Erster Auftritt.
Damiani. Hugo Blancus.
Nicht ziemt für mich sich die Beurtheilung Der Ansicht Seiner Heiligkeit, doch kann ich Mich gegen die Vortheile einer Sendung Deswegen nicht verschließen —. Erstens läßt Sich, je nachdem, im Augenblick die Form Leicht mildern und verschärfen; dann erinn’re Ich an das alte Sprüchwort vox perit -, Geschriebnes steht geschrieben und bleibt immer. Damiani.
Gewiß! Indeß die Sicherheit, die wir In dem Geschrieb’nen haben, daß nur so, Ganz unverändert durch etwa'gen Ausdruck, Der Wille kund gegeben wird, die beut Doch nur die Schrift.
Es wundert mich, daß solch' Wählt
Ein Grund bei Euch Rücknahme findet!
Sich nicht der Heil'ge Vater seine Männer Aus solchen, denen er vertraut? - Und dann, Wenn ja wär' fehlgegriffen, bietet nicht Die mündliche Mittheilung noch den Vortheil, In jedem Augenblick dem Boten als
In einem Mißverständniß das Fehlschlagen Leicht aufzubürden, und uns selbst zu rein’gen?! Die Handlungsweise Heinrichs geht zu weit; Es muß etwas gescheh'n, die Uebergriffe In Romas Recht entschieden abzuweisen Indeß, des Königs Stellung ist jezt durch Der Sachsen Niederwerfung sicherer Denn je, und darum rath' ich Vorsicht an Und bin für die Entsendung einer sehr Gewandten, aber treuesten Persönlichkeit. Ich glaub', des Heil'gen Vaters Absicht wird So leichter durchgesezt, wie durch ein Schriftstück.
Wär' bei der großen Wichtigkeit des Auftrags
Wer ist an Treue, wer an Festigkeit
So groß, wie Jhr, der, ohne Schmeichelei,
Uns Alle an Gelehrsamkeit und Einsicht
Wer weiß geschickt, wie Ihr,
So überzeugend eine Ansicht zu
Begründen? -Euren Kopf erfüllet Gold, Und Eurem Mund entströmet klares Silber!
Ihr überschäßet mich —, wär' ich noch jung, Doch so seid Ihr allein es, dem die Sendung
Man anvertrauen kann, und wenn der Wille Des heiligen Vaters für die Botschaft sich Erklärt, werd' Euch ich ihm vorschlagen.
Ich bin zu solchem Zweck nicht würdig!
Gerechter Zorn und heil'ger Eifer gegen Den König riss mich auch zu leicht zur Strenge
Doch, doch mein lieber Freund!
Das grade wird Euch bei Gregor empfehlen!
(Damiani im Abgehen begleitend).
Die Ehre wär' ja viel zu groß für mich! Nur Jhr allein, Ihr seid der Einzige . . . . . Damiani.
Der rechte Mann seid Ihr; ich hab's so eben
Gekrümmt und braucht sich nicht erst viel zu biegen, Jedoch, Dein Kopf für solch' Geschäft! Und dann Dein Schenkel für die weite Reise -, aber
Nur Honigseim -, mit Zucker, oder auch
Herr vergib ihm seine Blindheit!
Dritter Auftritt.
Hugo Blancus. Roland.
Seht da! Hier also endlich find' ich Euch! Blancus.
Seid vielmals mir gegrüßet, werther Freund! Ich freu mich unaussprechlich, Euch zu sehn.
Ich muß Euch sprechen, wenn Ihr Euch auch meiner, Des Jugendfreund, nicht grade gern erinnert.
Laßt gut sein! Unsre zwei Naturen sind Einmal verschieden!
Ich geh' gradeaus Und Ihr bewegt Euch auf des Vatikanes Eisglattem Boden zierlich wie ein Tänzer! Natürlich zeitenweis den Blick sehr fromm
Nach oben, und demüthig auch nach unten! Wenn ich nicht alle Eure Neigungen
Von früher kennte, Euer rother Mantel Verhüllet undurchdringlich Euch ringsum! Sagt nichts! Ich weiß, ich bin kein Hofmann
Ich muß jezt Klarheit haben über hier!
Es wird zu bunt, man muß es wissen, wo Mit allen den Dekreten das hinaus
Noch will! Verträglich geb' ich Euch dafür Nachher auch Zug um Zug, was Euch zu hören Sehr freuen wird! - Ihr wisset, daß von Euch Ich nie etwas ohn' Gegendienst verlange -, Daher..... Wenn meine Gegenwart für Euch Entbehrlich scheint, so faßt Euch kurz -, Ihr könnt, Um Eurer Art getreu zu bleiben, Euch
Auch allegorisch äußern — aber wahr! Bedenkt, daß meine Freundesbrust besigt, Was Euch abgeht, den Muth! Habt Ihr von meinem Schweigen sattsam Proben; Daher.....
(mit dem Schein der Vertrautheit).
Es ist des Heil'gen Vaters Plan,
Die Welt in ihrem fünd'gen Sein zu bessern, Wer irgend wie nicht ganz sich frei von Schuld Und Unrecht weiß, dem wird er scharf mitspielen.
Wenn das Ihr allegorisch nennt, so lautet Von mir es übersetzt: »Jch, Cardinal, Fühl' mich hier gar nicht wohl und fürchte, daß Sich nächstens eine Hand sehr eindringlich Damit befaßt, das Gleichgewicht in den Einnahmen und Ausgaben zu ergründen Und manches Andre schärfstens zu erforschen.
Ich wund're mich! - Der Heil'ge Vater hat Der Menschheit jez'ge Sündennoth erkannt Und all sein Streben geht dahin, sie von Der Sünde zu befreien, ihr zu helfen! Roland.
Entäußert Euch mir gegenüber doch
Nur dieser Glätte! Zichet Eure Aalhaut
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