ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

te, so weit es ihnen möglich sey, nachzukommen versprachen, so wurde doch auch hier wieder die drin gende Nothwendigkeit eines freien christlichen Conciliums zur Beseitigung der Mißbräuche und zur Untersuchung der neuen Lehre anerkannt. Allein nun ånderte sich die Stellung der deutschen Fürsten zu einander. Es war dem påbstlichen Legaten, der sich von Nürnberg nach Regensburg begeben hatte, gelungen, zwischen dem Kdnige Ferdinand und einigen Fürsten und Bischöfen ein Bündniß zu Stande zu bringen, nach welchem sie sich's zur Aufgabe machten, das Wormser Edikt in ihren Ländern zu vollstrecken und der begonnenen Reformation mit allen Kräften entgegen zu arbeiten. Dadurch wur: de die Spaltung begründet, die die Gemüther der Deut schen von einander trennte, und der Saame des gegenseiz tigen Mißtrauens für lange Zeit in die Herzen gepflanzt. Denn auch die evangelischen Fürsten schloßen sich nun fester an einander, um im Falle der Noth Gewalt abzuwehren und sich so die Freiheit ihres Glaubens zu sichern. An der Spise derselben stand jest Churfürst Johannes von Sachsen, der seinem Bruder Friedrich, dem Weisen, im Frühjahre 1525 in der Regies rung nachgefolgt war. Hatte dieser den Grundsay bes folgt, daß nicht menschliches Ansehen den Gang des Evangeliums hindern dürfe, so hielt es jener für Pflicht, sich der Reformation der Kirche in seinen Låndern selbstthẳtig anzunehmen. Die Beharrlichkeit, mit der er diese Gesinnung durchführte, und seine unerschütterliche Treue gegen die evangelische Wahrheit hat dem Churs fürsten Johannes in der Geschichte den Beinamen des Beständigen erworben. Unter diesem Fürsten

wurde mit lebendigen Eifer an der Reform des Gottesdienstes gearbeitet und an den kirchlichen und religiösen Verhältnissen überhaupt geändert, was sich mit der ges wonnenen christlichen Ueberzeugung nicht ferner vereinigen ließ. Je mehr indeß die evangelische Lehre die Herzen

[ocr errors]

gewann, und je ernstlicher man damit umgieng, den theuern Schatz des göttlichen Wortes sich dauernd zu erhalten, desto bestimmter rückten nun auch die Gegner mit ihrer eigentlichen Absicht hervor. Bei der Zusammenkunft der deutschen Stände in Speier im Jahr 1526 ließen sich einzelne Stimmen, selbst unter den weltlichen Fürsten, vernehmen, daß man die kezerischen Grundsås ge mit vereinigten Kräften ausrotten müsse. Die kaiserlichen Gesandten verlangten auch, daß die frühern Nürnberger Reichstagsbeschlüsse zurückgenommen werden sollten und machten den Evangelischen nicht undeutlich den Vorwurf, daß sie den Aufstand der Bauern veranlaßt hårten, die im Jahre 1525 in mehreren Theilen unsers, Vaterlandes mit wilder Wuth über den Adel und die Geistlichkeit hergefallen waren und allenthalben die ents seglichsten Greuel verübt hatten, obgleich allgemein bes kannt war, daß Luther selbst im gerechten Unwillèn wider die Rebellen geschrieben und aufs Nachdrücklichste die Schändlichkeit ihres Beginnens denselben vorgehalten hatte. Es zeigte sich überhaupt in den Verhandlungen dieses Reichstages ein solcher Geist der Entzweiung und des Unfriedens, daß der Churfürst Johannes und Landgraf Philipp von Hessen während derselben Speier zu verlassen im Sinne hatten. Doch kam endlich aus der Mitte der anwesenden Reichsstände, unter denen fich besonders die Abgeordneten der Städte durch ihre männliche Sprache für die Sache der Wahrheit auszeichein Ausschuß zu Stande, welcher sich zu dem gemeinschaftlichen Beschlusse vereinigte, den Kaiser Carl zu ersuchen, daß er ohne Säumniß nach Deutschland kommen und ein allgemeines Concilium der Christenheit oder, wenn dieses nicht möglich wäre, eine NationalVersammlung bewirken möge. Bis dahin sollten sich die Fürsten und Stände in Ansehung des Wormser Ediktes (der Religion wurde absichtlich nicht Erwähnung gethan,) so verhalten, wie sie es gegen Gott und den Kaiser vers

antworten könnten. In den folgenden Jahren 1527 und 1528 hatten die evangelischen Fürsten wenigstens von Seiten der Stände Ruhe. Zwischen dem Pabste und dem Kaiser war eine Spannung eingetreten, weil jener in dem Kriege, den Carl der V. mit dem Könige Franz von Frankreich führte, auf die Seite des lehtern fich neigte. Daher mochte der Kaiser auch nicht daran denken, die Religions - Angelegenheiten in Deutschland zur Entscheidung zu bringen. Zwar fehlte es auch in diesen Jahren nicht an gewaltsamen Vorkehrungen Einzelner, doch hatte das auf die Sache des Evangeliums im Ganzen keinen hemmenden Einfluß. Daß aber die evangelischen Fürsten ihren Gegnern während dieser Zeit der Ruhe nichts Gutes zutrauteu, beweist die Geneigtheit, womit sie der Angabe eines Unredlichen, daß mehrere katholische Fürsten und Stände in einem mächtigen Bunde gegen sie losbrechen würden, Glauben beimaßen. Wäre hier nicht Luther kräftig dazwischen getreten, fo hätte es wohl geschehen mögen, daß der jugendlich rasche Landgraf Philipp von Hessen einen Gegenbund gegen die vermeintlichen Feinde zu Stande brachte und vielleicht übereilte Schritte zum großen Nachtheile der evangelischen Sache wagte. Die Aeußerung Luthers, die er bei dieser Gelegenheit und sonst, so oft vom Kries ge wegen des Evangeliums die Rede war, mit der ents schiedensten Ueberzeugung aussprach, daß nämlich Gott selbst seine Sache vertheidigen müsse und daß sie in dem Augenblicke verliere, wo das Schwerdt für sie gezogen werde, liefert ein schönes Zeugniß für die Gesinnung des edelu Reformators. Gegen das Jahr 1529 nåherte sich der Krieg in Frankreich und Italien seinem Ende. Da= rum wendete der Kaiser seine Blicke wieder auf Deutschland und die deutsche Religionssache. Er schrieb einen Reichstag nach Speier aus, der im Februar 1529 ges halten werden sollte. Ueber die Absichten desselben hatten sich unter den evangelischen Fürsten nicht die berus

higendsten Gerüchte verbreitet, und in der That brachten die kaiserlichen Gesandten Verhaltungsbefehle mit dahin, nach denen sie mit Verwerfung des letzten Reichsragss Abschiedes vom Jahre 1526 bei dem Wormser Edikte streng zu beharren angewiesen waren. Es klagten die evangelischen Stände gleich bei dem Beginne der Verhandlungen über eine feindliche Stimmung gegen sie, und daß man offenbar auf ihr Verderben ausgehe, ja selbst den Geist der Uneinigkeit unter ihnen anzuregen suche. Eine Kommission, bei welcher die Katholischen ein gro Bes Uebergewicht hatten, stellte ein Bedenken aus, daß die Fürsten und Stände, welche sich bisher an das Worms ser Edikt gehalten, auch für die Zukunft dabei bleiz ben, die übrigen aber alle Neuerungen verhüten, das Evangelium nach den Auslegungen, die von der Kirche gebilligt wåren, predigen, und in ihren Ländern Niemand hindern sollten, die Messe zu hören. Auf die mündlichen und schriftlichen Gegenvorstellungen der Evangelischen wurde keine Rücksicht genommen, sondern vielmehr am 19. April 1529 ein Bescheid verkündigt, daß es bei dem Bedenken sein Lerbleiben habe. Daß man so weit gehen würde, hatten die evangelischen Stånte nicht vermuthet. Sie beeilten sich nun, sogleich gegen den Beschluß eine feierliche Protestation einzulegen, welche in der Versammlung der Reichsstände öffentlich vers lesen und dann zu den Acten gelegt wurde. Der Inhalt der Protestation war im Wesentlichen dieser: Die vereiz nigten evangelischen' Fürsten glaubten, daß man, ohue Verletzung der Gewissen und der Gerechtigkeit, den frühern Reichstagsabschied nicht schlechthin aufheben dürfe; was einmal einmüthig beschlossen worden, könnte nur wieder durch Stimmeneinheit geändert werden. sey auf dem Reichstage zu Nürnberg und hernach jedesmal zugegeben worden, daß der Zwiespalt in der Religion nur auf einem freien christlichen Concilium oder zum wenigsten auf einer National-Versammlung beseitiget werden könne;

[ocr errors]

darum dürfe es keinem Theile auf dem Reichstage erlaubt werden, des andern Lehre zu verurtheilen. In das Wormser Edikt könnten sie nicht willigen, weil sie sonst Christus und sein heilig Wort verleugnen und dadurch Ursache seyn würden, daß sie Christus wieder verleugne vor dem himmlischen Vater; überdieß sey ja das Wormfer Edikt durch den vorigen Reichstag zu Speier schon aufs gehoben worden. Wegen der Beibehaltung der Messe dürften sie sich nichts vorschreiben lassen, da diese, wie sie bisher gehalten worden, nach ihrer Ueberzeugung der heiligen Schrift zuwider laufe. Da ferner einer der wich tigsten Streitpunkte zwischen ihnen und den Gegnern darin bestehe, was die rechte heilige christliche Kirche sey, so müßten sie die Vorschrift über das Verhalten ihrer Prediger bei der Auslegung des Wortes Gottes zurückweisen, und beim Worte Gottes felbst bleiben und die heilige Schrift durch die heilige Schrift erklären lassen. Sollte auf ihre Vorstellungen gar nicht eingegangen werden, so protestirten sie hiemit vor Gott, unserm einigen Erschaffer, Erhalter, Erldser und Seligmacher und vor allen Menschen und Kreaturen gegen alles, was gegen Gott und sein Evangelium, und der Seelen Heil und gut Gewissen, auch gegen den frühern Speierischen Reichsabschied vorgenommen werden würde, wie sie denn auch hievon dem Kaiser selbst gründlichen Bericht ablegen wollten. Nachdem die Protestation der Evangelischen abges geben war, versuchten es einige Fürsten eine Vereinigung зи zu vermitteln, zu der sich wohl auch die evangelischen Stånde verstanden håtten, da die von jenen aufgestellten Bedingungen annehmbar waren; allein die Gegner giengen auf nichts weiter ein, sondern verlangten eine unbedingte Unterwerfung unter die Stimmenmehrheit, außerdem die. Namen der Evangelischen aus dem Reichsabschiede gelassen werden würden. Hiebei wurde auch gefordert, daß dieselben ihre Protestation nicht öffentlich publiziren follten, und sich geweigert, diese dem Abschiede beizus

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »