ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Der alte Orient.

Gemeinverständliche Darstellungen

herausgegeben von der

Worderasiatischen Gesellschaft.

4. Jahrgang, Heft 2.

Wegen der vielfach erweiterten Neudrucke empfiehlt es sich, fortab nach Jahrgang, Heft und Seitenzahl zu zitieren und eine zweite oder weitere Auflage mit hochstehender Ziffer anzudeuten, also z. B.: AO. IV, 2o S. . . Alter Orient 4. Jahrg., 2. Heft, 2. Aufl. Seite

[graphic][subsumed]

Aus der Bibliothek König Assurbanipals Medizinische Tafel: K 191 rev. (siehe Seite 26.)

Eine wissenschaftliche Bearbeitung auch dieses Textes erschien soeben u. d. T.: Beiträge zur Kenntnis der assyrisch-babylonischen Medizin, autographiert, transkribiert, überseßt und erklärt von Dr. Frdr. Küchler. 40. (VIII, 154 S. Druck u. 20 autogr. Tafeln). Leipzig, Hinrichs. 1904.

Hugo Winckler hat gezeigt, wie im Altertume die Geschichtsschreibung sich einem Systeme einordnen mußte, das gleichzeitig astrologisch, arithmetisch und religiös war. Einige Hinweise auf die Beeinflussung des ganzen Lebens und darunter auch der Medizin jener Zeiten gibt Winckler. Diesen Geist der Heilkunde, welcher durch Jahrtausende und über große Ländergebiete gleich blieb, möchte ich weiteren Kreisen verständlich machen, wenigstens in den allgemeinsten Zügen. Denn gerade wie heute die Lehre von der Entstehung der Art und der Einzelwesen unter dem populären Namen des Darwinismus von Naturwissenschaft und Medizin ausgeht, aber schon in die Rechtspflege, in die Betrachtung der Politik, und auf alle anderen Wissenschaften übergreift, so nehme ich den Ausgang der altbabylonischen Weltanschauung als einen antik naturwissenschaftlichen.

In der Medizin müssen wir Krankheitserkenntnis und Krankheitsbehandlung trennen. Für die Krankheitsbehandlung würde ideal die Forderung erwachsen, geeignete Mittel zur Beseitigung der erkannten Krankheitsursache zu beschaffen. Wenn wir nun wohl auch glauben dürfen, daß wir in der Lehre der Krankheitserkenntnis der wirklichen Wahrheit vielfach sehr nahe gekommen sind, so steht die moderne Krankheitsbehandlung damit wenig im Einklang.

Wir können darum modern eine auf Anatomie beruhende Krankheitserkenntnis besizen, dieselbe im einzelnen praktischen Falle falsch anwenden, aber doch keinen Schaden dadurch stiften, da die Krankheitsbehandlung in keinem Bezug zu dieser falschen Krankheitserkenntnis stehen kann. Unsere moderne Krankheitsbehandlung muß meist auf einzelne störende Erscheinungsformen im Rahmen der Hauptkrankheit zurückgreifen. Wir geben also an z. B. Typhus zu behandeln und bekämpfen lediglich entweder den Kopfschmerz oder das Fieber oder den Durchfall, welche diese Krankheit hervorruft, und die den Patienten peinigen und in Lebensgefahr bringen.

Gehen wir aber nun auf die alte Medizin ein, so wird durch Jahrtausende verfolgbar jede einzelne äußere Erscheinung einer

Grundkrankheit, was wir also modern Krankheitssymptom nennen, als gesonderte Krankheit aufgefaßt. Wer damals aus Erfahrung die Symptome und ihre zweckmäßige Behandlung kannte, kannte auch die Medizin. Eine theoretische Erkenntnis einer einheitlichen Erkrankung im modernen Sinne gab es nicht und damit auch nicht den Unterschied von wissenschaftlichem Arzte und Pfuscher. Der Staat hatte darum auch kein Interesse, das Monopol der Ärzteschulen und das Monopol der Approbation in Anspruch zu nehmen. Wo uns in alten Zeiten etwas ähnliches entgegentritt, sind darin vielmehr Licenzbehörden für Krankenbehandlung oder steuerfiskalische Einrichtungen zu erkennen. Somit fiel auch die moderne Beschränkung in der Ausübung der erlernten Heilkunde nach Landesgrenzen weg. Für die Entwicklung und Verbreitung der alten Heilkunde war dies von höchstem Werte, worauf wir später zurückkommen müssen. Hier sei nur als Folge davon der Reichtum der Alten an Arzneistoffen erwähnt.

Alle im Altertume persönlich hervortretenden Ärzte, soweit sie Terte über Arzneimittellehre oder Rezeptsammlungen hinterlassen haben, verfügen über eine so reichliche Auswahl wirksamer Stoffe, wie solche von den gelehrtesten Pharmakologen der Neuzeit nie praktisch verschrieben, sondern höchstens in den gebräuchlichen Taschenund Handbüchern vereint werden. In der Vielheit von Verordnungen ist uns also der römische, griechische und ägyptische, aber auch schon nach den bisher zugänglichen Proben der keilschriftliche Arzt weit über. Wenn sich diese auch an Symptome hielten und den Begriff der abgeschlossenen einheitlichen Diagnose meist vernachlässigten, so hatten doch die Keilschriftärzte auch schon ein Krankheitssystem, in welches sich harmonisch damalige symptomatische Krankheitserkenntnis und Symptombehandlung nach Erfahrung einfügte. Gegenüber dem geschilderten Zwiespalt zwischen moderner Krankheitserkenntnis und Krankheitsbehandlung wären diese Ärzte dadurch überlegen, sobald nur ihre Beobachtungen in der Erfahrung immer richtig wären. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen dürfen aber sehr häufig nicht als richtig angesehen werden, da sie mit weitgehenden künstlichen Zustuzungen diesem System eingepaßt wurden. Dies geschah nicht in der bewußten Absicht zu fälschen, sondern im redlichsten Glauben, der Erforschung der Wahrheit nach alterprobten Methoden zu dienen.

Die Grundanschauung des Systems war aber die Weltan= schauung des alten Orient, welche, wie erwähnt, in anderer Richtung

Hugo Winckler auseinander gesezt hat. Die astrologischen, göttlichen und Zahlen-Einflüsse beherrschen die Keilschriftmedizin, finden sich aber ebenso in der Medizin der alten Ägypter, des klassischen Altertums und des mittelalterlichen Europa. Je nach größerem oder geringerem Hange zu Pedanterie und Schematismus tritt von Zeit zu Zeit das System schärfer hervor und wird dann wieder mehr zu Gunsten wahrer unbeeinflußter Beobachtungen verwischt. In dieser Beziehung muß schon hier hervorgehoben werden, daß die hinterlassenen Schriften der griechischen Ärzteheroen sich verhält nismäßig weit von den erhaltenen keilschriftlichen und hieroglyphischen medizinischen Texten entfernt hatten. Leßtere waren aber doch auf Neben= wegen weitergeerbt worden. Als die Ausläufer der erhaltenen babylonischen und ägyptischen Texte nun wieder mehr dem Geist der europäischen Medizin gegen Ende des Mittelalters entsprachen, da schossen wie Pilze aus dem feuchten Boden in mittelprovençalischer, mittelnormanischer, mittelenglischer, mitteldänischer, mittelniederdeutscher und mittelhochdeutscher Sprache, handschriftlich in den verschiedensten Bibliotheken zerstreut, Arzneibücher auf, welche uns vielfach wörtliche Übereinstimmungen mit keilschriftlichen und hieroglyphischen medizinischen Texten bieten und in den lateinischen Vorlagen häufig der Schule von Salerno angehören. Es scheint dabei sehr stark instinktiv nach dem Charakter der Gegend und des Jahrhunderts wieder ursprünglich Zusammengehöriges in den einzelnen mittelalterlichen Machwerken ausgesiebt zu sein. So dürften diese mittelalterlichen Texte vielfach den Schlüssel für schwer verständliche medizinische Spezialterte der Keilschrift- und Hieroglyphenkultur ergeben. Sowohl von den mittelalterlichen wie den altorientalischen medizinischen Texten ist aber leider bis jezt erst ein recht unge= nügender Bruchteil veröffentlicht. Die Wege der Überlieferung gehen einerseits von den Ägyptern zu den Kopten, dann zu den Arabern und dann nach Salerno, anderseits von den Keilschriftzeiten zu den Nestorianern (resp. Talmud) Byzantinern und Humanisten.

Es ist hier etwas nachzuholen. Oben wurde von einem einheitlichen Systeme, das die Medizin der Keilschrift- und Hieroglyphenkultur umgreift, gesprochen und hier unterscheide ich Keilschrift und Hieroglyphenmedizin. Es kommt dies daher, daß in dem ursprünglich einheitlichen Grundsysteme für die Lehre vom Leben die Zahl 2 eintritt. Von ihr abgeleitet spielen dann die Potenzen von 2, d. h. 4, 8, 16 u. s. w. eine wichtige Rolle als die weiteren Grade" der Zweiteilung. Die wichtigste Zweiheit,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »