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werfen und ums Leben bitten, so solle es ihm ges schenkt werden. Es geschiehet; er erlanget Gnade. Nun urtheilet: Kam es auf des Uebelthåters Gehen oder Laufen zum Gerichte an, daß er bègnadigt wurde? Ich denke: Nein; sondern es lag an dem Erbarmen des Königs Sohns. Und doch war es nothwendig, daß der Missethåter mit einem demüthigen Fußfall Gnade suchte und annahm; sonst hätte er doch sterben müssen, wenn er sich hier geweigert hätte. Darauf also kömmt es an, daß wir unser Elend, unser Unvermögen, unsere Nichtigkeit, lebendig erkennen und wahrhaftig glauben, daß es mit allem unserm Thun und Wirken, Verdienst und Gerechtig= keit, nichts ist. Dies Erkenntniß soll uns von allen unsern Höhen und eingebildeten Vorzügen ganz ab= ziehen, und uns gründlich beugen und demüthigen, daß wir uns ansehen, als wahrhaftig elende, verlo. rene und verdammte Menschen, die nichts als Fluch und Zorn mit allen ihren besten und schönsten Werken verdienet, haben, und daß wir also sollen lernen, aus puren Gnaden felig werden.

Denn darum wird uns das gesagt, damit wir zu dem Erbarmen Gottes unsere Zuflucht nehmen, und in demselben, als in unserm Elemente, bis an das Ende unserer Tage erfunden werden. Auf sein ErErbarmen kommt es Alles an. Daran lag die Erwerbung unserer Seligkeit. Aber eben daran liegt auch die Zueignung derselben. Die Liebe Gottes hatte es in der Ewigkeit schon veranstaltet, dasjenige wieder gut zu machen, was die Sünde in der Zeit verderben würde. Die Wiederaufrichtung einer Welt voll gefallener Sünder, war ein Geheimniß, das in dem Schooße der ewigen Liebe über alles Denken eines eingeschränkten Verstandes, war erzeuget worGerechtigkeit und Barmherzigkeit, Allmacht

den.

und Weisheit vereinigten sich auf eine wundersame Art, um dasselbe zu Stande zu bringen. Sollt es uns zu statten kommen, so mußte es kund gemacht, und der Welt, die unter der Sünde begraben lag, geoffenbaret werden. Die Offenbarung geschahe gleich nach dem Falle, durch das erste Evangelium, welches unsern, unter ihrem Elende seufzenden Stammettern gepredigt ward. Das ging fort, durch die ganze Zeit des alten Testaments. Endlich erschien des Weibes Saame. Der Gott von Art, ward ein Gast in der Welt. Gott wurde im Fleisch geoffenbart. Und in welcher Absicht? Auf daß er unsere Sünden wegnehmen möchte. 1 Joh. 3, 5. Er gab sich, für alle gefallene Sünder, dahin in Noth und Tod. Er ftarb für uns Gottlose. Róm. 5, 6. Was hat ihn dazu gedrungen? Unser Wollen oder Laufen? Nichts weniger. Wir lagen in dem Tod, wir fühlten keine Noth, noch unsre schweren Ketten, drum suchten wir kein Retten, erschraken nicht vorm Sterben und ewigen Verderben." Sein freies Liebeserbarmen war es, das zog ihn zu Sündern, zu Todten und Armen. Damit erwarb er uns nun die Vergebung aller unserer Sünden, und brachte uns eine solche Gerechtigkeit zuwege, in welcher wir wieder vor Gott bestehen können. Er erfand eine ewige Erlösung. Ebr. 9, 12. Und was hat ihn dazu bewogen? Nur seine freie Lieb', weil ihn sonst gar nichts trieb; nicht blos des Vaters Wollen, nicht daß er gehen sollen, nicht etwa unsre Schöne, noch flehendes Getóne; nicht unser liebend Herz, nicht unsre Reu' und Schmerz, nicht daß wir ihn gerufen zu dieser Liebe Stufen, weil uns die Noth gequålet, nein, weil er uns erwählet." Es lag an seinem Erbarmen. Aber eben eine solche Bewandniß hat es nun auch mit der Zueignung der uns erworbenen Seligkeit, wenn wir derselben

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theilhaftig werden. Ein seliger Mensch ist ein Mensch, der es weiß, daß der blutige Schweiß, der Streit, der Kampf des Heilandes, ihm zu Gute kommt; der sagen kann:,,Gott Lob! auch mich nimmt Jesus an. Auch ich bin aus dem Tode gerissen. Ich gehöre nicht mehr in Satans Reich. Ihr Höllengeister pakket euch, hier habt ihr nichts zu schaffen: Dies Haus gehört in Jesus Reich, drum last es sicher schlafen. Ich bin ein Erlöser von allen Sünden, vom Tode, und von der Gewalt des Teufels. Ich kann den Heiland ansehen mit meinem Herzen in der Gestalt, darin er, mir zu Lieb, in Noth und Tod gegangen, und hat am Kreuz, als wie ein Dieb und Mörder da gehangen, verhöhnt, verspeit und sehr verwundt; seine Augen, feinen Mund, den Leib für mich verwundt, da kann ich fest drauf trauen. Seine Wunden haben mir das Herz genommen.“ Das heißt selig feyn!

Das ist die Gestalt eines Menschen, der mit dem Herzen an den Heiland glaubt, und den sein Glaube selig macht. Wenn nun Jemand so selig ist, so ist er es gewiß aus Gottes Erbarmen. Wer diese Seligkeit genießet, wer sich ihrer erfreuen kann, der muß es in Zeit und Ewigkeit bekennen: „Håtte er sich nicht selber an mich gehangen, ich wäre ihn nimmermehr suchen gangen. Håtte er mich nicht geliebt, hätte er mich nicht zu sich gezogen aus lauter Güte, ich wäre nimmermehr zu ihm gekommen. Håtte er mich nicht erwählet, ich hätte ihn gewiß nicht erwählet." Kurz: Wer unselig ist und bleibt, der weiß die Ursache seiner Unseligkeit wohl, wenn er sie nur wissen will. Wer aber gläubig und selig ist, der kann nichts weiter davon sagen, als das:,,Ich bin nun sein Eigenthum. Ich gehöre ihm an. Ich weiß, an

Kreatur, ein elender Mensch bin. Es liegt nichts an meinem Wollen oder Laufen. Ich lebe, ohne Aufhdren, von seiner Gnade. Ich habe für mich nichts Anderes aufzuweisen, als Sünde und Schande. Ich bin meines lieben Gottes Schuldner, und bleibe es all mein Lebtage. Ich verdiene, nie etwas Anderes, als Hölle und Verdammniß. Wie wehe würde mir zu Muthe sein, wäre keine Kreuzeskraft, und sähe ich nicht meine Wahl geschrieben an dem Holze in seiz ner Någelmahl. Allein da sehe ich sie. Daß mir es demnach so wohl ums Herz ist; daß ich, alles meines Elendes ungeachtet, gleichwohl ein seliger Mensch bin; daß ich es weiß; daß ich auf das ewige Leben nicht brauche zu warten, denn ich habe es schon; das kommt von seinem Blute her, in Zeit und Ewigkeit. Ich bin aus Gnaden in seiner Hand. Und wenn ich auch durch sein Verdienst noch so treu würde in seinem Dienst, und gewonne allem Bösen ab, und fündigte nicht mehr bis ins Grab; so wäre das gewiß meine Treue nicht, sondern es ist Gnade. Es ist das Erbarmen, das treue Halten und Bewahren meines Heilandes, ohne den ich nichts thun kann. Es liegt nicht an meinem Wollen oder Laufen, sondern an seinem Erbarmen. Gott Lob und Dank! sonst wåre für mich kein Durchkommen.“ Das heißt nun, die Früchte dieser Wahrheit gewinnen. So denket, so redet bei Gelegenheit jeder Mensch, der durch Gottes Erbarmen selig ist. Doch sind dies nur seine Herzensgespräche, die er mit sich selbst in seiner Kammer, auf dem Felde, oder sonst in der Einsamkeit hålt; bei denen er auch wohl manchmal weinet und dann ein anderes Mal vor Freude und Seligkeit, das Lied des Lammes singet. Und alles das hat man dem heiligen Geiste zu danken, der uns die erworbene Seligkeit beständig zueignet.

Geliebteste! Der Heiland forget nicht allein für unsere Seligkeit, sondern auch für die Bewahrung derselben. Aus dieser Quelle fließet der Ausspruch, damit er seine Gleichnißrede endigt. Also werden die Lehten die Ersten, und die Ersten die Letten sein. Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählet. Wer uns

vor dem Verluste unserer Seligkeit warnet; wer uns die Abwege zeigt, auf welche wir gerathen und uns um unser Heil bringen können; wer uns den Weg anweiset, auf welchem wir zur Seligkeit erhalten werden; muß dem nicht unsere Wohlfahrt am Herzen liegen? Und in dieser Sorge, in dieser Bekümmerniß, damit wir unsere einmal erlangte Seligkeit, wo nicht gar verscherzen, doch auch keinen Schaden in der Zeit an derselben leiden, müßt ihr hier den Herrn reden hören. Er will nicht, daß die Ersten die Lezten werden, sondern daß sie die Ersten bleiben. Er res det jest hauptsächlich mit seinen Boten, mit seinen Zeugen, die er zu Arbeitern in seinem Weinberge braucht. Wie mancher unter denselben ist nicht aus einem Ersten ein Lehter geworden! Ich kann das Wort: Ein Lehter seyn! nicht so verstehen, daß es schlechtweg nur so viel heißen solle, als verdammt werden. Freilich kann der wichtigste Knecht des Herrn, der größte Zeuge in seinem Reiche das Unglück haben, daß er zur Seligkeit dereinst für untüchtig erkannt und verworfen wird. Wenn der Heiland demnach sagt: Die Ersten werden die Lehten seyn! So giebt er damit in Ansehung der Arbeiter hauptsächlich wohl so viel zu verstehen: Sie sollen herun= ter gesezt werden. Warum? Weil sie als Erste von sich selbst zu glauben anfingen, daß sie hochverdiente Knechte Gottes, und dem Heilande in seinem Wein

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