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Trubetzkoy stellten im Verein mit Pitirim dem Zaren die Unerlässlichkeit vor, zur Wahl eines neuen Patriarchen zu schreiten, da die Kirche nicht ohne Oberhirten bleiben könne. Der Zar befahl eine Kirchenversammlung zu berufen. Da äusserte sich der Hass gegen Nicon in seiner schwärzesten Gestalt. Was sprach man nicht alles wider Nicon? Es ist schmerzlich, das Geschrei der Leidenschaften zu vernehmen, die sich bis zur Rohheit steigerten. Zur Ehre der christlichen Gewissenhaftigkeit fanden sich zwei Männer, die auf der Versammlung ziemlich frei zu Gunsten Nicon's sprachen. Der gelehrte Epiphanius Slawenitzky, Protokollführer des Concils, erklärte: dass er nirgend in den Kirchenregeln gefunden habe, dass man einen dem Amte freiwillig entsagenden Bischof der geistlichen Würde beraubt hätte. Und der Polotzkische Archimandrit Ignatius Jowlewitsch äusserte sich dahin, dass man bevor nicht die Erklärung des Patriarchen selbst, die Ursachen, warum er seinen Sitz verlassen, und seine Willensäusserung, ob er sein Amt definitiv aufzugeben gesonnen sei, vernommen worden kein Recht habe, eine Verfügung über seine Entfernung von der Kirchenverwaltung zu treffen. Ueberdem seien die russischen Bischöfe nicht befugt, ohne Hinzuziehung der Patriarchen des Orients über ihren Erzhirten zu richten. Diese Rede fand Eingang in das fromme Herz des Zaren.

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Zum Unglücke für die Kirche traf bald darauf der ehemalige von seinem Patriarchen verurtheilte Metropolit von Gaza, Païsius Ligaris, der sich lange Zeit ohne Eparchie in Griechenland und Italien herumgetrieben hatte, in Russland ein. Païsius war nicht ohne Gelehrsamkeit, aber auch nicht sehr strengen Gewissens, liebte Ränke zu spinnen und war listig wie ein Grieche, d. h. wie ein leichtsinniger Grieche. Mit Freundlichkeitsbezeigungen vom Zaren, noch mehr aber von den Grossen des Reichs überhäuft, stand er nicht an, in die Reihe der schlimmsten Feinde Nicon's zu treten. Der erste Schritt, den diese Clique unternahm, waren die Fragepunkte Streschnew's an Païsius über Nicon und die Antworten des Païsius auf dieselben, die zur Beschuldigung Nicon's aus den Kirchenregeln zusammengetragen waren. Unterdessen gab Nicon, d

in anderen Fällen grade nicht sehr vertrauensvoll war, die Stimmung des Païsius aber nicht kannte, in einem Briefe an diesen den Klagen über seine Lage freien Lauf, und schrieb einen ähnlichen Brief auch an den Patriarchen von Constantinopel. Dieser Brief wurde von den Würdenträgern aufgefangen, wie der Brief an Païsius sich begreiflicher Weise ebenfalls in ihren Händen befand. Beide Briefe kränkten den guten Zaren tief.

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Darauf schrieb Païsius um sich als einen Eiferer für die Kirche und die Ehre des Zaren geltend zu machen an diesen letzteren: dass es zum Wohle der Kirche und des Zaren erforderlich sei, mit dem Patriarchen von Constantinopel in Unterhandlung zu treten. Schon früher hatte er diesem vorzulegende Fragepunkte zur Feststellung der zarischen und patriarchalischen Competenz - verfasst, in denen jedoch Nicon's nicht namentlich Erwähnung geschah, obschon die Einzelnheiten seiner Geschichte so dargestellt waren, wie seine Feinde sie darzustellen sich angelegen sein liessen. Die Fragepunkte sandte der Zar nicht nur an einen, sondern an alle Patriarchen, seinem Gesandten jedoch waren von den Würdenträgern des Hofes noch besondere Instructionen ertheilt worden.

Gegen Ende Decembers 4662 bewogen die Höflinge den Zaren, Auskünfte über den Zustand des Vermögens der Kirchen und des Patriarchenhauses einzuverlangen, mit dem Auftrage, an die Klostervorsteher darüber zu berichten, was für Sachen und Geschenke Nicon von ihnen gefordert habe. Zu gleicher Zeit öffnete man das geheime Archiv des Patriarchen. Nicon beklagte sich bitter über diese Kränkung, besonders deshalb, weil dadurch Geheimnisse verletzt wären, die ihm als Prälaten an vertraut worden seien.

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Einem Verwandten des Zaren, dem. Stolnik Babarikin, hatte der Klostergerichtshof ein Land abgetreten, welches Nicon für das Auferstehungskloster angekauft. Babarikin wollte jenem Gerichtshofe gegenüber nicht in Rückstand bleiben. Er machte dem Zaren die Anzeige: a) dass der Patriarch während des Dankgebetes den dem Kloster verliehenen Freibrief vor dem Bilde der Mutter Gottes niederlegend aus den Psalmen Worte des Fluches ausgewählt und sie auf den Zaren bezogen -, und b) an

demselben Tage den Zaren auch in seiner Zelle getadelt habe. Der empfindsame und vertrauende Zar beklagte sich mit Thränen über Nicon. Man beschloss den Patriarchen sofort in die Verbannung zu schicken. Zwei Bischöfe jedoch bestanden auf der Nothwendigkeit, die Sache vorher zu untersuchen. Als Leiter der Untersuchung wurden der Fürst Odojewsky und Streschnew ernannt. Païsius Ligaris war so leichtsinnig, auch an dieser Untersuchung Theil zu nehmen, während er von seinem Patriarchen doch nicht einmal ein Zeugniss über seinen Stand vorzuweisen hatte, und jedenfalls nicht Richter sein durfte in Angelegenheiten einer fremden Kirche und ihres Patriarchen. Während der Zar den Würdenträgern befohlen hatte, bei der Untersuchung den Patriarchen Nicon mit aller Hochachtung zu behandeln, trafen sie umringt von einem Haufen Strelitzen und Dutzenden von Beamten in Bezug auf Nicon die Massregeln eigener Willkühr, verhörten ihn mit frecher Grobheit, sperrten ihn in eine Zelle ein und unterwarfen die mit ihm das Kloster Bewohnenden der Tortur. Aber nach dem Berichte der höchst gewissenlosen Untersuchungsrichter selbst bestand Nicon's ganze Schuld nur darin, dass er einige Psalmen hatte lesen lassen, die einen Tadel der Gottlosen enthalten, den Nicon auf Babarikin bezog. Aber die Zeugen, deren Aussagen in dem Berichte gar nicht aufgenommen worden waren, erklärten einstimmig, dass der Patriarch für den Zaren die Ectenien zu lesen befohlen habe, was auch erfüllt, während kein Name genannt worden sei, auf den etwa die Psalmen sich hätten beziehen sollen. Aus dem eigenen Berichte der Untersuchungsrichter konnte der Zar nicht umhin den Hass wahrzunehmen, welcher Nicon verfolgte, und er beeilte sich, den Patriarchen durch seine Anordnungen zu beruhigen, und sandte ihm sodann Geschenke zu.

Im Mai 1664 langte die Antwort der Patriarchen des Orientes an, die aber wegen vager Fassung der vorgelegten Fragen die Angelegenheit Nicon's nicht entschied. Nectarius, der Patriarch von Jerusalem, obschon er den allgemeinen Beschluss der Versammlung mit unterzeichnet hatte, legte noch in einem besonderen Schreiben an den Zaren Fürbitte zu Gunsten Nicon's ein. Der Hirte schrieb, dass er weder in dem zarischen Briefe

noch in der Instruction des Gesandten hinreichende Ursachen zu einem strengen Tadel gegen Nicon gefunden habe, bat den Zaren, der Verdienste Nicon's eingedenk sein zu wollen, ihn auf seinen Patriarchensitz zurückzuberufen, den Ruhestörern sein Ohr nicht zu leihen und der Kirche den Frieden wiederzugeben. Bisher war keine Stimme zu Gunsten Nicon's bis zu dem Ohre des Zaren gedrungen. Der Brief des morgenländischen, allen Ränken des russischen Hofes fernestehenden Patriarchen machte auf den gutmüthigen Zaren einen tiefen Eindruck. Er verstand von je her seinen Freund besser, als irgend einer der Hofwürdenträger. Jetzt war die Ueberzeugung von der Grösse Nicon's aufs neue in ihm belebt worden.

