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sprengten Rest von ihnen in der Troas in gleicher Weise, wie uns das noch bei den Kilikiern begegnen wird.

Hat es sich hier um Einwanderungen gehandelt, welche immer neue Massen aus der großen Völkerkammer Europa herbeiführten, so brauchen wir uns nicht zu wundern, wie auch nach der Chattieroberung neue Völker herandrängen. Das ist aber nur möglich, wenn eben der Chattistaat, der bisher Kleinasien beherrscht hatte, von diesen über den Haufen gerannt worden war. Wäre das nicht der Fall gewesen, so würden die neuen Völker immer erst zu ,,Chatti" geworden und im Lande geblieben sein, um von dort aus als Staat das Nachbarland Syrien zu erobern, nicht aber dorthin einzuwandern. Bald nach dem Frieden mit Ramses II., also etwa im 12. oder 11. Jahrhundert, als Syrien von den Aramäern besetzt wurde, muß daher auch der Chattistaat Kleinasiens eine vernichtende Eroberung erfahren haben, welche von neu einwändernden Völkern ausging. Wir finden dementsprechend in den assyrischen Nachrichten aus dem 11. Jahrhundert ein stark verändertes Bild. Dort wo einst die Mitani gesessen und von Assyrien hinausgedrängt worden waren, sizen jezt zu beiden Seiten des Euphrat, in dem später nach ihnen Kommagene genannten Lande die Kummuch, ein als Stammverwandte der Mitani, also als neue hethitische Ankömmlinge deutlich erkennbares Volk. Assyrien war mittlerweile aus diesen Ländern wieder verdrängt worden, jezt dringt es abermals vor und Tiglat-Pileser I. unterwirft Kummuch. Schon aber schieben sich wieder neue Schichten der Einwanderung vor, das Gebiet der Kummuch, unter assyrischem Schuge stehend, wird von den Muski bedroht, hinter denen von Klein-Armenien her noch weitere Volksmassen, die Kasku und Tabal, nachdrängen. Diese werden aber ebenfalls bereits als „Chatti“ bezeichnet, müssen also zu den Herren des alten Chattilandes in engster Beziehung gestanden haben. TiglatPileser hat auch den Chattikönig besiegt und sich dadurch den Weg nach dem Mittelmeere freigelegt und die Ansprüche auf Syrien und Nordphönicien erworben, welche einst Ramses (S. 22) an den Chetakönig abgetreten hatte. Durch Tiglat-Pilesers energisches Eingreifen sind die Muski nach Mesopotamien zurückgewiesen worden, Kleinasien haben sie aber besezt, denn noch im 8. Jahrhundert bezeichnet der Assyrer Sargon einen Gegner, der dieselbe Stellung einnimmt, wie einst der „König von Chatti" in den Tel-Amarna-Tafeln, als König von Muski, obgleich wir sehen werden, daß dessen Volk ein ganz anderes als die Muski war. Die Kasku und Tabal sind

ebenfalls durch diese Zurückweisung der Muski vom Euphratlande abgedrängt worden, noch im 8. Jahrhundert und später kennt man sie als die Bewohner des östlichen Kleinasiens (Klein-Armenien, Pontos); einen Rest der Tabal wird man mit Recht in den Tibarenern der Klassiker sehen, ob die Kasku den Kolchern ihren Namen gegeben haben, ist weniger sicher.

Etwa gleichzeitig muß westlich von diesen lezteren sich das Volk der Chilakku seine Wohnsize gesucht haben, also etwa den Spuren der Lukki folgend. Sie haben der Landschaft am mittleren Halys den Namen gegeben, wo noch Herodot die Kilikier kennt, und wo auch die Assyrer im 9.-7. Jahrhundert mit ihnen zu tun haben. Beim Sturze Assyriens hat sich daraus ein Staat gebildet, der zwischen Lydien, Medien und dem neubabylonischen Reiche der Chaldäer kurze Zeit eine selbständige Rolle gespielt hat, bis spätestens durch Kyros ihm ein Ende bereitet wurde. Der Name des Volkes ist durch die persische Verwaltungseinteilung auf den Teil dieses Reiches übergegangen, der jenseits, südlich des Taurus lag. Hieran haftet der Name Kilikien-Chilakku seitdem. In die Zeit der ersten Wanderungen der Chilakku, wo sie Kleinasien ganz oder zum großen Teil überschwemmt haben, weist uns aber die Thatsache, daß im 9. oder 8. Jahrhundert die Ilias noch einen vom Hauptvolk losgelösten Teil der Kilikier in der Troas kennt. Also auch hier eine gleiche Erscheinung wie bei den Lukki.

