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Orients decken kann. Dort liegen politisch-historische Anschauungen einer bestimmten Zeit, aber nicht ethnologische oder sprachwissenschaft= liche Lehren vor, es werden also bei dieser Bezeichnung zwei gänzlich verschiedene Einteilungsgrundsäge miteinander vermischt. Troßdem hat sich die Bezeichnung eingebürgert für diejenigen Völker, welche durch Sprachverwandtschaft sich als eine scharf abgesonderte Gruppe darstellen, indem man dabei das Hebräische als maßgebend ansah, von welchem, als der Sprache der Bibel, alle semitistischen und hier in Betracht kommenden orientalischen Studien im Abendlande ausgegangen sind. Dieser Einteilung liegt also die Sprache der betreffenden Völker zu Grunde, und für geschichtliche Zwecke ist diese bis jezt auch das bequemste Einteilungsmittel, insofern, als auf einer, auch bis jetzt noch nicht überwundenen Kulturstufe sich Sprache und Nationalität im wesentlichen decken und das, was gemeinsame Sprache spricht, auch geschichtlich als Einheit aufzutreten pflegt. Physische Einheit ist dadurch nicht bedingt, und der Ethnologe kann von physischen Merkmalen ausgehend zu ganz anderen Abgrenzungslinien gelangen.

Semiten sind danach im wesentlichen: die ersten Bewohner Babyloniens, welche uns Urkunden hinterlassen haben, und die wir mangels einer aus dem Altertum überkommenen Bezeichnung babylonische Semiten nennen wollen. Ferner die Kanaanäer, d. h. diejenige Gruppe, welche wir geschichtlich zuerst auf dem Boden Kanaans fennen gelernt haben, und denen wir diesen Namen daher nach demselben Grundsaze geben. Wir werden sehen, daß diese Namen aber keineswegs ein Urteil über die Verbreitung der betreffenden Völker enthalten. Weiter bilden eine Gruppe die Aramäer, von jeher in Syrien und Mesopotamien bezeugt, endlich das Volk, dessen weltgeschichtliche Rolle ganz im Lichte der Geschichte liegt, die Araber. Das sind die vier Gruppen von Semiten, deren Geschichte in und um die Euphratländer als Mittelpunkt sich abgespielt hat. Nach engerer sprachlicher Zusammengehörigkeit bezeichnet man die drei ersten in der Regel als Nordsemiten, die Araber als Südsemiten, indem man sie mit einer fünften Gruppe zusammenstellt, deren Geschichte auf dem Boden des südlichen Arabien sich abgespielt hat, wo ihre bekanntesten Völker die Sabäer und Himjariten sind, und die von dort einen Zweig nach Afrika hinübergeschickt hat, die Habesch oder Abessinier, von deren semitischer Sprache stark afrikanisierte Töchter noch jezt in den Volkssprachen Abessiniens leben. Wir werden sogleich sehen, daß diese engere örtliche Zusammengehörigkeit der einzelnen Gruppen zugleich einer zeitlichen Aufeinanderfolge entspricht.

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Wir können nämlich jezt das geschichtliche Auftreten der einzelnen Gruppen mit ziemlicher Deutlichkeit auch zeitlich bestimmen. Die Völkerkammer, aus welcher die Semiten kamen, ist das erweist schon die einfachste Veranschlagung der geographischen Bedingungen Arabien. Die gewaltige Halbinsel - dreimal so groß als Deutschland bietet nicht den geeigneten Boden, um Völker zur Ansässigkeit zu zwingen. Es fehlt an Flußläufen, und gerade der Mangel regelmäßiger und ausreichender Bewässerung weist die Bewohner des Landes auf ein Nomadisieren hin, um immer frische Weidepläge für das Vieh zu suchen. Die Lebensbedingungen, welche das Nomadisieren bietet, reichen nie lange aus, um die durch die natürliche Vermehrung sich ergebende Bevölkerungsmenge zu ernähren, und so ist die überschüssige Bevölkerung gezwungen, sich ihre Nahrung im reichen und von den Zufälligkeiten des Regenfalls weniger abhängigen Kulturlande zu suchen. Wo das vom Euphrat aus bewässerbare Land aufhört, da fängt Arabien an, und der Beduine, der gezwungen ist, seinen nötigsten Lebensbedarf dort zu holen, kommt in immer größeren Massen, gedrängt im Rücken von neuen Scharen, welche das Land nicht mehr zu ernähren vermag, um schließlich, oft zurückgewiesen, in Zeiten der Schwäche das bebaute Land als bequemsten und nie versagenden Weideplay zu besehen und allmählich selbst vom Ackerbau abhängig zu werden. Je länger seine Angriffe vom Kulturlande aus durch eine starke Staatsgewalt zurückgewiesen werden, um so größer wird die Volksmenge, welche die Heimat Arabien in ihren weiten Steppen und Wüsten birgt, und um so wuchtiger schließlich der Anprall, der sich über das Kulturland ergießt, bis ihm die Umstände hier einen Abfluß eröffnen. Als solche Überschwemmung der Kulturländer Vorderasiens durch die hungernden und beutegierigen Scharen Arabiens stellt sich volkswirtschaftlich die islamische Eroberung dar, welche das Kulturland den Arabern ausgeliefert hat, und nichts anderes sind die drei vorhergehenden großen Einwanderungen gewesen.

Die arabische Eroberung im Zeichen des Islam bildet das Ende der arabischen Einwanderung; sie ist wohl eine der gewaltsamsten gewesen, da gerade die Araber lange durch die Kulturmächte zurückgehalten worden sind. Wir können ihr Auftreten über ein Jahrtausend hindurch in der Geschichte verfolgen, zum ersten Male wird ein arabischer Scheich als südlich von Damaskus ansässig im neunten Jahrhundert v. Chr. erwähnt, und von da an können wir ununterbrochene Versuche in das Kulturland einzudringen verfolgen,

bis endlich die lange zurückgedämmte Flut sich unaufhaltsam über die Provinzen des byzantinischen und neupersischen Reiches ergießt. Weniger gewaltsam, weil weniger nachdrücklich zurückgehalten, und daher auch in etwas kürzerer Zeit verlaufen, scheint die vorgehende Einwanderung der Aramäer vor sich gegangen zu sein. Von ihr müssen wir uns denken, daß ihre lezten Wellen von den ersten der arabischen geschoben wurden. Seit dem 15. Jahrhundert v. Chr. finden wir aramäische Nomaden ständig in Mesopotamien als Eindringlinge genannt, und von da an können wir feststellen, wie die Bevölkerung Babyloniens, des nördlichen Mesopotamiens und Syriens allmählich immer mehr aramäische Bestandteile zeigt, bis die Veränderung in der Zusammenseßung der Bevölkerung dadurch unzweideutig zum Ausdruck kommt, daß Aramäisch die Volks- und Verkehrssprache im Bereiche der Euphratländer ist. In Assyrien und Babylonien sprach man seit dem 11.-9. Jahrhundert v. Chr. im täglichen Leben aramäisch. Das ehemalige babylonische Semitisch", identisch mit dem „Assyrischen", also die Sprache der Keilschriften, ist vorwiegend Schrift- und Litteratursprache; es ist dem Aramäischen gegenüber geworden, was vor 3000 das Sumerische ihm gegenüber wurde.

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Mit den Aramäern zusammen, wohl als eine größere Gruppe derselben Wanderung, sind die Suti von Arabien her vorgerückt. Um die Mitte des zweiten Jahrtausends werden sie als die Nomaden der syrischen Steppe genannt, und Teile von ihnen sind in den folgenden Jahrhunderten in Babylonien eingedrungen (11. Jahrhundert). Noch im 8. Jahrhundert und später wird ein Rest von ihnen erwähnt, der auf das linke Tigrisufer bis an das medische Grenzgebirge gedrängt worden ist, wo sich ihr Name in dem Sittafene der Klassiker erhalten hat. Ebenfalls gleichzeitig und als ein Zweig dieser Einwanderung aufzufassen ist das Vordringen der Kaldi oder Chaldäer, der Kasdim der Bibel. Sie scheinen mehr vom Osten Arabiens ausgegangen zu sein und sind demgemäß von Süden her in das babylonische Kulturland eingedrungen. Sie sind in dieser Hinsicht also etwa als Nachfolger der Suti anzusehen. Wir finden sie vom Ende des 2. Jahrtausends an in Südbabylonien, das seinen Namen Chaldäa von ihnen erhalten hat, in eine Menge kleiner Stammesfürstentümer zerfallend, deren einzelne Herrscher stets darauf lauern, sich in den Besit der alten babylonischen Königsstädte, besonders Babylons, zu sehen und sich so zu Herren Babyloniens zu machen. Sie bilden so die Widersacher Assyriens im

Kampfe um Babylon, und immer wieder vertrieben, haben sie zulet doch das Feld behauptet, indem nach dem Sturze Assyriens (606) ein chaldäisches Fürstenhaus den Thron von Babylon bestieg und unter Nebukadnezar (605–562) den alten Kulturmittelpunkt noch einmal zum politischen Herrschersiz Vorderasiens erhob, bis die persische Eroberung der Selbständigkeit Babyloniens ein Ende machte und die Herrschaft indogermanischer Völker im Bereiche der ganzen vorderasiatischen Kultur begründete.

Weiter rückwärts gehend kommen wir zur „kanaanäischen" Einwanderung, deren Zeit ungefähr von etwas vor 2500 bis etwa 1500 v. Chr. reichen würde. Ist die aramäisch-sutisch-chaldäische vergleichsweise weniger wuchtig und umwälzend gewesen als die arabische, so haben wir in der kanaanäischen ein genaues Gegenstück zu dieser, denn ihre Ausläufer sind ebenso weit gedrungen, wie die der arabischen; sie hat das ganze Gebiet vom persischen Meere bis nach Spanien hin überschwemmt oder doch ihre vorgeschobenen Posten soweit vorgerückt.

Wir haben den Grund zur Bezeichnung dieser Einwanderung als der kanaanäischen lediglich in der Thatsache kennen gelernt, daß man einzelne ihrer Teile am besten und zuerst auf dem Boden Kanaans kennen gelernt hat. Wenn es so die das allgemeine Interesse am meisten erregenden Völker sind, welche dort ihre Wohnsize gefunden haben, so ist es wohl kaum der stärkste und erfolgreichste Teil der Einwanderer gewesen. Um 2500 fönnen wir in ganz Babylonien feststellen, daß das Land von der neuen Bevölkerung bereits besezt gewesen sein muß. Es tauchen plötzlich die Götternamen der kanaanäischen Völkergruppe auf: Hadad, Ramman, Dagon, Bir u. a. und in Nordbabylonien haben wir schon in den lezten drei Jahrhunderten des Jahrtausends eine Dynastie von Königen mit nichtbabylonischen „kanaanäischen" Namen. Es ist dieselbe Dynastie, welche unter König Hammurabi Nord- und Südbabylonien endgiltig vereint und Babylon zur Hauptstadt des ganzen Reichs ge= macht hat. Es ist fraglich, ob wir überhaupt Urkunden haben, welche einer Zeit angehören, die noch keine Bevölkerung dieser Art auf babylonischem Boden kannte.

Zur selben Zeit, wo Babylonien von dieser Einwanderung und Eroberung betroffen wurde, haben natürlich auch die wenigen widerstandsfähigen Länder die Massen der gleichen Völkerwanderung aufnehmen müssen, darunter Syrien und das Land, wonach wir sie benennen: Kanaan. So manches Volk der älteren Schicht ist auch

hier dahingegangen, ohne daß wir seinen Namen wüßten, aber wir sind durch Verknüpfung biblischer Erinnerungen mit den Angaben der Denkmäler jezt im stande, doch schon manche Gruppe zu scheiden und die Bedeutung manches Namens genauer zu erkennen. Eine der ältesten Schichten muß diejenige gewesen sein, welche, an die Küste gedrängt, uns unter dem Namen der Phönicier bekannt ist. Der schmale Küstenstrich, den diese Bevölkerung in geschichtlicher Zeit besezt hat, hat aber nie ausgereicht, um einer größeren Volksmasse, wie sie die große Völkerwanderung mit sich führte, Wohnsize zu bieten, besonders wenn von den Steppen Arabiens her immer neue Massen nachdrängten. So sind wohl sogleich Teile diefer Gruppe über das Meer hinübergedrängt worden, auf den Wegen, welche, um diese Zeit längst bekannt und befahren, nach der nordafrikanischen und spanischen Küste führten. Nicht, wie man gewöhnlich annimmt, als Kaufmann, sondern als Eroberer wird auch der „Phönicier“ sich dort festgeseht haben, gerade wie es in der Parallelerscheinung der arabischen Eroberung der Fall ist.

Das wird um so wahrscheinlicher, wenn wir sehen, wie zur gleichen Zeit auch Ägypten von derselben Völkerwanderung überschwemmt wird. Die Fremdherrschaft der Hyksos ist in Ägypten eine gleiche Erscheinung wie die einer „kanaanäischen“ Dynastie in Babylonien, und wenn die Überlieferung die Hyksos als Araber und als Phönicier bezeichnet, so drückt sie damit unsere Auffassung von dem Wesen dieser Einwanderung aus, indem sie in gleicher Weise bemüht ist, einen das Wesen bezeichnenden Namen für die Eindringlinge zu finden.

Wahrscheinlich wäre der richtige Name für sie Amurri, denn dies scheint eine gleiche Allgemeinbezeichnung für die betreffenden Stämme gewesen zu sein wie Aramäer 2c. für die der nächsten Einwanderung. Nach ihnen wäre dann von da an das Phönicien und Kanaan in der babylonischen Geographie benannt worden. Das wäre im 3. Jahrtausend geschehen. Im 15. Jahrhundert haftet der Name am nördlichen Phönicien und seinem Hinterlande (Libanon und Antilibanon) und wir können aus den Urkunden dieser Zeit, den Tel-Amarna-Briefen, feststellen, wie von Norden her die Völker dieses Gebietes erobernd vordringen und uns so erklären, wie die älteste Schicht der biblischen Überlieferung die Ureinwohner Palästinas Amoriter nennt. (Erst die jüngere Überlieferung hat den Namen Kanaaniter, der aber in jener Zeit ebenfalls als Sammelnamen für die Völker Palästinas (also südlich von Amurri] bereits gebräuchlich ist).

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