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alle Ding' erhält allein. Wäre er als Gott für fich ge= blieben und nicht in unsere Reihen getreten; wäre er uns nicht so nahe geworden, und so nahe zu uns gerückt, daß wir sagen könnten! Gott ist geworden, wie unser einer: So würden wir in allé Ewigkeit das Wort haben hören müssen: Ich habe kein Herz zu diesem Volke. Treibe sie weg von meinem Angesicht! Nun aber steht uns sein Herz offen.

Zu diesem seinem Herzen kann und muß ein jeder Mensch, der dem zukünftigen Zorne entrinnen will, feine Zuflucht nehmen. Darum ist Gott ein Mensch geworden, darum hat er sich für uns dahin gegeben, sich um unserer Missethat willen verwunden, um unserer Sünden willen zerschlagën,' und nach seinem Tode seine Seite mit einem Speere aufreißen lassen, damit alle Sünder einen freien Zugang zu seinem verbluteten Herzen hätten. Als er in der Welt wie ein Kind herum reisete, so war es das Herz seines Vaters, in welchem er vor allen Nachstellungen seiner Feinde sicher war; und uns dienet sein Herz zur Sicherheit vor Sünden, Tod, Teufel und Hölle. Es kommt nur darauf an, daß man Schuß und Sicherheit suchet und nöthig hat. Das Wort Flie hen! zeigt schon an, was es für Leute sind, und wie sie aussehen, die zu seinem Herzen eilen. Ein Mensch, der sich nichts Böses bewußt ist, der ein gutes Gewissen hat, was sollte den bewegen die Flucht zu ergreifen? Sein Herz steht allen Menschen offen. Und wer es einem einzigen Menschen verschließet, so lange er in der Gnadenzeit lebt, der ist wissentlich, oder unwissentlich der Antichrist. Allein man kann es sich durch Einbildung, Stolz, Unglauben selbst verschließen, wenn man satt und reich, so fromm und heilig in seinen Gedanken ist, daß man keine Versöhnung, keine Gnade, keine Erbarmung und keine Absolution nöthig' hat." Wenn hingegen ein Mensch an sich und allem verzaget; wenn

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er keine Ursache mehr anzuführen weiß, wenn er von fich selbst gar nichts rühmen, und keinen Gedanken ha= ben kann, warum er sollte felig werden; aber wohl hundert Ursachen weiß, warum er von Rechtswegen müßte verdammt werden, da kann er zu dem Herzen des Heilandes seine Flucht nehmen. Da ist ihm ein offenes Thor aufgemacht. Da ist ein freier offener Weg, auf welchem er eilend seine Seele retten kann. Hier ist Plat für alle. Wer nur dahin fliehen will, der wird gewiß hineingelassen. Und dasjenige, worauf man sich bei dem Gefühl seines Verderbens berufet, wenn man blutige Thränen über seine Höllenwürdigkeit weinen möchte, ist nur dies: O du Gottes Lamm! das der Welt Sünde trägt, erbarme dich mein!

Die Heilsordnung ist also kurz. Sie bestehet aus wenigen Worten. Man hat Erempel, daß Leute, welche sich in dieselbe schickten vor Angst, vor Wehmuth nichts haben sagen können. Aber geholfen wird einem gewiß. Eine Seele, die überzeugt ist, daß sie dem Verderben nicht anders entrinnen kann, die ohne alles Bedenken, ohne weitere Ueberlegung auf sein treues Erbarmen es waget, und so verloren und verdammt als sie ist, zu seinem Herzen nahet, die wird in dasselbe aufgenom men, und findet darin ihr Ruhepläggen, vor allem was ihr schaden kann. Und sie kann es hernach allen Menschen sagen: Wer Schuß, wer Sicherheit suchet, der komme herein, und wähle sich dies Haus zu seiner ewigen Wohnung!

Geliebte! Wenn ich ein Flüchtling wäre, der in keines Herrn Gebiet vor der Gerechtigkeit sicher seyn könnte, die ihn überall verfolgte; so müßte und würde es mir eine erstaunlich frohe Post seyn, wenn mir jemand die Versicherung brächte, ein gewisser mächtiger Herr fey bereit, mich sowohl gegen die Gerechtigkeit als auch gegen alle meine Verfolger in Schuß zu nehmen, und

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mir eine sichere Wohnung in seinem Lande anzuweisen. Und würde nicht diese Nachricht mich dahin bringen, daß ich mich aufmachte, zu diesem Herrn eilte, und mich seinem gnädigen Schuhe mit demüthigster Unterwerfung anvertrauete? Ich getraue mir euer aller Gedanken zu errathen, daß ihr es in diesem Falle eben so machen würdet. Denn was thut man nicht aus Liebe zu seinem Leben? Seit dem unsre Stammeltern aus dem Paradiese gejagt sind, so sind wir alle solche Flüchtlinge. Wir gehen hin und her im Wege unsers Herzens. Jes. 57,17. unsre Füsse laufen zum Bösen. Unser Weg ist eitel Verderben und Schaden. Jes: 59, 7. Ich mag sehen, wohin ich will, so begegnen mir dergleichen Leute auf allen Gassen, und ich sehe den ganzen Erdboden damit angefüllet. Ich lese allen die Verwirrung aus den Augen. Alles ist erschrocken. Alles fürchtet sich. Ein jeder zittert. Zwar hat der Geist eines harten Schlafs manche eingewiegt, und ich höre sie im Traume sagen: Es hat keine Noth mit uns? Es hat keine Gefahr. Allein ehe sie sichs versehen, wachen sie auf, und da überfällt sie der Schmerz, wie ein schwangeres Weib. Ich sehe die Ursache, die mich und meine Brüder auf die Flucht bringet. Die Gerechtigkeit des Herrn verfolgt uns, und der Blitz seiner Heiligkeit jagt uns. Ach! wir möchten gern aus Schrecken, uns vor seinem Zorn verstecken. Wir haben gesündiget. Die Sünde aber ist das Unrecht; 1. Joh. 3, 4. eine Verlegung seiner Gerechtsame, die wir nicht befriedigen können. Und so lange dieselbe nicht befriediget ist, drohet uns das Schwerdt seiner heiligen Rache. Und das hat die Wirkung, daß wir flüchtig werden. Uber ach! Ich sehe noch mehr. Und was denn? Ich sehe ein Kind auf der Flucht, von dem ich glauben muß, daß es der Herr Himmels und der Erde, Jehovah selbst ist. Ich sehe, daß der Schöpfer vor einem ohnmächtigen Geschöpfe, vor einem armen Wurme, des

