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I. Auffindung und Art der Contafeln.

Schon um das Jahr 1820 war in Europa bekannt, daß in Mittelägypten, am östlichen Nilufer der Strecke Minieh-Siut, die Ruinen einer großen altägyptischen Stadt lägen. Die preußische Forschungsexpedition von 1842-45 nahm den Punkt gebührend wahr. In der Tat fand sich hier, etwa 80 Kilometer südlich von Minich, ein ausgedehntes Trümmerfeld vor, das bei dem Dorfe Schech Kandil beginnt und ein landwärts von Felsen umgebenes Tal füllt, welches nach einer Lokaltradition El-Amarna benannt ist. Der Grundriß war noch leicht zu erkennen: man konnte regelmäßig laufende Straßenzüge verfolgen und die Reste des groß angelegten Haupttempels bewundern. Bisher ist dieses Beispiel einer Städte-Anlage aus alter Zeit in Ägypten vereinzelt ge= blieben, um so mehr, als Privatbauten damals wie heut aus lockerem Material aufgeführt wurden. Die Erhaltung der Ruinen von El-Amarna danken wir nur dem frühen Untergange einstmaliger Herrlichkeit und der völligen Verödung, die darauf eintrat. Aus den zahlreichen Grotten der das Tal schließenden Felswände kam Licht über die Bedeutung des Plazes. Hier lagen die Gräber der vornehmeren Bewohner, mit Inschriften und eigentümlichen Abbildungen versehen. Da zeigte sich, daß man auf der Stätte von Chut-Aten stand, der Residenz des Königs Amenophis IV., welche dieser um 1380 v. Chr. eigens erbauen ließ und die bald nach seinem Tode wieder zerstört wurde.

Gegen Ende 1887 gruben einige Fellachen unweit des Trümmerfeldes nach Mergel und stießen dabei auf eine Anzahl vermorschter Holzkisten, mit Tontafeln angefüllt, die auf beiden Seiten eng bekrizelt waren. Die braunen Gesellen, nicht wenig erfreut über den Besiz von mehreren Hundert solcher marktgängigen Altertümer, für die ihnen der fränkische Käufer gewiß viele gute Napoleons geben würde, zerschlugen die besonders großen Exemplare unter den Tafeln je nachdem in zwei oder vier Teile, manchmal zu schmerz

Doch sehr

lichem Schaden der nachherigen Entzifferungsarbeit. bald wurde die Sache ruchbar, die Regierung griff ohne Verzug ein, und so wurde fast der ganze Fund noch rechtzeitig geborgen, seiner völligen Zerstreuung vorgebeugt. Es entspricht den am Nil herrschenden Machtverhältnissen, daß 82 der besterhaltenen Amarnatafeln sogleich ihren Weg nach London ins Britische Museum nahmen. Fünfzig wurden dem Museum von Bulak (Kairo) überlassen; über 200 Nummern, darunter freilich auch kleine Fragmente, doch in der Mehrzahl inhaltlich wichtige Urkunden bietend, wurden für das Berliner Museum erworben. Im Privatbesig blieben nur wenige Tafeln des Fundes.

Obgleich einige Alabasterplatten mit den hieroglyphischen Namen der Könige Amenophis IV. und seines Vaters Amenophis' III. beim Amarna-Fund zutage gekommen waren, die offenbar als Verschlußstücke der Kisten gedient hatten, obgleich ferner einige Tafeln Vermerke in roter Tinte und hieratischer Schrift aufwiesen, ergab sich sofort, daß sie alle in babylonischer Keilschrift abgefaßt waren. Die Lesung der jeweiligen Anfangszeilen zeigte, daß der Fund einen Teil des ägyptischen Staatsarchivs aus den Zeiten der beiden Amenophis bildete. So bestand die erste der vielen überraschenden Feststellungen, die nun einander folgen sollten, in der Tatsache, daß um 1400 v. Chr. das semitische Babylonisch als Diplomatensprache des Orients gedient hat.

Mit Ausnahme zweier Tafeln mythologischen Inhalts, die in Babylonien geschrieben waren, sowie einiger Verzeichnisse von Gegenständen, lagen lauter Briefe vor. Die Mehrzahl rührte von ägyptischen Beamten aus Syrien und Kanaan her, in der Regel an die Adresse ihres Königs gerichtet. Daneben fanden sich Schreiben asiatischer Könige an den ägyptischen Herrscher in größerer Menge und Länge, endlich noch einige Schriftstücke aus der Kanzlei des „Pharao“ selbst, wobei zu bemerken ist, daß diese Bezeichnung für die ägyptischen Könige, dem Alten Testament so geläufig, hier nirgends vorkommt. Interessant ist die Art, wie die Schwierigfeiten der Schrift und der den allermeisten Absendern nicht völlig geläufigen Sprache jeweils bewältigt wurden. Schon die gelehrten Schreiber des königlichen Sonnenhauses" in Ägypten haben unverkennbar ihre liebe Not damit gehabt, und die bereits erwähnten mythologischen Texte aus dem Lande Babel haben als Material hergehalten, ihre Fertigkeit daran zu vervollkommnen. Das beweisen feine rote Striche, durch die nur hier die einzelnen Wörter

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von einander getrennt worden sind. Die Statthalter und Beamten darf man gewiß nicht auf Grund ihrer Briefe in gebildetere und einfache Geister scheiden, denn sie bedienten sich gleichfalls berufsmäßiger Schreiber. Von diesen sind die einen schon sicherer, die anderen Stümper gewesen, deren Mitteilungen mehr erraten als gelesen sein wollen. Vielfach kommt es vor, daß hinter einem babylonischen Worte noch das entsprechende kanaanäische erscheint, natürlich ebenfalls in Keilzeichen aber mit einem Merkmal versehen, durch das die übersehung als solche angezeigt wird. Die Souveräne Asiens besaßen natürlich wieder ihren Stab von Gelehrten. Ein kleinerer Fürst, Tarchundarasch von Arzawa, war allerdings nicht so glücklich, jemand um sich zu haben, der einen Brief in babylonischer Sprache abzufassen verstand; darum wird mit ihm in der Sprache seines Landes korrespondiert. Der Schreiber des Hethiterkönigs leistet nur eine Art „Küchen= französisch"; der des Königs von Alaschja beutet sein Wörterverzeichnis aus und schiert sich nicht um Grammatik. Dagegen sind die Briefe des Königs von Mitani schon in dem Ductus abgefaßt, der unserer Wissenschaft als der assyrische gilt. Wahrscheinlich stammte diese Schreibweise der Keilzeichen eben aus Mitani. Hier ist also von besonderen Schwierigkeiten im Gebrauch der alt= orientalischen Diplomatensprache nicht mehr zu reden. Die babylonischen Königsbriefe endlich nehmen Rücksicht auf den ägyptischen Empfänger, indem sie ausschließlich Lautzeichen verwenden, so daß der Tert leicht durchbuchstabiert werden konnte, während ein dem Vorleser ungeläufiges Begriffszeichen Stocken verursacht hätte. — Die Tonmasse, aus der die Tafeln gebacken sind, verrät schon durch Farbe und Festigkeit, woher der betreffende Brief jedesmal stammt. Alle Schattierungen von blaßgelb bis rot- und schwarzbraun sind auf diese Weise vertreten; neben harten, sehr gut lesbar gebliebenen Stücken liegen zerbröckelnde Exemplare, die seit ihrer Wiederkunft durch den Einfluß der Luft stark mitgenommen worden sind.

II. Hof und Verwaltung der Ägypter.

Die beiden Pharaonen der Amarnazeit gehören der achtzehnten Dynastie an, welche um 1560 v. Chr. das Land von einer langen Fremdherrschaft asiatischer Eindringlinge, der Schafu, befreit hatte. Bald griff das nationale Herrscherhaus selbst nach Asien hinüber. König Thutmosis III. (1503-1449) eroberte im Laufe vieler und gewiß wechselvoller Kriegszüge Syrien bis zur

Bucht von Iskanderun; nach der afrikanischen Seite hin dehnte er die Grenzen des Reiches bis zur Mündung des Atbara in den Nil aus, so daß der größte Teil Nubiens ihm ebenfalls gehorchte. Der Schrecken seines Namens erlosch auch nicht sogleich und kam den Nachfolgern auf lange Zeit zugute. Unsere Tontafeln legen dafür Zeugnis ab, indem sie zweimal an die Tage des tatkräftigen „Manachbiria" so lautete der gebräuchliche Vorname Thutmosis' mit Nachdruck erinnern. Denn seit der Thronbesteigung Amenophis' III. (1419) hörte die Kriegslust am Hofe zu Theben völlig auf. Sicherlich gab es in Vorderasien nichts mehr zu gewinnen; außerdem war der neue König anderen Liebhabereien zugewandt. Die beiden berühmten „Memnons"-Kolosse, ihn selbst darstellend, zahlreiche andere Bauten, die bedeutsame Rolle seiner Hauptgemahlin Teje und des wohlgefüllten Harems neben ihr, die Pflege der „Weisheit" (praktisch wohl stark auf „Geistreichigkeit“ hinauslaufend), nicht zulezt die feierliche Anbetung seiner eigenen göttlichen Abbilder - alle diese Momente sind geeignet, uns ein Bild von dem veränderten Wesen zu geben, das mit Amenophis III. sich geltend machte. Er regierte 36 Jahre hindurch, lange genug, um die von ihm vertretene Richtung sich ausleben zu lassen. Aber sein Sohn Amenophis IV. war weit entfernt, etwa die Spuren der kriegerischen Ahnen wieder aufzunehmen. Dem Anschein nach mit körperlichen Mängeln behaftet, wollte dieser Sonnensohn sich auf einem Felde versuchen, das oft viel gefährlicher ist als die Walstatt. Er begann eine Reform des ägyptischen Götterdienstes, die, unserm Empfinden nach, auf eine Art von Monotheismus abzielte, und zwar zugunsten der Sonnenscheibe, also des Symbols, unter welchem der Gott Ra zu Heliopolis am Delta verehrt wurde.

Wie der König, von dessen Leben als Thronfolger nichts befannt ist, dazu kam, läßt sich nur vermuten. Gewiß ist, daß die Grundgedanken und Ausdrucksformen des neuen Glaubens schon auf einigen Grabinschriften aus Amenophis' III. Zeit erkennbar sind. Eine entsprechende Bewegung der Geister war also längst im Gange gewesen. Aus dem Verhalten des neuen Königs in der ersten Regierungszeit könnte man schließen, daß er schrittweis vorgehen wollte und erst durch den Widerstand der mächtigen Priesterschaft des Gottes Amon in Theben gereizt worden sei. Diese Leute handelten natürlich nur im eigenen Interesse, wenn sie auch ge= linden Reformversuchen bei guter Zeit entgegentraten; vielleicht hatte aber der Pharao von Anfang an schon den Zweck im Auge,

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mit Hilfe der neuen Lehre den Einfluß der thebäischen Hierarchie lahmzulegen und seine königliche Gewalt durch fleißige Säkularisationen zu stärken. Der offene Kampf zwischen Amon und der Sonnenscheibe, dem „Aten“, entbrannte zwischen dem vierten und sechsten Jahre Amenophis' IV., also bald nach 1380. Und daß der König jezt seine Hofhaltung aus Theben verlegte, in der noch ganz unfertigen, eben erst zu erbauen befohlenen neuen Stadt bei El-Amarna schon seinen Siz nahm, sieht fast nach einem Mißerfolg aus. Desto energischer brach die offizielle Welt mit der alten Religion. Der König änderte seinen Thronnamen Amenophis in Chu-en-Aten" (d. h. Abglanz der Sonnenscheibe) um, auch seine noch unmündigen Töchter bekamen Namen, die mit Aten zusammengesezt waren, während die Großen und die Hofgesellschaft den etwa vorkommenden Amon aus den ihrigen streichen und dafür den des mit Aten mehr oder weniger identischen Ra einsetzen mußten. Übrigens wurde die Lehre", wie das neue Sonnen-Dogma kurzweg auf den Grabinschriften heißt, so sehr als innere Angelegenheit Ägyptens behandelt, daß die syrischen und palästinensischen Beamten, lauter Nichtägypter, nie eine offizielle Nachricht von jenen Vorgängen erhalten zu haben scheinen. Die meisten von ihnen erwähnen Amon nach wie vor, und nur ein paar besser Unterrichtete tragen späterhin der veränderten Mode Rechnung. So verbessern Widia von Askalon, Pu-Balu von Wurza und ein gewisser Addudani den Namen des ägyptischen Kommissars Amanappa" in „Rianapa" nach ihrer Schreibweise; Abimilki von Thrus muß sogar einmal versucht haben, sich für einen Mitbekenner „der Lehre“ auszugeben und seine Stadt als Dienerin des Aten hinzustellen (in dem nach seinem sonst noch unerklärten Kennwort „Schalmajati“ benannten Briefe; siehe Knudtzon: Die El-Amarnatafeln“, Nr. 155). Indessen fällt Abimilki nach der einen Probe sofort wieder in den alten Stil zurück, trug also wohl einen kräftigen Wischer für solche Dreistigkeit davon. Der König reformierte nicht für elende Asiaten.

Die neue Residenzstadt aber erhielt ihren angemessenen Namen „Chut-Aten“ (Sonnenhorizont) und wurde feierlich eingeweiht, lange bevor sie halbwegs fertig dastand. Die Witwe Amenophis' III., die Königin-Mutter Teje, kam gelegentlich zum Besuch herbei und ward mit allen Ehren eingeholt; also hat sie den Anschauungen ihres Sohnes jedenfalls zeitgemäße Reverenz erwiesen. Inwiefern die Lehre vom Aten einen Fortschritt dargestellt hat, ist aus dem

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