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lichen Kleinasien, von wo sie nach Syrien hinübergegriffen hat, wie wir sogleich sehen werden. Hier treten uns ihre Denkmäler entgegen und über ihr dortiges Auftreten melden unsere ersten Nachrichten aus babylonischen und ägyptischen Quellen. Wenn wir aber sehen, wie von dort her in den verschiedenen Jahrhunderten immer neue Völkermassen als ein Gegenstrom gegen die von Süden her vorrückenden Semiten nach Syrien und den Euphratländern eindringen, so weist uns diese Tatsache allein darauf hin, daß die große Völker= kammer, aus der diese Einwanderung immer neuen Zufluß erhielt, in Europa zu suchen ist, daß wir es also hier mit Erscheinungen zu thun haben, wie sie in späterer Zeit die von Europa her er= folgenden indogermanischen Einwanderungen der Griechen und Kelten bilden. Beginnt das Dunkel, welches auf diesen Völkerschiebungen lastet, sich auf asiatischen Boden durch das Licht der asiatischen Kultur erst schwach zu erhellen, so deckt die Vorgänge auf europäischem Boden noch völliges Dunkel, wenngleich mancherlei Berührungen der vorderasiatischen Reiche mit dem werdenden Griechenland bereits für eine von der hellenischen Überlieferung kaum je erreichte Zeit manches erhoffen lassen, und uns den Beweis liefern, daß von hier aus ein Weg in das vorgriechische Europa führt, den frei zu legen nur eine Frage der Zeit oder der aufzubringenden Geldmittel ist.

Diese kleinasiatische Kultur tritt uns greifbar in einer immer mehr anschwellenden Zahl von Denkmälern entgegen, welche sie auf ihrem heimischen Boden und in Syrien hinterlassen hat, vorwiegend Skulpturen, wie den großen und umfangreichen von Boghaz-Kioi in Kappadokien, und Inschriften, welche bisher hauptsächlich in Cilicien und Syrien, südlich bis Hamath gefunden worden sind. Wir nennen sie hethitisch, mit einer Bezeichnung, welche aus dem Namen des uns geschichtlich am besten bekannten Volkes oder besser Staates zurechtgemacht ist. Denn als Chattiland wird von den Babyloniern das kleinasiatische Reich bezeichnet, das im 2. Jahrtausend und früher neben den babylonischen und ägyptischen Staatenbildungen steht, und als Cheta bezeichnen es die Ägypter. Das ist aber nicht der Name des betreffenden Volkes, sondern, wie Babylonien die verschiedenartigsten Völkermassen aufgenommen hat, die wir als Babylonier bezeichnen, so ist Chatti die uralte Bezeichnung des Landes, während das Volk, das ihr den Ursprung gegeben haben könnte, für uns noch lange nicht erreichbar ist, wenn sie überhaupt auf einen Völkernamen zurückgeht. Wir werden eine entsprechende Bezeichnung noch für das alte Armenien in seinem babylonischen Namen Guti

kennen lernen. Es ist also sehr wohl zu beachten, daß dieser Name der Hethiter oder Chatti eine künstliche Gesamtbezeichnung ist, welche sich durchaus nicht mit dem der jeweiligen Völker deckt, die sich dort im Laufe der Jahrhunderte in der Herrschaft ebenso abgelöst haben, wie das in den übrigen Kulturländern der Fall gewesen ist. Wir sprechen daher in diesem Sinne von einer hethitischen Rasse oder Völkergruppe, wie wir auch später noch von Elam sprechen werden.

Was wir über diese Hethiter erfahren, verdanken wir bis jezt ausschließlich den babylonisch-assyrischen und ägyptischen Nachrichten. Ihre eigenen Inschriften sind für uns noch stumm. Sie sind in einer eigentümlichen Schrift abgefaßt, deren einzelne Zeichen Bilder von Tieren, Körperteilen und allen möglichen Gegenständen bilden, also mit den ägyptischen Hieroglyphen vergleichbar sind, sonst aber nichts mit ihnen gemein haben. Eigentümlich ist den Inschriften, die wir bis jezt kennen, daß sie in großer Anzahl die Schriftzeichen. erhaben, nicht eingerigt zeigen, wie es bei Keilschrift und Hiero= glyphen der Fall ist. Ihre Entzifferung ist vorläufig noch nicht gelungen, die mühsamen und scharfsinnigen Versuche, die angestellt worden sind, konnten zu keinem Ergebnis führen, weil das Material noch zu gering und mangelhaft ist, trozdem die Anzahl der Inschriften ständig wächst. Die Sprache der Hethiter oder besser die Sprachen der hethitischen Völker sind uns daher noch unbekannt und wir müssen deshalb auf dieses erste Mittel, ihre Volkseigentümlichkeiten zu erfassen, verzichten. Aus der großen europäischen Völkerkammer kommend, bilden sie die Vorläufer der Indogermanen, welche erst etwa im 8. Jahrhundert hier auftreten, sie bilden den Gegenstrom gegen die Semiten; vorläufig können wir daher nichts sagen als: sie sind weder Indogermanen, noch Semiten, ihre Bezeichnung Hethiter müssen wir neben die dieser beiden Völkergruppen als selbständig stellen. Wir werden noch sehen, daß uns in Mesopotamien und auf armenischem Boden zwei ihrer Sprachen. inschriftlich besser zugänglich sind. In wieweit etwa in dem Georgischen sich ein Rest solcher Sprachen erhalten hat, muß noch dahingestellt bleiben, wenn es auch von vornherein vermutet werden darf.

Das Chattiland hat im babylonischen Gesichtskreis als fester Begriff bereits im 3. Jahrtausend gelegen, denn astrologische Aufzeichnungen ziehen es ebenso in ihren Bereich wie Elam, Guti (Armenien) und die verschiedenen Staaten im Euphratbereiche. Die erste Gruppe hethitischer Völker, welche uns entgegentritt, ist uns nicht auf dem Boden des Chattilandes, am Halys, bezeugt, sondern

in Mesopotamien, zu beiden Seiten des oberen Euphrat und in der Landschaft vom Euphrat bis östlich zum Gebiete von Assyrien hin. Hier in Naharina, wie es die Ägypter nennen, sigt im 15. Jahrhundert das hethitische Volk der Mitani, dessen Könige mit den Pharaonen der 18. Dynastie Verkehr unterhalten, und welche also zwischen diesen und den (damals kassitischen) Herrschern von Babylon stehen. Wir haben in dem Funde von Tel-Amarna eine Reihe von Briefen ihres Königs Duschratta an Amenophis III. und IV., in welchen über Geschenke und Aussteuer der in den Harem des Pharao zu entsendenden Töchter weidlich gefeilscht wird und auch allerhand diplomatische Häkeleien verhandelt werden. Sie sind in Keilschrift und babylonisch-assyrischer Sprache geschrieben bis auf einen, der in der Landessprache abgefaßt ist und für uns also die eine, recht umfangreiche, Probe einer hethitischen Sprache giebt.

Wir haben in diesen Mitani somit die älteste uns bis jet bekannte aber natürlich nicht die überhaupt älteste Schicht der hethitischen Völker zu sehen, welche im 15. Jahrhundert bereits ihre dortigen Size eingenommen hatte, also mindestens im 16. oder 17. Jahrhundert sich hier festgesezt haben muß. Damals ist Assyrien noch ein kleiner Staat, der gerade anfängt, um sich zu greifen; im 14. Jahrhundert hat er die Mitanifürsten gestürzt und ihr Land bejezt. Den Anfang der Gegnerschaft vermögen wir bereits in den Tel-Amarna-Briefen festzustellen, wenn auch damals noch Mitani die überlegene Großmacht ist und Ninive besigt oder erobert.

Wir müssen das Mitanivolk vorläufig noch als die erste mit Sicherheit feststellbare Schicht der Hethiter bezeichnen. Die erste, welche gegen die Euphratländer und Syrien vordrang, ist es nicht gewesen, das geht von vornherein aus der Bedeutung hervor, welche die älteren astrologischen Aufzeichnungen der Babylonier dem Chattiland zuschreiben.

Daß auch Syrien und Palästina von dieser gegen den kanaanäischen Strom anarbeitenden Einwanderung betroffen worden sind, kann man aus Namen schließen, die palästinensische Fürsten in der Tel-Amarna-Zeit führen. Wir müssen also annehmen, daß die beiden Völkerwogen in Mesopotamien, Syrien und Palästina in der Zeit von 2000-1500 v. Chr. aufeinanderstießen und sich hier miteinander vermischten.

Das 15. Jahrhundert zeigt in den Tel-Amarna-Briefen dann den Streit der vier großen Kulturmächte um Syrien und Palästina. Das Land gehört Ägypten, bedroht wird es von Babylonien, das

unter der Herrschaft der noch zu erwähnenden Kassiten steht, von Mitani als der Großmacht des oberen Euphratlandes (Mesopotamien= Naharina) und von dem „Könige des Landes Chatti“. Dieser leztere ist dabei der für Ägypten am meisten zu fürchtende Gegner, denn den Spuren der früheren „hethitischen“ Einwanderungen folgend, ist er bereits in Syrien eingedrungen und rückt unaufhaltsam vorwärts. Diese Eroberung ist nicht zum Stillstand gekommen, sondern in der Folgezeit ihren Weg weiter gegangen, so daß im 14. und 13. Jahrhundert „Hethiter“ südlich bis an die Nordgrenzen von Palästina vorgedrungen sind, wo sie am Fuße des Hermon und im nördlichsten Palästina noch die biblische Überlieferung kennt. im 12. Jahrhundert Ägypten wieder Ernst mit seiner Herrschaft über Palästina und Syrien zu machen suchte, mußte es daher mit den Cheta um diese kämpfen und Ramses II. weiß viel von seinen Siegen zu rühmen*), die aber doch keinen anderen Erfolg hatten, als daß er einen Frieden schloß, welcher den Cheta das nördliche Phönicien und Syrien überließ. Nicht Ägypten hat ihre Macht hier gebrochen, sondern das um 1100 zum ersten Male bis an das Mittelmeer vordringende Assyrien hat das Stammland von den syrischen Besigungen losgerissen und die nunmehr Syrien überschwemmenden Aramäer haben dann ihrerseits die hethitische Hochflut zurückgedrängt, wie diese der „kanaanäischen“ entgegengewirkt hatte. Nur in Karchemisch am Euphrat hat sich ein Staat mit überwiegend hethitischem Charakter und deshalb als Chattistaat von den Assyrern bezeichnet, aus dieser Zeit bis ins 8. Jahrhundert behauptet, wo (717) Sargon seiner Selbständigkeit ein Ende machte, nachdem er schon längst Vasallenstaat der Assyrer oder der sonstigen jeweiligen Oberherrn Syriens gewesen war.

Es hat sich bei dieser Chattiherrschaft um eine Eroberung Syriens durch eine Großmacht gehandelt, welche ihren Siz in Kleinasien hatte und behielt, also um eine gleiche Erscheinung wie die ägyptische Herrschaft. Während aber diese keine überschüssigen Volksmassen in das eroberte Land führte, hat die hethitische das Land auch mit ihren Völkermassen überschwemmt, wenngleich das nicht in dem Maße der Fall gewesen sein kann, wie bei den semi

*) Eines der wichtigsten Ereignisse war die Eroberung von Kadesch am Orontes, welches den Cheta gehörte. Man hat daraus früher eine „Hauptstadt" eines assyrisch-hethitischen Reiches gemacht, die gelegentlich noch in den Geschichtsdarstellungen herumspukt. Kadesch war nichts als eine der (südlichsten) im Besiz der Cheta befindlichen Städte.

tischen oder den früheren,,hethitischen". Die Eroberung eines Landes durch einen Staat bringt ihm, im Gegensah zu einer Einwanderung noch nicht civilisierter Völker, nur eine neue Herrschaft mit dem zu deren Aufrechterhaltung nötigen Menschenmaterial, hauptsächlich von Kriegern, Beamten und Feudalherren. Daß auch überschüssige Volksmengen dabei abgelagert werden, ist selbstverständlich, jedoch wird dadurch nicht der ganze Charakter der Bevölkerung be= stimmt, und so sind die von dieser Eroberung betroffenen Länder damals nicht in dem Maße hethitisiert worden, wie sie durch die semitischen Einwanderungen im Charakter ihrer Bevölkerung bestimmt wurden.

Es ist nur natürlich, daß diese Eroberer in den Tel-AmarnaBriefen und in den ägyptischen Inschriften stets mit dem Namen ihres Landes als Chatti oder (ägyptisch) Cheta bezeichnet werden. Da wir hier die einzelnen Schichten der hethitischen Rasse feststellen wollen, so müssen wir uns gegenwärtig halten, daß das nicht der Name des Volkes war, wie das mit Mitani und den noch anzuführenden der Fall ist, sondern der des Landes. Uns bleibt nichts übrig, als die Benennung unserer Quellen beizubehalten, da wir nicht wissen, wie das damals in Chattiland herrschende Volk sich nannte, wenn also von Chatti oder Cheta kurzweg die Rede ist, so ist diese Schicht der Hethiter gemeint.

Vielleicht, daß ihr als Volksname dieselbe Bezeichnung zukommen würde, die Gesamtbezeichnung der damals im südlichen Kleinasien erobernd vordringenden Bevölkerung war und die Erinnerungen ihres Daseins auch im übrigen Kleinasien hinterlassen hat. Von der Südküste aus wird das Mittelmeer damals von den räuberischen Lutfi der Tel-Amarna-Briefe, den Luka oder Ruka der Ägypter, beunruhigt und der König von Alaschia (Cypern) meldet von ihren Einfällen in sein Land. Sie haben den Landschaften Lykien und Lykaonien den Namen gegeben, und noch in klassischer Zeit kennt Strabo in Kappadokien die Leukosyrer, mit der verwunderten Bemerkung, daß es doch keine schwarzen Syrer gäbe. Die Bezeichnung ist eine Volksetymologie, welche weiße Syrer aus den Luffi-Syrern, d. i. den Luki von Suri, gemacht hat. Suri (woraus Syrien entstanden) ist die altbabylonische Bezeichnung des ganzen Ländergebietes von Kappadokien bis nach Medien im Osten (Mesopotamien und Assyrien mit umfassend). So haben wir von Lykien über Lyfaonien eine Kette für die Lukki bis nach Kappadokien, dem „Lande Chatti". Endlich kennt die Ilias einen ver

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