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er lebt auf Erden. Doch es ist ihnen nicht allein undeutlich, sondern sie wiedersprechen auch diesem Worte. So oft es einem Menschen einfällt, daß er eine unselige Kreatur ist, der in seinem jeßigen Zustande nicht kann selig werden, und er denkt bei sich selbst: Allein ich will so nicht bleiben. Morgen oder Uebermorgen, wenn dieses oder jenes Hinderniß mir aus dem Wege ist, will ich mich auch noch einmal bekehren;" da sollte man meinen: Das wåren recht gute Gedanken; das wäre ein schöner Vorsak; und es ist nichts weniger, als das. Was thut denn ein solcher Mensch, der so denkt oder redet? Er widerspricht dem Apostel. Er sucht diesen Knecht Gottes zum Lügner zu machen, denn der sagt: Armer Mensch! Es kommt auf dein Wollen nicht an. Es liegt nicht an deinem Wollen. Doch es gibt noch eine andere Art von Menschen, die weiter denken als auf den Flecken, der vor ihnen liegt, die um ihre Seligkeit bekümmert sind; denen aber dies Wort eben so dunkel ist. Das sind die Leute, die frömmer sind, als so ordentlich in der Welt der Brauch ist; die voll guten Willens sind, wie sie fagen; die es für eine große Beleidigung halten würden, wenn man sie denen zuzählte, die nicht wol= len selig werden. Nein! sie trachten wirklich darnach, wie sie hinein kommen mögen. Sic machen sich des halb viele Mühe. Sie lassen sich's oft recht sauer werden, und es geht ihnen von Herzen, wenn sie. singen: Es kostet viel ein Christ zu sein! Und es kostet ihnen eben darum so viel, weil ihnen dieser apostolische Ausspruch ein Geheimniß ist, das sie nicht verstehen. Wenn nun ihre Heiligkeit, ihre sauere Bemühung und schwere Arbeit daher kömmt, daß fie an Orten leben, wo ihnen das Evangelium von

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da dasselbe mit dem Gesetze und dessen Werken vermenget wird, und es sind nur keine Heuchler, die aus Absichten sich fromm stellen, sondern es sind Menschen, die gerne felig sein wollen, und darum mühen sie sich so viel und mancherlei; so wirds ihnen doch endlich klar, daß es an ihrem Laufen nicht liegt, und sie danken Gott. Man bringet ihnen eine frohe Bothschaft, wenn man es ihnen sagt, und daß ihnen dieselbe angenehm ist, beweisen sie damit, daß fie von ihrem Thun ablassen, und zum Kreuz kriechen. Dasjenige, was der Apostel in diesen Worten sagt, eben das ist es, was die Gleichnißrede unsers Erlösers uns belehret, die in dem Texte des heutigen Sonntags, enthalten ist. Daß dies Gleichniß schwer zu verstehen ist, daran laffen uns die vielen Erklärungen desselben, welche die Schriftforscher darüber machen, nicht zweifeln. Ob die Schwierigkeit, diese Rede des Heilandes zu verstehen, in seinen Worten, oder in den blöden Augen derer, die sie lesen, liege? Diese Untersuchung gehört nicht hieher. Ich für meine Person muß es meiner Blindheit zuschreiben, wenn 'ich dies und jenes, was ich aus seinem Munde höre, nicht verstehe. Genug, die Gedanken der Ausleger sind sehr verschieden. Man fragt; man antwortet. Man fragt: Was hat der Herr für eine besondere Begebenheit in diesem Gleichnisse von den Arbeitern im Weinberge verkündigen wollen? Was hat er sei= nen Aposteln, und dem Volke, das ihm zuhörte, für einen Unterricht damit ertheilen wollen? Was bedeu= ten die Stunden? Was der Weinberg? Was der Groschen? Wer sind die Arbeiter? Was wird durch den Abend angezeiget? Wer ist der Schaffner? Welche find die Murrenden? Und so weiter. Man antwor= tet auf alle diese und viele andere Fragen; aber so, daß aus den Antworten immer neue Fragen erwachsen.

Eine Erklärung weichet von der Andern ab, und Einer findet in der Auslegung des Undern stets neue Zweifel.

Dabei können wir uns nun nicht aufhalten. Uns die wir da sind, das Evangelium von unsrer Seligkeit zu hören, kommt es darauf an: Ob dies Evan= gelium in diesem Unterrichte des Heilandes sich findet? Ob wir aus demselben die Antwort auf die Frage: Was soll ich thun, daß ich selig werde? vernehmen können? Und da dient uns zur Antwort mit Gewißheit, Ja!,,So liegt es nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, daß er selig werde, sondern an Gottes Erbarmen!" Das stehet zwar mit diesen Worten nicht da; allein er hat sie so deutlich ins Licht, ge stellt, daß nicht, leicht Jemand wird widersprechen können. Denn diese Wahrheit ist offenbar die hauptsächlichste im ganzen Gleichniße. Wenn uns diese nur aufgeschlossen wird, so wird uns dadurch wohl der Schlüssel zum rechten Verstande des übrigen Inhalts gegeben werden. Und wenn uns denn auch Dies und Jenes noch nicht so deutlich sein möchte, dabei wir unsere Unwissenheit bekennen müßten, so darf uns solches doch an unserer Seligkeit nicht schaden. Wir wollen die Wahrheit, dahin Alles zielet, was Jesus sagt, zu dem Ende mit Mehrerem betrachten.

Unser Text, Matth. 20, 1—16 lautet also :

Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der am Morgen ausging, Arbeiter zu miethen in seinem Weinberg. Und da er mit den Arbeitern eins ward, um einen Groschen zum Tags, lohn, fandte er sie in seinen Weinberg. Und ging aus um die dritte Stunde, und sahe andere an dem Markt mússig stehen, und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin. Abermal ging er aus um die sechste und neunte Stunde, und that gleich also. Um die eilste Stunde aber ging er aus, und fand andere müssig stehen, und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag mússig? Sie sprachen

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zu ihm: Es hat uns Niemand gedinget. Er sprach zu ih nen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg, und was recht sein wird, soll euch werden. Da es nun Übend ward, sprach der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe den Arbeitern und gieb ihnen den Lohn, und hebe an, an den Lehten bis zu den Ersten. Da kamen, die um die eilfte Stunde gedinget waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen. Da aber die Ersten kamen, meinten sie, sie wür den mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher feinen Groschen. Und da sie den empfingen, murreten fie wider den Hausvater und sprachen: Die Lehten haben nur eine Stunde gearbeitet, und Du hast sie uns gleich gemacht, bie wir des Tages Last und Hite getragen habtn. Er antwortete aber, und sagte zu Einem unter ihnen: Mein Freund! ich thue dir nicht Unrecht; bist du nicht mit mir eins wor den, um einen Groschen? Nimm, was dein ist, und gehe hin. Ich will aber diesen Lezten geben, gleich wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu thun, was ich will, mit dem Meinen? Sichest du darum scheel, daß ich so gütig bin? Also werden die Lehten die Ersten, und die Ersten die Lehten seyn. Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet.

So bemerket denn in diesen Worten: die vom Heiland ins Licht gestellte Wahrheit:

So liegt es nun nicht an Jemandes Wol len, oder Läufen, sondern an Gottes Erbarmen! Wir sehen 1) wie der Heiland diese Wahrheit durch ein Gleichniß ins Licht stellet!

2) Wie wir uns dieselbe zu Nuge machen.

Wir flehen Dich an: Mein allerliebster Heis land! Du uuser und der ganzen Welt Erlöser! Beweise uns die Gnade, und gieb uns Einsicht in die Wahrheit, darauf unsere ganze Seligkeit ankommt, in Zeit und Ewigkeit. Schenke und davon einen solchen Eindruck, damit uns dieselbe klar und deutlich wird. Ziehe die Decken weg, die uns noch vor dem Gesichte hangen. Mach' uns licht! mach uns einfältig. Mach' uns begierig nach unserm Heil. Erwecke in uns das sehnliche Verlangen, Dein zu werden, und ewig selig zu seyn. Und alsdann zeige uns den Weg, Damit wir nicht vergebens hier vor Deinem Ungesichte vers sammelt find. Amen.

1. Wieder Heiland diese Wahrheit durch ein Gleichniß ins Licht stellt. Petrus war es, der dem Heiland durch eine stolze Frage Gelegenheit zu diesem Gleichniße gab, indem dasselbe einen Theil der Antwort ausmacht, welche ihm der Herr auf seine Frage ertheilte. Wir finden die Frage in demjenigen, was kurz vor unserm Lerte vorhergehet: Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: „Siehe! wir haben Alles verlassen, und sind dir nachgefolgt, was wird uns dafür?" Und die Quelle, woraus diese Frage herfloß, war ein gewisses Vorurtheil, welches die Jünger in der jüdischen Kirche eingesogen, und das ihnen sehr tief im Herzen steckte: Daß nåmlich der Messias ein weltlicher Herr sen, und ein irdisches Königreich in der Welt aufrichten werde, in welchem sie als seine Anhänger, nothwendig die höchsten Ehrenstellen und Würden bekleiden, andern Gesetze vorschreiben und als Herren mit ihm regieren würden. Nun wurden in denselbigen Tagen Kindlein zum Heiland gebracht, daß er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger fuhren die Träger der Kinder an. Über Jesus sprach: Lasset die Kindlein, und wehret ihnen nicht zu mir zu kommen. Denn solchen ist das Himmelreich. Nicht lange hernach tritt ein reicher Jüngling zu ihm, und erkundigt sich, was er Gutes thun müsse, daß er das ewige Leben habe? Der Heiland richtet seine Antwort nach der Frage ein, und verweiset ihn auf das Gesetz Gottes und dessen ges naue Erfüllung. Indem nun der Jüngling in der Meinung, daß er das Alles von seiner Jugend auf gehalten habe, so dreist ist zu fragen: Was fehlt mir noch? So spricht Jesus zu ihm: Willst du vollkom= men seyn, so gehe hin, verkaufe was du hast, und gieb es den Armen, so wirst du einen Schatz im Him

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