ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

det, daß man ihn lieben sollte. Wir sehen ihn nicht; allein wir glauben an ihn so, als ob wir ihn sähen. Unter uns ist kein anderer Gott, und wir beten keinen fremden, keinen abwesenden Gott mehr an. [Ps. 81, 10.] Er ist mitten unter uns getreten, den wir nun kennen. Wir können unsern Gott beschreiben und sagen: Ein solcher ist mein Freund, mein Freund ist ein solcher. So siehet er aus.“ Wir glauben alle an das, was von ihm geschrieben stehet. Unser Glaube ist das Licht, das uns ihn kennbar macht.

[ocr errors]

Unser Herz brennt, wenn wir ihn in seinem Worte reden hören. Seine Liebe ist ausgegossen in unser Herz. [Röm. 5,5.] Wir fühlen ein erwärmendes Feuer. [Luc. 24, 32.] Es wird uns nun recht wohl ums Herz, und wir vergessen allen Schmerz. Wir können seine äußerliche Gestalt beschreiben. „Ich glaub', daß jede Hand, ein Nagel durchgerannt, ich glaube das Durchspiessen, von seinen heil'gen Füssen, ich glaub' auch eine Wunde, die in der Seite stunde. "

Wir können ihm sogar ins Herz sehen, wie er gegen uns, und gegen die elendesten Sünder gesinnet ist. Wit können seine Gedanken errathen, die er über uns hat, und wissen, daß es Gedanken des Friedens sind. Er bleibt uns im Gesicht.

Weil dieß Licht nun brennet, so ist es auch ein scheinendes Licht: Daher sehen wir

II. auf den Schein, welchen dieß Licht von sich giebt.

Wir werden bei diesem Licht uns selbst und auch Anderen bekannt. Wenn der Glaube ein im Herzen brennendes Licht ist, so macht er uns, uns selbst fichtbar. Er zeigt uns sowohl, wer und was wir nicht sind, als auch was wir sind. Johannez wußte: Wer er nicht war. Der hohe Rath zu Jeru salem schickt eine ansehnliche Gesandschaft von Priestern

und Leviten an ihn ab, und läßt ihn fragen: Wer bist du? Diese erste Frage hieß eigentlich so viel: Bist du Christus? Bist du der von Gott verhießene Messias ? Sie stehet zwar nicht im Tert; sie ist aber aus der Antwort Johannes leicht zu schließen.

Er war ein besonderer Mann und verursachte daher ein großes Aufsehen. Seine Geburt war merkwürdig, und dasjenige, was um die Zeit mit seinem Vater vorgegangen, war überall ruchbar geworden, so, daß alle, die es hörten, es zu Herzen nahmen, und sprachen:,,Was, meinest du, will aus dem Kindlein werden?" Denn die Hand des Herrn war mit ihm. [Luc. 1, 57-66.] Er war nachher in der Wüste, bis daß er sollte hervortreten vor das Volk Israel. [v. 80.] Er war und blieb mit Anfange seiner Amtsausrichtung in der Wüste. Er predigte in der Wüste des jüdischen Landes. Wollte man ihn hören, so mußte man zu ihm hinaus gehen.,,Da gieng zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem, und das ganze jüdische Land, und alle Länder an dem Jordan." [Matth. 3, 1. 5.] Seine Lehre hatte viel Besonderes in sich. Man konnte auch von ihm sagen: Er predigte gewaltig, und nicht wie die Pharisäer und Schriftgelehrten." Seine Kleidung, seine Speise, seine ganze Lebensart war so beschaffen, daß man leicht sehen konnte, welch eine ganz besondere Person er vorstellete. Er predigte auf Gottes Befehl Buße, er verkündigte die leibliche Gegenwart des Messias mit lauter Stimme, er taufte und zog viele tausend Menschen an sich. Dadurch gerieth er in ein solches Unsehen, daß auch das Volk in den Wahn kam und dachten alle in ihrem Herzen von ihm, ob er vielleicht Christus wäre. [Luc. 3, 15.] Ja nicht allein das Bolk, sondern auch die Gelehrten unter dem Volke famen auf diese Gedanken. Weil indeffen doch einige Umstände sie ungewiß machten, so wurde eine

Gesandschaft an ihn abgefertiget, die sich nach seiner Person nnd nach seinem Amte genau erkundigen mußte.

Nun hätte ihm freilich unter dem jüdischen Volke keine gröffere Ehre können angetragen werden, als diese war. Er bekannte aber, und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht Christus." Sie frag= ten weiter: Was denn? Bist du Elias?

[ocr errors]

Da nun die Juden den Johannes auch fragen ließen, ob er Elias sey; so sehen wir daraus, wie groß dies ser Mann in ihren Augen gewesen seyn müsse.

Auch war ihre Frage an sich nicht unrecht. Sie hatten eine Weissagung vor sich, darauf sie dieselbe gründeten. Wir lesen sie Maleachi 4, 5. 6. „Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn." Sie kamen auch mit ihrer Frage nicht unrecht. Denn die Weissagung zielte auf niemand anders als auf Ihn. Der Engel des Herrn, der dem Zacharias erschiene, deutet sie ausdrücklich auf Johannes. Und der Heiland sagt zu seinen Jüngern: Es ist Elias schon kommen, wodurch er Johannes den Täufer verstund, und damit anzeigte, von wem Malachias rede.

