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dem Zaren die Bitte vortrug: auch ihn unter seinen Schutz zu nehmen, wie er den Hetman Kleinrusslands aufgenommen habe. In Folge dessen ward auch die Moldau den Besitzungen des Zaren beigezählt, obschon man sich in dem Besitze derselben nicht zu erhalten vermochte.

So wirkte Nicon zum Wohle des rechtgläubigen Vaterlandes, beseelt von einer aufrichtigen Liebe zu dessen würdigem Herrscher.

§. 7. Das traurige Loos Nicon's.

Im J. 1657 begann eine Aenderung in dem Schicksale Nicon's einzutreten. Es unterliegt keinem Zweifel, dass der Anfang wie der Fortgang dieser Veränderung in dem Hasse der Grossen seinen Grund fand, die sich gegen den Einfluss erhoben, den Nicon auf den Zaren ausübte. Es kann aber auch dem strengen - und in der Folge selbst reizbaren Character Nicon's selbst ein wesentlicher Antheil an dieser Wendung der Dinge nicht abgesprochen werden. Noch mehr aber strebten die Abergläubigen darnach, Nicon zu verderben, weil er diesen besonders ein Dorn im Auge war. In der traurigen Geschichte Nicon's begegnen wir fortwährend denselben Würdenträgern des Hofes: den Bojaren Streschnew (Simeon und Rodion), den Miloslawsky's, den Verwandten des Zaren, den Fürsten Odojewsky (Nicetas), Dolgoruky (George), Trubetzkoy (Alexis), dem Bojaren Soltikow und dem Secretär Almasow, d. h. wir gewahren da eine ganze gegen Nicon organisirte Verschwörung. Ein Augenzeuge der Ereignisse, der Gesandte Maierberg, schreibt: > Der Patriarch Nicon, der dem Zaren sehr nahe stand, schien allmächtig zu sein, aber die Jntriguen des Hofes haben ihn gestürzt. . . Das Herz des Zaren hat sich von ihm gewandt, und die Zarin, die ihn schon längst hasste, so wie der Schwiegervater (Elias Miloslawsky) des Zaren haben ihre besonderen Ursachen, ihm feindlich gegenüberzustehen. Der gute Zar Alexis ist von seinen Günstlingen so umgeben, dass Niemand zu ihm Zutritt finden kann. «Die Bojaren konnten den vorwaltenden Einfluss Nicon's im Rathe des Zaren nicht gleichgültig ertragen.

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Sie hatten ihr ganzes Leben hindurch um Stellen mit einander gestritten, und in diesem Zwiste um Aemter haben sie in der Folge fast alles das wieder zu Grunde gehen lassen, was die Umsicht Nicon's und die Tapferkeit des Zaren in den Kriegen mit Polen und Schweden erworben hatten. Das hat der Ukrainische Chronograph, ein Zeitgenosse, klar erkannt und beschrieben. Der ebenso gemeine wie empfindliche Stolz der hohen Würdenträger rächte sich ohne Erbarmen und mit Hintansetzung jeden Rechts- und Mitgefühls an dem, von dem er sich beleidigt glaubte. Und war schon das Ansehen Nicon's an sich den Bojaren unerträglich, so gab sein fester und entschlossener Character noch überdem seine Uebermacht unverholen zu fühlen und kannte keine Nachgiebigkeit. Er liebte den Zaren und die heilige Kirche von ganzer Seele, und in der Machtvollkommenheit seiner Patriarchenwürde wie in der, welche ihm die Liebe des Zaren eingeräumt hatte, sprach und that er das Rechte ohne Rücksicht auf die Personen. Als Morosow und einige Andere, nach dem Beispiele der Polen, lateinische Heiligenbilder und Orgeln bei sich eingeführt hatten, be zichtigte sie Nicon dessen öffentlich in der Kirche, in Gegenwart des Herrschers. Andere Bojaren hatten wiederum andere Beschwerden gegen ihn zu erheben. Wie einige Würdenträger leichtsinnig die schlechten Gebräuche des Abendlandes annahmen, so standen andere in der Reihe der Fanatiker für das Alterthümliche, und diese Leute waren zu Allem bereit, um sich Nicon's zu entledigen. Ueberall wo sie konnten, schürten sie den Hass gegen ihn. Für die Einen und die Anderen diente der Klostergerichtshof als Werkzeug zum Angriffe Nicon's und zur Schutzwaffe ihrer Leidenschaften. Die Bojaren begannen allmählig durch den Klostergerichtshof -mit Umgehung Nicon's und in der unverholenen Absicht, ihn zu kränken verschiedene Dispositionen zu treffen. Von den geistlichen Gütern gingen sie zu den geistlichen Personen über, sie stellten Priester und Aebte im Namen des Zaren an, ohne die mindeste Berücksichtigung des Oberhirten der Kirche. Nicon wies das Ungesetzliche und Unbillige einer solchen Ordnung der Dinge nach. Die Patriarchen des Orientes thaten in der Folge dasselbe und sprachen

