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standen verschlossen da, mehrere tausend Klosterdiener, die sich für den Militärdienst untauglich erwiesen, wurden mit Frauen und Kindern nach Sibirien, auf die Fabriken geschickt. Es war kein einziger Stand, den Biron nicht gepeinigt hätte. Als die Kaiserin Elisabeth alle von Biron Verschickten zurückberufen liess, so konnte man weder im Senate noch in der eigenen Kanzlei Biron's genaue Auskunft darüber finden, wer und wohin jeder verbannt worden sei. An verschiedenen Orten Sibiriens entdeckte man bis auf 20,000 Opfer Biron's! Niemand wusste aber anzugeben, weshalb sie dahin gekommen seien. Die Kaiserin sah sich genöthigt, allen Gouverneuren aufs strengste anzubefehlen, alle unter Biron's Verwaltung aus welcher UrEingekerkerten auf freien Fuss zu stellen.

sache es auch sei

§. 36.

b. Durch die Pest und Pugatschew.

Im Jahrhunderte der Encyclopädisten wehete die Pariser Sittenlosigkeit einen Hauch des Verderbens über Viele und Vieles auch in Russland, wenngleich einige Wenige sich noch treu an die Beispiele alter russischer Frömmigkeit hielten. Der Luxus entwickelte sich rasch und verdrängte die keusche Sittsamkeit der Russen. Die Freiheit des Gedankens und Willens trachtete man zum Gesetze zu erheben, - und siehe da, um die Vergesssamen zur Besinnung zu bringen, kamen die Pest und Pugatschew.

Aus der Moldau kam die Pest nach Kleinrussland und verbreitete sich schnell in den südlichen Provinzen des Reiches. In der Mitte des Jahres 1771 kam sie auch nach Moscau. Der Oberbefehlshaber, der Gouverneur, der Commandant und der Oberpolizeimeister verliessen die Stadt. Aber der Kirchenhirte Ambrosius Sertis-Kamensky (1768-1771) verliess die alte Residenzstadt nicht, sondern hielt treu auf seinem Posten aus. Viele Häuser waren bereits ganz ausgestorben; die Lebenden achteten nicht mehr auf den Rath der Aerzte. Ambrosius beredete das Volk, sich den von den Aerzten angerathenen Massregeln ja nicht zu entziehen, bat und befahl, die Todten nicht in der Nähe der Kirchen und der bewohnten Häuser zu beerdigen, ermahnte dringend, sich vor dem Heiligenbilde an der Barbara

pforte nicht in so dichten Haufen zusammenzudrängen. Die Schismatiker beeilten sich, das allgemeine Unglück zu ihrem Vortheile auszubeuten. Das Volk im Geheimen beredend, den Aerzten nicht zu folgen, erkauften sie sich die Erlaubniss, die Armenhäuser von Rogosk und Preobraschensk als Hospitäler für Pestkranke einzurichten und auf ihre Kosten zu erhalten, mit der Berechtigung, die Gestorbenen in der Nähe der Krankenhäuser bestatten zu dürfen. Der gottselige Oberhirte erkannte und vereitelte die Pläne der Schismatiker. Dafür wiegelte das Schisma die Hefe des Volkes noch mehr gegen seine Absichten auf. Als der Erzhirte das Heiligenbild an der Pforte der heil. Barbara heimlich wegnehmen liess, verbreitete man im Volke das Gerücht: Ambrosius sei mit den Aerzten im Bunde, um das Volk umzubringen. Die Volkshefe stürmte zum Tschudowkloster hin. Ambrosius hatte sich aber nach dem Donschen Kloster entfernt. Dorthin folgten ihm die betrunkenen Massen. Man schleppte den Erzhirten von dem Altare hinter das Kloster und erschlug ihn. Der Hauptanstifter dabei war der Theodosianer Dmitriew. Die Massregeln, die der kluge und tugendhafte Jeropkin ergriff, hemmten den raschen Fortschritt der Seuche. In Moscau waren derselben 130,000 Opfer gefallen. Noch ein Jahr hindurch wüthete sie, besonders in den südlichen Gouvernements. Im Jaroslawschen Gouvernement hat sich die Erinnerung an dieselbe noch bis heutigen Tages in den Processionen erhalten, die man mit wunderthätigen Bildern der Mutter Gottes unternimmt, zu Preis und Dank dem Herrn und seiner allerreinsten Mutter für die gnädige Rettung von dem schmählichen Tode.

