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Man kann wohl dieser Wahrheit auch, gleich einer andern gewöhnlichen Nachricht, einigen Beifall geben. Sie kann uns wahrscheinlich vorkommen, daß wir dieselbe nicht blindlings verwerfen. Ja, man kann ihr um des Ansehens willen bei Menschen, oder aus Furcht und Gewohnheit beistimmen. Will Jemand das „Glauben" nennen, so steht es bei ihm. Allein das ist der Glaube nicht, der uns zufrieden und selig macht; er kann uns keinen Trost geben und ist kein Weg auf dem unser Herz zur Ruhe kommt. Ich verstehe unter dem Glauben an die Wahrheit, Jesus ist der Heiland der Welt, einen solchen, der durch die Kraft des heiligen Geistes in unserm Herzen hervor gebracht und versiegelt wird, daß wir sagen können: Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gege= ben ist. (1. Cor. 2, 12.) Und dieser Glaube ist mit dem Vertrauen und der Zuversicht des Herzens verknüpft, daß man die Wahrheit auf seine eigene Person deutet, und sich dieselbe durch die dazu mitgetheilte Kraft zu eigen macht. Dieser Glaube allein ist der Weg zur Seligkeit, den die Kinder finden können, und auf welz chem die Thoren nicht irren; die sichere Straße zur feligen Ewigkeit. Und dieser Glaube ist kein todter Gedanke, da man nur mit dem Munde spricht: Ich glaube! davon des Herzens Grund aber nimmer nichts erfähret; indem man einige Bibelsprüche annimmt, von denen vorausgesetzt wird, daß sie wahr seyn sollen; indem man wohl auch mit vielen Gründen ihre Wahrheit zu beweisen sich bemühet und nun spricht: Ich glaube! Benn diese Leute Augen hätten, zu sehen, und Ohren zu hören, so könnte man sie leicht überzeugen, daß dasjenige was sie Glauben nennen, nur ein bloßer Wahn, und kaum ein Schatten von dem ist, was in der Bibel Glaube heißet. Denn der lebendige

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Glaube, von dem hier die Rede ist, ist eine Kraft Got: tes, die uns selig macht. Es ist ein Glaube an die Wahrheit, daß Gott unser Heiland ist. Ein Glaube, der mich in die allerinnigste Verbindung und Vereinigung mit Gott bringt, so daß mich auch kein Todesbann, ewig von ihm trennen kann." Von diesem Glauben behaupte ich: Daß wir uns dessen bewußt seyn sollen und können. Ich will von dem Lestern zuerst reden.

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1. Können wir uns dieses Glaubens bewußt seyn? Ich sage nicht: Daß sich alle Gläubige zu allen Zeiten ihres Glaubens bewußt sind. Ohne Zweifel nimmt der Heiland Tausende solcher armen Schäflein zu sichte in sein Reich, die bis an ihr Ende bei ihrem Glauben gezittert haben. So manche Seelen kennen sich hierin selbst nicht, und sind daher nicht im Stande, ein richtiges Urtheil von ihrem Glauben zu fällen. Sie fürchten sich, wo nichts zu fürchten ist. Es giebt Menschen, die den Heiland wahrhaftig über alles lieb haben; die sich keinen andern Rath wissen, als daß er sie aus Gnaden felig mache, und die daher ihr ganzes Vertrauen auf sein für sie vergossenes Blut sehen. Sie gehören in der That zu den Starkgläubigen. Allein sie bekennen die Wahrheit ihres Glaubens mit Zittern, weil sie sich dessen so nicht bewußt sind. Es giebt wohl in der ganzen Christenheit unzählige arme und einfältige Herzen, die wegen eingefogener Vorurtheile, irriger Meinungen, aus Mißverstand, oder anderen Ursachen, ihren Glauben nicht kennen, in denen aber doch bis an das Ende ihrer Tage ein immerwährendes geheimes Seufzen liegt: „D Herr Jesu, erbarme dich über mich! Lamm Gottes, fey mir gnädig." Und stammen diese Seufzer nicht aus ihrem Glauben her? Wer wollte diesen Seelen die Seligkeit absprechen, ob sie sich gleich nicht anders als mit Bittern in das Kleid des Blutes und der Gerechtigkeit

Jesu Christi einhüllen, und wegen ihres Glaubens in Ungewißheit sind. Bei dem allen aber hat das doch seine Richtigkeit: Wir können uns unsers Glaus bens bewußt seyn. Wir können die Gegenwart des Glaubens sonnenklar in unserm Herzen gewahr werden, daß wir nicht mehr zu fragen brauchen: Bist du der da kommen soll? sondern mit jenem Blindgebore nen erklären: Herr! ich glaube! [Joh. 9, 38.] Und mit dem Apostel: Ich weiß an wen ich glaube. [2 Tim. 1, 12.] Denn,,alles was er hat gethan, deß nehm ich mich ganz feste an, es kommt mir all's zu gute. Sein Tod und Noth, seine Blöße, Schläg und Stöße, seine Wunden, ist als wenn ich's selbst empfunden." Das ist die Sprache, an der man einen Menschen kennt, der sich seines Glaubens bewußt ist, wenn sie aus der Fülle des Herzens hervorkommt.

2. Wir follen uns auch unsers Glaubens bewußt seyn.

Das ist der Bille Gottes. Bedenket daß der Heiland dem nach seiner Gerechtigkeit hungernden und durftenden Glauben, die Sättigung verheißen hat. [S. Matth. 5.] Und den Elenden in seinem Wort die Versicherung giebt: Sie sollen effen, daß sie satt werden. [Pf. 22, 27.] Wir follen dasjenige, was in uns vorgehet, gewahr werden, und wissen, daß wir in Jesu Blute, Gnade, Leben und Seligkeit haben. Denn dieses Gewahrwerden unsers Glaubens ist eine deutliche Folge und Frucht der Gnade, deren wir wirklich theilhaftig geworden sind. Wir sollen uns unsern Glauben nicht streitig und verdächtig machen lassen; wir sollen den guten Kampf des Glaubens kämpfen, und sollen denselben vor der ganzen Welt bekennen. Das kann aber alles nicht geschehen, wenn wir selbst keine Gewißheit, keine grundfeste Erkenntniß von demsel ben haben. Und zu dieser höchst starken Ueberzeugung

zu gelangen, dazu ist uns der Weg in dem Wort des Herrn angewiesen. Wir sehen demnach

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II. Wie man dazu gelangt, daß man sich feines Glaubens bewußt wird.

Johannes sandte seine Jünger zum Heiland. Sie folgten dem Rathe ihres Lehrers und gingen hin. Er litt nicht als ein Dieb und Mörder, sondern war ins Gefängniß geworfen um der Wahrheit willen, deren Diener er war. Der König Herodes fürchtete ihn, denn er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war; er hörte ihn gern, und gehorchte ihm in vielen Stücken. Allein so bald der Prediger bei Hofe die Ehebrecherin angriff und zu Herodes sprach: „Es ist nicht recht daß du deines Bruders Weib hast!" so war es mit der Gnade des Fürsten aus, und Johannes mußte in das Gefängniß. In demselben hörte er die Werke Christi. Seine Jünger kamen zu ihm und sprachen: `„, Meister der bei dir war jenseit des Jordan, von dem du zeugtest, siehe der taufet und jedermann kommt zu ihm. [Joh. 3, 24.] Obwohl Johannes sie selbst zu Zeugen nehmen konnte, daß er erklärt hatte: Er sey nicht. Christus, sondern vor ihm hergesandt, so blieben feine Jünger bei diesem deutlichen Zeugniß dennoch ungewiß in ihrem Gemüth. Weil er nun wollte, daß sie in dem Glauben an Jesum sollten gewiß werden, so richtete er auch im Gefängniß sein Vorläuferamt treulich aus, und sandte sie zum Heiland, damit sie von ihren Zweifeln befreit, und völlig überzeugt werden möchten, daß Jesus der Christ sey, der nach den Weisfagungen der Propheten in die Welt kommen sollte, die Werke des Teufels zu zerstören, und die Sünder selig zu machen. Der Vorläufer des Herrn legt ihnen ferner Dasjenige in den Mund, wonach sie den Heiland fragen sollen. Und sie bringen folgende Frage bei ihm an:

,,Bist du der da kommen soll; oder sollen wir eines an dern warten?". Es war ihnen als geborenen Juden die im Gesetz unterrichtet waren, bekannt daß die heiligen Beissager des Alten Testaments die ganze Amtsführung des Messias mit dem Worte: Kommen, angedeutet hatten. Es wird das Scepter von Juda nicht entwentdet werden, noch ein Meister von seinen Füssen bis daß der Held-kom me," so redet Jacob auf seinem Sterbe bette.,,Siehe, ich komme, im Buche ist von mle geschrieben. Denen zu 3ion foll ein Erlöser kommen. « [Jes. 59, 20.] Nun sollen die Jünger Johannes, Jéz sum fragen: Ob er der sey, vow welchem alle Prophëz ten gezeuget haben; oder ob sie eines andern warten sollten? Als sie nun zu Jesu mit der Frage kommen, so erhalten fie aus seinem Munde folgende gründliche Antwort: Gehet hin und faget Johanni wieder, was ihr fehet und höret. Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Ausfähigen werden rein. Die Tauben hören, die Todten stehen auf, und den Armen wird das Evange lium gepredigt. Und selig ist, der sich nicht an mir äre gert.“ Zu derselben Stunde da die Bothen Johannis ankamen, machte der Heiland Viele gesund von Seuchen und Plagen, und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht. [Luc. 7, 21.] Er verweiset sie daher auf seine Werke, und auf die Schrift, worinnen diese Merkmale vom Messias deutlich angegeben waren. Denn Jesaias weissaget von der Zukunft des Erlösers der Welt folgendes: Alsdann werden der Blinden Augen aufgethan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet werden. zc [f. Jef. 35, 5.2] Und die Elenden werden wieder Freude haben am Herrn, und die Armen unter den Menschen werden fröhlich seyn in dem heiligen Ifrael." [Jef. 29; 18: 19.]

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So verweiset der Heiland den Glauben und den

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