beurtheilen, wie die Vorfahren in ähnlichen Fällen zu Werke gegangen, die nicht immer einig unter einander gewesen, sondern vielmehr in Uebereinstimmung mit der heil. Schrift. « Nicodemus fügte hinzu: » wenn von den Vätern auch Manches nicht den Kirchengesetzen entsprechend vollbracht worden, solches jedoch aus Unwissenheit und in wohlmeinender Absicht geschehen ist, so wollen wir ihrer doch ewig vor Gott gedenken. « Ein billiges Urtheil, dem die Schismatiker wohlgethan hätten in allen Fällen zu folgen! Anfangs waren die Schismatiker vom Rogosschen Friedhofe mit der obigen Entscheidung einverstanden, bald aber fingen sie zu begreifen an, »> dass mit diesem Urtheile auch ihrer neuen Erfindung der Stab gebrochen sei. Ihr Bevollmächtigter ward abgelöst und ein Anderer meldete sich an seiner Statt. Es wurden im Ganzen 10 Sitzungen gehalten, die erste am 4. Novbr. 1779, die letzte am 7. Jan. 1780. An der ersten Sitzung nahmen 300 Personen Theil, eben so viele an der dritten, an der zweiten etwa 200. Die Discussionen waren heftig, wie meistentheils unter wenig gebildeten Leuten. Die Sache endigte damit, dass die Rogosker sich entschieden von den Slobodanern trennten und somit die Sekte der

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