Der Bojar Nicetas Siusin, der mit noch einigen Anderen die Gährung, welche Unwissenheit, Neid und Bosheit heraufbeschworen, aufrichtig bedauerte, beschloss in dem Sinne der vom Zaren über Nicon gemachten Aeusserungen wie sie ihm zu Ohren gekommen waren zu handeln. Er schrieb (November 1664) an den Patriarchen, dass er zum Feste des Wunderthäters Petrus nach Moscau kommen und den Zaren zum Gottesdienste einladen lassen möge, als ob zwischen ihnen nichts vorgefallen sei. Vor dem (im October) hatte der Zar nicht nur den von Nicon an ihn abgesandten Archimandriten freundlich aufgenommen, sondern auch selbst »Sr. Heiligkeit Nicon, dem grossen Herrn, Erzbischofe der Residenzstadt Moscau und Patriarchen vom gesammten Gross-, Klein- und Weissrussland «< einen Brief voll Liebe und Hochachtung geschrieben. Siusin musste jedoch das zweite und dritte Mal schreiben, mit der Einladung nach Moscau zu kommen. Dann erst, und im Vertrauen auf alle diese Umstände, entschloss sich Nicon dem Rufe zu folgen, um das Band der Liebe wiederum anzuknüpfen. In Moscau angelangt, liess er den Zaren zum Gebet in die Kirche einladen. Das rief eine grosse Aufregung hervor. Der Augenblick war entscheidend, von ihm hing entweder der Sturz der Feinde Nicon's, oder die definitive Niederlage dieses letzteren ab. Seinen Feinden gelang es den Zaren zu überreden, den Patriarchen nicht zu empfangen, sondern ihm die Weisung zu ertheilen, nach dem Auferstehungskloster zurückzukehren. Der

gekränkte Patriarch erklärte laut: dass er da, wo man ihn nicht empfängt, auch den Staub von seinen Füssen schüttele. Sodann gab er in einem Schreiben seine Zustimmung zur Wahl eines neuen Patriarchen unter der Bedingung zu erkennen, dass die von ihm erbauten Klöster ihm subordinirt bleiben sollten. Allen, die ihn beleidigt hatten, verzieh er von Herzen und verhiess den gegen ihn schuldigen Bischöfen, wie auch den Bojaren Streschnew und Babarikin und deren Gesinnungsgenossen die Absolution, sobald sie um Verzeihung bitten würden. Zugleich sprach er den Wunsch aus, dass ihm der Zutritt zum Zaren nicht verwehrt, so wie Allen, die sich bei ihm Rathes erholen wollten, der Zutritt zu ihm freigestellt werden möge. Diese Bedingungen wurden jedoch missfällig aufgenommen. Der Zar sandte nach dem Oriente und liess von da zwei Patriarchen zu einer Kirchenversammlung nach Moscau entbieten.

Zu Ende des Jahres 1666 trafen die Patriarchen Païsius aus Alexandrien und Macarius aus Antiochien in Russland ein. Im December trat eine zahlreiche Kirchenversammlung der morgenländischen und russischen Hirten in den Gemächern des Zaren zusammen. Nicon, zu dem Concile berufen, batte sich zu demselben durch die Communion und heilige Oelung vorbereitet. Er trat als Patriarch in den Saal, und da er keinen seiner Würde entsprechenden Sitz fand, setzte er sich gar nicht nieder, sondern hörte stehend zu. Der Zar erklärte mit tiefer Betrübniss, dass der Patriarch Nicon sich willkührlich von seinem Sitze entfernt, eigenwillig gehandelt und damit acht Jahre hindurch die Ruhe der Kirche gestört habe. Thränen entströmten den Augen des gutmüthigen Zaren bei der Bezichtigung dieses grossen von ihm so sehr geliebten Mannes. Der Zar erwähnte auch des Klagebriefes, den Nicon an den Patriarchen von Constantinopel geschrieben, und bezeugte schliesslich vor Allen, dass er keine persönliche Feindschaft gegen den Prälaten hege. Nicon machte das Zeugniss seines Gewissens geltend, dass er sich nur entfernt habe, um dem Zorne des Zaren auszuweichen, und dass er -sich vor den Umtrieben der Bojaren in die Einsamkeit zurück – ziehend nicht aus seiner Eparchie gewichen sei. Was seinen Brief an den Patriarchen anlange, so habe er ihn als Bruder an

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