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Predigt während des Reichstages untersagen würde. Melanchthon erklärte sich hierüber dahin, daß man dem Kaiser in diesem Falle zuerst Gegenvorstellungen machen solle, weil ja auch auf andern Reichstågen, wie 3. B. in Speier, die öffentliche Predigt ungehindert gewesen, und nichts von den streitigen Punkten, sondern allein, was süßlich seÿ zur Besserung des Lebens ges predigt würde; doch sey man schuldig dem Kaiser zu gehorchen, auch wenn die Verkündigung des Evangeliums in den Privatwohnungen untersagt werden sollte. An Luther n schrieb der Churfürst unterm 11. Mai und ers hielt darauf in einem Briefe vom 15. Mai die Antwort: „Wo' die kaiserliche Majestät begehren würde, daß Euer churfürstliche Gnaden sollten mit dem Predigen stille halten lassen, ist nach, wie vormals, meine Meinung, daß der Kaiser ist unser Herr, die Stadt und alles ist sein; gleich wie man Euer Churfürstlichen Gnaden zu Torgan nicht sollte widerstreben, wo sie begehrten, daß man dieß oder das laffen sollte. Wohl möchte ich gerne sehen, daß man mit guten, füglichen Worten und Weise Kaiserliche Majestät Begehr und Fürnehmen könnte wens den mit Demuth, daß seine kaiserliche Majestät nicht so unverhört das Predigen verboten. Es sollte ja Kaiserliche Majestät nicht die lautere, klare Schrift zu predigen verz bieren, weil man doch sonst nicht aufrührisch noch schwårmerisch predige. Will das nicht helfen, so muß man lassen Gewalt für Recht gehen. Wir haben das-unsere gethan und sind entschuldiget." Zugleich mußte sich auch Melanchthon über den weitern Fall gutachtlich außern, was nämlich zu thun wåre, wenn der Kaiser das Fleischeffen an den verordneten Fasttagen verbieten sollte? Seine Antwort war, daß man sich auch hierin dem kaiserlichen Willen fügen müßte, da die Sache an sich gleichgültig wåre, damit nicht, wie in Speier, durch Unvorsichtige Aergerniß gegeben würde.

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Auf die Beschwerde der Anhänger des. Pabstes ers klärte der Kaiser seinen Ministérn Grafen von Nassau und Nuenar und dem auf Befehl seines Herrn bei ihm anwez senden chursächsischen Marschall Johannes von Dolzig, wie er wünschte, daß, da die Religionsirrung der wichtigste Punkt der Verhandlungen des Reichstags wäre, mit der Predigt so lange inne gehalten würde, bis man einen Vergleich getroffen håtte. Die genannten Minister, welche mit dem Churfürsten in einem guten Vernehmen standen, auch der evangelischen Sache sich nicht abgeneigt zeigten, wurden zweimal an denselben als Gesandte geschickt; das zweitemal, am 24. Mai, übergaben sie eine förmliche Zustruktion, worin sich der Kaiser beschwerte, daß das Wormser Edikt noch nicht vollzogen und Res ligions - Bündnisse geschlossen worden seyen. Dabei brachten die Gesandten, wie das erstemal, den Wunsch des Kais fers an, daß sich der Churfürst oder sein Churprinz noch vor Anfang des Reichstages über München nach Innsbruck begeben möchte, um sich über die Hauptpunkte zuvor bes reden zu können, und dadurch den Gang der Geschäfte auf dem Reichstage zu erleichtern; auch möchte das Predigen eingestellt werden. Dem Churfürsten widerrieth man die Reise vorzüglich deßwegen, weil ja bis zum bevorstehenden Reichstage doch kein entscheidender Beschluß über die Angelegenheiten der Religion gefaßt werden,und manche gutgesinnte Stånde an derselben Anstoß nehmen könnten. Er schickte darum am 31. Mai ein Entschuldigungsschreiben an den Kaiser nach Innsbruck, dessen wesentlicher Inhalt dieser war: ,, Es könnten selbst Uebelgesinnte nicht nachweisen, daß die 6 Churfürsten, worunter auch des Churfürsten lieber Herr Bruder Friedrich gewesen, das Wormser Edikt nebst noch andern Fürsten und Stånden gebilligt håtten. In Sachen der Relis gion und der Gewissen dürfte nicht nach Stimmenmehrheit entschieden werden. Zudem wäre das Edikt fast auf allen folgenden Reichstagen für zu beschwerlich gehalten worden,

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und es möchte ohne Gefahr für Deutschland nicht auszuführen feyn. Auch zeigte das kaiserliche Ausschreiben einen ganz andern Weg, die Spaltungen zu beseitigen, von dem man nicht abweichen dürftë. In Bündnisse hätte sich weder der Churfürst Johannes, noch sein Bruder Friedrich mit andern eingelassen, wohl aber aus Veranlassung der Bündnisse des Gegentheils mit evangelisch gesinnten Stånden zu Schuß und Rettung sich besprochen. Das Verbot der Predigten gienge wider die Gewissen, und in den jeßigen Zeitläuften, wo Trost und Hülfe in allen Ndthen aus Gottes Wort zu holen sey, könnte der Churfürst die Predigt weniger als je entbehren. Es wäre diese auch auf dem Reichstage zu Speyer erlaubt gewesen; die Prediger verkündigten die klare Wahrheit der heiz ligen Schrift und ermahnten das Volk zum Gebet für den Kaiser und die Stände und für einen gesegneten Ausgang des Reichstags."

Uebrigens hatte der Churfürst Johannes in Augsburg, schon ehe der Kaiser ankam, manchen Kummer. Einige Fürsten, wie Joachim, Churfürst von Brandenburg, Herzog Georg zu Sachsen und Herzog Wilhelm von Bayern waren gleich nach ihrer Ankunft in Augsburg nach Innsbruck zum kaiserlichen Hoflager abgereist und hatten dem Kaiser 6000 Mann zu etwaigem Schuhe angeboten. Dadurch wurden in demselben Be sorgnisse über die frühzeitige Ankunft des Churfürsten von Sachsen und dessen zahlreiches Gefolge erregt, wie denn von diesen das gegen Marschall von Dolzig geåusserte Verlangen, daß der Churfürst nach Jnnsbruck reisen möchte, weil ihm sonst die Zeit zu lang werden könnte, her rührt. Vorzüglich aber schrieb man dem Einflusse des påbstlichen Nuntius Campegius die ungnådigen Gez finnungen des Kaisers gegen den Churfürsten zu, die dieser in dem Benehmen desselben zu bemerken glaubte.

Während sich inzwischen die Ankunft des Kaisers zum großen Leidwesen der Stände von Tag zu Tag

verzog, fanden häufige Unterredungen über die Melis gionsspaltung auch mit den Gegnern statt. Der

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Churprinz Johann Friedrich beklagte sich in dieser Beziehung, daß die Evangelischen bei ihrer arglosen Guts müthigkeit den höflichen, schönen Worten der Andersdenkenden zu viel trauten und zu wenig Vorsicht in ihren Aeußerungen beobachteten. Sein Schreiben an den Mars schall von Dolzig vom 15. Mai ist ein merkwürdiges Zeugniß, wie genau er die Verhältnisse durchschaute und wie fest sein Vertrauen auf den göttlichen Schutz gegrün det war. An dem Hofe seines Herrn Vaters, heißt es darin, werde Vieles so unvorsichtig gehandelt. Gott müsse wahrhaftig der Kinder und der Våter Vormund feyn. Er hoffe aber dennoch, Gott werde seine Ehre und sein Wort vertheidigen können, ob es schon an menschlicher Weisheit und Rath gebreche. Die Sache sen Gottes, der werde es selbst machen; durch menschlichen Willen werde nichts ausgerichtet. Sie wollen also Gott anrufen, daß er sein Werk zu ihrem Heil ausführe, und ihnen vor allen Dingen sein Wort erhalte.

Die Theologen benützten die långere Abwesenheit des Kaisers zu weiteren Erörterungen über die streitigeu Punkte in der Lehre. Melanchthon verfertigte nach dem Willen des Churfürsten das Glaubensbekenntniß, welches bei den Verhandlungen des Reichstages dem Kaiser übergeben werden sollte. Er legte dabei die 17 Torgauischen Artikel zu Grunde, und ließ seine Arbeit von den Stånden und ihren weltlichen und geistlichen Råthen von Punct zu Punct genau prüfen. Als er mit der Apologie, wie man diese Arbeit nach dem Beispiele der Schuhschriften, welche die Christen in den ersten Jahrhunderten den heidnischen Kaisern überreichten, damals noch nannte, fertig geworden war, sandte sie der Chure fürst am 11. Mai mit der Weisung an Luthern, dies selbe aufs fleißigste durchzusehen, hinzu und davon zu thun, was er für gut fände, sich auch schriftlich dars

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über zu erklären und ihm seine Meinung versiegelt zu= zuschicken. Luthers Antwort vom 15. Mai lautet: Ich habe M. Pilippsen Apologia überlesen: Die gez fållet mir fast wohl und weiß nichts daran zu bessern, noch zu ändern, würde sich auch nicht schicken, denn ich nicht so sanft und leise treten kann. Christus, unser Herr, helfe, daß sie viel und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten. Wie Melanchthon sonst bei sei nen schriftstellerischen Arbeiten die Gewohnheit hatte, so lange es sich thun ließ, zu bessern und zu ändern, To fand er auch an diesem höchst wichtigen Bekenntnisse, bei der durch die långere Abwesenheit des Kaisers ihm gewordenen Muße, bis zur Uebergabe desselben fast tåglich Stellen und Ausdrücke, die ihm einer genauern und schårfern Bestimmung zu bedürfen schienen. Doch setzte er Lus thern jedesmal von seinen Aenderungen in Kenntniß und erhielt auch die Billigung derselben. Um diese Zeit machte ihm auch der Landraf Philipp von Hessen viele Sorgen.

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Dieser hatte nämlich häufigen Umgang mit den zwings lisch gesinnten Straßburger Theologen Capito, Hedio, und Bucer und suchte noch immer eine Vereinigung in der Lehre vom Abendmahl zwischen den Schweizern und Lutheranern möglich zu machen. Er konnte sich durchaus nicht überzeugen, daß die abweichende Lehre so wichtig sey, um die beiden Partheien gänzlich von einander zu trennen; wenigstens, meinte er, sollte man über der Meinungs- Verschiedenheit in einem einzelnen Punkte der brüderlichen Liebe nicht vergessen, und die Zwinglianer jezt nicht verstoßen, wo sie, wenn sie von den Lutheranern verlassen würden, in große äußerliche Gefahr kåmen. Und merkwürdig bleibt es allerdings, daß selbst der billige Melanchthon jede Verbindung mit den Zwinge lianern entschieden zurückwies, wiewohl hiebei nicht zu übersehen ist, daß er diese beschuldigte, sie hielten zu viel auf menschliche Hülfe und suchten Bündnisse zu stifs

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