sen Leib bald von den Würmern gefreffen wird, vor dem Herodes, die Flucht ergreifet. Hier vergehen mir Sinne und Gedanken.

Daß ich und meine arme Mitmenschen fliehen, ist wohl kein Wunder. Es ist ein Kennzeichen von unserm Unverstande und vergeblichen Arbeit, die wir machen, indem wir den Händen, welchen niemand entfliehen kann, zu entfliehen, und uns vor einem allgegenwärtigen Wesen zu verbergen suchen. Indessen ist es kein Wunder. Denn wir fürchten uns billig vor einem Gott, deffen Wesen wir auf das allerhöchste beleidiget, dessen Ehre wir angriffen, und dessen Befehle wir als Majestätsschänder mit Füssen getreten haben. Wenn wir uns das her vor ihm zu stehen, und unser Haupt in diesem Zustande empor zu heben getraueten, so müßten wir frecher" wie der Teufel seyn, der bei seinem Glauben, daß ein einiger Gott ist, doch wittert. Jak. 2, 19. Allein das ist mir ein Wunder, daß Gott selbst fliehet, und zwar vor einem Menschen. Das muß ich kraft des Unterrichts glauben, welchen ich aus Gnaden aus dem Buche habe, das man die Bibel nennet, welches mich versichert: Dies mit seinen Eltern nach Egypten fliehende Kind sey der wahrhaftige Gott, und das ewige Leben. 1. Joh. 5, 20. Wenn ich es nicht für die größte Ehre eines armen Sünders hielte, unterworfen zu seyn, so würde ich mich hier ärgern, und wenn es dahin nicht käme, doch die Wahrheit: Gott ist auf der Flucht! für eine Fabel und Erfindung einiger müßigen und albernen Köpfe halten. So aber muß ich es glauben, wie ein Kind eine Sache glaubet, die man ihm erzählet, und ich verlange diesen Satz aus der Vernunft nicht bewiesen zu haben, weil mir eben diese Vernunft auch Waffen ertheilen kann, damit ich ihn bestreite. Jedoch wird mir das nicht nur erlaubt, sondern es wird auch meine Schuldigkeit seyn, wenn

weil er noch ein kleines Kind war, seinen Verfolger, der ihn suchet umzubringen, nie beleidiget. Dachte Herodes gleich, dies Kind würde ihm nach seiner Krone ste= hen, so wissen wir doch, daß sein Reich nicht von dieser Welt war. Warum fliehet er denn? Ich werde auf diese Frage wohl keine andere Antwort herausbringen, als die: Ich muß schon jetzt sein Augenmerk seyn. Und nicht allein ich, sondern die ganze flüchtige Welt muß ihm dabei am Herzen liegen. Er fliehet um meinetwillen; er fliehet um unsertwillen. Seine Flucht muß einen großen Segen für das ganze menschliche Geschlecht, dessen Mitglied er geworden, nach sich ziehen. Ich erschrecke, wenn ich diese Flucht ein wenig genau betrachte. Ich sehe, daß Joseph aufstehet, und nimmt das Kindlein und seine Mutter. zu sich bei der Nacht, und entweicht in Egyptenland. Warum? Denn es ist vorhanden, daß Herodes das Kindlein førhe, dasselbe umzubringen. Herodes ist ein geschworener Feind dieses Kindes. Aber wie? Bin ich besser? Nein! Ich erblicke in dem Bilde Herodis meine ächte Gestalt. Eben der Spiegel, der mir diesen V.rfolger des Herrn zeiget, der zeigt mir zugleich ein Brandmerk an meiner Stirne. Und das heißt: Feindschaft wider Gott. Ein Haffer Gottes. Röm. 8, 7. 2. B. Mos. 20, 5. Angst und Furcht bedecket mich. Kann ich auch abscheulicher gezeichnet werden? Was gehört auf meinen Kopf? Höllisches Feuer.

Warum fliehet denn das Kind jest? Warum bringet es sein Leben in Sicherheit? Warum stirbet es nicht mit den Kindern zu Bethlehem, in den Händen der Mörder? Ist es doch zu dem Zwecke gebohren, daß es des Todes sterben will und soll? Seine Zeit ist noch nicht da. Es hat das Werk noch nicht vollendet, das es thun soll. Nun lerne ich den Titel und die Ueberschrift des 22. Psalmes einigermaaßen verstehen: Ein Psalm

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