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UNIV. OF CALIFORNIA

Einleitung.

I. § 1.

Uebernatürliche Erklärungen.

Phänomene, deren natürliche Ursachen unbekannt sind, werden durch übernatürliche erklärt.

Da anfangs die natürlichen Ursachen fast aller Phänomene, des Regens, des Erdbebens, des Donners, der Krankheiten, unbekannt sind, so werden alle diese Erscheinungen übernatürlichen Ursachen, Göttern, Geistern, metaphysischen Entitäten, zugeschrieben. Nicht die Wolken regnen, sondern Zeus. Die Erde bebt, wenn Jupiter sein Haupt schüttelt, oder, wie manche Völker sagen, dann, wenn ein Gott die Erde von einer Schulter auf die andere legt. Der Donner wird für einen Gott oder eine himmlische Stimme oder den Athem eines Gottes gehalten. In Litthauen ging der Bauer während des Gewitters mit einem Stück Speck auf seinem Acker herum und betete: Bog Perkun, schlage nicht in das Meinige; ich will dir dieses Stück Speck geben. In Frankreich sagt man noch heute: le bruit est si fort, qu'on n'entend pas Dieu tonner. Tod und Krankheit werden durch Geister verursacht. Bei den Dajaks auf Borneo heisst,,von einem

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Geist geschlagen sein so viel wie krank sein. Diesem Glauben gemäss sind die ersten Aerzte Priester. Bei den Bodos und Dhimals in Nord-Ostindien besänftigen Priester den zürnenden Krankheitsgeist durch das Opfer eines Schweins. Der Priester, sagt Ellis in seiner Beschreibung von Polynesien, ist bei Krankheiten eine wichtigere Person, als der Arzt und die Anrufung irgend eines Gottes vertritt die Stelle der Medicin. Bei den Kalmücken wird der Krankheitsgeist vom Priester gezwungen, den Kranken freizugeben und in einen anderen Gegenstand zu fahren.

Desgleichen werden die Träume, der Sturm, der Wechsel von Tag und Nacht zunächst überirdischen Ursachen, Göttern oder Geistern zugeschrieben.

§ 2.

Natürliche Erklärungen.

Allmählich jedoch, wenn die Menschen gelernt haben, zu beobachten, werden die natürlichen Ursachen, eine nach der anderen, entdeckt, welche nun die übernatürlichen verdrängend an deren Stelle treten. An die Stelle des Regengottes treten die Wolken, an die Stelle des Erderschütterers Gase, an die Stelle der Krankheitsgeister körperliche Bildungen. Bei den Griechen, bemerkt Grote, erschien es zuerst Thales und den übrigen ionischen Philosophen falsch, die Natur wie ein Aggregat göttlicher Manifestationen anzusehen, weshalb sie nach Ursachen forschten, die regelmässiger und wissbarer wären. Thales entkleidete Oceanus und Tethys, die Urahnen der Götter in der Homerischen Theogonie, ihrer Persönlichkeit und bezeichnete Wasser als den Urstoff, aus welchem

jedes Ding geworden sei. Die Bemühung dieser Philosophen, eine wissenschaftliche Basis zu finden, schlug fehl, aber bedeutend ist die Thatsache, dass sie nach einer solchen Basis suchten (Grote, Plato I p. 80).

Durch die geistige Entwickelung der Völker wird also die Summe ihrer übernatürlichen Erklärungen immer kleiner, ihre Summe natürlicher Erklärungen in demselben Masse grösser. Das Uebernatürliche gleicht einem Wild, hinter dem die Wissenschaften her sind. Anfangs findet es in jedem Ding auf der Erde und am Himmel eine Zuflucht; alsbald aber aus einigen verjagt, später aus vielen und schliesslich aus allen, verendet, verschwindet es. Demgemäss sind die Völker auf der Höhe ihrer Kultur ungläubig. Die natürliche Erklärungsweise, die Wissenschaften herrschen, wie früher die Erklärung durch Götter und Geister Alleinherrscherin war.

$ 3.

Kampf der natürlichen Erklärungen mit den übernatürlichen. Die Ablösung der übernatürlichen Erklärungen durch natürliche ist kein friedlicher Process, sondern ein Kampf. Die Phänomene vertheidigen ihre übernatürlichen Deutungen; sie wollen sie nicht fahren lassen; denn die natürlichen erscheinen gotteslästerlich und staatsgefährlich.

Gotteslästerlich: Jede natürliche Erklärung vertreibt einen Gott aus der Erscheinung, die nun sie erklärt. Wem Zeus regnet, dem klingt es gottlos, dass Condensirung von Dünsten die Ursache des Regens sei. Wem die Sonne ein Gott ist, der findet es gottlos, sie etwa als einen glühenden Stein zu betrachten. Die Beschreibung der Sonne, sagt Grote,

wie sie in einer modernen astronomischen Abhandlung gegeben wird, würde den ältern Griechen gottlos erschienen sein. Selbst in späterer Zeit, als der Geist positiver Untersuchung beträchtlich vorgeschritten war, hatten Anaxagoras und andere Philosophen den Vorwurf der Gotteslästerung zu erdulden, weil sie Helios entpersonificirten und die solaren Phänomene auf feste Gesetze zurückzuführen versuchten (hist. of Greece I, p. 466).

Staatsgefährlich: Die Verursacher der Naturerscheinungen, die Götter, werden zu Göttern des Staats; sie durchwachsen den Staat, sie dringen in alle seine Theile. Man schreibt ihrer Wirksamkeit nicht blos die Naturerscheinungen zu; auch die wichtigsten socialen Einrichtungen, die Ehe, die Strafe, den Eid verknüpft man mit ihnen. Wird die Gottheit nun aus irgend einem Phänomen vertrieben, so wird sie in ihrem Besitz der übrigen erschüttert. Die Menschen fühlen, dass das Phänomen wohl nicht allein ungöttlich zu erklären sei; dass die Gottheit auch noch in anderen Erscheinungen, vielleicht in allen überflüssig sei. Daher leidet durch die Entgötterung des Regens oder des Blitzes auch die Göttlichkeit der Gesetze, des Eides, der gesitteten Familie, und mit ihrer Göttlichkeit ihre Verbindlichkeit, mit ihrer Verbindlichkeit aber die Sicherheit des Staates, welche an ihr Bestehen geknüpft ist.

So denuncirt Aristophanes den Socrates, weil dieser, nach den natürlichen Ursachen der Wolkenansammlung, des Blitzes forschend, Zeus überflüssig mache und damit auch die Heiligkeit des Eides, des Rechts erschüttere.

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