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Niemand aber hat mehr als Goethe verstanden, diesem seinem Distichon gemäss zu denken und zu handeln.

Was Goethe für die Freunde Herder und Schiller und so viele Andere minorum gentium gethan, wie sehr er ihnen die Wege geebnet, sie nach allen Richtungen hin unterstützt und ihnen mit Rath und That zur Seite gestanden, sie geistig gestärkt hat, ist weltbekannt. Auch in die Hütten der Armen stieg er oft und gern herab, um die Ursachen des Elends zu studiren und mit Hülfe seines fürstlichen Freundes, welchen er zu allem Grossen und Edlen anzuregen wusste, die Noth ohne alle Ostentation zu lindern und, wenn angänglich, für die Folge unmöglich zu machen. Immer hatte er ein offenes Herz und eine geöffnete Hand für jedes Unglück, für jeden Bittenden:

Mann mit zugeknöpften Taschen,
Dir thut niemand was zu Lieb:
Hand wird nur von Hand gewaschen,
Wenn du nehmen willst, so gieb!

und ferner:

Doppelt giebt, wer gleich giebt,
Hundertfach, der gleich giebt,
Was man wünscht und liebt.

So sang er und knöpfte seine Taschen weit auf, um mit vollen Händen gleich zu geben.

Aber nicht frostig und abweisend gab er, sondern er wusste ,,Anmuth ins Geben" zu legen, wie er denn auch anmuthig zu empfangen und zu danken verstand. Thränen des Mitgefühls hielt er nicht zurück, obwohl er stets bemüht war, die Thränen seiner Mitmenschen zu trocknen.

Der Mann, der Thränen sich entwöhnt,
Mag sich ein Held erscheinen;

Doch, wenn's im Innern sehnt und dröhnt,

Geb' ihm ein Gott zu weinen.

Und ein Gott gewährte ihm dieses erwünschte Labsal.

Wollte ich alle Züge seiner Güte, seines Wohlwollens, seines Mitgefühls und seiner aufopfernden Menschenliebe, also seiner wahrhaft freimaurerischen Thätigkeit hier erwähnen, ich würde kein Ende finden. -- Darum genug hierüber.

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Das unabwendliche Geschick aller Erdbewohner musste endlich auch Ihn, den sonst Unerreichbaren, erreichen. Denn:

Der Mensch erlebt, er sei auch wer er mag,
Ein letztes Glück und einen letzten Tag.

Wie er aber im Leben stets Freimaurer im vollsten und edelsten Sinne des Worts, ein echter Apostel der Humanität gewesen, so war er das auch im Tode.

Am 22. März 1832 sass Wolfgang von Goethe, dessen Andenken gesegnet und lebendig bleiben wird, so lange unser Erdball die Sonne umkreist, in seinem Arbeitszimmer auf dem Lehnstuhl, nur um die Füsse hatte er und erwartete ruhig

eine Decke geschlagen, Hochmitternacht.

Heitere Bilder umgaukelten seine letzten Augenblicke: "Seht den schönen weiblichen Kopf mit schwarzen Locken in prächtigem Colorit auf dunklem Hintergrunde!" so rief er; dann gedachte er seines vorangegangenen Freundes Schiller und endlich, als Hochmitternachtsstunde zu schlagen begann, waren seine letzten Worte: ,,Mehr Licht, mehr Licht!" Nun, wie er selbst so schön gesungen:

Floh er hin, im reinen Osten
Patriarchenluft zu kosten;

Unter Lieben, Trinken, Singen

Wird ihn Chisers Quell verjüngen.

Das vielleicht reichste und schönste Leben, welches einem Sterblichen je beschieden gewesen, war vollendet, das Tagewerk vollbracht, ein ächter Freimaurer war gestorben.

Wenn nun auch seiner Glieder Götterpracht zu Asche zerfallen, so ist doch des grossen Todten Geist lebendig geblieben. Seine klassischen Werke werden noch die späteste Nachwelt entzücken und für alles Wahre, Gute und Schöne begeistern. Er selbst, der Unsterbliche, wird aber ein ewig lebendiges, weithin leuchtendes Vorbild bleiben, so lange noch denkende Wesen diesen Erdball bewohnen.

Wolfgang von Goethes hundertjähriges Maurer-Jubiläum können wir gewiss nicht würdiger begehen, als indem wir ihm seine eigenen, der Parze Atropos in den Mund gelegten Worte in den ewigen Osten hinüberrufen:

Er lebt, lebt ewig in der Welt Gedächtniss,

Das von Geschlecht sich zu Geschlechtern reiht,
Sein Name wirkt, ein heiliges Vermächtniss,

In seinen Jüngern fort und fort erneut:
Und so in edler Nachfolg' und Gedächtniss
Gelangt die Tugend zur Unsterblichkeit.
Zu gleichem Preise sieht sich aufgefodert,
Wem gleicher Trieb im edlen Busen lodert!

Finis.

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