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es gegen den Zaren aus, so dass der Klostergerichtshof aufgehoben wurde. Aber man ermangelte dennoch nicht, jeden Gedanken Nicon's zu verdächtigen und ihn als unbillig darzustellen, weil er von Nicon ausgegangen war, während die scharfen Ausdrücke, in denen sich Nicon in der Folge über den Klostergerichtshof äusserte, ein willkommener Fund für seine Feinde waren. Nach und nach kamen sie schon dahin, dass sie öffentlich über den Patriarchen schimpften. Streschnew (Simeon) war so frech, dass er seinem Hunde den Namen » Nicon << beilegte, und der Hass gegen den Patriarchen ging so weit, dass man sich des öffentlichen Spottens über den Segen des Prälaten schuldig machte.

Von der Mitte des Jahres 1657 an begannen die nahen Beziehungen des Zaren zu Nicon zu erkalten. Die freundschaftlichen Gespräche bei Tische hörten auf, auch die vertraulichen Berathungen mit dem Patriarchen über Staatsangelegenheiten wurden vom Zaren nicht mehr fortgesetzt. Die Bojaren erweckten in ihm Misstrauen gegen Nicon und thaten ihr Möglichstes, dasselbe zu völliger Kälte, wenn nicht bis zu offener Feindschaft zu steigern. Wenn der gute Zar und der Patriarch sich nur aufrichtig mit einander hätten aussprechen können, so würde ihre Freundschaft wiederum erwacht sein. Davon aber hielt man eben den Zaren zurück und selbst in Fällen, die für Nicon von der grössten Bedeutung waren.

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Im J. 1658 bot sich eine Gelegenheit dar, das geheime Missfallen bis zum offenen Bruche zu steigern. Man bereitete in Moscau dem grusinischen Zaren Taimuräsa einen feierlichen Empfang vor, der gekommen war, um das Bündniss Grusiens mit Russland zu befestigen. Der Patriarch verliess seine einsame Zurückgezogenheit im Auferstehungskloster, um sich bei der Sache zu betheiligen, die auch mit den kirchlichen Angelegenheiten in Beziehung stand, wie alle seine Vorgänger vom Patriarchen Hiob an an ähnlichen Feierlichkeiten Theil genommen hatten. Der Patriarch ward jedoch nach dem Palaste nicht eingeladen. Darüber verwundert, sandte Nicon seinen Bojaren einen Fürsten um die Ursache davon zu mitteln. Der Stolnik, Bogdan Chitrow, ein Anhänger des

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Alterthümlichen und Verwandter des Zaren, gab dem Fürsten einen Schlag mit dem Stocke. Der Abgesandte erklärte, dass er vom Patriarchen geschickt worden sei, worauf Chitrow den Schlag wiederholte und denselben mit groben Schimpfworten begleitete. Begreiflicher Weise handelte Chitrow in dem festen Vertrauen auf den sicheren Schutz einflussreicher Personen, was die Folge auch bewies. Der gereizte Nicon verlangte Genugthuung, die ihm der Zar auch schriftlich zusagte und den Wunsch aussprach, sich persönlich mit dem Patriarchen auszusprechen. Aber durch die Ränke der Bojaren erhielt Nicon die versprochene Genugthuung nicht. Der Patriarch hoffte, an einem Festtage mit dem Zaren sprechen zu können. Es kam ein Festtag (8. Juli), man wusste aber den Zaren in seinen Gemächern zurückzuhalten; es kam ein zweiter Festtag (10. Juli), der Patriarch wartete lange auf den Zaren, aber statt seiner erschien der Fürst Romodanowsky in der Kirche und meldete, dass der Zar nicht ausgehen werde, wobei er Nicon öffentlich den Vorwurf des Stolzes in Bezug auf seinen Titel » grosser Herr « machte, also desselben Titels wegen, den ihm der Zar verliehen hatte.

Da verlor der in tiefster Seele gekränkte Nicon die Geduld. Nach Beendigung der Liturgie verkündete er Allen laut, dass er nicht mehr Patriarch sei, legte vor dem Wladimirschen Bilde der Mutter Gottes den Hirtenstab des Prälaten Petrus nieder und schrieb in der Risnitza (ein Zimmer zur Aufbewahrung der beim Gottesdienste gebräuchlichen kirchlichen Gewänder) einen Brief an den Zaren. Das war eine That der Willkühr, die auch darum Tadel verdiente, weil sie Andern ein verderbliches Beispiel der Willkühr gab. Der bestürzte Zar wollte Nicon beruhigen, aber der Fürst Trubetzkoy, der im Auftrage des Zaren abgefertigt worden war, liess es sich keineswegs angelegen sein, Nicon zu beruhigen, und Nicon hielt ihm in seiner Antwort alle die Ränke vor, deren er sich beim Zaren schuldig gemacht hatte. Das Volk weinte in herzlicher Rührung und schloss die Thüre, um den Hirten nicht aus der Kirche zu lassen. Nicon entfernte sich aber zu Fuss aus dem Kreml und ging nach dem Iwersschen Absteigequartier, von wo er nach dem Auferstehungskloster fortfuhr.

In der klösterlichen Abgeschiedenheit führte Nicon das strenge Leben eines Asketen. Alles, was selbst seine Feinde dem Zaren über ihn hinterbringen konnten, gereichte Nicon nur zur Ehre. Fast ein Jahr darauf erweckte das Gerücht von dem drohenden Anzuge des Krimschen Chanes die freundschaftliche Besorgniss des Zaren für Nicon, für dessen Sicherheit er in dem unbefestigten Woskressensk zu fürchten Grund hatte. Dem Patriarchen lag vor allem eine persönliche Unterredung mit dem Zaren am Herzen. Er kam nach Moscau. Drei Tage darauf ward er beim Zaren vorgelassen, aber in Gegenwart der Bojaren. Der Patriarch bewies bei dieser Gelegenheit auch der Zarin seine Ehrfurcht. Der Zar entliess Nicon in sein Kloster mit Geschenken und seiner Hochachtung, aber eine aufrichtige Unterredung mit dem Zaren fand nicht Statt und die Stellung der Freunde blieb unentschieden.

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Nicon beschäftigte sich angelegentlich mit den Klöstern. Aus dem Auferstehungskloster begab sich mit ihm in das Iwerssche und Kreuzeskloster der Mönch Theodosius, der sich Nicon als einen ihm ergebenen Anhänger darzustellen gewusst hatte. Aber im Kreuzeskloster enthüllte die Aufführung des Theodosius einen verdächtigen Menschen in ihm, der auf dringendes Befragen endlich gestand, mitgesandt worden zu sein, um Nicon's Tod zu veranlassen. Der Patriarch schickte ihn dem Zaren zu. Theodosius läugnete Anfangs, legte aber zuletzt das frühere Bekenntniss auch vor dem Zaren ab. Der gute Zar stellte Nicon das Gericht über diesen Menschen anheim. Nicon dankte aber und schrieb, dass er seinen Feinden nicht Uebeles wünsche und in seiner eigenen Sache nicht Richter sein könne. Wessen Werkzeug ist Theodosius gewesen? Ueberführende Beweise sind in dieser Beziehung nicht beigebracht worden.

§. 8. Weitere Verfolgungen Nicon's.

Im J. 1660 fanden die Bojaren es für nothwendig, entschied– nere Schritte gegen Nicon zu thun. Auf Antrieb der Bojaren handelte Pitirim bereits als vollberechtigter Patriarch, ohne mit Nicon die mindeste Rücksprache zu nehmen. Soltikow und

Gesch. d. Kirche Russlands. II.

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