In den Tabal suchte im 8. Jahrhundert Sargon Freunde und einen Pufferstaat zwischen Taurus und Halys gegen eine sich jezt in Kleinasien wieder regende Großmacht zu gewinnen. Eine seiner Töchter wurde die Frau des Königs von Tabal", der aber bei seinem Volke nie dauernd Ansehen gewinnen konnte, sodaß es bei der Zerrissenheit in die verschiedenen Gaufürstentümer blieb. Den Gegner Assyriens, gegen den dieser Tabalstaat Schuß gewähren sollte, nennt Sargon Mita von Muski, d. h. er bezeichnet ihn als König des Volkes, welches einst die Erbschaft des Chattistaates angetreten hatte. Dieser Mita greift Assyrien von Nordwesten her in Kleinarmenien und südlich vom Taurus in (dem später sogenannten, von den Assyrern als Kue bezeichneten) Kilikien an. Er ist also der Herr des westlichen Kleinasien, und der Sig seines Reiches muß in Phrygien und am Halys gewesen sein. Er ist niemand anderes als der von der klassischen Überlieferung richtig in dieselbe Zeit gesezte Midas von Phrygien, der bald nach 700 seinen Tod im Kampfe mit den noch zu erwähnenden Kimmeriern fand, und dessen

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Regierung nach den Erwähnungen bei Sargon etwa von 720 bis nach 700 gedauert hat. Er versucht die alte Politik der Chatti wieder aufzunehmen und gegen Syrien vorzudringen. Bei ihm sucht daher das lezte Überbleibsel ehemaliger Chattiherrschaft in Syrien, der kleine Staat von Karchemisch am Euphrat, Anschluß gegen Assyrien, seine Angriffe werden jedoch zurückgewiesen, und die neu hereinbrechende Flut der kimmerischen Einwanderung von den Assyrern nach Kleinasien abgelenkt brachte ihm den Untergang. Die griechische Überlieferung bezeichnet Midas als Phryger, und die Phryger sind zweifellos ein indogermanisches Volk gewesen. Damit erscheint also eine neue Rasse, die indogermanische, zum ersten Male auf dem Boden Vorderasiens nachweisbar. Während gleichzeitig die Griechen über die Inseln sich an der kleinasiatischen Küste festsetzen, müssen die Phryger über Thrakien und das Schwarze Meer her in Kleinasien eingedrungen sein, und haben hier im 8. Jahrhundert auf dem Boden der alten Chattikultur kurze Zeit eine Großmacht gebildet, die sich historisch als eine Erbschaft des alten Chattireiches darstellt. Lange hat sie nicht gedauert, in der griechischen Überlieferung aber ist des lezten Königs Andenken lebendig geblieben, da die Ansiedler der Küste mit ihm in Berührung kommen mußten, wohl auch unter seiner Botmäßigkeit standen. Denn ein Großstaat, der selbst Syrien wieder zu erobern trachtete und sich mit Assyrien maß, kann auf die Häfen der kleinasiatischen Küste nicht verzichtet haben.

Noch einmal erhebt sich nach seinem Sturze in Kleinasien eine Großmacht: Lydien unter Gyges, das also die Erbschaft Phrygiens und damit der alten Chatti-Muski antritt. Die Lyder werden keine Indogermanen, sondern ein hethitisches Volk gewesen sein. Die Vorgänge der Vorzeit im Westen Kleinasiens werden aber noch nicht durch das Licht erreicht, welches vom Osten ausgeht, und so müssen wir uns darauf beschränken, hier diese lezte Periode der Herrlichkeit eines hethitischen Volkes festzustellen. Auch ein Gyges, Alyattes und Krösus sind in den Bahnen der alten Chatti-Politik gewandelt, indem sie gegen Assyrien und deren Erben, die Meder und Babylonier und dann die Perser, Syrien zu erobern trachteten. Die persische Eroberung durch Kyros hat schließlich aller Selbständigkeit Kleinasiens ein Ende gemacht, und die Macht des Griechentums hielt den Völkern im Innern stets so weit die Wage, daß sie das Haupterfordernis zu einer Großmacht, die Seeherrschaft, nie wieder erlangen konnten. Von da an giebt es nach dem Verfall Persiens nur

kleinere Barbarenstaaten mit rasch wechselnder Bevölkerung. Bis in die römische Zeit hinein aber haben auch diese noch Erinnerungen, wenn auch kaum mehr verstandene, der alten Chattikultur lebendig erhalten.

Midas hat sein Ende durch neu einwandernde Indogermanen gefunden. Ehe wir deren Eindringen feststellen, müssen wir erst noch einen Blick auf den nächsten nach Osten gelegenen Schauplatz der vorderasiatischen Geschichte werfen, auf Armenien. Dieselben ältesten babylonischen Nachrichten, welchen Kleinasien das Chattiland ist, bezeichnen das Gebirgsland, aus dem Euphrat und Tigris kommen, als Gutu oder Kutu. In allen Zeiten wie bis auf den heutigen Tag (Kurden) ist es ein Siz von räuberischen Gebirgsvölkern gewesen, und wenn der Chatti oder Kleinasiat für den Babylonier und Assyrer der Inbegriff der Leichtfertigkeit und Unbeständigkeit ist, so heißt Kutäer so viel wie: unbotmäßig, räuberisch, genau wie das heutzutage in denselben Gegenden mit der Bezeichnung Kurde der Fall ist. Trozdem hat auch dieses Bergland im Bereiche der babylonischen Kultur gestanden, mehr oder minder, je nachdem die Macht des Kulturstaates größer war oder die Einwanderungen der Naturvölker sich zu Tal ergossen. Ist doch das armenische Gebirge, der Nißir, die Stätte, wo die babylonische Sintfluterzählung die Arche des Xisuthros-Noah landen läßt. Der Zufall hat es gefügt, daß an diesem Gebirgszuge bis auf den heutigen Tag der über 5000 Jahre alte Name von Gutu hängen geblieben ist, denn nach dem Koran nennt man ihn noch jetzt Gebel Gudi (Dschebel Dschudi), futäisches Gebirge. Bereits aus dem dritten Jahrtausend haben wir eine Weihinschrift aus dem Sonnenheiligtum von Nordbabylonien, Sippar, von einem König der Guti herrührend, völlig in Schrift und Sprache der gleichzeitigen altbabylonischen Inschriften geschrieben. Dann erfahren wir erst wieder näheres, als im 11. Jahrhundert Assyrien anfängt, sich nach Armenien zu erobernd auszudehnen, und dieselben Nachrichten Tiglat-Pilesers I., welchen wir die Angaben über die Muski und Kummuch verdanken, beweisen uns, daß auch Armenien von jenen hethitischen“ Einwanderungen überschwemmt worden ist und dadurch die gleiche Bevölkerung wie Kleinasien erhalten hat. Auch hierdurch erweisen sich die hethitischen Einwan= derungen als genau entsprechende Vorgänger der sogleich zu besprechenden indogermanischen.

Wir lernen aus den seit dem 9. Jahrhundert immer reicher fließenden Nachrichten der Assyrer eine Anzahl Namen von Völkern kennen, welche östlich bis an den Urumijasee und die Grenzen

Mediens saßen und welche wir als die östlichen Vorposten der hethitischen Völker ansehen müssen. Hier, im Osten, scheinen sie auf die Völkermassen gestoßen zu sein, welche aus der östlichen Völkerkammer, aus dem inneren Asien gekommen sind, und mit denen wir uns noch zu beschäftigen haben.

Soweit unsere Kenntnisse bis jeßt reichen, haben wir aus diesen Ländern eigne Nachrichten nur aus der Zeit vom 9. bis zum Ende des 7. Jahrhunderts, wo um den Vansee und mit dem heutigen Van als Mittelpunkt, (damals Thuspa geheißen, wovon der klassische Name des Vansees lacus Thospitis) das Reich von Biaina, wie es seine eigenen Herrscher nennen, oder von Urarthu (Ararat der Bibel), wie die Assyrer sagen, geblüht hat. Die Bevölkerung bildet einen Zweig der Hethiter und zwar einen jüngeren, als die Kummuch und Muski waren. Haben wir aber deren Anwesenheit in Armenien in den Nachrichten des 11. Jahrhunderts bezeugt gefunden, so ist auch in den Inschriften der Könige von Biaina-Urarthu deutlich zu erkennen, daß die damalige Bevölkerung die Erbschaft jener an= getreten hat. Wir verdanken die Nachrichten über dieses Reich außer den Assyrern den Inschriften, welche die Könige selbst über das ganze Gebiet ihres Reiches hin haben errichten lassen und in welchen sie ihre Eroberungen in ihrer eigenen Sprache und in einer aus der gleichzeitigen assyrischen zurechtgemachten Schrift erzählen. Wir haben ihrer bereits gedacht als der zweiten uns bekannten hethitischen Sprache neben dem Mitani. Namentlich im 8. Jahrhundert ist Biaina-Urarthu ein gefährlicher Gegner Assyriens ge= wesen, so daß es beim Regierungsantritt Tiglat-Pilesers III. sogar das nördliche Syrien unter seinen Einfluß gebracht hatte und erst durch Tiglat-Pileser aus diesem Gebiete wie aus Mesopotamien hinausgeworfen werden mußte. Sargon hat dann seine Macht gebrochen, vernichtet wurde es aber durch die gleichzeitig hereinbrechende Hochflut der indogermanischen Einwanderung, welche bereits vorher das phrygische Reich in Kleinasien hatte entstehen lassen.

Wenn nämlich im 8. Jahrhundert die kleinasiatische Westküste in den Griechen, das Innere in den Phrygern eine indogermanische Bevölkerung erhalten hatte, wenn wir weiter noch sehen werden, daß gleichzeitig und früher in Medien die indogermanischen Meder sich bemerkbar machen, so ist klar, daß auch das armenische Reich von den Fluten der großen Völkerwanderung, der ersten indogermanischen, die wir hier feststellen können, umspült worden sein muß.

Nachdem Sargon die Kraft Armeniens gebrochen hatte, ver

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