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rerische Schätze hervorzuzaubern. Folgende Strophe aus dem 5. Capitel des 2. Buches möge als einziger Beleg dafür dienen:

Bist noch so tief in Schmerz und Gram verloren,
So bleibst du doch zum Jugendglück geboren.
Ermanne dich zu rasch gesundem Schritte:
Komm in der Freundschaft Himmelsglanz und Helle!
Empfinde dich in treuer Guten Mitte:

Dort spriesse dir des Lebens heitre Quelle!

Im übrigen verweise ich bezüglich des Wilhelm Meister auf die eingangs erwähnte Skizze Sterns im 18. Bande der Latomia.

Ich wende mich nun zum Faust, dem weitaus erhabensten Dichterwerk aller Zeiten und aller Völker.

Ueber dies Meisterwerk ohnegleichen ist schon eine kaum glaubliche Menge von Büchern geschrieben, fast alle civilisirten Nationen haben versucht, es in ihre Sprachen zu übertragen, die ganze gebildete Welt hat sich eingehend mit ihm beschäftigt, es ist commentirt und zergliedert worden von allen Standpunkten, nach allen Richtungen, aber das Facit ist noch nicht gezogen und wird auch niemals erschöpfend gezogen werden. Denn Faust ist das universellste Gedicht, welches für jede Zeit

und jedes Volk seine durchschlagende Bedeutung behalten wird. Die folgenden Jahrhunderte werden immer wieder neue Gesichtspunkte aufsuchen und auffinden, von welchen aus Faust zu betrachten sein wird, neue Schönheiten in dem Meisterwerk entdecken, sich an diesem ewig sprudelnden Quell des Wahren, Guten, Schönen ergötzen und aus ihm Weisheit schöpfen!

Es liegt nicht in meiner Absicht, hier eine Abhandlung über Faust zu schreiben, sondern ich möchte nur einige Punkte klarstellen, welche für den vorliegenden Zweck von Wichtigkeit sind.

Demgemäss muss ich hervorheben, dass der erste und zweite Theil des Faust ein untrennbares Ganze bilden. Lange Zeit war Mode und wurde für geistreich gehalten, den ersten Theil zu loben, den zweiten aber als allegorisches Greisenwerk herunterzureissen und ihm die Qualität eines Kunstwerkes gänzlich abzusprechen. H. Heine hat ihn mit Ausnahme der Helena-Episode als „lendenlahm" bezeichnet und der als Goethe-Biograph hochgeschätzte Engländer Lewes durch seine Recension bewiesen, dass er diesen Theil des „orphischen Lieds, des göttlichen Lieds", so nennt den Faust

Coleridge, gar nicht verstanden hat.

Indem ich andere Kritiker, welche auf gleichem Standpunkt stehen, übergehe, führe ich hier nur an, dass bei weitem das Beste, was über Faust geschrieben wurde, in der Einleitung zur Hempelschen Ausgabe dieses Werks von dem Herausgeber G. von Loeper, dem meines Erachtens bedeutendsten Goethe-Kenner der Jetztzeit, veröffentlicht worden ist. Auch Hermann Grimm vertritt in seinen geistreichen Vorlesungen über Goethe im allgemeinen die Loeperschen Anschauungen. Beide Schriftsteller erkennen gleichfalls an, dass beide Theile des Faust nur als ein untrennbares Ganzes betrachtet werden können, wie dies übrigens auch Goethe selbst verlangt hat, indem er die kritische Unterscheidung der verschiedenen Jahrgänge, in welchen die einzelnen Abschnitte des Werkes entstanden sind, zurückweist.

Vom Jahre 1772 bis zum Jahre 1832, also 60 Jahre hindurch, hat Goethe unausgesetzt die Faustidee mit sich herumgetragen und an ihrer Gestaltung gearbeitet. Wir können daher mit einer kleinen Version sagen:

Natürlich, wenn ein Goethe sich sechs Decennien
Und selbst am Ende Bravo sagt,

Da muss es was Gescheites werden!

[plagt,

Und es wurde in der That etwas Gescheites, ja bei weitem mehr daraus, nämlich: nicht nur das bedeutendste Dichterwerk, sondern auch die genialste und treffendste Lebensgeschichte des grössesten aller Dichter.

Loe

Wenn auch, wie Loeper sagt, fast alle Scenen des Werkes in der alten Faustsage wurzeln, so wage ich doch zu behaupten, dass das Ganze auch in nahezu historischer Folge die Lebensgeschichte Goethes enthält. per meint zwar, dass einer solchen Anschauung jeder Boden mangelt, doch bleibt er den Beweis dafür schuldig. Denkt man jedoch nur an die seelischen Motive, fügt Loeper hinzu, so kann man mit Vischer (Seite 183) wohl sagen: „So, im Grossen, ist das tiefste innerste Leben eines modernen Dichters mit einer dunkeln, gespenstischen Sage aus alten Tagen seines Volks ineinander geflossen."

Ich sehe nun nicht ein, warum hierbei nur an die seelischen Motive, sondern nicht auch daran gedacht werden soll, dass die Mehrzahl der Scenen im Faust mit wirklichen Erlebnissen Goethes in nächster Beziehung steht, ja eigentlich nur eine Verallgemeinerung derselben bezweckt.

Goethe ist der Gelegenheitsdichter κατ' εξοχήν.

Immer hab' ich nur geschrieben,
Wie ich's fühle, wie ich's meine.
Und so spalt' ich mich ihr Lieben
Und bin immerfort der Eine.

sagt er selbst.

Aber er hat nicht nur stets

seinem Fühlen und Meinen dichterischen Ausdruck gegeben, sondern er hat auch alle seine Erlebnisse in dichterische Form gebracht. Und gerade diese Eigenschaft macht ihn so gross und hebt ihn so unendlich hoch über alle an

deren Dichter empor. In seinem weitaus bedeutendsten Werk, welchem er 60 Jahre angestrengtester, geistiger Arbeit gewidmet hat, welches mit ihm aufgewachsen ist, musste ein so veranlagter Dichter auch nothwendig alle Phasen seines Lebens, welche auf seine Entwickelung Einfluss hatten, in grossen Zügen darstellen. Das hat nun auch Goethe im Faust thatsächlich im vollsten Maasse gethan.

Denn in den 12089 Versen und 57 Zeilen in Prosa, welche das Meisterwerk umfasst, findet man die Hauptereignisse des vielbewegten Lebens unseres Dichters, das will sagen Alles, was von durchschlagender Wichtigkeit für seine Entwickelung gewesen ist, in grossen Zügen, lapidar verewigt. Goethes Jünglingsträume, seine Beschäftigung mit allen Wissenschaften,

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