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schmeichelhaftesten Titel, welche man einem jungen Helden nur beilegen kann (Wahabi p. 121). Auch die Grönländer verurtheilen den Mord nicht. Viele, sagt Cranz, morden aus Neid über die vorzügliche Geschicklichkeit oder guten Geräthschaften eines andern; die meisten morden aus Rache. Ein solcher Meuchelmörder verrichtet die That auf der See hinterlistiger Weise, indem er den Grönländer in seinem Kajak umstürzt und ersaufen lässt, oder hinterrücks mit der Harpune wirft und ersticht (Grönl. p. 250). Ammianus Marcellinus berichtet von den Alanen: ihr höchster Stolz ist die Ermordung irgend eines Menschen (XXXI, 2). Sie rechneten es unter die Freuden des Jenseits, aus den Schädeln ihrer Feinde zu trinken. Manche Handlungen, sagt Mariner von den Bewohnern Tonga Islands, welche von allen civilisirten Völkern als Verbrechen betrachtet werden, sehen sie als etwas Gleichgültiges an (T. Isl. II p. 100). Galbraith, der als Commissar der Vereinigten Staaten lange Zeit unter den Sioux lebte, schildert sie folgendermassen: Die meisten Laster halten sie für Tugenden. Durch Diebstahl, Verrath, Raub und Todschlag erlangen sie Ansehen und Ehre. Jedem Individuum wird von Jugend auf gelehrt, dass Mord eine äusserst verdienstvolle That sei. Das einzige Verlangen eines angehenden Helden richtet sich auf die Erlangung einer Feder, das Ehrenzeichen für Ermordung eines menschlichen Wesens; ob diese einen Mann, eine Frau oder ein Kind betraf, ist gleichgültig (Lubbock, Entst. d. Civ. p. 329 d. Ue.). Aehnlich werden die Fijiinsulaner beschrieben. Blut zu vergiessen, ist ihnen kein Verbrechen, sondern Ruhm. Wer auch immer das Opfer sein mag, Vornehm oder Gering, Alt oder Jung, Mann oder Weib oder

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Kind, ob im Kriege erschlagen oder durch Verrätherei hingeschlachtet, auf irgend eine Weise ein anerkannter Mörder zu werden, ist der Gegenstand rastlosen Ehrgeizes für einen Fijiinsulaner (Fiji and the Fijians by Williams p. 112). Bei den Lampong sind Diebstahl und Mord keine Thaten, deren man sich zu schämen hat (Waitz, Anthr. V, p. 159).

Die wohlwollenden Regungen selbst fehlen nicht auf den niedern Kulturstufen. Aber sie werden eben anders beurtheilt, wie bei uns. Sie sind

entweder nicht gut, nicht böse. Ein Beispiel hierfür erzählt Charlevoix: Die Völkerschaften, unter denen er sich aufhielt, erwähnten wohlwollender Handlungen niemals als löblicher. Sie befriedigten, wenn sie wohlwollend handelten, einen Instinkt (Journ. hist. d'un voyage de l'Amer. VI, p. 13);

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oder Mitleid und verwandte Regungen gehören eher zum Inhalt des bösen, wie zu dem des guten Gewissens. Nachgiebigkeit bemerkt Erskine gegen die sanfteren Empfindungen des Herzens, an denen es in der Natur der Fijiinsulaner sicherlich nicht fehlt, wird als Schwäche verurtheilt, und man verwendet grosse Mühe darauf, der Jugend für mitleidige Regungen Verachtung einzuflössen und für rücksichtslose Grausamkeit Bewunderung. Ein Häuptling, welcher seinem kürzlich gestorbenen Favoritsohn alle Tugenden beilegte, die Jemand in den Augen eines Fijiinsulaners besitzen kann, schloss damit, dass er seiner vollendeten Grausamkeit erwähnte, vermöge deren er seine eigenen Weiber tödten und nachher essen konnte, wenn sie ihn beleidigt hatten (West. Pacif. p. 247). Achtung, sagt Munzinger von den Bogos,

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erwirbt sich der Räuber, der Schreck der Nachbarschaft, der des Blutes und Raubes nie satt wird. Das Gebot des Evangeliums, seinen Feind zu lieben, wird hier schwerlich je begriffen werden. Vergessen und Verzeihen wird als ein Laster betrachtet (Sitten u. Recht d. Bog. p. 92).

Wäre uns auch die Missachtung des Mitleids nicht ausdrücklich bezeugt, wir müssten sie voraussetzen bei Völkerschaften, deren Entzücken, wie Ellis von den Polynesiern sagt, Krieg, barbarischer, mörderischer, unerbittlicher Krieg ist; bei Stämmen, welche, wie die Feuerländer, Menschenkörper zerreissen und das blutige Fleisch essen, welche das Sprichwort haben:,,delikat, wie ein Mensch" und bei welchen es Häuptlinge giebt, die, nach einer ungefähren Schätzung, im Laufe ihres Lebens 900 Menschen verzehrt haben (Lubbock, vorgesch. Zeit p. 235). Die Maoris waren der Meinung, dass, je mehr Leichen sie verzehrten, desto höher ihr Rang im Jenseits sein würde. Auch die Tupinambas in Brasilien glaubten, dass die Seelen derer, welche tugendhaft gelebt, das heisst, welche sich ordentlich gerächt und viele Feinde verzehrt haben, hinter die grossen Berge gehen und in schönen Gärten mit den Seelen ihrer Väter tanzen würden (Tylor, Anf. d. Kult. II. p. 86).

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Es ist der Schätzung des Mitleids ähnlich ergangen, wie dem Schamgefühl. Auch dieses, meinen die Philosophen, sei von jeher dagewesen; überall, wo eine Verbindung der beiden Geschlechter stattfindet, trete dies seltsame Gefühl dazu, nicht unähnlich einem bösen Gewissen.

Schamhaftigkeit, sagt Hutcheson, zeigt sich gelegentlich der Geschlechtsverbindung in allen Zeitaltern und bei allen Völkern (Sittenl. p. 152). In Wahrheit ist das Schamgefühl

ebensowenig überall vorhanden, wie das Lob des Mitleids oder der Tadel der Grausamkeit, sondern, gleich diesen Schätzungen, Produkt eines historischen Prozesses. Auf den tiefsten Stufen des Daseins, sagt Bachofen, zeigt der Mensch neben völlig freier Geschlechtsmischung auch Oeffentlichkeit der Begattung. Gleich dem Thiere befriedigt er den Trieb vor Aller Augen. Herodot berichtet dies von den Massageten (I, 203), den Nasamonen und anderen Stämmen. Von den Mosynoicen sagten die Soldaten des Cyrus, dies sei das roheste Volk, was sie angetroffen. Die Männer hätten vor Aller Augen ihren Weibern beigewohnt. Apollonius Rhodius, Arg. II, 1023-10: Sich des Beischlafs zu schämen, ist in dem Volke nicht Sitte. Sondern wie Schweine auf der Trift, ohne sich auch nur im Geringsten vor den Anwesenden zu schämen, vollziehen sie, auf der Erde liegend, den Geschlechtsakt. (οὐκ εὐνῆς ἀιδὼς ἐπιδήμιος, ἀλλὰ σύες ὡς φορβάδες οὐδ ̓ ἠβαιὸν ἀτυζόμενοι παρεόντας, μίσγονται χαμάδις φιλότητι jvvaiz☎v). Von den Aethiopischen Ausern sagt Herodot (IV, 180): Sie begatten sich mit den Weibern nach Art des Viehs, ohne mit ihnen häuslich zusammen zu wohnen. Dasselbe wird von den Garamanten berichtet. Solinus 30: Die Garamanten kennen keine Ehe; ihre Geschlechtsverbindungen sind dem regellosen Belieben überlassen. (Garamantici Aethiopes. matrimonia privatim nesciunt; sed vulgo omnibus in Venerem licet. Martianus Capella VI, 674: Garamantes vulgo feminis sine matrimonio sociantur. Bachofen, das Mutterrecht p. 10 ff.) Charlevoix sagt von den Guaycurus in Paraguay: diese Eingeborenen besitzen auch nicht den leisesten Begriff von der allen übrigen Menschen angeborenen Schamhaftigkeit (Hist. du Parag. I p. 73). Hier ist nicht blos die Mittheilung inter

essant, sondern auch der Mittheilende, nämlich wegen der Zähigkeit seines Vorurtheils. Dasselbe, mit ihm widersprechenden Urtheilen zusammenstossend, hält den Stoss unerschüttert aus: Charlevoix betrachtet die Guaycurus als Ausnahme; im Uebrigen ist ihm das Schamgefühl noch, seinem Vorurtheil gemäss, allen Menschen angeboren. — In Tahiti wurde die Begattung, wie Cook's Reisebegleiter sahen, öffentlich vor Aller Augen vollzogen, unter dem guten Rath der Umstehenden, namentlich der Weiber (Waitz, Anth. VI, p. 124). Aehnlich lebte man auf Samoa. Die Andamanen tätowiren sich und beschmieren sich mit Schlamm, tragen aber keine Kleider und scheinen jeglichen Schamgefühls zu ermangeln (Lubbock, Vorgesch. Zeit p. 140). Die Einwohner von Neuholland gehen, wie Hawkesworth bemerkt, ganz nackt; es kommt ihnen nicht in den Sinn, sich aus Schamgefühl zu bedecken (Seer. III, p. 87). Die Kalifornier haben keine Hochzeitsceremonien und kein Wort in ihrer Sprache, um Hochzeit zu bezeichnen. Sie paaren sich, wie die Thiere (s. Spencer, princ. of sociol. p. 632).

Wir haben bisher von Völkern gesprochen, die jetzt noch unkultivirt sind. Wenn wir nun in die ältesten Zeiten eines kultivirten Volkes zurückgehen, so treffen wir auf Anschauungen, welche den geschilderten gleichen. Seeräuberei, sagt Maurer, war bei den alten Norwegern der ehrendste Beruf (Bek. d. norw. Stammes z. Christenth. II, p. 273). Ebenso bezeichnet Turner Seeräuberei als die ehrenvollste Beschäftigung bei den Angelsachsen (hist. of the Anglo-Sax. II, p. 43). Nur die Beurtheilung dieser Seeräuber war von der heutigen verschieden, nicht ihre Handlungsweise. Turner beschreibt sie folgendermassen: Ihre Feindseligkeiten sind besonders gegen

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