Der Mißverstand war also dieser, daß die Juden glaubten und meinten, der Prophet Elias werde in eig ner Person aus dem Himmel zurückkommen. Darum sprach Johannes: Ich bin's nicht. Ich bin nicht der Elias, nach welchem ihr fraget.

So weiß also Johannes, wer er nicht ist. Und eben das weiß ein Mensch, in dessen Herzen das Licht des Glaubens funkelt.

Fragt ihn: Wer bist du? Bist du noch im Stande der Unschuld? Er wird euch antworten: Ich bins nicht; meine Herrlichkeit ist dahin. Fragt ihn: Bist du fromm, und frömmer wie andere Leute? Antwort: Ich bins

nicht; mein Herz ist laut Matth. 15, 19. recht getrof fen und nach seiner ächten Gestalt beschrieben. Bist du ein Prophet, ein Mann Gottes, ein Mann, der Vers dienste hat? Ich bins nicht; meine Verdienste sind keine anderen, als Gottes Zorn und Ungnade, zeitliche Stras fen, und die ewige Verdammniß. Bist du ein Held, ein Mann, ein Vater in Christo? Ich bins nicht.

Johannes wußte aber auch, wer er war. Die Ges fandten wollen nicht ohne Nachricht zurückkehren. Das rum sprachen sie zu ihm: Was bist du denn, daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben? Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stim me eines Predigers. Ich bin eine rufende Stimme. Mein Amt ist: Euch den Messias in der Person des Jesu von Nazareth anzuzeigen. Der Herr, von dem alle Pros pheten gezeugt haben, ist selbst da. Es braucht also keines Propheten weiter, der von ihm weissage, daß er in Zukunft zu erwarten sey. Ich weissage von ihm nicht als ein Prophet, sondern ich rufe als sein Vorläufer: Er ist da! Er kommt! Er ist mitten unter euch getreten! Er ist hier. Und dazu bin ich aus Gnaden verordnet, wie denn der Prophet Jesaias von mir geres det hat, ehe ich noch da gewesen bin. Für mich bin ich nichts. Ich bin nicht werth, daß ich seine Schuhriemen auflöse, geschweige denn, daß ich ein solches wichti ges Amt führe.

Und das ist die Sprache eines Menschen, in dessen Herzen der Glaube als ein Licht brennet. Wer bist du? Ich bin eine Stimme! Die Stimme ist ein Laut, ein Schall, eine Bewegung der Luft, welche, so bald sie entstehet, auch gleich wieder vergehet, kaum da sie an fängt, sich schon endiget, und so schnell vorbei fliegt, daß man davon nichts als das Andenken übrig behält, daß sie dagewesen, und daß man sie gehöret. Ich bin

der, d. i. ein lebendiges Bild alles dessen, was arm und elend, was häßlich und greulich, was abscheulich, was alles Haffes und Fluches würdig ist. Ich bin nicht werth, daß mich die Erde ernähret, trägt und duldet. Wer bist du? Ich bin ein Christ; aber so, wie es andere auch sind, die ge= tauft find, und an den Herrn Jesum Christum glauben. Ich habe nichts besonders vor ihnen: Ich bin kein Apostel, kein Prophet, kein Wunderthäter, kein Reformator, kein Luther, kein solcher ausserordentlicher Mann. Ich kann auch nicht sagen: Ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie andere Leute. Nein! Ich muß vielmehr das Gegentheil bekennen. Ich bin, wie alle andere Leute. Ich bin ein Mensch, von eben dem Stoff, davon alle andere Menschen gebildet sind. Ich trage den Samen der Sterblichkeit und der Verwesung mit mir herum, wie meine Brüder auch. Ich bin ein Sünder, eben so wie meine Brüder, wie alle meine Mitmenschen. Ein geborener Sünder. Ein wirklicher Sünder. Und wenn sich ja ein Unterschied zwischen mir und andern Sündern erdenken sollte, so wüßte ich keinen andern zu finden, als daß ich der größte, der vornehmste unter ihnen bin, daher mir beim Galgen, an welchem ich meine Mitmen schen hängen, und beim Rade, auf welchem ich sie liegen sehe, nichts anders einfällt als das: Und ich habe nicht nur zeitliche Strafen, sondern höllisches Feuer, und die ewige Verdammniß dazu verdienet, und das verdiene ich alle Tage.

Ich bin ein Christ. Ein mit Gott versöhnter, von allen Sünden die ich begangen, absolvirter, und losgesprochener, vom Tode, und von der Gewalt des Teufels erlöster Mensch; ein Auserwählter, Heiliger und Geliebter Gottes. Aber das bin ich aus Gnaden, durch den Glauben. Und das sind alle meine Mitchristen auch, die wie ich getauft sind, und mit mir eben den theuren

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »