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Am Sonntage Invocavit.

Hilf uns durch die engen Bahnen der bestimmten Ritterschaft, unter Deinen Siegesfahnen immerdar von Kraft zu Kraft; daß der Streiter ganzer Wandel, Deiner Helden Spur erreich, und ihr priesterlicher Handel, allen Gottes Priestern gleich. Amen.

Geliebte in dem Herrn! Es streitet wider die Bernunft, wenn man alle Menschen ohne Unterschied zum Kampfe, zum Streite wider ihre Feinde auffordert. Was dächtet ihr von einem Menschen, der einen todten Leichnam aus dem Grabe nähme, und denselben mit vielen Beweggrúnden zum Kampfe gegen den Tod, unter dessen Gewalt er liegt, ermunterte? und eben das würdet ihr mit allem Rechte von mir und meines Gleichen gedenken, wenn ihr hörtet, daß wir Leute, die wir todt find in Sünden und Uebertretungen, zum Kampfe gegen die Sünde anmahnten. Wer unsere Arbeit in diesem Stücke, die, wenn wir es auch noch so gut meinen, vergebens ist, ein wenig mit Aufmerksamkeit betrachtet, der wird uns zurufen: Was macht ihr? Wenn ihr was könnet, so gebt den Leuten erst das Leben, gebt ihnen Kräfte, und Waffen, damit sie sich vertheidigen können! Gebt ihnen ein Haupt, einen Feldherrn, der sie zum Streite anführet, der ihre Fäuste kriegen lehret, der vor ihnen hergehet, unter dessen Paniere sie kämpfen, und der ihnen Befehle ertheilet, wie sie sich verhalten sollen! Und was könnten wir dagegen einwenden? Der Gottesdienst der Christen, meine Lieben! ist ein vernünftiger Gottesdienst. Die Religion, die uns selig macht, faffet Geheimnisse in sich, die über alle Vernunft gehen, und

sähen herleiten, klar machen oder beweisen lassen, in welchen daher allein der Glaube Tiefen einer göttlichen Weisheit zu seiner Seligkeit findet. Allein fie fasset nichts in. sich, das unvernünftig heißen könnte. Und das verdiente diesen Namen, wenn wir von den Todten die Geschäfte der. Lebendigen, von den Kran ken die Arbeiten der Gesunden, von unmündigen Wiegenkindern, von lahmen, tauben, stummen und gebrechlichen Menschen, einen eigentlichen Kampf und Streit mit den Feinden forderten. Die heilige Schrift, die Offenbarung, welche den gefallenen Sündern den Weg zu ihrer Errettung anweiset, weil die natürliche Religion uns denselben nicht zeigen kann, widerspricht der Vernunft nicht. Sie erlaubt es ihr, daß sie immerhin den Zusammenhang der Wahrheiten einsiehet. Sie muß sich nur nicht aus ihrer Sphäre, aus ih ren Grenzen begeben, die ihr gesetzt sind. Denn da wird sie gleich zur Nårrin. Wenn sie sich des Lichts, welches ihr Gott mitgetheilet hat, bedienet, wo sie sich desselben bedienen soll und kann, so handelt sie recht, und die Schrift hat Nichts gegen sie. Wenn die Vernunft so häßlich in dem Worte Gottes abgeschile dert wird, so geschiehet solches darum, weil sie durch die Sünde sehr verfinstert, verworren und verskellt ist, und dies verfinsterte, verworrene, verstellte Wesen. wird an derselben verworfen. Sonst aber ist und bleibt sie an sich eine große und theure Gabe Gottes. Lasset sie von den Schandflecken, die ihr durch die Sünde angehängt sind, durch die Gnade gereini get werden, so wird sie freilich gegen die Sonne, die uns in der Offenbarung scheinet, ein kleines Lichtchen seyn und bleiben. Doch aber ist sie ein Licht, das anstatt von jener Sonne verfinstert und ausgelöscht zu werden, von derselben immer mehr beglänzet und heller gemacht wird, daß, ob man gleich in die Ge

So

heimnisse, welche jenes große Licht uns zu unserer Seligkeit entdeckt, mit diesem Vernunftlichte nie se= hen kann, sondern sich eine Ehre daraus machen muß, dasselbe alsdann unter den Scheffel zu sehen; so kann man doch so Viel dabei sehen; daß in der Religion keine Widersprüche, keine abgeschmackten Såhe enthalten sind. Und also muß dieselbe auch der Vernunft ehrwürdig werden und bleiben. streitet es nun, wie ich anfangs gesagt habe, wider die Vernunft, wenn man Leute zum Kampfe wider die Feinde auffordert, die dazu nicht geschickt, noch tüchtig sind. Eben so vernünftig ist es aber auch, daß Menschen gegen ihre Feinde streiten, die dazu im Stande, und die zum Streite gerüstet sind. Die Unterthanen im Reiche Gottes unsers Heilandes auf der Erden, haben viele und mancherlei Feinde, die sie verfolgen, die ihnen nach ihren Seelen stehen, ihre Seligkeit ihnen mißgónnen, und sie derselben zu berauben suchen. Die Kirche, in welcher sie leben, hat sogar einen Namen vom Streite, der darin geführet wird. Sie heisset: Die streitende Kirche. Sie kann aber auch zugleich schon die siegende, die triumphirende Kirche genannt werden, weil alle ihre Helden, die regelmäßig streiten, ganz gewiß gewinnen, und den Sieg davon tragen, und man noch kein Erempel hat, seit dem sie stehet, daß ein einziger Kämpfer, der nur recht gekämpfet, seiner Feinde Spott gewor den, oder in ihren Willen hingegeben wäre, sondern ein Jeder hat noch allemal nach vollbrachtem Kampfe das Siegeslied Davids anstimmen können: Es müssen alle meine Feinde zu Schanden werden, und sehr erschrecken, sich zurücke kehren, und zu Schanden werden plöhlich. Ps. 6, 11. Ein solcher Kampf mit den Feinden hat nun seinen Grund in der heiligen Schrift, und wer denselben leugnet, der irret und weiß

die Schrift nicht. Dieser Kampf gereichet dem Strei ter zur Ehre, und den Feinden zur Schande. Ein großer Feind, mit welchem die Kämpfer im Reiche Gottes zu thun haben, ist der Satan, der Bösewicht, die alte Schlange, die die ganze Welt verführet. ,,Groß Macht und viel List, seine grausame Rüstung ist, auf Erden ist nicht seines Gleichen." Gott aber sey gedankt, der uns auch über diesen Hauptfeind des menschlichen Geschlechts den Sieg giebt, durch unsern Herrn Jesum Christum, so oft er sich an uns zu wagen die Erlaubniß hat. Die muß er aber freilich erst haben, und da sind ihm Grenzen und Schranken ge seßt, wie weit er mit uns gehen darf, sobald wir seiner Macht entrissen sind. Seine Macht über uns ist ihm durch Gottes ewige Erbarmung weggenommen, und bestehet nur in einer Ohnmacht, die mit Lügen, von einer ihm übrig gelassenen Gewalt, verknüpfet ist. Daher das kleinste Kind im Reiche Got tes, wenn er sich an dasselbe machen dürfte, ihn mit Füßen treten kann. Seine List aber hat er behalten, und weil uns dieselbe unbekannt, und viel zu groß ist, so bitten wir unsern lieben Vater im Himmel, er möge uns doch nicht in Versuchung führen, uns vor den Versuchungen und Anfechtungen des Teufels bewahren, damit wir unsere Seligkeit in Ruhe vor ihm genießen können. Wenn es ihm aber nach seinem heiligen Rathe gefalle, uns auf den Kampfplag gegen den Satan zu führen, so sollte er uns doch beistehen, uns erlösen von dem Argen, und uns Gnade geben, daß wir gewinnen, und den Sieg behalten. Wir ha= ben uns die Erhöhung dieses Gebetes um so viel gewißer zum Voraus zu versprechen, weil uns der Heiland, unser Herr, unser Haupt, an welches unsere Seele glaubt, nicht nur so zu beten gelehret, sondern auch zu erhören verheißen hat; ja! weil er sich selbst

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allen Versuchungen des Teufels in den Tagen seiner Niedrigkeit Preis gegeben, und blos gestellet, um so= wohl dadurch unsere Sünden, wenn wir dem Feinde : Gehör geben, zu büßen, als auch durch seine Siege, welche er über den Fürsten der Finsterniß erhalten, uns Kräfte zu erwerben, damit wir ihn auch besiegen können, und zugleich an seinem Beispiele uns zu unterrichten, wie wir uns in diesem Kampfe zu betras gen haben.

Unser Text, Matth. 4, 1-11. lautet also:

Da ward Jesus vom Geiste in die Wüste geführet, auf daß er von dem Teufel versuchet würde. Und da er vierzig Tage, und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm, und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brod werden. Und er antwortete, und sprach: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebet nicht vom Brod allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet. Da führete ihn der Teufel mit sich, in die heilige Stadt, und stellete ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf das du deinen Fuß nicht an einen Stein stossest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum stehet auch geschrieben: Du sollst Gott deinen HErrn nicht versuchen. Wiederum führete ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und zeigete ihm alle Reiche der Welt, und ihre Herrlichkeit, und sprach zu ihm: Dies alles will ich dir geben, so du niederfällest, und mich anbeteft. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es stehet geschrieben: Du sollst anbeten Gott deinen HErrn, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel, und siche, da traten die Engel zu ihm, und dieneten ihm.

Der vorgelesene Text giebt Veranlaßung:

Die Siege der Helden im Reiche Gottes über den Satan, einigers masen kenntlich zu machen;

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