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und stellt sich in seiner Einbildung so einen langen Weg vor, den man gleichsam Stationenweise, durch= reisen müßte. Nun, da ist es wahr: Auf den Vorwurf wissen ich und Leute meinesgleichen nicht Vieles zu antworten. Da müssen wir uns schámen. Denn um unsern Wachsthum, wenigstens um den Meinigen, sieht es bis dahin ungemein schlecht aus, und es mag leicht geschehen, wenn ich ein Kind sehe, daß ich denke: Das ist viel größer als ich! Oder wenn ich einen Menschen erblicke, der gestern Gnade gesucht und ge funden, daß mir einfällt: Der hat den Heiland lieber als ich. Da können wir uns also nicht entschuldigen, wenn uns Jemand das vorhält, sondern mússen es zugestehen, daß, weil es so elend um unser Wachsthum, ja nicht nur das, sondern um alle unsere Sachen aussieht, wir die Hölle zehnfach verdient haben.

Denn wir wissen aus unserm ganzen Leben, nicht einen einzigen Tag zu nennen, von dem wir des Abends sagen könnten: Nun habe ich doch diesen Tag gethan, was du mir befohlen hast. Heute hast du Wenig oder Nichts an mir auszusehen gehabt! Ich habe dir treulich gedient, und ich habe ziemlich im Guten zugenommen, so daß ich doch viel weiter ge= kommen bin, als ich gestern war. nein! Unser

Abendsegen klingt, so oft wir uns schlafen legen, ganz anders: Wenn du mir die Schulden, damit ich dir nur diesen Tag bin verhaftet worden, wolltest zurechnen, wie wollte ich bestehen? Wenn du mir meinen Unglauben, der sich so oft bei mir geregt, meinen Leichtsinn, meine Ausschweifungen von dir, meine Unempfindlichkeit gegen dich und deine Liebe, die sich bis in den Tod um Meinetwillen hat martern lassen; meine Kålte gegen deine Brust; meine unnützen,

den von dir; meine Trägheit in deinen Geschäften, mein düster Gesicht, und wie kann ich dir alles elende Zeug erzählen, das an mir zu finden und das ich, je länger ich lebe, je mehr gewahr werde? Wenn du mir das Alles wolltest auf meine Rechnung kommen lassen, wo bliebe ich denn? Ich mußte ja ewig verdammt werden. Darum erbarme dich über mich! ,,Soll etwa meine Schuld wo angeschrieben bleiben, so bitt' ich, wollst du sie mit deinem Blute schreiben. Denn diese Schrift allein schreibt keine Schulden ein." Kommt es uns nun nicht zu Gute, daß es nicht an Jemandes Wollen oder Laufen liegt, sondern an Gottes Erbarmen? Und diese unsre Freude kann Niemand von uns nehmen. Wir glauben, daß ein Heiland ist. Wenn es aufs Erbarmen, aufs Helfen, aufs Sünderfeligmachen ankommt, so find wir allemal die Ersten mit, an denen er sich so beweisen muß. Wir sind nie Nichts: Wir können nichts. Wir können vor sein Angesicht nichts bringen, als Elend und Verderben. Aber eben darum bleibt auch das unsere Freude, daß es nicht an Jez mandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen liegt." Drum bleibt Blut und Löse= geld, wenn auch Alles von uns fällt, un = ser Schmuck und Ehrenkleid, bis in alle Ewigkeit." Bei diesem Glauben können wir ein seliges Leben führen, und unsrer Tage froh werden. Wir dürfen dabei nicht im Tagelohn gehen, daß wir uns Etwas verdienen. Nein! Unsere ganze Seligkeit ist uns verdient. Wir dürfen Nichts erarbeiten; denn die blutsaure Mühe und Arbeit, die zur Erwerbung unsrer Seligkeit erfordert wurde, ist lángst vollbracht. Bir dürfen nichts erzwingen; denn der Heiland hat Alles erkämpfet und errungen, was uns in Beit und Ewigkeit beseligen kann. Wir

genießen jcht Alles seliglich, und gehen also auch endlich im Triumph in diesem Glauben aus der Zeit, da es unser letter Blick denen, die uns die Augen zudrücken, noch wird bezeugen müssen, daß wir zwar unter die leßten, aber zugleich unter die ersten, unter die vornehmsten Sünder gehören, die darum von nichts Anderem gewust noch wissen wollen, als daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen. Amen.

Lieber Heiland! Dir gebührt die Ehre, daß Du der einzige treue Arbeiter im Weinberg des Hausvaters bist; wir übrigen aber, denen Du auch diesen Namen beilegst, gehören unter die unnützen Knechte, deren ein Jeder werth wåre, wegen seiner Untreue, verworfen zu werden. Wir freuen uns also, daß es weder an unserm Wollen noch Laufen, noch Arbeiten liegt, sondern an Deinem Erbarmen. Und weil Du so ein barmherziger Herr bist, und so treu bis in den Tod für uns gearbeitet hast; so wollen wir es Dir zutrauen, daß Deine Treue unfere Untreue bedecken wird, und daß Du mit Deinen armen Knechten nicht ins Gericht gehen, sondern den uns verheißenen Lohn, weil Du uns denselben mit blutsaurer Mühe erworben, aus Gnaden ertheilen wirst; nicht allein aber uns, sondern auch Allen, bie sich darnach sehnen, daß sie der Früchte Deiner Arbeit in Zeit und Ewigkeit gerne genießen möchten, weil Du doch nicht für Dich, sondern für uns gearbeitet hast. So las denn unsere Seelen nie, aus Deinen treuen Armen, und thu' nichts Anderes spát und früh, als unseer Dich erbarmen. Amen!

Am Sonntage Sexagesima.

Wie une nun hat eine fremde Schuld in Abam all verhöhnet, also hat uns eine fremde Huld, in Christo all versöhnet; und wie wir all, durch Adamsfall, find ew'ges Tod's gestorben, also hat Gott, durch Chrifti Tod, verneuert, was war verdorben. Amen.

Die Lehre von der Wiederaufrichtung des gefallenen menschlichen Geschlechts, und von der Erlösung der Menschen, ist ein Geheimniß; darauf keines Menschen Verstand fallen kann. Daher muß uns dieselbe kund gemacht und geoffenbaret werden. Das ist geschehen. Und das ist es, was Paulus bezeuget: Er hat uns wissen laffen das Geheimniß seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, und hat dasselbige hervorgebracht, durch ihn. Eph. 5, 9. Durch das Geheimniß des Willens Gottes, versteht Paulus den ewigen Rathschluß Gottes, kraft dessen er sich vorgeseht hat, den gefallenen Stammvater des menschlichen Geschlechts, mit seiner ganzen Nachkommenschaft, zur Seligkeit durch seinen eingeborenen Sohn wieder erlösen, und dem= nächst durch seinen Geist alle und jede Abtrúnnige, zu seiner seligen Gemeinschaft ernstlich und kräftigst berufen und einladen zu laffen. Die Menschen waren zum Genuß einer ewigen Glückseligkeit erschaf= fen. Das war der Zweck, welchen der Schöpfer unsers Wesens hatte, als er uns aus unserm Nichts hervorrief. Da er nun im Lichte seiner Alwissenheit vorhersahe, daß die Menschen durch die List des Satans sich berückten und sich in ein ewiges Verderben

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stürzen würden, er aber den Zweck, zu welchem sie erschaffen waren, gleichwohl an ihnen wollte erreicht wissen, so faßte seine Liebe von Ewigkeit her den Entschluß, sich der Menschen anzunehmen und ihnen einen Erlöser zu geben, der sie von ihrem Falle wice der aufrichten sollte. Und diesen Willen Gottes nennet Paulus: Ein Geheimniß. Eine geheime

Sache, die Niemanden als Gott selbst bekannt war. Dieser Wille Gottes war dem Satan unbekannt. Vielleicht hätte er sich sonst die Mühe erspart, unsere Stammåltern zu verführen. Er war allen guten Geistern, allen Engeln Gottes unbekannt; fie schäßten uns wohl verloren. Er war den Menschen selbst unbekannt. Denn da sie Feinde Gottes ge= worden waren, so konnten sie nichts Anderes als Tod und Untergang erwarten. Ein Geheimniß in dem Verstande, wie die Schrift es nimmt, ist eine Sache, eine Lehre, eine Wahrheit, welche die allerschärfste Vernunft nicht entdecken kann; die folglich unbekannt bliebe, wenn Gott uns dieselbe nicht of= fenbarete. Und von dieser Art ist das Geheimniß, davon der Apostel redet, und worauf die ganze, uns Seligmachende Religion beruhet. ,,Es bestehet in der unbeka testen, und aber zu wissen allernothwendigsten Wahrheit, daß, wenn unsere Sünden Schuld sollte getilgt und die deshalb auf uns ruhende Strafe von uns genommen werden, Gott selbst ein Mensch werden, und sich bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuze erniedrigen und sterben mußte." Das Ge= heimniß seines Willens hat uns nun Gott wissen lassen. Und wodurch? Durch das Evange= lium. Durch die Predigt von Christo. Gott hat die Lehre vom Heiland und der durch ihn in der Beit ausgeführten Erlösung der Menschen, dem gan= zen Erdboden, durch seinen Geist offenbaren lassen.

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