Im September 1773 erschien eine Seuche anderer Art -: der Aufruhr Pugatschew's. Ein entlaufener Soldat, Emilian Pugatschew, der dafür, dass er die Schismatiker zur Flucht in's Ausland zu verleiten versucht hatte, bereits zur Knute verurtheilt worden war, entkam durch Unachtsamkeit des Kasanschen Gouverneurs Brandt aus dem Gefängnisse und gab sich, den Einflüsterungen der Schismatiker von Starodub und dem Flusse Irgis folgend, auf dem Ural für den Kaiser Peter III. aus, der dem Tode entronnen und Willens sei, Allen die Freiheit zu schenken. Die Uralschen Kosalen, fast durchgängig dem Schisma

angehörend, waren damals grade sehr aufgebracht darüber, dass man ihre wilde Ungebundenheit beschränkt, sie mit Steuern belegt und durch die Ernennung eines Ausländers zu ihrem

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Vorgesetzten gekränkt hatte. Die Baschkiren waren nicht minder ungehalten sowohl über die Bedrückungen von Seiten ihrer Vorgesetzten wie auch darüber, dass die Gutsbesitzer viele von ihnen, wie ebenfalls von den Kosaken, eigenmächtig zu ihren Leibeigenen anzuschreiben gewusst hatten, und das Gerede dieser in ihren Rechten Gekränkten rief unter den Bauern das Gerede über die allgemeine Freiheit hervor. Die Orenburgschen Gouverneure (Reinsdorp und Karr) hatten nicht den Muth gehabt, den auflodernden Aufruhr zu dämpfen, ja einer von ihnen entfloh sogar. Pugatschew liess ein Manifest ergehen dass er der Kaiser das Kreuz, den Bart und die ewige Freiheit verleihe. Der Aufruhr breitete sich einer Feuersbrunst gleich - im Osten aus. Kasan wurde dem Feuer übergeben, Dörfer und Städte rauchten. Das ganze Permsche und Orenburgsche Gouvernement kamen in mächtige Aufregung. Zywilsk, Kurmysch, Saransk, Pensa, Saratow, Zarizyn wurden verheert. Jeder, der der Ordnung treu blieb, bezahlte diese Treue mit dem Leben. Die Wuth der Aufrührer ergoss sich vorzugsweise über die Gutsbesitzer und die Verwalter, man hing sie an den Rippen auf, man übergab sie den martervollsten Todesarten. Die Verleumdung schloss auch Benjamin, den Erzbischof von Kasan, in die Zahl der Theilnehmer an dem Aufruhre, aber seine Unschuld ist an den Tag gekommen; nur ward seine Gesundheit durch die harte Gefangenschaft, der er sich unterziehen musste, für immer untergraben. Bibikow und Panin - ächte Russen ihrer Gesinnung nach haben durch ihre kluge und rasche Handlungsweise, sowie Golitzyn und Michelsohn (orthodox. Rel.) durch ihre wohlberechneten Märsche, den Aufruhr, bald geschwächt und gänzlich gedämpft.

§. 37.

c. Durch den Krieg von 1812.

Eine furchtbare Prüfung für Russland war unter dem Kaiser Alexander I. der Krieg von 1812. Napoleon genügte das

westliche Europa nicht, das er seinem eisernen Scepter unterworfen hatte. Mit dem ganzen Westen brach er nach Russland auf und eine Spur von Blut und gottloser Grausamkeit bezeichnete seinen Weg nach Moscau. Die Städte verwandelten sich in einen Haufen von Trümmern und Asche, die Einwohner gingen durch Schwert und Hunger zu Grunde. Die Gallier beschimpften die Heiligenbilder, verunreinigten die Kirchen und bekleideten mit den geheiligten Gewändern Pferde und öffentliche Dirnen. Diejenigen, die unsere Lehrer in der Höflichkeit gewesen waren, zerrissen gleich wilden Thieren die unschuldige Jugend und das schutzlose Alter. »Deren Unterweisungen wir so eifrig gesucht, die wurden unsere erbittertsten und grausamsten Feinde «<

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heisst es in dem Rituale des Dankgebetes zum 25. December. Der Glaube der Väter erwachte in den Herzen der Russen vom Zaren an bis zum schlichten Landmann herab. Ganz Russland erhob sich mit Gebet zum Kampfe gegen die Gottlosen. Moscau ward dem Feinde als Opfer hingegeben, aber verödet und in Flammen! Gott rettete Russland. Nach der Absicht Napoleon's sollte der ganze Kreml in die Luft gesprengt werden. In Folge fünf furchtbarer Explosionen erdröhnten in den nahe liegenden Stadttheilen die Mauern der Häuser, zersprangen die Fensterscheiben, fielen die Thüren ein. Das Eisen, die Steine und Balken des Nicolaithurmes, des Arsenales und der Kremlmauer flogen wie Federn durch die Luft. Aber das Bild des heil. Nicolaus an der Mauer dieses selben Nicolaithurmes blieb unversehrt, selbst die Schnur war nicht zerrissen, an der die Laterne mit der Kerze vor dem Bilde herabhing. Das spröde Glas des Heiligenschrankes hatte sich gebogen, war aber nicht zerbrochen. Als Früchte der blutigen Prüfungen traten in die Erscheinung :

a. die allgemeine, durch das Beispiel des Synod geweihte Bereitwilligkeit, denen hülfreich unter die Arme zu greifen, die durch den Feind gelitten hatten. Im Besonderen bildeten sich: b. das Fürsorgecomité für die Invaliden in St. Petersburg; c. die philanthropische Gesellschaft in St. Petersburg und Moscau; d. das Fürsorgecomité für die Gefängnisse; e. der in den höheren Gesellschaftsschichten bis dabin noch ziemlich verbreitete Naturalismus musste von nun an

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war

einem christlichen Geiste den Platz räumen. Das beste Zeugniss dafür ist das Bekenntniss, das Alexander der Gesegnete in dieser Beziehung ablegte. » Die Kaiserin Catharina sagte er eine einsichtsvolle, kluge, grosse Frau, aber was die Bildung des Herzens im Geiste ächter Frömmigkeit anbetrifft, so war es am Petersburger Hofe ebenso, wie fast überall . . . Aber der Brand von Moscau hat meine Seele erleuchtet und das Gericht auf den öden Eisfeldern hat mein Herz mit einer Wärme des Glaubens erfüllt, wie ich sie bisher nicht kannte. Da habe ich Gott erkannt, wie die beilige Schrift ihn uns offenbart. «<

§. 38. Obrigkeitliche Massregeln zur Aufrechthaltung der Frömmigkeit unter dem Volke und der Weltgeistlichkeit.

Die Kirche ihrerseits hat es sich vielfach angelegen sein lassen, die fromme Sitte im Volke zu unterstützen.

a. Unter Peter I. verordnete der Synod, dass an Sonn- und Festtagen vor beendigter Liturgie kein Handelsverkehr stattfinde. Unter der Kaiserin Elisabeth wurde dieses Gesetz auch auf alle öffentlichen Vergnügungen ausgedehnt. Von ihr und dem Kaiser Alexander sind auch die öffentlichen Arbeiten an diesen Tagen untersagt und den Gouvernementsregierungen zur unnachlässlichen Pflicht gemacht worden, darüber zu wachen, dass die Gutsbesitzer ihre Bauern an Sonn- und Festtagen nicht zur Arbeit gebrauchen.

b. Das Gesetz verpflichtete Alle und Jeden, an Sonn- und Festtagen den Tempel Gottes zu besuchen zur andächtigen Anhörung des göttlichen Wortes. Aber die Störer der gottesdienstlichen Ordnung befahl Alexander der Gesegnete sofort dem Cri— minalgerichte zu übergeben.

c. Das Schisma hatte dazu Veranlassung gegeben, dass nicht nur jedem rechtgläubigen Christen eingeschärft wurde, alljährlich zu beichten und zum Abendmahle zu gehen, sondern dass man auch den Priestern eine sorgfältige Führung der Kirchenbücher und Beichtregister zur Pflicht machte. Durch einen Ukas von 1737 ward es den Priestern eingeschärft, genaue Verschläge einzusenden, und der Civilobrigkeit anbefohlen, von denen eine

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