ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Inhalt einiger Hymnen zu schließen, die an Grabwänden erhalten blieben. Hieraus ergibt sich, daß die „Keßerei“ des Sonnendogmas nicht eigentlich in seinem monotheistischen Zuge lag. Die Gottheit, an welche sich der Einzelne besonders wendet, wird immer günstig fortkommen, und es sind Hymnen an Amon und geringere Götter vorhanden, worin nach dieser Richtung alles Mögliche getan ist. Die Gefährlichkeit der „Lehre“ für die ägyptische Götterwelt lag vielmehr in der starken Betonung reiner Naturbeobachtung.

"

Zum erstenmale finden wir die Fesseln der Mythologie mit Bewußtsein abgestreift. Die Sonnenscheibe wirkt weltschöpferisch und lebenschaffend, nicht, weil ihr die oberen Götter einst den symbolischen Auftrag unter entsprechenden Formeln und Zeremonien erteilten, sondern weil man das alle Tage sehen, verfolgen kann. In der Nacht, bisher der heiligen Zeit, ruht die Natur; erst der Sonnentag belebt sie. Er sorgt für die Erhaltung des Menschengeschlechts, und so muß der strahlende Aten denn auch als Urgrund aller Dinge betrachtet werden. „Aber“, so fährt das Bekenntnis fort, „Niemand weiß darum, als dein (Atens) Sohn, der König. Ihm hast du eröffnet die Lehre von deinem mächtigen Kommen und Gehen. Schon an jenem Tage, als du die Erde gründetest, ließest du sie entstehen für ihn, deinen Sohn, der ewig lebt." Selbst dieser Gedanke klingt uns heute nicht mehr ganz neu; damals aber war er samt seinen Vorausseßungen unerhört genug. Außer der Sonne und dem Könige gab es demnach überhaupt keine im Diesseits wirksamen Götter mehr. Selbstverständlich wird der Gedanke nicht dem Hirn Chuenatens entsprungen sein, das wohl nur „auffallend normal veranlagt“ war. Das Andenken der Schöpfer dieser nie wieder erstorbenen Lehridee ist vielmehr verschollen.

Für das Verständnis ihrer Zeit noch zu hoch, mußte die „Lehre" vorwiegend politisch gefördert werden. Chuenaten be= trachtete also jeden seiner Würdenträger, der „die Lehre gehört hatte", schon darum als einen Mann von Verdienst; unter solcher Begründung allein wurden z. B. dem Aï, der in den Amarnabriefen Haja heißt, goldene Ehrenzeichen in Fülle verliehen. Haja wird als königlicher geliebter Schreiber betitelt, war mithin wohl eine Art Staatssekretär, der auch einmal als außerordentlicher Gesandter nach Babylonien ging. Neben ihm — um hier gleich die sonst in den Amarnabriefen erscheinenden Würdenträger aufzuführen, bekleidet Dudu einen wichtigen Posten beim Könige; der schon genannte Amanappa war nach einem Briefe, den er an Rib-Addi von Gebal (Byblos) schreiben ließ, ein Feldhauptmann. Mit königlichen Aufträgen erscheinen als Kommissare in den syrischen Gebieten Hani, Salma, Pauru, Pahamnata, Hatib, Maja, Schuta und Zitana; einem Beamten namens Schachschihaschiha wird nach Ägypten über den Verbleib einer Karawane des Königs berichtet.

Von sehr großer Bedeutung für die asiatischen Vasallen des Reiches ist aber das Amt, welches Janhamu bekleidet, nämlich die Verwaltung Unterägyptens, des Landes „Jarimuta“. Wem Janhamu übel will, der mag sich in acht nehmen, das zeigen uns die Briefe mehrere Male recht drastisch. Der ihm an Rang gleiche Beamte des Könige von Alaschja sendet Geschenke an den gefährlichen Mann, weil er durch seine Maut alaschiotische Kauffahrer beim Anlegen belästigt hat; Rib-Addi von Gebal verliert Land und Leute, trozdem Amanappa sein Gönner ist, weil es Janhamu so beliebt, und an Milki-El von Gath statuiert dieser persönlich ein warnendes Exempel, von dem noch die Rede sein wird.

Bei alledem erfreuen sich die asiatischen Länder unter ägyptischer Hoheit der Selbstverwaltung. Sie zeigt freilich ihre Schattenseiten in jeder Hinsicht, so daß zahlreiche Briefe mit großer Regelmäßigkeit in die Bitte auslaufen, der König möge selbst eingreifen, oder wenigstens Beamte nebst Truppen senden. Das geschieht zuweilen, aber nur selten hat eine solche Intervention, gewöhnlich mit ungenügenden Kräften unternommen, Beruhigung zur Folge. Die einheimischen Fürsten, Grafen und Stadtschultheißen bekriegen einander rastlos, bilden Sonderbünde oder stehen gar in heimlichem Einverständnis mit Nachbarstaaten, das sie aber mit eiserner Stirn abzuleugnen wissen. Diese trostlosen Verhältnisse lassen sich im allgemeinen auf zwei Hauptursachen zurückführen: die Tributfrage und die Einwanderung von Beduinenstämmen.

Die Regierung des Königs versteht keinen Spaß, sobald der Tribut überfällig wird. Auch die triftigste Entschuldigung Verlust von Ortschaften, Kriegsnot, Fehlernte begegnet großem Mißtrauen, dessen allgemeine Berechtigung keinem Zweifel unterliegt, das aber doch im Einzelfalle leicht zu Härten führte. Alle normalen Abgaben sind fest bestimmt, ebenso die eintretenden Lieferungen für passierende königliche Truppen und die zu stellenden Mannschaften im Bedarfsfalle. Allein die Begleitgeschenke, welche nicht nur für die hohen Beamten am Hofe, sondern auch für den König selbst mit dreingehen Sklavinnen beispielsweise verteuern die Leistung ungemein; eine persönliche Zitation nach Ägypten aber galt weniger reichen Gauherren beinahe. als sicherer Ruin. Daß sie sich dann sperren würden, war so klar, daß eine derartige Aufforderung hie und da nur im Hintergrunde, mehr als Drohung auftaucht. Wenn jedoch ein paar Gräflein in Palästina oder Syrien ihr Malter Korn, ihre drei Ochsen oder zwanzig Schafe zurückhielten oder mit dem Zuschlag an Bakschisch so gespart hatten, daß dieser Tribut unterwegs dafür angegriffen wurde und aus den Buchungen verschwand, sollten deshalb kostspielige Maßnahmen getroffen werden? Dann übertrug man einfach den getreuen Nachbarn die Exekution, und der kleine Krieg war fertig. Sind doch sogar die Mandate direkter königlicher Sendboten bei Gelegenheit angezweifelt

[ocr errors]

worden; es war also kaum zu verlangen, daß eine an Gleichstehende übertragene Vollmacht sonderliche Achtung fand. Beide Parteien empfingen Zuzug, der lachende Dritte griff im passenden Moment zu, es bildeten sich verschiedene, oft entlegene Herde der Zwietracht, und zuleßt konnten selbst die herbeigeeilten königlichen Kommissare nicht sagen, ob die Exekution vollzogen sei oder nicht. Denn den anfänglich für schuldig Betrachteten war im Überfluß Gut vernichtet oder entrissen, aber der Raub selbst durch zahllose Hände gegangen. Aus einer Beschwerde war zudem ein Dußend geworden, bis der Oberherr mit Gewalt zu seinem Rechte kam, ohne daß Friede blieb. Die Tafeln sind voll von diesen durcheinandergewirrten Streitigkeiten.

Jm

Hierzu gesellen sich die Einwanderungen beduinischer Stämme. Norden dringen die Sutu-Nomaden, im Süden die Habiri vor und schmälern den ägyptischen Besiß. Man sieht ein, daß diese weitere Bedrängnis ganz geeignet war, dem Fasse den Boden auszuschlagen, denn sie traf natürlich wiederum die tributpflichtigen Gemeinwesen und Dynasten. Namentlich die Habiri bereiten einigen dieser kleinen Herren gleichsam vor unseren Augen den Untergang, so daß die übrigen es vorziehen, sich lieber mit den unwillkommenen Gästen zu verbünden, was allerdings mehr verstohlen geschehen zu sein scheint, während die Sutu, welche auf das Gebiet mächtigerer Tributfürsten stießen, von zweien davon, Aziru und Namjawaza, ganz offen in Sold genommen sind. Selbstverständlich gaben solche Freundschaften mit landsuchendem Raubvolk den Kämpfen noch größere Schärfe und Dauer. In Palästina wäre zweifellos die Ruhe von Ägypten aus bald herzustellen gewesen, wenn die Habiri nicht schon feste Punkte in Besiz gehabt hätten, die sie als Basis für ihre weitere Ausbreitung benußten. Ihre ansässigen Freunde wurden dadurch natürlich in weitere Streitigkeiten verwickelt. So mußten gerade die herrschsüchtigeren Vasallen endlich erkennen, daß ihnen hier die Aussicht winkte, sich mit Hilfe der Beduinen sowie des allgemeinen Unfriedens ein eigenes Reich zu schaffen, falls es nämlich gelang, den ägyptischen Hof lange genug zu täuschen und seine Gegenmaßregeln zu lähmen.

Zwar fehlt es der Regierung des Pharao nicht eigentlich an Wachsamkeit, und mit Nachrichten wird sie eher zu gut bedient. Dem Könige und seinen Räten blieb aber angesichts der ewigen Klagen und Widerklagen, der Bitten um Hilfe und der meist unglaubwürdigen Versicherungen ewiger Treue kaum ein anderes übrig, als entweder einen militärischen Spaziergang im großen anzuordnen, oder sich skeptisch zu verhalten und nur auf den Tribut zu sehen. Schwäche im Verein mit Hochmut ließ sie jedoch den gefährlichen Mittelweg einschlagen, gar zu kleine Scharen vereinzelt in diese gährenden Länder zu entsenden. Die Rechnung stimmte insofern, als die „Pidati“ des Königs noch von alten Zeiten her gefürchtet waren, und seine Schweizertruppen, die „Schirtani“, für unüberwindlich galten. Das Erscheinen einer Kompagnie stellte da, wo nur Hunderte gegen Hunderte im Felde lagen, die Ruhe auch leicht her, so lange es dauerte; aber ein ernsthaft entbrannter

Kampf zwischen Massen war nicht immer mit so kleinen Scharen zu dämpfen. Und es war ein schwerer Schlag für das Prestige der Schirtani, als sie vor Gebal von den Sutu-Leuten besiegt wurden.

Das Bewußtsein der Fürsten und Beamten in Syrien-Kanaan, daß der Sonnensohn hoch und Ägypten weit sei, führte bald zu Taten offener Mißachtung des Suzeräns. Gesandte fremder Staaten werden beim Durchzug nach Ägypten beraubt, Karawanen geplündert, Geschenke des Pharao unterschlagen. Immer aber fließen die Briefe an ihn von Ergebenheitsfloskeln über.

III. Die Briefe asiatischer Könige.

[ocr errors]

Chuenaten hatte einen Teil des Archivs seines Vaters mit nach der neuen Residenz hinübergenommen. Aus den Vasallen= briefen wäre das kaum zu ersehen, weil diese immer nur an den König“ schlechtweg gerichtet sind. Wohl aber reden die ausländischen Herrscher den Pharao fast durchweg mit Vornamen an. So kommen also weder „Amenophis" noch „Chuenaten“ im Amarnafunde vor, sondern stets „Nimmuria“ (= Neb-mat-Ra, Amenophis III.) und „Napchuria" Neferchepru-Ra, Chuenaten). Datierung gibt es leider nicht im damaligen Briefwechsel; diese namentlichen Anreden gewinnen also hohe chronologische Bedeutung.

Vier Schreiben des babylonischen Herrschers KadaschmanHarbe an Nimmuria gehören hier an die Spize. Der Absender nennt sein Land „Karduniasch“, eine Bezeichnung für Babylonien, die später, nach Erlöschen ihres Gebrauches an Ort und Stelle, im Munde der Assyrer fortgedauert hat. Kadaschman-Harbe selbst zählt zum Hause der kassitischen Herrscher, die etwa 350 Jahre zuvor als Eroberer Babylonien unterworfen, sich aber seitdem völlig dem babylonischen Wesen angepaßt hatten. Man bemerkt sofort, daß Nimmuria und er auf gleichem Fuße verhandeln. Aber der Ägypter besigt in vermeintlichem Überflusse ein sehr schäzbares Gut, nämlich Gold. Die nubischen Minen waren damals ergiebig. So fehlt denn in den Mitteilungen des Babyloniers nicht die Anregung, daß er jenes gelbe Metall wünsche, und zwar bald als Gegengeschenk für wertvolle Gaben von seiner Seite, bald als Tempelspende oder Morgengabe. Ein Hauptmittel, sich mit dem Nachbar auf gutem Fuße zu erhalten, sind Verschwägerungen mit ihm, und die orientalische Polygamie erlaubte in dieser Hinsicht alles mögliche. Nun stellt sich aber heraus, daß die am Nil

für den König beanspruchte göttliche Verehrung bereits im diplomatischen Verkehr kleine Schwierigkeiten verursacht. Natürlich fällt es dem „Sonnensohne" nicht ein, von seinen Herren Brüdern etwas der Anbetung ähnliches zu verlangen, das war eine für die Untertanen reservierte Erkenntnis aber er hat doch den größten Widerwillen gegen eine Hingabe seiner Töchter an das Ausland. Man übersehe dabei nicht, daß gerade in der 18. Dynastie der Bruder oftmals die Schwester heiratet, was später von den Ptolemäern in affektierter Form nachgeahmt wird, und bloß, weil der königliche Stamm eigentlich ein göttlicher und daher für diese Welt im Grunde viel zu vornehm war. Dieser schmeichelhaften Fiktion entsprechend konnte also ein Pharao, außer mit seiner leiblichen Schwester, gar keine wahrhaft ebenbürtige Verbindung schließen. Bei Nimmuria traf das allerdings nicht zu, dafür aber hat er, wie schon erwähnt, sein eigenes göttliches Bild selbst angebetet! So darf es denn nicht Wunder nehmen, daß er seine Sprößlinge wie Offenbarungen betrachtet und sich sperrt, sie wegzugeben.

Kadaschman-Harbe scheint diese kleine Schwäche richtig zu würdigen; ohne Zweifel boten die sterblichen Götter_am_Nil_damals allen vorderasiatischen Höfen ein reiches Thema zur spöttischen Unterhaltung. Er antwortete also auf eine Bemerkung Nimmurias, daß nie eine Königstochter von Ägypten weggegeben worden sei, mit köstlicher Trockenheit:

[ocr errors]

Warum das? Du bist doch König und kannst nach Belieben handeln. Wenn du sie auch gibst, wer wollte dagegen etwas sagen? Ich schrieb (übrigens schon): Schicke wenigstens irgend ein schönes Weib. Wer sollte behaupten, sie sei keine Königstochter? Tust du aber das nicht, so bist du eben nicht auf (unsere) Brüderschaft und Freundschaft bedacht.“

Schließlich kamen aber diese Verhandlungen dennoch zum erwünschten Abschluß, und die Geschenke flossen von beiden Seiten für eine Weile wieder reichlicher.

Wertvoll ist der Inhalt einer großen Tafel, die einen Brief Nimmurias an Kadaschman-Harbe darstellt. Sie könnte als Kopie aufbewahrt sein, müßte aber dann aus der Anfangszeit des Briefwechsels stammen. Möglich auch, daß der Brief als „unbestellbar“ zurückkam, weil der Adressat inzwischen gestorben war. KadaschmanHarbe hatte, wie sich daraus ergibt, Beschwerde geführt, weil seine Schwester, die sein Vater einst dem Ägypter zum Weibe gab, von keinem babylonischen Gesandten wieder erblickt worden sei. Allerdings habe man ihnen ein Weib im königlichen Schmucke gezeigt, aber gekannt hätte sie keiner. Wer weiß denn, ob sie nicht eines

"

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »