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ohne Glauben. Da nun die Kindlein zu ihm kommen und das Reich Gottes wirklich empfangen, so ficht man leicht, daß der Glaube in ihren Herzen seyn müsse. Und was dürfen wir weiter Zeugniß, da der Heiland selbst, den Kindern den Glauben zuschreibt uud ihnen das Zeugniß giebt, daß sie an ihn glauben. Allein, ob sie sich ihres Glaubens bewußt sind, das ist eine andere Frage. Die beantworten wir mit ,,Nein; sie sind sich ihres Glaubens nicht bewußt." Und eben das behaupten wir von vielen Erwachsenen, die da glauben und selig sind. Sie sind gläubig; und doch, wenn man sie nach ihrem Glauben fragen und dessen Bekenntniß ihnen abfordern wollte, würden sie das Herz nicht haben, zu sagen: „Ich weiß an wen ich glaube." [Vgl. 2 Timoth. 1, 12.] Ber will denen, die da arm am Geiste sind, die nichts haben und nicht wissen, wo man doch die Dinge find't, die die Seelen haben müssen, wer will den Leidtragenden, den Göttlichbetrübten, den Hungernden und Dürstenden nach der Gerechtigkeit, den Glauben trüben, schmälern, oder gar absprechen? Allein daß sie es vor Freunden und Feinden hell ausreden und bekennen sollten: „Nun wir denn sind gerecht worden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott, durch unsern Herrn Jesum Christ z" das wird man von ihnen in diesem Zustande felten hören.

Sie sind gläubig und somit selig. Weil sie aber das Erstere nicht wissen, so geschieht es bisweilen, daß fie auch das Lettere nicht zu haben meinen.

Welch eine Barmherzigkeit, welch eine Gnade ist es demnach, und wie gut ist es für uns, daß der Heiland die Seligkeit dem bloßen Glauben zugesagt hat. Er verlangt von uns, um uns zur Seligkeit einzuleiten, nichts als Glauben.

Und damit wir allen Zweifel los seyn und nicht

denken mögen, als ob no ch ́etwas dazu gehöre, so bez schwört er es: „Wahrlich! wahrlich! ich sage euch, wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben." - Er hat aber nirgends gesagt, daß Niemand könne selig werden, es sey denn, daß er sich seines Glaubens bewußt sey; das heißt: der nicht glaube daß er glaubet; der seinen Glauben nicht fühle und empfinde; der nicht die höchste Versicherung von dessen Gegenwart habe. Er hat nirgends gesagt: daß einer nicht könne ins Himmelreich kommen, der nicht die höchste Gewißheit bei sich habe, daß er in's Reich Gottes kommen werde. Er erkläret vielmehr alle diejenigen für felig, die an ihn glauben, fie mögen's wissen oder nicht.

Wer glaubt und weiß es nicht, der ist felig; es kann ihm nicht schaden, daß er's nicht weiß; er wird nur für dieß vergängliche Leben wehrhafter und in der Versuchung zuweilen auch getroster und fester, und kann in vorkommenden Fällen sich seine Seligkeit, für diese Zeit, klüglicher, gewandter und sicherer, zu Nuße machen.

Wer glaubt und weiß daß er glaubt, der hebt sein Haupt auf und troht der Welt, Sünde, Tod und Teufel. Seinen Schuß und seine Freude, kann Niemand von ihm nehmen und in beiden ist er seiner Seligkeit gewiß. Der Heiland, der für unsere Ruhe, für unsere Zufriedenheit so herzlich sorget und nur immer sich damit beschäftigt, das Wohlseyn der Seinen zu befördern, beruft uns in seinem Schuße, unter seinen Flügeln, zum Vollgenusse der Seligkeit, die er unserm Glauben zuer, kennet.

Sein Geist ist bemühet, uns diesen Genuß zu schenken und mitzutheilen; und alle Mittel der Gnade die wir haben, zielen dahin, uns dieses Genusses theilhaftig zu machen. Wir kommen dazu, sobald wir an ihn glauben; sobald wir, mit jenem Kämmerer und Gewaltigen der

nen:,,Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist;" und wir werden in solchem Glauben gekräftigt, sobald wir es wissen, wie sehr wir an ihn glauben.

Unser sonntägliches Evangelium giebt uns Gelegen= heit diese selige und für uns so vortheilhafte Gemüthsverfassung in dieser Stunde mit Andacht zu betrachten.

Evangelium Matth. 11, 2-10.

Da aber Johannes im Gefängniß die Werke Christi hörete 2.

Der vorgelesene Text giebt uns Gelegenheit zu erwägen:

Den Zustand eines Menschen der sich seines Glaubens bewußt ist.

Wir wollen

I. auf den Glauben achten, dessen wir uns bewußt seyn sollen und können. II. zeigen wie man dazu gelangt, daß man sich seines Glaubens bewußt wird. Und · III. Was das für ein Zustand ist.

Wir beten zuvor: Herr! der du nicht nur für unsern Glauben sorgest, daß derselbe unser Herz belebe und uns felig mache, sondern auch willst daß wir wissen sollen, daß wir glaubig und selig sind; mache uns zu lebendigen Zeugen von dieser uns geoffenbareten Wahrheit, und laß dazu dein Wort an uns gesegnet seyn, um deines Namens und um deiner heilvollen Zukunft willen. Amen.

I. Der Glaube, dessen wir uns bewußt seyn sollen und können.

Es ist das der Glaube Johannis. Benn wir wissen, was Johannes geglaubt hat, so wissen wir zugleich, was das für ein Glaube ist, davon ich

sage, daß wir uns dessen auch bewußt seyn sollen und können.

Dieser Johannes war der Sohn des Priesters Zacharias und der Elisabeth, der ihnen von Gott in ihrem Alter geschenkt, und dazu bestimmt war, daß er ein Vorläufer des Messias seyn, und ihm bei seiner Zukunft den Weg in die Herzen der Menschen, bereiten sollte. Er war, wie der Heiland ihm selbst das Zeugniß giebt, mehr denn ein Prophet. Denn sagt erdieser ist es, von dem geschrieben stehet: „Siehe, ich fende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll."

Als der Heiland sein öffentliches Lehramt unter den Juden selbst antrat, so ermunterte dieser sein Herold, Alles zur Aufmerksamkeit. Er predigte die Ankunft des Messias in der Person Jesu. Er überführte seine An- ́ hänger, daß Jesus von Nazareth der von Gott verheißene Messias sey, der Herr vom Himmel, in welchem eine so große Majestät wohne, daß er sich unwürdig achte ihm die Schuhriemen aufzulösen. Er rief mit lauter Stimme:,,Siehe! das ist Gottes Lamm, welches der Belt Sünde trägt." Das will so viel sagen: Jesus ist das von Gott verordnete Lamm, auf welches so viele Millionen Opferlämmer hindeuteten, und die nun aufhören Vorbilder zu seyn, weil er sich die Sünden der ganzen Welt im Gericht Gottes hat auflegen lassen. Er zeigte auf Jefum nicht nur mit Fingern, sondern bezeugte auch mit großer Freudigkeit: Ihr selbst send meine Zeugen, daß ich gesagt habe: Ich sey nicht Christus, sondern vor ihm her gesandt. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam. Der Freund aber des Bräutigams Rehet und höret ihm zu, und freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllet. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen."

nis. Und eben das ist der Glaube, dessen wir uns auch bewußt seyn sollen und können. Nehmlich: „Jesus von Nazareth ist der Messias, der Heiland der Welt, der uns und die ganze Welt mit Gott ausgeföhnt, dem Tode, unter dessen Gewalt wir lagen, die Macht genommen, den Himmel wieder aufgeschlossen, und allen Sündern das Leben erworben hat, das sie in Adam verloren hatten."

Das ist die Grundveste, auf welcher die christliche feligmachende Religion ruhet, und worauf sich in derselben alles beziehet. Wer diesen Grund fest inne hat, der hat das Grunderkenntniß eines Christen; und wer demselben glaubt, der hat einen versöhnten Gott, Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, und bes fißt die Weisheit, dagegen alle Weisheit dieser Welt lau, ter Thorheit ist. Die Vernunft kann uns über diese Wahrheit keine Aufschlüsse geben. Und wenn sie davon höret, kann sie dieselbe nicht fassen, weil in derselben Höhen sind, die sie nicht erreichen kann. Wenn wir also diese Wahrheit glauben, so gründen wir unsern Glauben schlechterdings auf eine besondere göttliche Of fenbarung, die in den Büchern der heiligen Schrift enthalten ist. Ich verstehe aber unter dem Glauben an diese Wahrheit nicht einen solchen Glauben, wie derjenige ist, der Historien und Geschichten, welche auf dem Beugnisse glaubwürdiger Menschen beruhen, beliebig bei stimmt, und ihnen einigen Beifall giebt; sondern ich rede von einem solchen Glauben, der ein Zeugniß Gottes zum Grunde hat, und der durch eben dieß Zeugniß, ohne unser Buthun, ohne alle Vernunftschlüsse, in unserm Herzen gewirkt wird, da uns denn diese innere Gnadenwirkung zugleich auf eine unsrer Natur angemessene Art dringet, daß wir unser ganzes Vertrauen auf diese Wahrheit sehen, und uns um derselben willen gerecht, heis lig, und selig ansehen, ja unbezweifelt dafür halten.

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